28.12.2018 - 17:02 Uhr
Yatagan
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Yatagan
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Ein Besuch bei Marie Antoinette
Unkommentierte Düfte No. 132
Marie Antoinette betrat lustlos das Bad. Zwar war die Zeit des wasserscheuen Barockzeitalters längst vergangen, aber eine Freundin des Badens war sie nie geworden. Dieser saubere, nichtssagenden Geruch von frisch gewaschener Haut reizte sie nicht. Dem König ging es nicht anders. Vermutlich hielt sich Ludwig XVI. ohnehin bei einer seiner Mätressen auf. Ein exquisiter Duft war viel besser geeignet, die weniger schönen Gerüche des Körpers in die richtige Richtung zu lenken als schnödes Wasser. Heute entschied sie sich für einen mit Bibergeil großzügig parfümierten Duft. Vielleicht ein wenig zu viel des Guten, aber wen störte das schon. Sie war ja die Königin.
Zu diesem Zeitpunkt ahnte sie allerdings noch nicht, dass ihr derartige Gedanken bald gleichgültig sein würden. Am 1. August 1793 wurde sie von den Revolutionären ins Concierge-Gefängnis überstellt, am 16. Oktober, ein dreiviertel Jahr nach ihrem Mann, dem König, auf dem Place der la Concorde mit der Guillotine enthauptet.
An diesem Tag aber, einem Wintertag des Jahres 1784, roch sie noch nach einer unfassbar opulenten, honigsüßen Mischung aus floralen Noten, Jasmin, pudriger Iriswurzel, Rose, nach ein wenig zu viel Bibergeil, wie vielleicht schon erwähnt, und holzigen sowie ledrigen Noten (denn sie trug den Duft vor allem auf ihren Handschuhen). Unter diesen Bedingungen konnte sie getrost auf das lästige Bad verzichten. In ihrer Nähe würde man ohnehin nur den Duft wahrnehmen.
Was Marie Antoinette neben ihrem schnöden Tod außerdem nicht ahnen konnte: Exakt 225 Jahre nach ihrem Tod "er-fand" auf wundersame Weise eine begabte Parfumeurin, Francesca Bianchi, den Duft der Königin neu und traf den Ton Marie Antoinettes auf so unglaublich präzise Weise, dass alle, die das rochen, unwillkürlich an die "Witwe Capet" dachten, an die ehemalige Königin von Frankreich, die in den Wirren der französischen Revolution, die Europa so viel Leid, aber auch seine Zukunft bescherten, ihr stark parfümiertes Leben verlor.
Kleiner sachlicher Nachtrag, um Missverständnisse zu vermeiden: Der Duft ist für mich eine Melange älterer Düfte, die in ihren Vintage-Varianten noch mehr Zibet, Castoreum und Moschus enthielten: Mitsouko, Jicky, Tabu, Shocking, Habanita...
Marie Antoinette betrat lustlos das Bad. Zwar war die Zeit des wasserscheuen Barockzeitalters längst vergangen, aber eine Freundin des Badens war sie nie geworden. Dieser saubere, nichtssagenden Geruch von frisch gewaschener Haut reizte sie nicht. Dem König ging es nicht anders. Vermutlich hielt sich Ludwig XVI. ohnehin bei einer seiner Mätressen auf. Ein exquisiter Duft war viel besser geeignet, die weniger schönen Gerüche des Körpers in die richtige Richtung zu lenken als schnödes Wasser. Heute entschied sie sich für einen mit Bibergeil großzügig parfümierten Duft. Vielleicht ein wenig zu viel des Guten, aber wen störte das schon. Sie war ja die Königin.
Zu diesem Zeitpunkt ahnte sie allerdings noch nicht, dass ihr derartige Gedanken bald gleichgültig sein würden. Am 1. August 1793 wurde sie von den Revolutionären ins Concierge-Gefängnis überstellt, am 16. Oktober, ein dreiviertel Jahr nach ihrem Mann, dem König, auf dem Place der la Concorde mit der Guillotine enthauptet.
An diesem Tag aber, einem Wintertag des Jahres 1784, roch sie noch nach einer unfassbar opulenten, honigsüßen Mischung aus floralen Noten, Jasmin, pudriger Iriswurzel, Rose, nach ein wenig zu viel Bibergeil, wie vielleicht schon erwähnt, und holzigen sowie ledrigen Noten (denn sie trug den Duft vor allem auf ihren Handschuhen). Unter diesen Bedingungen konnte sie getrost auf das lästige Bad verzichten. In ihrer Nähe würde man ohnehin nur den Duft wahrnehmen.
Was Marie Antoinette neben ihrem schnöden Tod außerdem nicht ahnen konnte: Exakt 225 Jahre nach ihrem Tod "er-fand" auf wundersame Weise eine begabte Parfumeurin, Francesca Bianchi, den Duft der Königin neu und traf den Ton Marie Antoinettes auf so unglaublich präzise Weise, dass alle, die das rochen, unwillkürlich an die "Witwe Capet" dachten, an die ehemalige Königin von Frankreich, die in den Wirren der französischen Revolution, die Europa so viel Leid, aber auch seine Zukunft bescherten, ihr stark parfümiertes Leben verlor.
Kleiner sachlicher Nachtrag, um Missverständnisse zu vermeiden: Der Duft ist für mich eine Melange älterer Düfte, die in ihren Vintage-Varianten noch mehr Zibet, Castoreum und Moschus enthielten: Mitsouko, Jicky, Tabu, Shocking, Habanita...
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