Esclarmonde

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Rezensionen
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6 - 10 von 37
Esclarmonde vor 11 Jahren 20 10
5
Flakon
7
Duft
Ein Stück Duftgeschichte
Liest man Parfumrezensionen von internationalen Autoren, so begegnet des Öfteren das Prädikat „french“ für Düfte. (z.B. ein enthusisatisches „Oh my god, this is SO french!“) Die Herkunft eines Duftes aus Frankreich ist anscheinend immer noch in den Augen Vieler ein Qualitätsmerkmal. Es herrscht die romantische Vorstellung, dass Raffinesse, Haute Parfumerie, der letzte Schrei schlechthin nach wie vor aus unserem schönen Nachbarland kommt. Ist ja auch ein charmanter Gedanke: man möchte doch gern von einem Duft- und Modewunderland träumen und geht doch so gerne in die Pariser Geschäfte der Hersteller, um die volle Ladung Flair zu erhaschen.

Aber zurück zum Prädikat „französisch“: Genau diesem wollten große amerikanische Kosmetik- und Dufthäuser wie Elizabeth Arden oder vor allem Estee Lauder den Kampf ansagen. Sie haben den amerikanischen Duftmarkt schon früh im 20. Jh. vom europäischen emanzipiert, haben einen eigenen Stil entwickelt und den Landsfrauen inländische Luxusprodukte präsentiert. Noch etwas früher, im Jahr 1943 launchte in diesem Geiste der Hersteller Evyan White Shoulders, und betonte dabei den Ursprung und die Herstellung dieses Duftes als ausschließlich amerikanisch. Amerika war in den 2. Weltkrieg verwickelt, Patriotismus wurde groß geschrieben. Man wollte der legendären französischen Raffinesse und der Fama, die diese Düfte umwehte, etwas Eigenes entgegensetzen. Und man tat es unter dem Motto: „The bigger, the better!“, zumindest im Fall von White Shoulders: denn dies ist wirklich ein großes, weißes Bouquet! Der Hersteller Evyan New York, der eine ganze Reihe an Düften verkaufte, wurde mittlerweile aufgelöst und zumindest die Formel für White Shoulders wurde an einen anderen Hersteller, nämlich Elizabeth Arden, verkauft.

Leider ist mir bisher keine Vintage-Version untergekommen, ich habe kürzlich die heute zum Verkauf angebotene EdP-Version, die im Hause Arden hergestellt wird, erworben.
Ich liebe die großen, weißen Blüten. In White Shoulders wurde nun alles vereint, was das weiße-Blüten-Herz begehrt: Jasmin, Flieder, Tuberose, Gardenie, Maiglöckchen, Lilie und Orangenblüte. White Shoulders ist in den USA nach allem, was ich so gelesen habe, einer DER klassischen Düfte: scheinbar jeder hat zumindest eine Oma, Tante oder Mutter, die es einmal benutzt hat. Laut diesen Berichten scheint die heute verkaufte Version auch etwas verändert zu sein. Die Umsetzung des weißen Bouquets in White Shoulders fühlt sich für mich dennoch sehr oldschool an: ein seifiger Hauch von Aldehyden geht einem tuberosen- jasmin- und gardenienlastigen Herzen voran. Ich mag eigentlich keine Aldehyde, aber hier sind sie wirklich ganz fein und erzeugen dieses seifige Retrofeeling. Gerade die Tuberose und der Jasmin kommen im Herzen übrigens toll heraus. Im weiteren Verlauf erkenne ich weiche Fliedernoten, ein wenig Frische der Maiglöckchen und einen würzigen Anhauch, den ich der Orangenblüten zuschreiben würde.

Tatsächlich entwickelt sich White Shoulders auf meiner Haut etwas seifiger als auf Textilien, daher bin ich dazu übergegangen, meinen Schal oder meine Kleidung zu besprühen. Auf Textilien ist die Haltbarkeit mit ca. 6 h auch ganz ordentlich.

White Shoulders hat etwas Mütterlich-Weibliches, etwas Vertrauenserweckendes. Sexy finde ich den Duft überhaupt nicht, er hat für mich nichts Laszives. Ich würde ihn eher als sauber, freundlich, aber auch: klassisch, elegant, erwachsen und im Duftverständnis unserer Zeit als außergewöhnlich beschreiben. Er hält keine Patchouli-Orgie, keine schwere Süße bereit, dennoch Romantik, die aber Tageslicht verträgt und somit täglich tragbar ist. Die große Geste, zu der dieser Duft neigt, hat etwas vom alten Hollywood-Glamour, etwas Dramatisches, aber dennoch Liebliches.

Ein Stück Duftgeschichte für jeden Tag!
10 Antworten
Esclarmonde vor 11 Jahren 14 5
5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
7
Duft
O Du selige zimtwürzduftige Holzigkeit
Aus der Reihe der Düfte von Jennifer Lopez kenne ich sonst nur den Klassiker Glow. Ich habe gelesen, dass Glowing die Fortentwicklung zu diesem Erstling ist. Allerdings empfinde ich Glowing als völlig andersartig. In einem Interview mit Frau Lopez erzählt sie, dass sie seifige, saubere Düfte mag. Dazu passt Glow ja in jedem Fall: sehr sauber, sehr hell. Und ein wenig seifig, was ich nicht mag, drum hatte Glow keine Chance bei mir. Glowing sei nun dunkler, sie nennt es „new-yorky“. Hmm. Also, dunkler kann ich bestätigen, aber in Unkenntnis der Metropole am Atlantik muss ich bei letzterem Adjektiv passen.

Gleich zu Beginn startet Glowing warm, freundlich und würzig. Der Auftakt beinhaltet fruchtige Noten, die einen orangigen Touch haben, ich tippe vor allem mal auf die Mandarine. Weiter geht es blumig mit Orangenblüte und einer zimtigen Note. Die Zimtigkeit rührt von der Cassiablüte her, die aufgrund ihres Duftes auch Zimtblüte genannt wird. Dies gibt dem Ganzen eine leckere, würzig-gourmandige Note. Zeitweise klingt eine leichte kokosartige Note an, so dass mich Glowing ein wenig an Estee Lauders Sensuous Nude erinnert. Diese Phase im Duftverlauf dauert einige Zeit an, danach wandelt sich Glowing in eine für meine Nase wirklich wunderschöne Holzigkeit, die ich so sonst nur von L`Heure bleue kenne! Seifig wird Glowing zu keiner Zeit.

In den USA wurde der Duft im Frühling gelauncht. Nun versuche ich, mir den Duft bei wärmeren Temperaturen vorzustellen und muss sagen, dass ich unsere momentane spätherbstlich-winterliche Jahreszeit eigentlich passender finde. Ob und wann ich den Duft im Frühjahr und Sommer tragen werde, wird sich zeigen…

Glowing besitzt eine gute Haltbarkeit und entwickelt eine dezente aber bemerkbare Sillage. Ich trage ihn zur Zeit im Lesesaal und im Büro weil der Duft ein freundschaftliches Zusammenleben mit Kollegen und Mitmenschen definitiv erlaubt. Und ich kann ihn mir durchaus auch als unisex-Modell vorstellen, für Herren, die gerne auch Gourmandiges und Würziges mögen.

Den Namen „Glowing“ finde ich schön, aber nicht unbedingt sehr zutreffend: An etwas Glühendes denke ich eigentlich nicht, wenn der Duft auch definitiv etwas Warmes ausstrahlt.

Zur Verpackung sei noch gesagt, dass die 50 und 75ml-Flakons nach dem Betätigen des Sprühkopfes kurz blau aufleuchten (siehe oben). In der Parfümerie habe ich den 50ml-Flakon in der Hand gehabt. Das Leuchten finde ich fast ein wenig albern, aber Jüngere mögen diesen Effekt ja vielleicht. Auf der anderen Seite ist dies ja vielleicht auch praktisch: bei Stromausfällen, im Zelturlaub oder auch im Stadion beim nächsten Konzert, da könnte man damit auf das blöde Feuerzeug verzichten und verbrennt sich nicht die Finger. Oder man kann bei Unfällen im unwegsamen Gelände damit Rettungshubschrauber einweisen.

Aber lassen wir die Verpackung beiseite: Den Inhalt des Flakons mag ich auf jeden Fall!
5 Antworten
Esclarmonde vor 12 Jahren 16 8
5
Flakon
7
Duft
Rosenfrisch
Liebe Brüder und Schwestern im Duft. Der Reformulierungswahnsinn greift allerorten um sich. (Die Gemeinde seufzt). Unlängst ereilte dieses Schicksal unsere Mitschwester Evelyn Rose, die in ihrer alten Form nun von uns gegangen ist.

Soweit die schlechten Neuigkeiten. Ich konnte vor zwei Tagen an Evelyns Roses Reinkarnation schnuppern und muss sagen: Frohlocket! Was für ein lieblicher, frischer Rosenduft! Freilich eher für diejenigen unter uns, die lieber an eine zarte Heckenrose im elterlichen Garten denken möchten als jene, denen es nach der sexy verruchten, finsteren blutroten Rose gelüstet. Dafür ist diese Rosenversion aber absolut freundlich und alltagstauglich.

Das Verrückte für mich persönlich daran ist, dass ich seit einem (dämlichen) Zusammenstoß mit Rosenduft in meiner frühen Jugend keinen Rosenduft ertrage… ertrug, bis jetzt. Und die Geschichte dazu geht so: ich (dumm, 12 Jahre alt) hatte kürzlich eine Duftlampe für Öle erhalten. Wir duften im Internat aber keine Kerzen anzünden. Also habe ich (wie gesagt: dumm) das pure Rosenöl, das ich zur Lampe hatte, eben auf den Heizkörper geträufelt. Ich wollte eben schon früh im Leben, dass alles dufte ist!!! So. Das Ergebnis war 1. Ärger mit Schwester Hildegard, unserer Erzieherin und 2. Die erste Kopfschmerzattacke meines Lebens. Uaaaaa…

Vielleicht kann der eine oder andere mein Erstaunen nun nachvollziehen, nach all den Jahren einer Rose zu begegnen, die mich nicht gleich in die Flucht schlägt!
Die Pyramide liest sich so dürftig und lahm, aber ich kann Euch das Testen nur ans Herz legen, es handelt sich um eine lebendige, frische, grüne, fröhliche Rose, die auch eine gute Haltbarkeit aufweist.

Man möchte nach draußen rennen und die Welt umarmen, schaukeln, den Nachbarshund jagen und auf Bäume klettern. Oder – etwas damenhafter - drin bleiben und daran zurück denken, als man all das noch getan hat. Lächelnd.
8 Antworten
Esclarmonde vor 12 Jahren 21 6
5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
7
Duft
Strategien des Homo civitatis odoratus
Eine italienische Stadt im Hochsommer: man beginnt den Tag mit einem Espresso, beeilt sich dann, das Tagesgeschäft zu beginnen. Es wird heiß werden, in den Geschäften und Büros laufen die Ventilatoren im Dauerbetrieb.

Auf den Gängen trifft man Herren mit Schweißflecken unter den Armen, und in den Straßen sagenhaft schlecht gekleidete Touristen in Trekkingsandalen, die, mit Wasserflaschen gerüstet, einer Expedition gleich den Sehenswürdigkeiten zustreben.

Das Mittagessen fällt knapp aus, denn schon im Laufe des Vormittags klettert das Thermometer auf um die 30°C. Man hudelt zum Büro zurück, wissend: ab 14:00 sind die Kollegen entweder a) unerreichbar (weil völlig zurecht abgehauen) oder b) unbrauchbar (weil überhitzt).

Erfrischung! Der Homo civitatis (Stadtmensch) hat Strategien entwickelt, um zu überleben:
1. leichte Kleidung, hierzulande sogar in chic
2. Trinkwasserspender im Büro
3. besagte Ventilatoren, die bei zu nahem Aufenthalt jeglichen Versuch einer Frisur zunichte machen
4. Espresso, der macht munter und hilft, die Konzentration aufrecht zu erhalten
5. - und solche Strategien kennt hauptsächlich die Unterart Homo civitatis odoratus (parfumierter/parfumkundiger Stadtmensch): ein sommerliches Parfum, das über den Wahnsinn und die Unbarmherzigkeit der brennenden Straßenhitze, über den Ärger im Berufsverkehr bei 30°C plus und das Kleben am Bürostuhl hinweghilft!

Als solches Hilfsmittel wärmstens zu empfehlen ist Verde d` Arancia von Monotheme: zu grün, um in die pappige Fanta-Ecke abzurutschen, dennoch fruchtig und leicht.
Mein Bild dazu ist obige Stadt, man könnte auch an etwas Erholsameres denken, z.B. an eine wundervolle Küstenlandschaft in der sanften Meeresbrise. Oder eine italienische Insel. Aber dann käme der Erfrischungseffekt des Duftes nicht ausreichend zur Geltung.
6 Antworten
Esclarmonde vor 12 Jahren 10 4
5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Zitrischer Hauch für heiße Tage
Mit der Acque di Italia-Reihe hat man sich, der Blu mediterraneo-Linie gleich, zum Ziel gemacht, die unterschiedlichen Landschaften Italiens abzubilden. Und wie schön lassen sich so sonnenverwöhnte Gegenden wie die im Süden Italiens doch in Düften einfangen!

Bei Acque di Italia wurden Sizilien die Zitrusakkorde und Orangenblüten (Zagara = Blüten der Zitrusgewächse) gewidmet, die den Eindruck südlicher Hitze transportieren und an heißen Tagen einen angenehm frischen Hauch verbreiten sollen. Zudem enthält die Kreation etwas ausgesprochen Grünes, frisches, beinahe Kühles, wie es Zitronensorbet oder das Hellgrün eines frisch gebrochenen Zweigs verströmen.

Interessant finde ich, dass den Machern von Mandorlo di Sicilia bei Acqua di Parma zu Sizilien die Mandel und wohl auch die daraus erzeugten Dolci einfielen: auch eine schöne Idee, hatten sie Orange und Bergamotte doch schon anderen Landschaften zugesprochen. Mit der Wärme und dem südlichen Flair Siziliens allerdings würde ich eher etwas Leichtes verbinden, wie es mit Zagara di Sicilia kreiert wurde.

Die Haltbarkeit von Zagara ist für ein EdT ganz ordentlich – Hesperidienakkorde haben einfach eine gewisse Flüchtigkeit, dennoch bleibt der Duft einige Zeit bei mir, mit seinem unverschämten Grün und seiner Frische.

Ich trage ihn gerne ab 25°C aufwärts, auch wunderbar einzusetzen in Ermangelung eines Ventilators oder Pools auf dem Bürodach, er erfrischt und weckt die Lebensgeister, wo sonst nur ein Espresso und ein Dolci helfen würden!
4 Antworten
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