
ChrisPrivat
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ChrisPrivat
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4
Wer wagt, gewinnt?
Dieser im Frühjahr 2025 erschienene Duft von Francesca Bianchi, ihre bisher 22. Veröffentlichung, markiert eine Neuorientierung der Marke.
Sofort nach dem Aufsprühen ist die Bergamotte voll da. Im Untergrund breitet sich etwas Süßes mit angenehmer Wärme aus, nach ein paar Minuten entwickelt sich daraus ein Mix aus Mandarine mit Ananas, Mango und weiteren Früchten - der Akkord "exotische Früchte". Es liegt nahe, diesen Akkord mit dem Früchtekorb aus "Sex and the Sea" zu vergleichen. Während die Duftnoten bei SatS warm perlen und sprudeln und Tiefgang haben, sind sie bei TCoE statisch, kühl und eindimensional. Die Wärme kommt von woanders her, sie liegt unter dem Früchteakkord, so als ob der Fruchtkorb auf einer Warmhalteplatte stehen würde. Mich erinnern die Früchte in TCoE an Aromen, die in der Lebensmittelindustrie verwendet werden - so irgendwie der Flavour von exotischen Gummibärchen hoch zehn. Auch wirkt die Frische für mich aufgezwungen, so als hätte jemand die Früchte mit einem Putzmittel gereinigt. Nach ein paar weiteren Minuten mischt sich dann ein herber und leicht scharfer Ton dazu, hallo rosa Pfeffer.
Der Duft gewinnt schnell an Volumen und nach etwa 20 Minuten beginnt sich die Basis zu entwickeln und der Duft wird voller und runder. Nach 45 Minuten ist eine ganz leicht rauchige Komponente wahrnehmbar und Sandelholz und Zeder, sowie Moos und Vetiver sind erkennbar - zumindest, wenn man's aus der Duftpyramide weiß, denn diese Noten habe ich alle leicht anders in Erinnerung, hier erscheinen sie mir eher wie Fotografien davon. Immerhin ist alles gut austariert, auch wenn der Fruchtkorb im Vordergrund steht. Der Duft präsentiert sich nun eher unauffällig, die Sillage ist körpernah.
Die Ananas ist in den Duftnoten nicht angegeben, sie ist jedoch klar erkennbar.
Es gibt vermutlich auch noch einen weiteren Baustein, der nicht gelistet ist, zu dem ich mich jedoch nicht weiter äußern möchte, nur soviel: Weil ich mit der Haltbarkeit von TCoE etwas unzufrieden war, hab' ich nach etwa 5 Stunden Molecule 02 von Escentric Molecules d'rübergesprüht, also reines Ambroxan - und war verwundert, wie außergewöhnlich gut sich die beiden vertragen haben und wie exakt "The Code of Emotion" wiederbelebt wurde. In der Folge hielt der Duft dann klaglos auch noch weitere 5 Stunden.
Francesca Bianchi bezeichnet TCoE als "fruchtiges Fougère", was auch passt, obwohl für mich dieser Duft auch sehr viel mit Holz zu tun hat. Die zitrisch-fruchtigen Noten sind jedenfalls gut eingebunden in die Gesamtkomposition und bilden einen schönen Kontrapunkt zur grün-holzigen Basis, was genau zu jener Oszillation zwischen diesen beiden führt, die einen Duft spannend und interessant macht.
Ich finde es bemerkenswert, welche Entwicklung Francesca Bianchi seit 2016 mit "Sex and the Sea", über "Under My Skin und "The Lover's Tale" 2017 bzw. 2018, "The Black Knight" und "Lost in Heaven" 2019, "Sticky Fingers" und "Tyger Tyger" 2020, "Luxe Calme Volupte" 2021, "Encounters" 2023 bis hin zu "The Mariner's Rhyme" 2024 genommen hat. Die Düfte wurden in erstaunlicher Geschwindigkeit reifer, akzentuierter, raffinierter, trafen den Punkt, für den sie gedacht waren immer exakter und offenbarten auf diese Weise das Ausnahmetalent ihrer Schöpferin.
The Code of Emotion hat nun nichts mehr von jener jugendlichen Ungestümheit, mit der etwa "Sex and the Sea" in den Vordergrund gesprungen ist und orientiert sich auch nicht an romantischen Vorstellungen wie es "Under My Skin" oder "The Black Knight" taten.
Nahezu völlig weggelassen hat Francesca Bianchi auch jene unverblümte Animalik, mit der etwa "Lost in Heaven" oder auch "Unspoken Musk" noch unmissverständlich klarstellten, was Sache ist und die viele als DNA von Bianchi betrachten.
Stattdessen setzt Francesca Bianchi bei diesem Duft auf Snythetik in einem Ausmaß, das ich ihr nie zugetraut hätte und versucht den Duft zu vermarkten, als hätte sie entschlüsselt, wie menschliche Emotionen funktionieren. Nun, Emotionen spielen bei jedem Duft eine Rolle, nicht nur bei diesem und die gesamte Parfumwelt beruht auf Emotionen. Meine persönlichen Emotionen jedoch vermag TCoE nur im geringsten Ausmaß aller bisherigen Bianchi-Düfte anzusprechen.
Dennoch hat TCoE einige Aspekte, die für diesen Duft sprechen. Da ist eine harmonische Ausgewogenheit, die über den gesamten Duftverlauf gleichmäßig erhalten bleibt, trotz der kontrapunktorischen Dualität zwischen zitrischen Früchten und grün-holziger Basis. Da ist weiters ein für Bianchi neues Level an Rundheit und Ausgeglichenheit, das sie u.a. auch durch Vermeidung allen animalischen Übermuts erreicht, der z.B. "Lost in Heaven" für mich völlig untragbar macht.
Mit TCoE ist Bianchi damit nun auf dem Boden der Alltagstauglichkeit angekommen, was aber nicht verwechselt werden darf mit "Alltagsduft" - TCoE ist nach wie vor wie alle bisherigen Bianchi-Düfte ein Ausnahmeduft. Es ist dies jedoch der erste Bianchi-Duft, der sich nicht nur für ganz spezielle Situationen oder Stimmungen eignet, sondern der auch generell getragen werden kann und der sich auch gendermäßig nicht auf feminin oder maskulin festlegt.
Dieser Duft steht für eine Neuausrichtung der Marke - übrigens hat Francesca Bianchi im Zuge dieses Duftes nicht nur ihre Website, sondern auch sich selbst neu gestylt - und ich denke, es ist kein Zufall, dass sie zeitgleich mit diesem Parfum auch einen Booster lanciert hat, der die "core essence, or DNA" all ihrer bisherigen Kreationen enthält. Wer also mag, kann solcherart die alte Linie auch mit The Code of Emotion weiterführen.
Francesca Bianchi zählte für mich von dem Moment an, als ich "Sex and the Sea" gerochen hatte, zu den großen Talenten in der Parfumerie, aber ihre Eigenwilligkeit, die vermutlich auch ihrem autodidaktischen Hintergrund geschuldet ist, verhindert es, daß sie zu den ganz Großen gehört, die Trends setzen. Ich vermute, daß Bianchi nun dort hin will. Tja, in Zeiten, in denen Designer duften wollen wie Nische und NischenparfumeurInnen Düfte designen und nicht mehr erschaffen, fehlt "The Code of Emotion" dazu eigentlich nur mehr eine klare Vermarktungsstrategie und eine globale Vertriebsschiene.
Der Weg, den Bianchi nun eingeschlagen hat, ist ein Wagnis. Sie verläßt den Nischenbereich und will breitenwirksamen Erfolg. Für mich hat das eine frappante Ähnlichkeit zu dem, was Molly Tuttle gerade macht. Die amerikanische Ausnahmemusikerin, die von den Größten ihres Fachs als eine der Ihren anerkannt wird, die mit ihrer "Dreamband" Golden Highway zweimal hintereinander den Grammy für das beste Bluegrass-Album gewonnen hat und mit Billy Strings und Sierra Hull dieses Genre neu definiert hat, hat ihre Erfolgsgruppe verlassen und sich Pop-Gefilden zugewendet. Ich wage die Prognose, daß das schiefgehen wird. Francesca Bianchi wünsche ich von Herzen den Erfolg, den sie haben will, aber der allgemeine Tenor in den wenigen Statements hier läßt anderes befürchten.
Ich wage eine weitere Prognose: Ich denke nicht, daß Francesca Bianchi imstande sein wird, ihre Eigenwilligkeit auf Dauer den für einen Mainstream-Erfolg erforderlichen Mechanismen zu unterwerfen.
Aber Obacht: "The Code of Emotion" ist nach wie vor ein Nischenduft und weit davon entfernt, gefällig oder kompatibel zum Mainstream zu sein. Für selbstbewußte junge Menschen jedoch, die ihren eigenen Weg gehen wollen, dabei aber Rücksicht auf ihre Mitmenschen nehmen, ist dieser fruchtige Fougère-Chypre-Mix mit Aqua-Einschlag ein super Begleiter.
Sofort nach dem Aufsprühen ist die Bergamotte voll da. Im Untergrund breitet sich etwas Süßes mit angenehmer Wärme aus, nach ein paar Minuten entwickelt sich daraus ein Mix aus Mandarine mit Ananas, Mango und weiteren Früchten - der Akkord "exotische Früchte". Es liegt nahe, diesen Akkord mit dem Früchtekorb aus "Sex and the Sea" zu vergleichen. Während die Duftnoten bei SatS warm perlen und sprudeln und Tiefgang haben, sind sie bei TCoE statisch, kühl und eindimensional. Die Wärme kommt von woanders her, sie liegt unter dem Früchteakkord, so als ob der Fruchtkorb auf einer Warmhalteplatte stehen würde. Mich erinnern die Früchte in TCoE an Aromen, die in der Lebensmittelindustrie verwendet werden - so irgendwie der Flavour von exotischen Gummibärchen hoch zehn. Auch wirkt die Frische für mich aufgezwungen, so als hätte jemand die Früchte mit einem Putzmittel gereinigt. Nach ein paar weiteren Minuten mischt sich dann ein herber und leicht scharfer Ton dazu, hallo rosa Pfeffer.
Der Duft gewinnt schnell an Volumen und nach etwa 20 Minuten beginnt sich die Basis zu entwickeln und der Duft wird voller und runder. Nach 45 Minuten ist eine ganz leicht rauchige Komponente wahrnehmbar und Sandelholz und Zeder, sowie Moos und Vetiver sind erkennbar - zumindest, wenn man's aus der Duftpyramide weiß, denn diese Noten habe ich alle leicht anders in Erinnerung, hier erscheinen sie mir eher wie Fotografien davon. Immerhin ist alles gut austariert, auch wenn der Fruchtkorb im Vordergrund steht. Der Duft präsentiert sich nun eher unauffällig, die Sillage ist körpernah.
Die Ananas ist in den Duftnoten nicht angegeben, sie ist jedoch klar erkennbar.
Es gibt vermutlich auch noch einen weiteren Baustein, der nicht gelistet ist, zu dem ich mich jedoch nicht weiter äußern möchte, nur soviel: Weil ich mit der Haltbarkeit von TCoE etwas unzufrieden war, hab' ich nach etwa 5 Stunden Molecule 02 von Escentric Molecules d'rübergesprüht, also reines Ambroxan - und war verwundert, wie außergewöhnlich gut sich die beiden vertragen haben und wie exakt "The Code of Emotion" wiederbelebt wurde. In der Folge hielt der Duft dann klaglos auch noch weitere 5 Stunden.
Francesca Bianchi bezeichnet TCoE als "fruchtiges Fougère", was auch passt, obwohl für mich dieser Duft auch sehr viel mit Holz zu tun hat. Die zitrisch-fruchtigen Noten sind jedenfalls gut eingebunden in die Gesamtkomposition und bilden einen schönen Kontrapunkt zur grün-holzigen Basis, was genau zu jener Oszillation zwischen diesen beiden führt, die einen Duft spannend und interessant macht.
Ich finde es bemerkenswert, welche Entwicklung Francesca Bianchi seit 2016 mit "Sex and the Sea", über "Under My Skin und "The Lover's Tale" 2017 bzw. 2018, "The Black Knight" und "Lost in Heaven" 2019, "Sticky Fingers" und "Tyger Tyger" 2020, "Luxe Calme Volupte" 2021, "Encounters" 2023 bis hin zu "The Mariner's Rhyme" 2024 genommen hat. Die Düfte wurden in erstaunlicher Geschwindigkeit reifer, akzentuierter, raffinierter, trafen den Punkt, für den sie gedacht waren immer exakter und offenbarten auf diese Weise das Ausnahmetalent ihrer Schöpferin.
The Code of Emotion hat nun nichts mehr von jener jugendlichen Ungestümheit, mit der etwa "Sex and the Sea" in den Vordergrund gesprungen ist und orientiert sich auch nicht an romantischen Vorstellungen wie es "Under My Skin" oder "The Black Knight" taten.
Nahezu völlig weggelassen hat Francesca Bianchi auch jene unverblümte Animalik, mit der etwa "Lost in Heaven" oder auch "Unspoken Musk" noch unmissverständlich klarstellten, was Sache ist und die viele als DNA von Bianchi betrachten.
Stattdessen setzt Francesca Bianchi bei diesem Duft auf Snythetik in einem Ausmaß, das ich ihr nie zugetraut hätte und versucht den Duft zu vermarkten, als hätte sie entschlüsselt, wie menschliche Emotionen funktionieren. Nun, Emotionen spielen bei jedem Duft eine Rolle, nicht nur bei diesem und die gesamte Parfumwelt beruht auf Emotionen. Meine persönlichen Emotionen jedoch vermag TCoE nur im geringsten Ausmaß aller bisherigen Bianchi-Düfte anzusprechen.
Dennoch hat TCoE einige Aspekte, die für diesen Duft sprechen. Da ist eine harmonische Ausgewogenheit, die über den gesamten Duftverlauf gleichmäßig erhalten bleibt, trotz der kontrapunktorischen Dualität zwischen zitrischen Früchten und grün-holziger Basis. Da ist weiters ein für Bianchi neues Level an Rundheit und Ausgeglichenheit, das sie u.a. auch durch Vermeidung allen animalischen Übermuts erreicht, der z.B. "Lost in Heaven" für mich völlig untragbar macht.
Mit TCoE ist Bianchi damit nun auf dem Boden der Alltagstauglichkeit angekommen, was aber nicht verwechselt werden darf mit "Alltagsduft" - TCoE ist nach wie vor wie alle bisherigen Bianchi-Düfte ein Ausnahmeduft. Es ist dies jedoch der erste Bianchi-Duft, der sich nicht nur für ganz spezielle Situationen oder Stimmungen eignet, sondern der auch generell getragen werden kann und der sich auch gendermäßig nicht auf feminin oder maskulin festlegt.
Dieser Duft steht für eine Neuausrichtung der Marke - übrigens hat Francesca Bianchi im Zuge dieses Duftes nicht nur ihre Website, sondern auch sich selbst neu gestylt - und ich denke, es ist kein Zufall, dass sie zeitgleich mit diesem Parfum auch einen Booster lanciert hat, der die "core essence, or DNA" all ihrer bisherigen Kreationen enthält. Wer also mag, kann solcherart die alte Linie auch mit The Code of Emotion weiterführen.
Francesca Bianchi zählte für mich von dem Moment an, als ich "Sex and the Sea" gerochen hatte, zu den großen Talenten in der Parfumerie, aber ihre Eigenwilligkeit, die vermutlich auch ihrem autodidaktischen Hintergrund geschuldet ist, verhindert es, daß sie zu den ganz Großen gehört, die Trends setzen. Ich vermute, daß Bianchi nun dort hin will. Tja, in Zeiten, in denen Designer duften wollen wie Nische und NischenparfumeurInnen Düfte designen und nicht mehr erschaffen, fehlt "The Code of Emotion" dazu eigentlich nur mehr eine klare Vermarktungsstrategie und eine globale Vertriebsschiene.
Der Weg, den Bianchi nun eingeschlagen hat, ist ein Wagnis. Sie verläßt den Nischenbereich und will breitenwirksamen Erfolg. Für mich hat das eine frappante Ähnlichkeit zu dem, was Molly Tuttle gerade macht. Die amerikanische Ausnahmemusikerin, die von den Größten ihres Fachs als eine der Ihren anerkannt wird, die mit ihrer "Dreamband" Golden Highway zweimal hintereinander den Grammy für das beste Bluegrass-Album gewonnen hat und mit Billy Strings und Sierra Hull dieses Genre neu definiert hat, hat ihre Erfolgsgruppe verlassen und sich Pop-Gefilden zugewendet. Ich wage die Prognose, daß das schiefgehen wird. Francesca Bianchi wünsche ich von Herzen den Erfolg, den sie haben will, aber der allgemeine Tenor in den wenigen Statements hier läßt anderes befürchten.
Ich wage eine weitere Prognose: Ich denke nicht, daß Francesca Bianchi imstande sein wird, ihre Eigenwilligkeit auf Dauer den für einen Mainstream-Erfolg erforderlichen Mechanismen zu unterwerfen.
Aber Obacht: "The Code of Emotion" ist nach wie vor ein Nischenduft und weit davon entfernt, gefällig oder kompatibel zum Mainstream zu sein. Für selbstbewußte junge Menschen jedoch, die ihren eigenen Weg gehen wollen, dabei aber Rücksicht auf ihre Mitmenschen nehmen, ist dieser fruchtige Fougère-Chypre-Mix mit Aqua-Einschlag ein super Begleiter.
9 Antworten



Kopfnote
Bergamotte
rosa Pfeffer
Herznote
Mango
exotische Früchte
Lavendel
Pelargonie
Basisnote
Sandelholz
Zedernholz
Eichenmoos
Vetiver

Seejungfrau
Gandix
ElAttarine
UntermWert
Ergoproxy






























