Hallo zusammen,
Ich bin über Google auf diese Diskussion gestoßen und möchte als ehemalige "Schönriecherin" und inzwischen Duftstoffgeschädigte meine Geschichte erzählen. Nicht um den Krieg zwischen Pro und Kontra zu schüren, sondern um für mehr Sensibilität zu bitten.
Begonnen hat alles vor ca. 10 Jahren mit Softlan. Habe ich selber nie benutzt (einfach weil ich keinen Weichspüler mag) aber mehrere Kolleginnen. In der Nähe besagter Kolleginnen bekam ich Atemnot und Hustanfälle. Um der Sache auf den Grund zu gehen habe ich nachgefragt, und alle haben Softlan benutzt. Die Kolleginnen waren verständnisvoll und sind umgestiegen.
Dann kam nach langer beschwerdefreier Zeit der erste anaphylaktische Schock. Ich wusste nicht was mir da passiert. Auslöser war eine Arbeitsplatzbegehung bei Procter&Gamble im Lager. Dort wurde das neue Lenorwaschmittel konfektioniert. Das Zeug war sehr wohl verpackt, es wurde lediglich mit Probetütchen versehen. Nach ca 5 Min. Aufenthalt: kalter Schweiß, kribbeln unter der Haut, Schwindel, Atemnot usw. Kurz vor dem Kreislaufkollaps habe ich es ins Auto geschafft und bin dort erst mal ne Stunde gesessen.
Nach und nach kamen dann dazu: Axe, Jil Sander und andere Düfte, fast alle Waschmittel. Anfangs hatte ich nur Beschwerden wenn ich ohnehin grad nicht 100% fit war. Dann kam vor zwei Jahren der zweite anaphylaktische Schock auf einer Tagung. Die Herren der Schöpfung waren gut parfümiert. Ich dachte am offenen Fenster halt ich das aus. Fehlanzeige. Erst massiv seifiger Geschmack im Mund, dann Atemnot, brennen im Hals als hätte man Säure gegurgelt usw.
Das war der Zeitpunkt zudem ich meine Wohnung entduftet habe. Alle Parfums, Duftkerzen usw. weggeworfen, Waschmittel durch parfümfreies ersetzt.
Inzwischen ist jeder Stadtbummel oder auch nur ein Einkauf im Supermarkt gefährlich. Mein Hals und Rachen, sowie Bronchien reagieren schneller als meine Nase eine Duftquelle wahrnehmen kann. Ärzte sind aktuell wenig hilfreich, auch weil ich auf dem Weg dorthin und im Wartezimmer schon soviel Duftstoffe intus habe, das Test verfälscht werden und beim Anblick meiner Rachenschleimhäute alles mit einem Infekt abgetan wird. Tatsächlich bin ich auch regelmäßig auf Antibiotika weil die gereizten Flächen jeden Infekt einfangen der mir entgegen kommt.
Fakt ist, weit weg von Menschen, oder bei mir in der Wohnung geht es mir gut. Natur und Pollen, kein Problem. Unparfümierte Menschen, kein Problem. Ein Hauch von Duft bedeutet Schmerzen.
Ich lese immer in der Diskussion um Verbote mancher Inhaltsstoffe immer den Vergleich zu Lebensmitteln wie Erdnüssen, die werden ja auch nicht verboten. Der Unterschied ist, wenn ich die nicht Vertrag, es ich sie nicht. Die Luft zum Atmen kann ich mir nicht raussuchen. Achja, Hautausschläge hatte und habe ich übrigens nie!
Lauft bitte mal mit offener Nase und ohne Duft durch die Fußgängerzone, und stellt fest wie selten man tatsächlich kein Parfüm riecht. Nämlich so gut wie nie.
Ich versteh euch die ihr gut riechen wollt, und gäbe es wirksame Atemschutzmasken würde ich sie tragen, aber es gibt sie nicht.
Daher die Bitte, wenn ihr euch beduftet, wägt ab ob es wirklich für einen Lebensmitteleinkauf oder Arztbesuch oder am Arbeitsplatz notwendig ist.
Übrigens, seit ich selbst nicht mehr nach diversen Wässerchen und Mittelchen dufte, finde ich auch meinen eigenen Körpergeruch nicht mehr unangenehm. Immerhin ist der eigene Duft die genetische Flagge die die passenden Partner zusammenführt. Und es ist definitiv nicht die schlechteste Wahl Freunde danach auszusuchen ob man sie natura riechen kann

Liebe Grüße
straylight