BlackCat

...blumig...fruchtig...süß... Lustlos verteile ich meine Klicks bei der Einordnung dieses Duftes. Wie oft hab ich schon "blumig-fruchtig-süß" angeklickt, und wie oft war der getestete Duft viel besser als dieser hier...?! Oft. Sehr oft. Und synthetisch ist er auch, oh ja...

Hallo-ho! Der Duft heisst Sunset! SONNENAUFGANG!!! Eine neuer Tag beginnt, erst mit zaghaften Sonnenstrahlen, dann mit einem gleißend hellen Sonnenlicht. Carpe diem - nutze den Tag, scheint sie zu rufen, die Sonne, diese warme strahlend helle orangegelbweiße Kugel, ohne die unser Planet von ewiger Nacht umgeben, ohne die ein Leben auf der Erde nicht möglich wäre. Man schüttelt die Müdigkeit trotz eines leichten Fröstelns aus den Gliedern und startet mit guter Laune in den Morgen. DAS wäre zum Beispiel ein Sonnenaufgang.

Das Leben ohne diesen Duft hingegen ist im Gegensatz zu sonnenlosen Variante sehr wohl möglich. Bei sowas steh ich nicht auf, da zieh ich lieber die Vorhänge zu, dreh ich mich nochmal um und schnarche weiter. Er kommt bei mir dermaßen aufdringlich synthetisch an, dass ich ihn am liebsten abwaschen würde. Er ist einfach nur blumig-fruchtig-süß. Langweilig, unangenehm, synthetisch. Ich kann keine Mandarine riechen, keine Blumen, keinerlei Frische, die doch eigentlich irgendwo sein müsste. Und die Vanille ist einfach nur ärgerlich billig. So gerne wie ich das Original Boss Orange Woman mag, dieser ist einfach überflüssig.

Also nix Sunset, eher geistige Umnachtung.

Zuerst einmal danke an Aquila, der mir freundlicherweise die Probe zukommen ließ. Und günstigerweise auch gleich zum direkten Vergleich das Original Roadster in weiß. Und ich muss ihm Recht geben: Sie riechen fast gleich. Fast...

Wo wir dann gleich mal folgende weltbewegende Fragen klären können: wie riecht eigentlich Ozon? Wo ist der große Unterschied zwischen Minze, grüner Minze und Pfefferminze? Und zu guter Letzt auch: wonach riecht Cashmere? Mehr nach Pullover oder doch eher nach Schaf? Zum Glück weder noch. ;o) Für mich ist das alles trotzdem unnötige Augenwischerei.

Der Duft ist ganz gut, sehr leicht und frisch, allerdings eher die Light-Version des weißen Roadster. Irgendwie ist er ein bisschen schwach auf der Brust, gerade für die Bilder, die einem durch den Kopf gehen: schnell, kraftvoll, frei, offen fahren, sich den Wind um die Nase wehen lassen, in einem schwarzen Sportwagen, der nur für eines gebaut wurde: Spaß auf der Straße... Welches Weichei hat denn hier bitte das Windschott hoch gemacht??? Ich hätte gerade von einem "Black Roadster" etwas mehr Ecken, eben mehr PS erwartet als von einem weißen, schließlich gibt es keine wertminderndere Farbe für ein Auto als weiß...

Auch, wenn es eine Limited Edition war: limitiert war hier nur die Intensität. Wem der weiße Roadster allerdings zu kräftig ist, dem dürfte Black Roadster gefallen. Als Sommerduft allemal gut zu tragen.

Richtig spannend ist eigentlich nur der Name, der resultiert nämlich aus Nieuw-Haarlem, wie die Ortschaft früher hieß. Sie gehörte zu den Neu-Niederlanden, gegründet durch Bauern in der neuen Welt...heute kennt man sie - lange nach der Eroberung durch die Briten - nur noch als Ortsteil der Stadt New York als schlicht und einfach: Harlem.

Damit hört das Spannende dann aber auch schon wieder auf und es wird höchstens noch interessant: auf der Haut riecht New Haarlem wie Instant-Eiskaffee mit Vanilletabak. Wo der Tabak herkommt, weiß ich nicht, aber es erinnert mich an meine Kindheit, als mein Vater noch Pfeife rauchte... In der Mischung verliert es allerdigs seinen Zauber. Vor allem, weil sich bei mir hinten raus noch eine leichte Maggi-Note bemerkbar macht. Sonst wäre er zwar immer noch nichts, was mir gefallen würde, aber zumindest ganz interessant. Leicht süßlich ist er noch. Aber wenn ich behaupten würde, ich nähme noch mehr einzelne Duftnoten wirklich bewusst war, würde ich lügen.

Der Duft ist für mich für Frauen nicht tragbar und damit bestenfalls ein Herrenduft. Schwarz, nichts für kleine Jungs, und ich weiß auch nicht, ob Huggie Baer sich damit anfreunden könnte. Gut, das wäre ja auch die falsche Stadt. Dann also doch eher Shaft...?! Hm, für den könnte ich mir das eigentlich ganz gut vorstellen, aber ob das nun die Zielgruppe ist? ;o)

"...he's a complicated man, but no one understands him but his women..."

Ich lass das mal so stehen.

Das Haus Trussardi hat schon einige gute Düfte hervorgebracht, die auch kommerziell erfolgreich waren. Sie gehören natürlich zum Mainstream, trotzdem sind zum Beispiel Donna White oder auch Trussardi Uomo nicht die schlechtesten Düfte. Insgesamt gesehen wissen die Leute dort sehr wohl, was sie tun und was sie auf den Markt bringen.

So auch hier: ein frischer, grüner Duft, der nach dem Abklingen der Kopfnote die klassischen Hölzer zitiert und auch etwas Würze durchblitzen lässt. Hinten raus wird er angenehm warm, trotzdem bleibt er eindeutig ein frischer Herrenduft. Blumiges rieche ich nicht wirklich, da müsste ich lügen, aber die Hölzer sind absolut eindeutig. Ein Mainstreamer, nix besonderes, der aber durchaus Platz im breiten Angebot des Mittelmaßes hätte, auch wenn die Haltbarkeit gegen Null tendiert.

Allerdings stört mich an L'Uomo Trussardi etwas ganz massiv - und daher dann auch der Titel: es zieht sich von der Kopf- bis zur Basisnote eine störende, medizinische Note hindurch, die starke Ähnlichkeit mit Voltaren Schmerzgel hat. Ich dachte erst, meine Probe sei gekippt, aber auch eine andere brachte das selbe Ergebnis. Sicher war ich mir dann, als mein Mann fragte: "Tut dir was weh?" Klasse, sowas hört man doch gerne. oO

Also wer könnte L'Uomo Trussardi tragen? Dr. House? Niemals. Dr. Brinkmann? Schon eher. Vermutlich aber doch nur der Bergdoktor. Das hat er sich nämlich beim Landarzt abgeguckt...

Rosen und Moschus - eigentlich ein Duft wie für mich gemacht. Ich liebe die leichte Klarheit, wie es aquatische Rosendüfte oft mit sich bringen, ebenso sehr wie die erotisierende Schwere, wie sie für mich z. B. Dark Rose hat. Unschuld vom Lande und durchtriebenes Luder in einem...eine tolle Blume! Genauso verhält es sich für mich mit Moschus: er kann leicht wie eine Feder sein, und dann auch wieder...

...animalisch. RICHTIG animalisch. Wie totes Tier, meine ich. Denn genauso riecht Roses Musk auf meiner Haut: als würde ich krampfhaft versuchen, den Geruch eines toten Tieres mit feinstem Rosenwasser zu übertünchen... oO Klappt natürlich nicht, hätte mich aber auch gewundert. Da hat bestimmt wieder der Amber die Finger im Spiel, wir beide kommen einfach nicht miteinander klar - selbst, wenn er hier nicht dominieren sollte, er tut es. Rose und Jasmin zu leicht, Moschus und Amber zu schwer - und ich kann duschen gehen.

Ich finde das gemein! Ich hatte mich so auf die Probe gefreut! Und dann das... Also musste meine Freundin her- und den Arm für Roses Musk hinhalten. Und siehe da: es entwickelt sich ein wunderschön warmer, wie Turnadot schon andeutete fast schwermütiger Rosenduft mit einer schönen Moschusuntermalung. Anders als viele andere, und trotzdem so schön, vielleicht nicht einzigartig, aber sicherlich besonders und herausragend aus dem riesigen Meer an Rosen- und Moschusdüften.

Ich bin neidisch. Denn mir wird dieser Duft verschlossen bleiben. Er mag mich einfach nicht. Ich ihn schon. Aber eben nicht an mir.