13.01.2023 - 16:13 Uhr
Violett
53 Rezensionen
Violett
Top Rezension
22
Bock auf Goat
Was hab' ich mich auf diesen Flacon gefreut. Hat er mir doch beim Testen schon genau so viel Spaß gemacht, wie das Beobachten seiner frechen, gefräßigen Namensvettern.
Viel mehr als den Namen hat "Goat" allerdings auch nicht mit Ziegen und Böckchen gemein. Schon gar nicht deren typischen Stall- und Gehege-Geruch.
Und das ist gut so.
Weil ,der die kleinen Hornviecher umwabernde Odeur in Streichelzoo & Co ,schon recht streng nach den Ausscheidungen derselben riecht. Um es auf den Punkt zu bringen : Wo Zicklein sich auf engerem Raum tummeln, da stinkt's.
Daher hat der gemeine Geisbock bei Duftliebhabern schon von vornherein verständlicherweise ein gewisses Imageproblem. Sex sell's, wie man ja so schön sagt. Möglicherweise wäre "Goat" ein Bisschen populärer, wenn er z. B. "Dirty Love" oder so hieße ?
Bei Tiergeruch bin ich theoretisch schon für vieles offen, tendenziell aber doch eher Weichei. Bei der derben Animalik des teilweise ja als extrem sexy gehypten, aber auch polarisierenden, The Lover's Tale muss ich z. B. notgedrungen passen. Mein Magen rebellierte direkt nach dem Aufsprühen derart, daß ich ihn direkt mit viel Seife abwaschen musste. Danach blieb immerhin ein passabler Ledergeruch übrig. Beim The Lover's Tale ist z.B. olfaktorisch erst mal alles geboten, was der Stall so hergibt. Sogar die Käserei von nebenan darf hier der Nase ausführlich vom Reifungsprozess eines Appenzeller berichten.
Dann gibt es jene Parfüms, in denen man "gepudertes Tier" serviert bekommt. So nach dem Motto :
Kunde :"Ich hätte gerne eine Portion Schmuddelschwitzmuffel, extra heiß, rrrrroooaaaaarrrr ."
Parfumeur : "Gerne. Darf es einer von den ganz Bösen sein ?"
Kunde : " Nein, nein, lieber einen von den Süßen mit der Puderpanade ( im Häschenkostüm)..."
Solcherlei Geruchserlebnis lässt mich an die guten alten Zeiten am französischen Königshof denken, als Waschen verpönt war. Und Menschen, so wie deren Perücken, in denen vermutlich Generationen von Flöhen Heimat fanden, wo schon Läusedynastien hausten, diverse Hygiene und Muffelprobleme mit immer neuen Puderschichten auf eher fragwürdige Art lösten.
Ich verzichte jetzt einfach mal auf Beispiele. Aber ganz ehrlich : Dann lieber den Bianchi.
Nun zu Goat, der weder der "Hardcore-Tier-Fraktion", noch den "Pudermuffelchen"angehört.
Für Meine Nase ein Harmlosling, wie er im Buche steht.
Die meisten würden vermutlich beim Blindtest gar nicht drauf kommen, daß Goat nach Ziege riechen soll...
Denn hier ist kein olfaktorischer Fotorealismus geboten, man kriegt eher ein lustiges, buntes Picasso-Geislein vor, bzw. unter die Nase gesetzt. Es kommt auf einem ( gruchlosen ) fahrbaren Untersatz angeknattert und wirbelt dabei ordentlich dunklen Staub auf. Der Geruch nach dunkler ( Patch-Erde) mit einer , ebenfalls dunklen, leicht rauchigen, Ledernote steigt mir zuerst in die Nase. Sieh an,das Böcklein trägt eine Bikerjacke. Und es hat etwas mitgebracht :
Der Geruch von Veilchen und Osmanthus verbindet sich für mich zu einer beschwipsten Brombeere-Pfirsich- Aprikosen-Mischung. So so : Gleich dreierlei Likörchen im Gepäck...
Das ist schön raffiniert und passt gut zusammen.
An diesem Punkt steigen die Fans knallharter Viechereien schon aus - viel zu lieb mit dem Obst-Zeug dabei...
Die Süße steigert sich im Duftverlauf noch und auch ich muss sagen : Ein Tick weniger wäre hier mehr gewesen. Der Hintergrund hellt sich auf, der dunkle Staub rieselt allmählich zu Boden. Im Hintergrund riecht man nun eine warme, goldbraune Melange aus Heu, hell-erdigen Tönen, Holz, ein wenig Oud- Strenge, Gewürzen. Und da ist auch ein leichter Geruch nach Fell oder Wolle wahrnehmbar. Die gelisteten Pilze ? Ich kann nur sagen, wenn sie da sind ,halten sie sich vornehm zurück. Vielleicht ein paar kleine Champignons oder Pfifferlinge hinter'm Heuschober. Den von einigen erwähnten Käse kann ich absolut nicht wahrnehmen. Und das, wo meine Nase sich doch sonst immer sehr gern auf Essbares fixiert ....Nun, Käse ist ein Dufteindruck, den ich im Parfum sowieso generell nicht vermisse.
Schlussendlich macht Goat dann die so häufig geschnupperte Duftentwicklung durch. Er wird süßer, weicher. Zum Schluss ist nur noch ein Bisschen Frucht und Wärme übrig.
Der "Familientest" fiel positiv aus. Mein Mann sagt " Gut",was für einen Pfälzer schon an Extase grenzt ! Meine Tochter liebt das Felltier ebenfalls, wähnt sich allerdings geruchlich auf dem Reiterhof.
( Sie überraschen mich immer wieder... Den Bottega Veneta Eau de Parfum lassen sie mir nicht durchgehen, diese Nischensnobs)
Die polnische Marke "Wolf Brothers" macht Spaß zu Testen. Die Düfte sind jeweils einem Tier gewidmet, und die kreativen Visionen der Macher wurden von professionellen Parfumeuren aus Grasse umgesetzt. Das riecht man auch. Sie sind allesamt gut gemacht, orginell- und doch tragbar.
Tja, was soll man da sagen ? Könnte wohl nicht nur mir Spaß machen, die ein oder andere Duftvision vom Profi-Parfumeur verwirklichen zu lassen....Man gönnt sich ja sonst nix...
...Auuuußer natürlich den ein oder anderen lustigen Nischenduft ! Hier nochmal ein Dankeschön an die ,im besten Sinne ,freakigen Teilnehmer meines Sharings. Ich hoffe, ihr habt genauso viel Spaß mit dem Böckchen wie ich.
Viel mehr als den Namen hat "Goat" allerdings auch nicht mit Ziegen und Böckchen gemein. Schon gar nicht deren typischen Stall- und Gehege-Geruch.
Und das ist gut so.
Weil ,der die kleinen Hornviecher umwabernde Odeur in Streichelzoo & Co ,schon recht streng nach den Ausscheidungen derselben riecht. Um es auf den Punkt zu bringen : Wo Zicklein sich auf engerem Raum tummeln, da stinkt's.
Daher hat der gemeine Geisbock bei Duftliebhabern schon von vornherein verständlicherweise ein gewisses Imageproblem. Sex sell's, wie man ja so schön sagt. Möglicherweise wäre "Goat" ein Bisschen populärer, wenn er z. B. "Dirty Love" oder so hieße ?
Bei Tiergeruch bin ich theoretisch schon für vieles offen, tendenziell aber doch eher Weichei. Bei der derben Animalik des teilweise ja als extrem sexy gehypten, aber auch polarisierenden, The Lover's Tale muss ich z. B. notgedrungen passen. Mein Magen rebellierte direkt nach dem Aufsprühen derart, daß ich ihn direkt mit viel Seife abwaschen musste. Danach blieb immerhin ein passabler Ledergeruch übrig. Beim The Lover's Tale ist z.B. olfaktorisch erst mal alles geboten, was der Stall so hergibt. Sogar die Käserei von nebenan darf hier der Nase ausführlich vom Reifungsprozess eines Appenzeller berichten.
Dann gibt es jene Parfüms, in denen man "gepudertes Tier" serviert bekommt. So nach dem Motto :
Kunde :"Ich hätte gerne eine Portion Schmuddelschwitzmuffel, extra heiß, rrrrroooaaaaarrrr ."
Parfumeur : "Gerne. Darf es einer von den ganz Bösen sein ?"
Kunde : " Nein, nein, lieber einen von den Süßen mit der Puderpanade ( im Häschenkostüm)..."
Solcherlei Geruchserlebnis lässt mich an die guten alten Zeiten am französischen Königshof denken, als Waschen verpönt war. Und Menschen, so wie deren Perücken, in denen vermutlich Generationen von Flöhen Heimat fanden, wo schon Läusedynastien hausten, diverse Hygiene und Muffelprobleme mit immer neuen Puderschichten auf eher fragwürdige Art lösten.
Ich verzichte jetzt einfach mal auf Beispiele. Aber ganz ehrlich : Dann lieber den Bianchi.
Nun zu Goat, der weder der "Hardcore-Tier-Fraktion", noch den "Pudermuffelchen"angehört.
Für Meine Nase ein Harmlosling, wie er im Buche steht.
Die meisten würden vermutlich beim Blindtest gar nicht drauf kommen, daß Goat nach Ziege riechen soll...
Denn hier ist kein olfaktorischer Fotorealismus geboten, man kriegt eher ein lustiges, buntes Picasso-Geislein vor, bzw. unter die Nase gesetzt. Es kommt auf einem ( gruchlosen ) fahrbaren Untersatz angeknattert und wirbelt dabei ordentlich dunklen Staub auf. Der Geruch nach dunkler ( Patch-Erde) mit einer , ebenfalls dunklen, leicht rauchigen, Ledernote steigt mir zuerst in die Nase. Sieh an,das Böcklein trägt eine Bikerjacke. Und es hat etwas mitgebracht :
Der Geruch von Veilchen und Osmanthus verbindet sich für mich zu einer beschwipsten Brombeere-Pfirsich- Aprikosen-Mischung. So so : Gleich dreierlei Likörchen im Gepäck...
Das ist schön raffiniert und passt gut zusammen.
An diesem Punkt steigen die Fans knallharter Viechereien schon aus - viel zu lieb mit dem Obst-Zeug dabei...
Die Süße steigert sich im Duftverlauf noch und auch ich muss sagen : Ein Tick weniger wäre hier mehr gewesen. Der Hintergrund hellt sich auf, der dunkle Staub rieselt allmählich zu Boden. Im Hintergrund riecht man nun eine warme, goldbraune Melange aus Heu, hell-erdigen Tönen, Holz, ein wenig Oud- Strenge, Gewürzen. Und da ist auch ein leichter Geruch nach Fell oder Wolle wahrnehmbar. Die gelisteten Pilze ? Ich kann nur sagen, wenn sie da sind ,halten sie sich vornehm zurück. Vielleicht ein paar kleine Champignons oder Pfifferlinge hinter'm Heuschober. Den von einigen erwähnten Käse kann ich absolut nicht wahrnehmen. Und das, wo meine Nase sich doch sonst immer sehr gern auf Essbares fixiert ....Nun, Käse ist ein Dufteindruck, den ich im Parfum sowieso generell nicht vermisse.
Schlussendlich macht Goat dann die so häufig geschnupperte Duftentwicklung durch. Er wird süßer, weicher. Zum Schluss ist nur noch ein Bisschen Frucht und Wärme übrig.
Der "Familientest" fiel positiv aus. Mein Mann sagt " Gut",was für einen Pfälzer schon an Extase grenzt ! Meine Tochter liebt das Felltier ebenfalls, wähnt sich allerdings geruchlich auf dem Reiterhof.
( Sie überraschen mich immer wieder... Den Bottega Veneta Eau de Parfum lassen sie mir nicht durchgehen, diese Nischensnobs)
Die polnische Marke "Wolf Brothers" macht Spaß zu Testen. Die Düfte sind jeweils einem Tier gewidmet, und die kreativen Visionen der Macher wurden von professionellen Parfumeuren aus Grasse umgesetzt. Das riecht man auch. Sie sind allesamt gut gemacht, orginell- und doch tragbar.
Tja, was soll man da sagen ? Könnte wohl nicht nur mir Spaß machen, die ein oder andere Duftvision vom Profi-Parfumeur verwirklichen zu lassen....Man gönnt sich ja sonst nix...
...Auuuußer natürlich den ein oder anderen lustigen Nischenduft ! Hier nochmal ein Dankeschön an die ,im besten Sinne ,freakigen Teilnehmer meines Sharings. Ich hoffe, ihr habt genauso viel Spaß mit dem Böckchen wie ich.
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