Duftbetty

Duftbetty

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11 - 14 von 14
Duftbetty vor 12 Jahren 22 16
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
5
Duft
Es ist kompliziert
Beziehungsstatus: Es ist kompliziert. Das sagt man ja immer so, wenn es nicht läuft. Doch man muss ja fairerweise zugeben, was für den einen nicht funktioniert, ist für den anderen ideal. Dennoch kann man SCENT von Costume National nicht einfach so sorglos weiterempfehlen und anderen viel Glück mit ihm wünschen. Nicht etwa, weil es ein schlechter Duft ist, sondern weil ich, je mehr ich mich mit diesem Duft beschäftige und ich habe mich in den letzten Wochen sehr intensiv mit ihm beschäftigt, glaube, dass er s t i m m u n g s v e r s t ä r k e n d wirkt.

Es bleibt also nur ein Ratschlag: Hört nicht darauf, was die anderen zu diesem Duft denken, ob sie ihn gut oder schlecht finden; probiert ihn selbst aus! Anders geht es hier leider nicht.

Mein Problem mit SCENT INTENSE ist, dass ich mich an manchen Tagen geradezu luxuriös umhüllt fühle: Eine fruchtige Aura frischer Beeren erhellen mein Gemüt, eine leichte pfeffrige Brise peppt mich auf, zarte Jasminbüten umschmeicheln mich, süßes Holz betört meine Sinne (und die der anderen um mich herum) und eine kalte Ambernote geben mir Stärke. I feel sophisticated in those moments.
An anderen Tagen aber hoffe ich, dass der Duft schnell verfliegt. (Was er leider nicht tut, denn er ist sehr beständig.) Da riecht er wie der Hagebuttentee aus den tausendmal maschinengespülten Plastikbechern eines Landschulheims, da kippt die anschmiegsame Jasmin-Essenz ins feuchte Odeur eines Teeaufgusses, da wirkt der Amber nicht kalt, klar und steinern sondern muffig wie in einer Grotte.
Das Fatale ist: Ausgerechnet dann, wenn man sich den glamourösen SCENT-INTENSE-Effekt erhofft, sich damit aufpushen und kräftigen will, landet man im modrigen Keller der Tatsachen. Das ist auch der Grund, warum ich annehme, dass der Duft stimmungsverstärkend ist. Denn den Glamour-und-Ego-Kick sehnt man sich ja genau dann herbei, wenn die Laune nicht ganz so toll ist.

Eine weitere Schwierigkeit ist: Obwohl der Duft nicht gerade auf einer komplizierten, meisterlichen Pyramide aufbaut, sondern eher mit wenigen einander widersprechenden Komponenten arbeitet, sind diese schwer zu identifizieren, da sie – wie oben beschrieben – changieren. Mal ist es ein sehr einnehmendes warm gegen kalt, mal ein unausgewogenes fruchtig gegen feucht, und die Einzelarmomen bleiben unklar. Es dauert lange bis man zumindest einige von ihnen erkennt.

Es bleibt festzuhalten: Man geht mit SCENT INTENSE auf jeden Fall eine Beziehung ein. Nur ist diese eben – kompliziert.
16 Antworten
Duftbetty vor 12 Jahren 10 7
2
Duft
Asbach Uralt
Als Patchouli-Afficionada war ich ganz wild auf diesen Duft, da er seit zirka 1450 produziert wird, und damit sozusagen die Mutter aller Patchoulidüfte ist. Bei einem Besuch in Florenz bei Santa Maria Novella habe ich also nicht lange gezögert, und die Flasche einpacken lassen, ohne vorher getestet zu haben.

Oje, hätte ich doch mal machen sollen. Denn wie sagt man so schön: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.

Denn als ich die Flasche dann zu Hause gierig öffnete, haute mich eine ätzende Alkoholfahne um. Aber nicht so spritzig streng, sondern eher so altherrenhaft wie in einer Eckkneipe. Cognac? Zu teuer. Wodka? Zu klar. Asbach Uralt? Asbach Uralt! Das ganz untermalt von erdigem Patchouli-Odeur und frei von balsamischen und gar süßlichen Noten. Diese ganze ölig Umschmeichelnde, was wir von heutigen Patchouli-Kompositonen kennen, fehlt. Es ist hart, direkt, unverblümt. Ein K.O.-Schlag.
Ich habe das Wasser dann aus meiner Sammlung aussortiert und es einer ursprünglichen Bestimmung (siehe mein Kommentar zu meinem Lieblings-Patchouli von PROFUMUM ROMA) zugeführt und in den Kleiderschrank gestellt.

Dort killt es jetzt nicht meine Geruchsnerven sondern die Motten.
7 Antworten
Duftbetty vor 12 Jahren 23 7
5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Meine erste Liebe
Patchouli ist meine erste Parfumliebe. Ich hatte den Vorteil, dass die beste Freundin meiner Mutter Stewardess war und damals immer Neu Dehli anflog. Sie brachte mir immer kitschig goldene Flakons mit einer klebrig-dunklen Masse mit – und lachte mich schallend aus: „Dort benutzen die das als Mottenmittel.“

Später habe ich durch anderweitige Recherchen erfahren, dass die Seiden- und Tuchwaren, die im 15. Jahrhundert aus dem Orient nach Europa geliefert wurden, tatsächlich mit Patchouli imprägniert gewesen waren, eben um die kostbare Fracht vor Ungeziefer zu schützen. Im Okzident verbannt man folglich mit dem Geruch eine Kostbarkeit und die Damen der Gesellschaft wollten dieses Parfum nun ebenfalls tragen. Deshalb sind die Parfumeure in Italien, wo die Handelwege aus dem Orient endeten, führend in der Verarbeitung von Patchouli. „Santa Maria Novella“ aus Florenz produzieren seit zirka 1450.

Ich roch also – wie die Renaissancedamen – nach nichts geringerem als nach Mottenmittel. Und manchmal, wenn man an einem dieser Öle riecht, die auf Flohmärkten und in Hippie-Shops angeboten werden, ätzt einem der beizende Ersteindruck in der Nase und man hat wirklich das Gefühl, dass alles um einen umfällt – und zwar nicht nur die Motten.

Ich hatte also durchaus meine Schwierigkeiten stolze 160 Euro für ein Mottenmittel auf den Tresen zu legen, als ich mich für PROFVMVM ROMAS Patchouli-Variante begeisterte. Ich habe es dennoch getan, alte Liebe rostet bekannterweise ja nicht. Und in diesem Falle eben mit recht: Schon wenn man den Flakon öffnet, umarmt einen eine warme Sandelholznote. Es folgt ein Schleier aus Amber und eine cremig-weiche Bitterschokoladen-Kaskarde – wie bei diesen Schokobrunnen, die man in letzter Zeit auf Nachtischbüffets vorfindet. Manchmal dringt etwas Vanille hervor, ein kleiner Hauch, eher ein Wink, Zimt vielleicht. Doch die Süße wird durch herbe Röststoffe untermalt. Geröstete Schokosplitter? Schon möglich. Und das Duftgebilde thront auf einem soliden Sockel erdigem Patchouli-Aroma, das noch lange anhält.

Absolut königlich, da werden auch die Motten süchtig.

Es ist m.E. – und entgegen der Meinung meines Vorredners – gerade und unbedingt für die warme Jahreszeit sehr gut geeignet. Denn all diejenigen Düfte, wie Weihrauch, Zimt, Anis, Patchouli, Sandel, Vanille, Amber etc., die wir mit der kalten Jahreszeit und Weihnachtsleckerein verbinden, stammen ja ursprünglich aus dem Orient, wo die Sonne intensiv scheint. Bei meinen Asienreisen konnte ich diese Erfahrung machen, dass diese Aromen sich bei Hitze und auch hoher Luftfeuchtigkeit ausgesprochen angenehm entwickeln.

Seitdem bin ich total enthemmt: Patchouli und noch andere Duftbomben verwende ich auch und unbedingt im Sommer. Gerade, wenn es besonders heiß ist. Und siehe da. Ich werde umschwärmt. Wie Motten das Licht?
7 Antworten
Duftbetty vor 12 Jahren 17 8
10
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Ein echter Flaschengeist. Ein guter Geist noch dazu.
Man soll ja nicht an der Flasche riechen. Aber wer hält sich schon dran, wenn er auf einen Duft gestoßen ist, den er an einer Freundin gerochen hat und nun unbedingt selbst haben muss. So beginnt die Geschichte zwischen Luctor & Emergo und mir. Ich hatte schon vor längerer Zeit eine Probe geschenkt bekommen, sie aber ignoriert, weil die Hauptkäufe erstmal getragen und aufgebraucht werden mussten. Dann war eben das Treffen mit der Freundin, die so wunderbar ausgleichend sanft roch (dabei ist sie schon ein ziemlich aggressives Weib, was ich positiv meine. Sie kann sich halt durchsetzen).

Zu Haus durchwühlte ich meine Proben und siehe da: Treffer! Packung auf, Deckel ab, Nase dran und – peng! – ein olfaktorischer Knock-Out. Chemisch, nicht einschätzbar, etwas gummihaft. Nichts schönes. Ich habe lange überlegt, woher ich diesen Geruch kenne, erst nach einer Weile wurde mir klar: Es ist Radiergummi!

Kennt ihr vielleicht noch? Aus der Schule? Also so ’was will man ja nicht in einem Parfum haben. Und dann noch dieser Flakon, der nach Chemiebaukasten aussieht. Ich war echt bedient und schwer enttäuscht – nicht nur, weil es an meiner Freundin so angenehm und bei mir nur so chemisch-plastilinhaft, sondern eben auch mit all den unangenehmen Erinnerungen verbunden wird. Radiergummies haben ja nicht nur mit Schule zu tun (gute Erinnerung) sondern vorwiegend mit Fehlern (schlechte Erinnerung). Man will nicht daran denken, dass man mal Legasthenikerin war. Nicht jetzt, wenn man erwachsen ist, gerne schreibt.

Aber während ich mich so aufrege, entwickelt sich auch meine Haut jener sanfte Unterton. Er schleicht sich an, man hört ihn nicht, er greift aber nicht nach einen, sondern küsst einen her wach. Wie Dornröschen, das aus dem Schlaf erweckt wird. Marzipan, Mandelblüte, Mandel, gebrannte Mandel, Vanille, weiche Hölzer (Teak?), Tonkabohne und als Säure ein Schuss Kirsche und Kirschblüte. Dann etwas Sandel sowie eine Spur einer Ahnung eines Hauchs Weihrauch. Es ist cremig weich, warm, einladend, sanft, und unfassbar ausgleichend. Es wirkt auf das Gemüt, bringt einen in die Balance und das hat so seinen positiven Effekt. Man könnte wegen seiner vielfältischen Nasch-Aromen meinen, es sei ein Gourmant. Aber das ist es nicht. Es ist eher orientalisch und holzig.

Ein echter Flaschengeist! Ein guter Geist dazu.
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