Habe alles aufmerksam gelesen und möchte kurz meine Sichtweise darlegen, da das Thema dann doch etwas komplexer als dargestellt ist.
Zur Person Justin Fuchs muss ich sagen, ich kenne ihn einstweilen nur aus der Fashion- und bzw. Reaction-Bubble auf YouTube. Zumindest habe ich da vor einigen Jahren in sein Content reingeschnuppert - die Szene ist bis heute im deutschsprachigen Raum recht überschaubar und die Namen allesamt bekannt.
Ungeachtet der Tatsache, wie alt man ist, holt einen im Leben stets die eigene Selbstdarstellung ein, und an dieser Stelle geben einige dieser vermeintlichen "Influencer" und "Content Creator", einschließlich des hier aufgeführten, oder wie man das heutzutage bezeichnen möchte, in der Öffentlichkeit ein durchaus diskutables/ diffiziles Bild ab, wenn über Luxusgüter, Gewinnmagen, auf Kollegen/ Konkurrenten reagiert oder einfach nur auf sich - als Person - und die eigene Produktlinien im hart umkämpften Markt aufmerksam gemacht wird, als wäre es das normalste auf der Welt, darüber zu sprechen/ sich hierüber zu definieren. Dass man hiermit eventuell bei dem so genannten "älteren Publikum", zu dem ich mich langsam auch zählen muss, aneckt, ist vergleichsweise normal. Das triggert halt - mit Ansage.
Andererseits sind "wir", das "alte Publikum", auch nicht die Zielgruppe, und es ist das Privileg der jungen Leute, sich zu inszenieren, auszuprobieren und übers Ziel hinauszuschießen. Soweit so (weniger) gut. Das Problem ist vielmehr die Zeit, in der wir Leben, wo ein solches Gebaren über alles entscheidet: über persönlichen Erfolg im Leben etc. Alles wird diesem vermeintlichen Erfolg untergeordnet und Menschen danach beurteilt, wie sie diesem Zerrbild einer vermeintlich "offenen" Gesellschaft entsprechen (können). Diese Form des Zelebrierens von Markt-Devotheit finde ich problematisch und alles andere als vorbildlich da grundlegend gefährlich. Aber da kann ich nur für mich sprechen/ scheiden sich die Geister.
Das hat auch nichts mit generationsbezogener Arroganz oder einem "nicht gönnen wollen" zu tun. Kompletter Blödsinn. Wer in der Öffentlichkeit steht und seine Marke(n) zu promoten versucht, muss sich jedweder Kritik an seinem Geschäftsgebaren stellen - egal ob jung oder alt. Das ist völlig normal, sofern die Kritik berechtigt ist. Diesbezüglich ist Herr Fuchs kein Unbekannter und er musste sich schon in der Vergangenheit häufiger den Vorwurf gefallen lassen, seine freigeistige Kreativität allzu schablonenhaft interpretiert zu haben, aus Fragmenten bestehender Styles seine eigene Marke (Peso) zusammengeschustert zu haben - ohne wirkliches Alleinstellungsmerkmal. Der Erfolg sei ihm dennoch gegönnt, da die Zahlen ja zweifelsohne für ihn sprechen, aber überzeugend ist das zumindest für mich - auf der Ebene der Kreativität - nicht; siehe auch das bereits kritisch hervorgehobene Flakon-Design nebst Umverpackung: Tom Ford Private Blend + Rituals-Style.
Hinzu kommt die Tatsache, dass der Markt zurzeit (gefühlt) überschwemmt wird und die Qualität zu wünschen übrig lässt. Gefühlt versucht jeder erfolgreiche "Influencer" was herauszubringen und gebetsmühlenartig wird die Legende von unfassbarer Qualität gestrickt. Der Garn ist bereits fusselig und geht so langsam aus, trotzdem wird munter drauf los gesponnen. Da winkt man halt irgendwann entnervt ab. Zumal der besagte YouTuber noch keinen Fuß ins "Parfüm-Business" gesetzt hat, soweit mir bekannt ist, wenn überhaupt ein Fan von bestimmten Marken ist - allen voran von Tom Ford und MFK.
Was letztlich als Duft *taugt* und was nicht, lässt sich sowieso nicht abschließend objektivieren. Nur weil jemand 5-7 teure Designer- oder Nischendüfte besitzt, die im Mainstreamsegment fest verankert sind, beweist das noch lange nicht, dass derselbe auch über ein profundes Wissen hierüber verfügt. Er weiß allenfalls, was im Augenblick beliebt ist, was Absatz verspricht, mehr aber auch nicht. Da es hier - im konkreten Fall - einzig und allein um das Ausloten neuer gewinnversprechender Absatzmärkte geht, soweit würde ich mich beim guten Herrn Fuchs schon aus dem Fenster lehnen wollen, ist hier mit Sicherheit kein allzu großer Wurf zu erwarten, eher ein massentauglicher; zumal seine Zielgruppe - analog zu seiner Streetwear-Marke - eher aus einem jüngeren Publikum (20-30) bestehen durfte. Ob da die 100€ gerechtfertigt sind, wird sich zeigen. Fraglich bleibt für mich, ob es sich hierbei wirklich um einen fairen (Kampf)-Preis handelt, wie von ihm dargelegt, oder nicht dann doch um einen kalkulierter Ausblick aufs frohlockende Weihnachts(geld)geschäft. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
PS: Ich sage nicht: "Früher war alles besser." Diese Aussage weist keinen Gehalt auf, sofern nicht weiter präzisiert. Aber zumindest war der Markt vor Jahren noch übersichtlicher. Heute explodiert er regelrecht und die Werbemaschine ist aggressiver denn je. Und Teil hiervon sind nunmal auch diese wie die Pilze aus dem Boden schießenden (Jung)-Unternehmer, die auch ihren Stück vom Kuchen abhaben wollen - wertfrei gesprochen.
Zuletzt bearbeitet von Ropanski2020 am 07.12.2021, 17:21, insgesamt 3-mal bearbeitet