Blanche

Blanche

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6 - 10 von 82
Blanche vor 13 Jahren 20 11
5
Haltbarkeit
5
Duft
Das Bleistift-Test-Mädchen
Es gibt viele von diesen Düften, die nichts als die pure Unbeschwertheit ausstrahlen: jung, spritzig, frisch, leicht, süss, fruchtig, verspielt, niedlich, naiv, locker, unbedacht. Düfte für Menschen ohne Sorgen. Lola versprüht den Charme junger Mädchenjahre, die Haut so zart wie ein Babypopo, das Konto so leer wie einige Gedanken („Wenn man keine Tiere essen würde, dann wüssten wir gar nicht wohin mit all dem Futter“) und immer ein Lächeln auf den Lippen. Sie und die anderen Blumenmädchen verzücken im ersten Moment, doch schlussendlich bleiben sie nicht in Erinnerung.

Lola ist das Mädchen, das sich barfuss auf einer Wiese mit Nichtstun begnügt, weil sie es noch kann. Die offenen Haare tanzen wie sie im Wind und das weisse Baumwollkleid lässt immer mal wieder Partien ihrer Haut durchschimmern. Aus dem kleinen Körbchen, das sie bei sich trägt, wirft sie beschwingt ein paar Blütenblätter in die Luft. Sie ist barfuss und springt Energie geladen immer wieder mit schallendem Gelächter in die Höhe, um ihr Körbchen zu lehren und der Sonne noch näher zu sein. Im Schatten des Birnenbaumes ruht sie sich vom Nichtstun aus, weil sie es noch kann.

Lola ist das Bleistift-Test-Mädchen. Das Mädchen, das den Bleistifttest besteht. Man nehme einen Bleistift, legt ihn sich in die Falte (wenn sie denn da ist) unter die Brust (wenn sie denn da ist) und schaut ob der Bleistift herunter fällt oder eben nicht (das ideale, weil gemeine, Bleistift-Mädchen besitzt ein pralles Dekoltee und behält den Stift trotzdem nicht bei sich). Alle jene, die den Stift nicht mehr auf den Boden fallen hören und sich nicht mehr vom Nichtstun ausruhen können, sollten von Lola – Daisy und wie sie alle heissen – die Finger lassen und sich jene Düfte zur Brust nehmen, deren Besitzerinnen über solch einen Test müde lächeln können, weil sie froh sind, andere Sorgen sowie den einen Push-Up BH zu haben, welcher einen Busen zaubert, der jedes Bleistift-Test-Mädchen erblassen liesse.
11 Antworten
Blanche vor 13 Jahren 25 7
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Gentle Gardenia
Gestern ging es weiter mit meiner L'Art et la Matière Testreihe, welche nur ein Ziel hat: Alle testen, alle kommentieren! Der Grund dafür ist ziemlich simpel, auch Cruel Gardenia ist ein ganz wunderbarer Duft und die Hoffnung auf fünf weitere Kracher ist angesichts dessen nicht sehr unrealistisch, zumal auch alle schon angeschnuppert sind. Cruel Gardenia war der gestrige Nachttest. Um diese Kollektion gebührend zu würdigen, habe ich mich nicht darauf verlassen, heute Abend alles aus dem Gedächtnis wieder hervorrufen zu können. Nein, ich habe mir alles notiert, was mir – während Cruel Gardenia und ich so da lagen – zu diesem Duft eingefallen ist und darauf basiert nun auch dieser Kommentar.

Ich habe mir zur Gewohnheit gemacht, wenn möglich die Noten vorher nicht nachzugucken, um ganz frei an die Düfte herantreten zu können und, um auch die Duftnoten, die man gelesen hat, nicht zwanghaft heraufzubeschwören. Pfirsich, Rose, Vanille und Moschus, das sind die vier konkreten Duftnoten, die ich gestern dachte zu riechen und tatsächlich, sie sind enthalten. Der gesamte Dufteindruck besteht aber aus viel mehr als diesen vier Noten. Cruel Gardenia erinnert zu Beginn an grüne Zweige und junge Knospen und ein wenig an frisch geschnittenes Gras. Diese erste Frische ist sehr sanft, nicht zitronig-frisch, sondern eher tautropfen-frisch. Ich muss an zarte Pfirsichhaut und das Gefühl, wenn man mit den Fingern über sie streift, denken. Diese grün-frischen Assoziationen klingen nach einigen Minuten ab und es entfaltet sich eine liebliche Blumigkeit. Ohne zu wissen wie Gardenie aussieht, habe ich mir zarte Blütenblätter in weiss, lachs und rosé vorgestellt (Gardenie ist weiss). Rose, Moschus und Vanille schimmern nun durch und bilden mit den hellen Blüten den abschliessenden Dufteindruck. Auch die Assoziation mit einer milchig-leichten Lotion kommt jetzt auf, womit sich auch eine Auffälligkeit in der Intensität (nicht Haltbarkeit) widerspiegelt: Cruel Gardenia fährt von der Kopf-, über die Herz-, bis zur Basisnote mit angezogener Handbremse, ich denke das nennt man dann wohl körpernah.

Dieser Duft ist ein Schmeichler, fein, dezent und zurückhaltend. Ein Duft, für den man nicht in Stimmung sein muss, weil er auf unkomplizierte Weise gut ist. Für mich ein absoluter Wohlfühlduft, er hat sogar etwas kuschliges (durch die Pfirsichhaut und den Charakter von Lotion). Das einzige was an dieser Gardenie cruel ist, sind die 283CHF (oder 170€), welche man für sie hinblättern muss, ansonsten aber überzeugt und begeistert das leise, cremig-leichte Blütenbouquet auf ganzer Linie.
7 Antworten
Blanche vor 13 Jahren 40 15
10
Haltbarkeit
9
Duft
Mit Schirm, Charme und Cuir Beluga
Auf Cuir Beluga wurde ich durch Duftstick aufmerksam und von Ghislaine (Vielen Dank!!) habe ich ein Pröbchen dieses tollen Sucht- und Duftstoffes bekommen. Cuir Beluga ist Teil der bis jetzt siebenteiligen L'Art et la Matière Kollektion. Verschiedene berühmte Parfumeure haben sich einen Duftstoff (Matière) ausgesucht, um welchen herum sie ein Parfum kreiert haben (Art). Olivier Polge hat sich für seine Kreation auf Leder, in diesem Falle Wildleder konzentriert. Ganz objektiv betrachtet ist das in die Hose gegangen, aber lässt man diese Tatsache aussen vor, dann steht man einem Wahnsinnsduft gegenüber.

Heute war also Cuir Beluga Testtag. Ich entschied mich, nachdem ich den Duft grosszügig aufgetragen hatte, meine schwarzen Lackleder-Budapester in die Bibliothek auszuführen, dazu Skinnyjeans. Obenrum hätte ich einen Kartoffelsack tragen können, es wäre egal gewesen, denn diese Herrenschuhe machen mehr Lärm (=Aufmerksamkeit) als jedes Paar meiner untragbaren Monster-Heels. Ähnlich wie diese Schuhe nehme ich auch Cuir Beluga wahr und auf zwei Worte reduziert ist das: androgyne Eleganz! Während des ganzen Tages schnupperte ich immer wieder an meinem Arm und plötzlich: Noch ein 2. Mal kam mir eine Assoziation des Duftes mit Mode in den Sinn, nämlich die letzte (aktuelle) Winterkollektion von Jean Paul Gaultier für Hermès. Inspiriert von der Kult-Serie Mit Schirm, Charme und Melone kreierte er einen Look, der definiert ist durch männliche Formen (klare, scharfe Linien) und Materialien (Leder) und weibliche Schnitte (Volumen). Der Herrenschirm wird mit Leopardenmuster ausgestattet, über den Mohair 2-Teiler wird die sportliche Lederweste und zu allem der Bowler-Hut getragen (http://linkshrink.de/19735/). Alles was diese Mode ausstrahlt, strahlt auch Cuir Beluga aus: Klarheit, Eleganz, Androgynität und – so formulierte es schon Duftstick – Luxus pur!

Cuir Beluga beginnt auf meiner Haut mit einer mandelartigen, cremigen Alkoholnote und entwickelt sich dann zu einer soften Vanille, die so fein wirkt, als wäre sie nicht auf die Haut gesprüht, sondern gehaucht. Der Duft ist samtig, cremig, weich, zurückhaltend erotisch und allem voran unheimlich elegant. Anhand der Duftnoten ist dieses Parfum für mich wirklich schwer zu fassen. Eindeutig ist aber, dass die Vanille sehr stark im Vordergrund steht und man das Leder fast vergebens sucht. Anstatt Leder, wie erwartet im Zentrum dieses Duftes zu finden, zieht es meiner Meinung nach im Hintergrund die Duftfäden. Es ist denke ich diese zarte, dezente Ledernote, die den Duft so speziell macht. Thema also doch nicht verfehlt? Bis jetzt konnte ich mich für den Inhaltsstoff Leder noch nie erwärmen, hier gelang jedoch eine sehr subtile und feine Umsetzung. Wer also vor Leder normalerweise zurückschreckt, darf sich an Cuir Beluga ohne Angst herantrauen. Lederfans hingegen werden wahrscheinlich eine Enttäuschung finden und aus ihrer Sicht wird diese Interpretation von Leder wohl misslungen erscheinen.

Dies ist die wohl eleganteste, androgynste Vanille, die ich bis jetzt kennen gelernt habe.
15 Antworten
Blanche vor 13 Jahren 9 4
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Kernige Knackigkeit
Um diesen Kommentar habe ich mich lange gedrückt: Der Duft ist toll, aber ich war uninspiriert. Eine sehr schlechte Kombination, die dieser Duft eigentlich so gar nicht verdient hat. Die liebe Igraine hat ihn mir vor einiger Zeit geschickt und der Parfumo-Langzeitleser weiss auch, dass „Red Vetyver“ mich während der Pipi-Panne mit „Ciel“ mehr als beruhigen konnte, ja, er hat mich sogar gerettet. Das plärrende Weib wurde im Angesicht dieses Kerls ganz still.

Wie Imel in seinem Kommentar festgehalten hat, finde auch ich die sehr präsente Grapefruit erfrischend und „kernig männlich“. Meine Haut sagt: Kein Pfeffer! Ich muss an Wörter denken wie: pur, frisch, knackig, robust, standhaft und strahlend. Dieses Parfum ist NICHT kuschlig, warm, weich, sinnlich, dunkel, mysthisch oder gar süss. (Vielleicht der Vollständigkeit halber: Terre d’Hermès kenne ich noch nicht).

Ich persönlich kann ihn mir für mich nicht vorstellen, sondern würde ihn lieber an meinem Freund riechen. Aus meiner Sicht ein ganz tolles Männerparfum (jung bis alt)! „Red Vetyver“ ist nichts für Womanizer, Sprüche-Baggerer und andere Teddybär-Prollos! Es ist das, was ich mir unter dem Wort männlich vorstelle und wie ich die Männer dieser Welt gerne riechen würde, nämlich umgeben von einer kühl-kernigen Brise, einem Hauch frostiger Coolness.
4 Antworten
Blanche vor 13 Jahren 20 7
10
Haltbarkeit
9
Duft
Violet Sweets
Ich war heute zum wiederholten Male beim Tom Ford Stand. Ich nehme an, dass sich die Verkäuferin mein Gesicht so langsam eingeprägt haben wird, weswegen es mir immer peinlicher wird, Black Violet immer wieder zu testen und immer wieder nicht zu kaufen. „Ich möchte noch gucken wie sich der auf der Haut entwickelt“ bringts nicht mehr und auch „Ich möchte ihn mir zu Weihnachten schenken lassen und wollte noch mal schnuppern“ ist wohl am 28. Dezember wenig glaubwürdig. Ich hatte Glück und sie musste ihren kleinen Stand in der Ecke verlassen. Ich schlängelte mich durch die Regale. Spritz Spritz (Hals links und rechts). Als ich sah wie sie wieder zurückkam, war ich schon längst in der Taschenabteilung verschwunden. Auf unerklärliche Weise – in mir steckt wenig Morticia Adams – passen Black Violet und ich wirklich sehr gut zusammen. Letzte Woche dann die Frage an die Verkäuferin: Welcher gefällt Ihnen an mir besser? Sie roch Black Violet (dunkler Duft) und Champaca Absolute (heller Duft) an meinen Unterarmen. Ihre Entscheidung war schnell und eindeutig: Black Violet.

Black Violet erinnert mich an Cigarillos und zwar „Sweets“ (mit Vanillearoma versetzt) von Dannemann. Und was Cigarillos mit Frauen machen, das macht auch Black Violet mit ihnen. Bei anzünden/auftragen verbessert sich automatisch die Haltung, der krumme Rücken von vorher wird einem auf einmal ganz bewusst. Man ist ganz plötzlich viel selbstbewusster und beim falschen Diskussionspartner sicherlich fast schon etwas biestig. Black Violet ist dunkel, voll, rund und samtig, aber er hat auch etwas strenges, gradliniges. Auf meiner Haut wirkt er sehr feminin. Wenig Zitrusnoten und gar keine Früchte, dafür viel Veilchen und – so scheint es – zarte Hölzer. Black Violet empfinde ich angenehmer und nicht so schreihalsig wie Tobacco Vanille oder Noir de Noir. Diese beiden sind für meinen Geschmack zu laut, an mir empfinde ich sie aufdringlich und unpassend. Black Violet ist gedämpfter, weicher, die perfekte Dosis von Dunkelheit und Mysthik für mich als hellen Typ. Deswegen trat auch erst hier die Erinnerung an die Sweets - für mich ein absoluter Genussmoment - hervor und nicht beim Testen von Tobacco Vanille.

Dieses Veilchen ist wirklich schwarz und es raucht Cigarillos.
7 Antworten
6 - 10 von 82