Fran

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Rezensionen
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1 - 5 von 253
Fran vor 10 Jahren 7
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Baddilooschen
Das war mein erster Gedanke: 1 A Bodylotion. Oder schicke Gesichtspflege. Oder schöne Handcreme. Auf jeden Fall dicke fette weiße Creme.
Sauber, rein, blumig, gepflegt, reichhaltig, umhüllend, schützend, strahlend.
Bei mir: kein vordergründiger Blumenduft. Altbaksch schon mal gar nicht. Ich bin verblüfft: so was Sauberes von Miss von Teese? Nix Burlesques weit und breit, stattdessen ein weiße frische sanfte Reinheit, in der hier und da ein paar zarte Blüten schwimmen. Aber weit von einem Blumenstrauß entfernt. Bzw. wenn Blumenstrauß, dann ist jede einzelne Blume von dieser weißen Creme übergossen. Die Lilie ist un-lilie-ig, der Flieder kaum zu erkennen, und die Iris sorgt nur für diese frisch-weiß-cremigen Momente statt wie sonst so oft für Rumgepudere.
Dabei ist die Durchschlagskraft erstaunlich: Madison Soirée ist eine ebenbürtige Lautstärkereferenz, wobei mir der Bond ja viel zu seifig-streng war. FleurTeese hingegen ist viel weicher und geschmeidiger, und dennoch mit Bestwerten in Sachen Haltbarkeit und Sillage.
Ein Creme-Kleinod für den superschmalen Geldbeutel. Und natürlich für die Saubär-Liste.
7 Antworten
Fran vor 11 Jahren 2
5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
7
Duft
Wasch mich aber mach mich nicht nass
Da hat die liebe Bee aber sowas von recht: wer weiß denn heute noch, wie reine Seife riecht? Wo doch mittlerweile alles beduftet und parfümiert ist und Joghurt-Multivitamin aus dem Seifenspender kommt. Ich bin nach wie vor ein treuer Fan von fester Seife und bitte auch in klassisch seifigen Duftrichtungen ohne viel Chichi.

Und da ist Pure Soap von Demeter natürlich der Modellathlet unter den Seifendüften, das Maß der Seifendinge. Hier ist nichts aber auch gar nichts anderes drin als reine Seife. Sauber, rein, weiß, kühl, frisch. Hier lenkt nichts ab: keine Blumen, kein Moschus, keine Aromen - keine Komplexität, keine Weichheit, keine Spannung.

Stattdessen volle Konzentration auf straighte Unaufgeregtheit. Dabei aber selbstbewusst: Pure Soap startet nicht unleise, tatsächlich ganz schön stechend. Die Seifenfrische prickelt in der Nase. Das wird zwar irgendwann etwas weicher, aber der pure Seifencharakter bleibt immer erhalten, sanft und pudrig gibt's hier nicht.

Ein bisschen erinnert mich Pure Soap an Clean, auch so ein unmittelbarer Sauberduft. Wobei die Demeter Seife noch einen Schritt weiter geht: die ist nicht nur sauber, sondern rein.
2 Antworten
Fran vor 11 Jahren 4
5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
7
Duft
Wie riecht denn Löwenzahn?
Natürlich grün, logo. Das Grün ist reichlich pflanzlich, angenehm krautig (will sagen: nicht schlimm krautig, sondern weich krautig), eine Spur bitter (wie der Saft, der aus dem Stengel tropft, wenn man dran rumreißt). Sehr Natur, sehr draußen, sehr Wiese, sehr Kaninchenfutter (Hasi, antanzen bitte!).

Aber der Löwenzahn wäre ja nicht Löwenzahn, wenn er nur aus dem grünen Stengel und den gezähnten Lanzenblättern bestehen würde. Der Löwenzahn hat ja auch noch die puschelige gelbe Blüte oben drauf. Und an die haben die von Demeter auch gedacht, als sie ihren Analoglöwenzahn zusammengerührt haben. Denn neben all der superpflanzlichen Grünheit ist auch noch ganz viel Blume mit dabei. Blume ohne besondere Duftrichtung, irgendwie wie Tagetes, die für mich auch einfach immer nur nach "Blume" riecht - ein bisschen bitter, ein bisschen seifig, ein bisschen dumpf, ein bisschen duftend.

Die pflanzliche Grünfrische und die gelbe Puschelblüte ergeben einen leicht bitter-spritzigen "Naturduft" (aus dem Chemielabor *räusper*), der gar nicht mal so schräg ist, weil er doch auf ein paar fluffig-weichen Pusteblumen daherkommt.
4 Antworten
Fran vor 11 Jahren 1
5
Flakon
0
Sillage
0
Haltbarkeit
4
Duft
Wie ich einmal der Drachenfrucht begegnete
Meine erste bewusste Begegnung mit einer Drachenfrucht hatte ich vor ein paar Jahren in Peking. Laue Sommernacht im Houhai Ausgehviertel, Terrassenplatz beim beliebten Hakka-Restaurant und eine sehr launige Gästerunde. Nach einem großartigen Dinner, wie immer sehr scharf, sehr würzig, sehr köstlich, hatten wir Lust auf was Süßes. Nun ist die chinesische Küche bekannt für viele tolle Sachen, jedoch nicht für eine besondere Dessertkultur. Ein chinesisches Essen endet mit heißer Suppe oder, wenn man immer noch nicht satt ist, mit Reis. Süßspeisen als Menüabschluss gibt es in der klassischen chinesischen Küche praktisch nicht.
Aber man kann ja trotzdem mal fragen. Also erkundigten wir uns bei der Bedienung nach einer Dessert-Empfehlung. Das Gespräch verlief wie zu erwarten erfolglos, da sie nichts zu empfehlen hatte (wieso wollen die Ausländer denn jetzt was Süßes...?). Aber so schnell geben wir ja nicht auf. Wir fragten nach der Karte, vielleicht würden wir dort trotzdem was Schönes finden. Chinesische Speisekarten sind ja oft mit Bildern der Gerichte ausgestattet, welch wundervolle Erfindung, geht meistens schneller als das mühselige Entziffern der Schriftzeichen.
Und bums hatten wir auch schon das perfekte Gericht gefunden: eine leuchtend himbeerrote Frucht mit saftigem weißen Fruchtfleisch mit lustigen schwarzen Punkten lachte uns an. Die ausgehöhlte Hälfte war dazu noch mit weiteren vielfältigen bunte Zutaten, in Würfel und Streifen geschnitten, gefüllt - perfekt! Ein saftiger kühler exotischer Fruchtsalat war genau das richtige nach diesem üppigen Dinner.
Wir bestellten und wunderten uns, dass die Bedienung bemerkte, das würde aber etwas länger dauern. Egal, neue Runde Bier, weiter sabbeln und auf die äußerst appetitliche Drachenfrucht warten.
Die kam nach einer gefühlten Ewigkeit - und dampfte. Sie war heiß, herzhaft und mächtig. Und entpuppte sich als gekochte Zutat für ein besonderes Seafood Gericht. Die lustigen Stücken waren diverse Meeresfrüchte mit Frühlingszwiebeln und anderem Gemüse. Alles extrem geschmacksneutral gegart und komplett unpassend: wir wollten süß frisch und kühl und wir bekamen herzhaft gekocht und dampfend. Und hatten überhaupt keinen Appetit auf dieses sicherlich sehr aufwändige und besondere Gericht. Wir stocherten ein bisschen drin rum, das meiste blieb leider liegen.

Ich war damals total perplex, dass die Drachenfrucht, die so exotisch und fruchtig aussah, nach überhaupt nichts geschmeckt hat. Ich hatte was Litschi-mäßiges erwartet, saftig und süß. Aber diese drollige Kakteenfrucht verliert ihr Aroma bei Erhitzung. Na super.

Und jetzt rollt mir der Demeterduft über den Weg und ich bin ein weiteres Mal verwundert: denn jetzt riecht die Drachenfrucht genau so, wie ich sie mir damals, als ich das Foto in der Speisekarte sah, vorgestellt hatte: intensiv fruchtig, mit einer süßlichen Säure, exotisch. Ein bisschen wie Maracuja, aber doch ein wenig anders. Ein bisschen quietschig, bonbonartig, intensiv. Dabei komplett ohne Sillage, Haltbarkeit und Raffinesse. Einmal die gemischte Campino-Tüte im Konzentrat. Die olfaktorische Farbe wäre ein sämiges Gelb, weil doch mehr sauer drin ist als süß.

Wird Zeit, dass ich Drachenfrucht mal im Naturzustand probiere. Vielleicht schmeckt die ja sogar.
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Fran vor 11 Jahren 11
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Leder in Samthandschuhen
Dies gleich vorweg: Für Lederfetischisten ist Calypso nichts. Keine Lederpeitsche knallt, die Gerberei hat heute Ruhetag.

Während die bekannten Lederkracher aus dem Haus Piguet mein olfaktorischer Knockout sind, ist hier alles anders. Das Leder in Calypso ist hauchzart, butterweich, superfein und hochedel. Das muss es auch sein, denn bei allem, was eine Spur kräftiger nach Leder riecht, nehm ich die Beine in die Hand. Citizen Queen ist mein Ledermaximum (ich weiß, jetzt lachen die Lederhardcorer). Aber Citizen Queen ist auch sonst eine gute Referenz: durch die Iris bekommen beide Düfte eine pudrig-cremige Qualität, wobei Citizen Queen rosiger strahlt, während Calypso fruchtiger wärmt.

Calypso (jegliche Karibik-Assoziationen bitte sofort vergessen), dieser leise und zart dahingehauchte Frucht-Iris-Edelleder Dufttraum, ist ein samtener Hautduft, der still und unaufgeregt seine Besonderheiten preisgibt. Dabei ist er körpernah, wohlig, elegant und weder trutschig noch modern, sondern vielmehr zeitlos. Die Komposition folgt keinem Trend, und das ist ihre Stärke.

Alle Facetten sind perfekt geschliffen: die Frucht ist nur minimal süßlich, ihre Wahrnehmung ist beinahe eher optischhaptischsensorisch: dunkeloranger weicher fester Samt. Die Iris gibt eine pudrige Cremigkeit, die dem Fruchtsamt Pfirsichhaut-Qualität schenkt. Das Leder, diese winzige Spur Animalie, verstärkt den Hautduft-Charakter, gibt ihm etwas Intimes und Sinnliches.

Calypso ist kein vordergründig parfümiger Parfumduft, und solche Düfte schätze ich sehr. Düfte, die eben nicht in erster Linie dazu gedacht sind, einen starken parfümierten Eindruck zu machen oder einen scharf umrissenen speziellen Duftakkord wiederzugeben. Sondern Düfte, die vielmehr mit der Haut verschmelzen, beinahe aus ihr herauszukommen scheinen, als sei es ein wundervoller Körpergeruch, der wie ein Aura Enhancer wirkt und leise und dennoch deutlich seine olfaktorische Mission erfüllt.

Warme süße Samthaut zum Aufsprühen.
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