Wanted: "Frischer", heller Duft mit Charakter
vor 12 Jahren
Hallo, ihr Nasenmenschen ,
schon länger lese ich bei euch mit und staune über das hier versammelte Duftwissen. Jetzt bitte ich euch um Tipps: Ob ihr mir wohl bei einer Parfumsuche auf die Sprünge helfen könntet? – Vorab schon herzlichen Dank.
Vielleicht sollte ich mich erstmal vorstellen. "Anfängerin" bin ich, einerseits, nicht. Parfum gehört für mich schon lange zum Alltag, und ich hab' mich durch einiges durchgeschnuppert. Andererseits gehen meine Parfumkenntnisse über ein gediegenes Halbwissen nicht hinaus – und im parfümerieüblichen olfaktorischen Chaos fällt es mir schwer, in Sachen Duft-Angebot dazuzulernen.
Was ich in den vergangenen Jahren an Pröbchen heimgeschleppt und in häuslicher Nasenruhe getestet habe, war freilich auch nicht sehr erhellend. Viel Belangloses, Austauschbares, jede Menge Mainstream. Wenig Charaktervolles mit Ecken und Kanten.
Einen charaktervollen Duft suche ich aber. Und zwar "leicht", frisch, hell, heiter. Mit gutem Benehmen, also nicht auftrumpfend, sondern leise und nah am Leibe. Dabei nicht zu süß, nicht übermäßig pudrig (etwas Puder darf aber sein…), nicht zu schwer oder zu arg "tierisch" (solche Düfte verursachen mir Kopfschmerzen, ich mute sie auch anderen nicht gern zu). Ansonsten bin ich für vieles zu haben, Chypre- oder Blumenduft, grüne, frische oder leicht holzige Noten. Gourmand-, genauer: Gourmet-Aspekte sind mir allerdings auf dem Teller am liebsten , von Parfum wünsche ich mir weniger Handfestes – Element Luft halt, "vom Winde verweht"…
Ein weites Feld, ich weiß. Zur Eingrenzung nenne ich mal ein paar Lieblingsdüfte:
- Métal von Rabanne habe ich gleich nach der Einführung entdeckt, das EdP war mein Signaturduft, bis es leider vom Markt verschwand (die Wiedereinführung habe ich verpasst – war aber wohl eh nur eine "Reformulierung", brachte auch nur das EdT zeitweilig zurück). Eine bezaubernde Blumenduft-Komposition, warm, lieblich, aber nicht süß, dabei mit frischem, kühlem – eben "metallischem" – Unterton, komplex und raffiniert, auf meiner Haut sehr lange haltbar und nur so weit ausstrahlend, dass ich es auch im Büro, im Restaurant, im Theater tragen konnte.
- Givenchy III, das Original (EdP), war ab und an eine Alternative, je nach Stimmung. Völlig andere Duftcharakteristik. Aus Allergiegründen (Nesselausschlag) musste ich mich davon trennen.
- Eau de Givenchy, eine weitere Alternative, füllte dann erstmal die Signaturduft-Lücke. Inzwischen mag ich's nur noch gelegentlich; so viel Bergamotte muss ich nicht mehr haben (oder hat sich in der angejahrten Flasche – noch mit dunkelblaumeliertem Verschluss – im Lauf der Zeit der Schwerpunkt verschoben?).
- Als nächstes lief mir Silver Mountain Water über den Weg. War damals, vor gut zehn Jahren, meine erste Begegnung mit der Marke Creed; ich habe mich in der Parfümerie durch alles durchgeschnuppert, was davon da war. Vieles mochte ich nicht. Doch das Bergwässerchen war ganz meins: ein frischer und doch warmer, fein balancierter Akkord aus Aromen, die bei mir sonnige Spätsommer-Frühherbst-Assoziationen weckten (meine Lieblingsjahreszeit!). Auf meiner Haut zentrierte sich der Duft nach dem ersten Hallo-Wach-Zitrus-Täätää um den Dreiklang Neroli/ schwarze Johannisbeere/ Sandelholz, angereichert mit vertiefenden Nebentönen (die wässrige Namensgebung habe ich nie kapiert, sie führt auf den Holzweg). Der Duft und ich kamen blendend miteinander aus; die enorme Ausdauer des Parfums auf der Haut sorgte dafür, dass der Flakon, fast wie im Märchen , eine kleine Ewigkeit lang gefüllt blieb. Kurz vorm Finale funkte aber auch da eine Allergie rein, der Rest des Wässerchens wanderte zu einer Freundin.
- Zum Glück saß ich bald drauf zufällig neben einer Frau am Tisch, deren aparte Duftaura meiner Nase keine Ruhe ließ. Ich musste die Unbekannte einfach nach ihrem Parfum fragen: L'Eau d'Issey von Miyake. Das ist nach länglichem Probieren nun mein eigener Signaturduft geworden, je nach Stimmung EdP (rund, blumig, elegant) oder EdT (einen Tick holziger, rauchiger, rauer).
Turandot hat in ihrem Kommentar zu L'Eau d'Issey geschrieben, dass Verwenderinnen dieses Duftes ihm treu seien. Stimmt. Im Prinzip – aber: Das schließt Abwechslung nicht aus … Und die suche ich jetzt.
Getestet und für untauglich befunden habe ich schon etliches, zuletzt:
- Omnia Crystalline von Bulgari: nett, aber blass, eher langweilig;
- Le jardin sur le Nil von Hermès: zu "grün" auf gekünstelte Art, ein Fall für Poseure;
- Le jardin sur le toit, ebenfalls Hermès: zu gemüsig, zu starker Synthetik-Duftstoff-Eindruck;
- Pour femme von Lacoste: niedlich blumig, stört nicht – aber etwas Herausforderung suche ich schon, und davon ist solch ein Allerweltsduft Lichtjahre entfernt;
- Womanity von Mugler: im Flakon/ auf Papier interessant, auf der Haut schwülstig-muffig-altbacken (so könnten sich Otto Normalverbraucher und Lieschen Müller um 1900 den Duft vorgestellt haben, der Ingres' "Große Odaliske" umweht – oder sollte man, vornehmer, lieber von olfaktorischem Makart-Stil reden? ), dabei auch noch krachlaut und extremst haltbar; schiere Zumutung, geht überhaupt nicht.
Habt ihr Ideen, wo ich weiter suchen könnte? (Kurze Hinweise zu Duftcharakteristik und Dufterfahrungen wären schön.)
1000 Dank und beste Grüße
Undine
P.S. Dass sich allergene Potenziale nicht vorab einschätzen lassen, ist mir klar. Da werde ich eben ausprobieren müssen.
schon länger lese ich bei euch mit und staune über das hier versammelte Duftwissen. Jetzt bitte ich euch um Tipps: Ob ihr mir wohl bei einer Parfumsuche auf die Sprünge helfen könntet? – Vorab schon herzlichen Dank.
Vielleicht sollte ich mich erstmal vorstellen. "Anfängerin" bin ich, einerseits, nicht. Parfum gehört für mich schon lange zum Alltag, und ich hab' mich durch einiges durchgeschnuppert. Andererseits gehen meine Parfumkenntnisse über ein gediegenes Halbwissen nicht hinaus – und im parfümerieüblichen olfaktorischen Chaos fällt es mir schwer, in Sachen Duft-Angebot dazuzulernen.
Was ich in den vergangenen Jahren an Pröbchen heimgeschleppt und in häuslicher Nasenruhe getestet habe, war freilich auch nicht sehr erhellend. Viel Belangloses, Austauschbares, jede Menge Mainstream. Wenig Charaktervolles mit Ecken und Kanten.
Einen charaktervollen Duft suche ich aber. Und zwar "leicht", frisch, hell, heiter. Mit gutem Benehmen, also nicht auftrumpfend, sondern leise und nah am Leibe. Dabei nicht zu süß, nicht übermäßig pudrig (etwas Puder darf aber sein…), nicht zu schwer oder zu arg "tierisch" (solche Düfte verursachen mir Kopfschmerzen, ich mute sie auch anderen nicht gern zu). Ansonsten bin ich für vieles zu haben, Chypre- oder Blumenduft, grüne, frische oder leicht holzige Noten. Gourmand-, genauer: Gourmet-Aspekte sind mir allerdings auf dem Teller am liebsten , von Parfum wünsche ich mir weniger Handfestes – Element Luft halt, "vom Winde verweht"…
Ein weites Feld, ich weiß. Zur Eingrenzung nenne ich mal ein paar Lieblingsdüfte:
- Métal von Rabanne habe ich gleich nach der Einführung entdeckt, das EdP war mein Signaturduft, bis es leider vom Markt verschwand (die Wiedereinführung habe ich verpasst – war aber wohl eh nur eine "Reformulierung", brachte auch nur das EdT zeitweilig zurück). Eine bezaubernde Blumenduft-Komposition, warm, lieblich, aber nicht süß, dabei mit frischem, kühlem – eben "metallischem" – Unterton, komplex und raffiniert, auf meiner Haut sehr lange haltbar und nur so weit ausstrahlend, dass ich es auch im Büro, im Restaurant, im Theater tragen konnte.
- Givenchy III, das Original (EdP), war ab und an eine Alternative, je nach Stimmung. Völlig andere Duftcharakteristik. Aus Allergiegründen (Nesselausschlag) musste ich mich davon trennen.
- Eau de Givenchy, eine weitere Alternative, füllte dann erstmal die Signaturduft-Lücke. Inzwischen mag ich's nur noch gelegentlich; so viel Bergamotte muss ich nicht mehr haben (oder hat sich in der angejahrten Flasche – noch mit dunkelblaumeliertem Verschluss – im Lauf der Zeit der Schwerpunkt verschoben?).
- Als nächstes lief mir Silver Mountain Water über den Weg. War damals, vor gut zehn Jahren, meine erste Begegnung mit der Marke Creed; ich habe mich in der Parfümerie durch alles durchgeschnuppert, was davon da war. Vieles mochte ich nicht. Doch das Bergwässerchen war ganz meins: ein frischer und doch warmer, fein balancierter Akkord aus Aromen, die bei mir sonnige Spätsommer-Frühherbst-Assoziationen weckten (meine Lieblingsjahreszeit!). Auf meiner Haut zentrierte sich der Duft nach dem ersten Hallo-Wach-Zitrus-Täätää um den Dreiklang Neroli/ schwarze Johannisbeere/ Sandelholz, angereichert mit vertiefenden Nebentönen (die wässrige Namensgebung habe ich nie kapiert, sie führt auf den Holzweg). Der Duft und ich kamen blendend miteinander aus; die enorme Ausdauer des Parfums auf der Haut sorgte dafür, dass der Flakon, fast wie im Märchen , eine kleine Ewigkeit lang gefüllt blieb. Kurz vorm Finale funkte aber auch da eine Allergie rein, der Rest des Wässerchens wanderte zu einer Freundin.
- Zum Glück saß ich bald drauf zufällig neben einer Frau am Tisch, deren aparte Duftaura meiner Nase keine Ruhe ließ. Ich musste die Unbekannte einfach nach ihrem Parfum fragen: L'Eau d'Issey von Miyake. Das ist nach länglichem Probieren nun mein eigener Signaturduft geworden, je nach Stimmung EdP (rund, blumig, elegant) oder EdT (einen Tick holziger, rauchiger, rauer).
Turandot hat in ihrem Kommentar zu L'Eau d'Issey geschrieben, dass Verwenderinnen dieses Duftes ihm treu seien. Stimmt. Im Prinzip – aber: Das schließt Abwechslung nicht aus … Und die suche ich jetzt.
Getestet und für untauglich befunden habe ich schon etliches, zuletzt:
- Omnia Crystalline von Bulgari: nett, aber blass, eher langweilig;
- Le jardin sur le Nil von Hermès: zu "grün" auf gekünstelte Art, ein Fall für Poseure;
- Le jardin sur le toit, ebenfalls Hermès: zu gemüsig, zu starker Synthetik-Duftstoff-Eindruck;
- Pour femme von Lacoste: niedlich blumig, stört nicht – aber etwas Herausforderung suche ich schon, und davon ist solch ein Allerweltsduft Lichtjahre entfernt;
- Womanity von Mugler: im Flakon/ auf Papier interessant, auf der Haut schwülstig-muffig-altbacken (so könnten sich Otto Normalverbraucher und Lieschen Müller um 1900 den Duft vorgestellt haben, der Ingres' "Große Odaliske" umweht – oder sollte man, vornehmer, lieber von olfaktorischem Makart-Stil reden? ), dabei auch noch krachlaut und extremst haltbar; schiere Zumutung, geht überhaupt nicht.
Habt ihr Ideen, wo ich weiter suchen könnte? (Kurze Hinweise zu Duftcharakteristik und Dufterfahrungen wären schön.)
1000 Dank und beste Grüße
Undine
P.S. Dass sich allergene Potenziale nicht vorab einschätzen lassen, ist mir klar. Da werde ich eben ausprobieren müssen.