CdG

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1 - 5 von 39
CdG vor 13 Jahren 15 3
10
Haltbarkeit
4
Duft
Bösartiger Moschus
Mich überrascht die Natürlichkeit der Moschusnote in MKK. Sie ist ungewöhnlich, sehr ungewöhnlich sogar! Es gibt süßen Moschus, pudrigen und ölig riechenden Moschus, fruchtigen und nussigen oder auch milchigen und blumigen … und es gibt „Muscs Koublaï Khän“ – oder auch den schweißigen Moschus, wie ich ihn treffender nennen würde.

Ja, es ist schon ein sonderbares Parfüm, dieses unaussprechliche MKK, um nicht zu sagen ein sehr männliches und fast schon bösartig viriles! Ich kann es mir hervorragend an einem Mongolenfürsten vorstellen, der gerade zu einem Rachefeldzug gegen rebellierende Prinzen bläst. … Aber an mir? Nein. Ich mag MKK nicht sonderlich, es riecht mir zu „unsauber“ und verschwitzt. Dieser leicht an Schweiß und Urin erinnernde Nebengeruch kommt vermutlich der Intimregion eines mongolischen Taxifahrers nach acht Stunden Schicht am nächsten, aber nicht einem Parfüm, dass ich mehrere Stunden an mir riechen möchte.

Technisch gesehen ist MKK jedenfalls ein hochqualitatives Eau (wie so ziemlich alle Sheldrake-Düfte), inhaltlich – zumindest für meine Nase – eine gernzwertige Angelegenheit. MKK wäre für mich ein glanzvoller und aufregender Moschusduft, wäre da nicht die bereits angesprochene Schweiß-Urin-Note.

Aber vielleicht habe ich auch einfach nicht die richtige Einstellung für ein so krasses, ungewöhnliches und „natürliches“ Parfüm. Wer weiß?
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CdG vor 13 Jahren 13 3
5
Haltbarkeit
6
Duft
Besoffenes Timbuktu
„Sequoia“ beginnt mit einem alkoholisch-süßen Auftakt, der mich spontan an Waldbeerenlikör erinnert. Zügig wandelt sich die Kopfnote in ein Herz aus Rum und Hölzern, in dem floral-balsamische und bittersüße Untertöne anklingen. Diese leicht dissonante und unkonventionelle Mischung ruht auf einer Basis, in der sich u. a. Opoponax und Adlerholz (Oud) erahnen lassen.

Wenn man sich die einzelnen Kreationen von Bertrand Duchaufour einmal genauer unter die Nase hält, fallen einem insbesondere bei früheren Kompositionen zwei Umstände auf: Zum einen scheint Duchafour eine Vorliebe für exotische Blüten und Hölzer zu haben – im Falle von „Timbuktu“ und „Sequoia“ ist es Karo-Karoundé –, zum anderen stechen seine Düfte oftmals sprichwörtlich durch eine „olfaktorische Spitze“ hervor. Anders ausgedrückt findet sich in vielen seiner Eaux eine Komponente, die man sehr prägnant herausriechen kann.

In „Sequoia“ ist jene Spitze eine süßlich-alkoholische Rumnote, die ich meine auch im acht Jahre später kreierten „Vanille Absolument“ (L’Artisan Parfumeur) wiederentdeckt zu haben. Fast bin ich versucht, hier von einer Rumfahne zu sprechen, da sie gut zwei Drittels des gesamten Duftablaufs alles andere hartnäckig überlagert. Und leider ist es just diese Duftkomponente, die mich an „Sequoia“ stört. Würde sie fehlen, wäre das, was übrig bliebe, eine Art unfertiges „Timbuktu“. Ohne dies wertend zu meinen, scheint es mir ohnehin so, als würde „Sequoia“ sich gut in die Riege der Düfte von L’Artisan Parfumeur einreihen.

Obwohl ich bislang noch nicht die Gelegenheit hatte, den Duft von kalifornischem Rotholz zu riechen, ist mir bekannt, dass der Mammutbaum zu den Nadelhölzern gezählt wird. Eingedenk dessen hätte ich von „Sequoia“ deutlich mehr ätherische Holznoten und dafür weniger der beerig-süßen Rumfahne eines Holzfällers erwartet, der sich am Zypressengewächs mit seiner Axt zu schaffen macht.

Doch wie dem auch sei: Im letzten Drittel des Duftablaufs entfaltet „Sequoia“ seine eigentliche Schönheit – bedauerlicherweise ein wenig zu spät wie ich finde. Gerne wäre ich von Duchafours Rotholzinterpretation deutlich mehr begeistert. Trotzdem möchte ich die deutlich erkennbare handwerkliche Qualität dieses Dufts nicht unerwähnt lassen.

Die Verwendung von Karo-Karoundé in Parfüms und Kosmetik wurde übrigens zwischenzeitlich von der IFRA und der EU wegen des hohen Anteils an (giftigem!) Benzylcyanid untersagt. Ob sich dieser Umstand auch auf die Verfügbarkeit von „Sequoia“, „Timbuktu“ und anderen Karo-Karoundé-haltigen Parfüms wie „Pleasures“ (Estée Lauder) und „Shaal Nur“ (Etro) auswirkt, bleibt abzuwarten. Zur Not muss eben wie sooft reformuliert werden, was ich im Falle von „Sequoia“ gar nicht mal so bedauerlich fände. ;)
3 Antworten
CdG vor 13 Jahren 11 4
10
Haltbarkeit
9
Duft
Die weibliche Seite von „Rien“
Eindeutig Antoine Lie und eindeutig ein verbessertes „Rien“ (ELDO), diesmal allerdings ohne „Kabelbrand-Akkord“ und ausgesprochen feminin.

„Daphne“ ist sinnlich, schwer und pudrig – Weiblichkeit pur, ein vanilliger Orientale vom Kaliber eines Shalimar, würzig, samtig und dicht… Ich kann mein Handgelenk schon gar nicht mehr von der Nase wegnehmen! Der verwendete Vanille-Basisakkord ist eine wahre Schau!

Nichts für harte Jungs und nichts für heiße Tage.

This is good stuff! – Meiner Meinung nach das beste Parfüm, das Lie bisher kreiert hat.
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CdG vor 13 Jahren 5
5
Haltbarkeit
4
Duft
Holziger Parkrempler
Marc Jacobs’ aktueller Herrenduft beginn frisch, ein wenig grün, pfeffrig und holzig – dabei allerdings eher schüchtern als vorlaut. Insofern täuschen der lautmalerische Name und der zerknautschte Flakon eindeutig falsche Tatsachen vor – jedenfalls hatte ich mir da deutlich mehr erwartet!

Nach dem passablen, wenn auch nicht gerade bemerkenswerten Intro bleib Bang den gesamten Duftablauf hinweg holzig – und zwar in ziemlich monotoner Art und Weise: Bang ist Holz mit einer Spur Holz und Holz. Die übrigen Noten (überwiegend modrig-moosiges „Keller“-Patschuli) klingen nur äußerst flüchtig an. Im Abgang schließlich wird Bang dann etwas weniger holzig und verklingt schließlich auf einer dünnholzigen Basis aus… äh… Holz. Dass es sich dabei stets um das gleiche Holz handelt und dieses auch noch dünn wie Modellbau-Balsa ist, finde ich bedauernswert … und langweilig! An sich mag ich ja transparente Düfte, aber durch Bang kann man gerade zu hindurch schauen.

In den ersten fünf Minuten sind nicht zu leugnende Parallelen zu Wonderwood vorhanden. Allerdings weiß ich nicht, ob Antoine Lie und Ann Gottlieb nur rein zufällig dieselbe Idee hatten, oder wissentlich von einander abgekupfert hatten. Immerhin sind Kopfnoten ja das eigentliche Verkaufsargument für den weniger versierten Parfümkäufer. Wie dem auch sei, Wonderwood ist jedenfalls besser umgesetzt, hundertfach dichter und wesentlich sinnlicher. Obendrein hält es länger.

Bang wiederum ist weder ein olfaktorischer Auffahrunfall, noch der erhoffte Knaller. Vielmehr ist Bang ein Parkrempler – und zwar einer von der Sorte, bei dem man aussteigen und zweimal hinsehen muss, ob überhaupt etwas passiert ist.

Was man Bang jedoch zugute halten muss, ist die Tatsache, dass der Welt kein weiteres Allerwelts-Holz-Ambra-Blabla beschert wurde; hiervon haben wir nämlich bereits deutlich zu viele.

Hm, sollte ich am Ende sogar noch dankbar sein?
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CdG vor 13 Jahren 10 2
7.5
Haltbarkeit
5
Duft
Ein Duftzwitter mit Fönfrisur und hochgerollten Anzugärmeln
Für meine Nase riecht „Jaguar for Men“ wie ein halbherzig zusammengepanschtes Chypre-Fougère-Crossover – fast so, als habe man „CK One“ und „Irisch Moos“ in einer dunklen Seitenstraße New Yorks in flagranti beim Rummachen erwischt. Es musste schnell gehen und keiner durfte es mitbekommen… typisch Achtziger halt. :)

In der fruchtigen Kopfnote ist „Jaguar for Men“ eher jung (fast schon weiblich!) und irgendwie auch ein wenig künstlich. Zum Drydown hin wird das Wasser von Minute zu Minute „männlicher“ und erinnert mit seinem animalisch-moosigen Grundakkord an Rasierseife … auch irgendwie typisch Achtziger.

Sowohl mein Vater als auch mein Bruder tragen und lieben diesen Duft schon seit vielen Jahren – und irrwitzigerweise riecht er sogar sehr gut an beiden! An mir wiederum muss ich das Zeug nicht haben.

Die Haftung auf der Haut ist okay, der Preis – so man es noch bekommt – ebenso (ca. 20 €/100 ml).
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