Hektor

Hektor

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11 - 15 von 17
Hektor vor 8 Jahren 13 7
8
Flakon
6
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Gefälliger Nasenschmeichler für den Nachmittag zu Hause vor dem Kamin mit einem guten Buch...
... im Ohrensessel unter der gemütlichen Stehlampe mit einem kleinen Stövchen Tee, daneben eine Tasse, aus der es verheißungsvoll dampft, der Topf mit Kandis in Griffweite, um sich auch zwischendurch mal was gönnen zu können, ganz vielen zusätzlichen Teelichtern, die überall im Raum effektvoll drapiert brennen und hin und wieder flackern, da man ja stilsicher in einem unrenovierten Altbau wohnt, wo es auch mal mit geschlossenen Fenstern ein wenig zugig sein kann. Dazu schaut man ab und an nach draußen, wo wahlweise der Orkan Kyrill tobt oder es einfach ungemütlich kalt dämmert, vielleicht nieselt, die Leute sind in dicke Schals gehüllt und tragen schwer an ihren Sorgen, die man im gemütlichen Zimmer mit Buch und allem anderen natürlich nicht hat. Denn im Hintergrund knackt es behaglich aus dem Kamin, und die Wolldecke, ein Erbstück von Oma, wärmt zu der zusätzlichen Wärmflasche im Kreuz die Füße.

Nur eines fehlt: Ein Duft, der dieser Szenerie den passenden Anstrich geben würde. Wer sich immer schon mal in einer solchen Lage befunden hat, in der es richtig gemütlich sein sollte, es aber einfach nur nach Wohnung gerochen hat, der findet in diesem Duft seinen heiligen Gemütlichkeitsgrahl.

Mich erinnert er entfernt an "Roma Uomo" vor der Reformulierung: Angenehm süß, leicht würzig, nicht zu schwer. Ich habe mir letztes Jahr hier eine Abfüllung besorgt, die ich regelmäßig an kalten und ungemütlichen Tagen nach der Arbeit genutzt habe. Es stellte sich immer ein Gefühl des angekommen Seins ein, eine behagliche Atmosphäre, die obiges Szenario vor dem inneren Auge entstehen lässt, auch wenn man all das nicht hat (Altbau, den Orkan, Omas Wolldecke etc.). Dass ein Duft so etwas schaffen kann, finde ich sehr beachtlich und es zeugt davon, dass der Parfümeur sein Handwerk sehr gut beherrscht.

Leider ist dieses Plus auch sein großes Minus. Man kann den Duft nur schwer zu anderen Gelegenheiten einsetzen. Mir fallen jedenfalls keine ein. Für die Arbeit kann ich das Gemütlichkeitsfeeling nicht gebrauchen, für den Abend im Lokal auch nicht, in der Dorfdisko macht man sich damit auch keine Freunde bzw. "reißt was auf".

Der Duft ist in seinem Verlauf recht linear, man riecht feinen Honig und vor allem süßen Ingwer. Patchouli und minimale Spuren Pfeffer nehmen dem Ganzen etwas die Süße und machen den Duft somit leichter. Die Sillage ist angenehm körpernah und somit eher für einen selbst, was dem von mir erdachten Grundgedanken der Komposition auch hervorragend entspricht. Leute, die Five o'clock trotzdem wahrnehmen, suchen unwillkürlich nach dem Quell dieses Duftes und kommen nur selten darauf, dass es ein Parfum ist und man selbst, der man den Duft trägt, sich dafür verantwortlich zeichnet.

Zusammengefasst: Serge Lutens hat hier einen tollen Duft geschaffen, der einen an die gemütlichen Orte dieser Welt schweifen lässt. Wenn man mal den Alltag satt hat, seine Sorgen für einen Moment abstreifen möchte und sich selber etwas Gutes tun will, kann man hier bedenkenlos zugreifen. Mit seinem begrenzten Nutzungsspielraum sollte man aber leben können.
7 Antworten
Hektor vor 8 Jahren 21 18
8
Flakon
9
Sillage
8
Haltbarkeit
5.5
Duft
Liebe Bienen und Parfumistas! Sollten Sie sich für Serge Lutens begeistern wollen, fangen Sie nicht!
Oder sollte ich sagen: ParfumIn? Wäre das linksparteigefälliges Neusprech für alle, die sich den Düften dieser Welt verschrieben haben und auf immer neue Reisen gehen wollen?

Egal!

Auf jeden Fall: An! Und zwar mit Chergui, um die Überschrift wieder aufzugreifen. Denn Chergui konnte vor allem eines nicht. Mich begeistern. Zum Glück hatte ich neben Chergui noch eine Abfüllung zu Five o'clock au gingembre geordert, sonst hätte ich sehr zu meinem Leidwesen sofort diesem zu Recht mit allseitigen Lobpreisungen versehenen Meisterparfümeur den Rücken gekehrt. Man hat das ja bisweilen: Zwei, drei schlechte Düfte einer Marke zu Beginn unter der Nase und schon hat es sich ein für alle Mal damit erledigt. Ging mir so mit Amouage. Damit braucht mir keiner mehr kommen. Zurück zum Duft:

Nach dem Sprühen beginnt es sofort überbordend gourmandig süß mit viel Honig, Sandelholz und Amber. Den Rest kann ich kaum herausriechen, weil alles unter diesem Berg von Süße verschwindet. Wenn man mich eine Nacht folterte, würde ich vielleicht am Morgen noch zu der Erkenntnis gelangen, dass auch die in der heutigen Zeit allgegenwärtige miese kleine Tonkabohne hier ihr Unwesen treibt, aber sicher bin ich mir nicht.

Im weiteren Verlauf kann ich kaum eine Entwicklung feststellen. Es bleibt einfach nur süß, süß und am Ende noch einmal süß. Mit einer großen Karaffe siedend heißer Milch im Arm, in der ein ganzes Glas Honig aufgelöst worden ist, im Heu einschlafen, auf dass die Milch irgendwann umkippt und sich ins Heu ergießt, weil man ja nicht mehr aufpassen kann, um dies zu verhindern, scheinen viele Leute zu mögen.

Zumindest den Geruch, der entstanden ist, wenn man nach langen Stunden aus wilden Fieberträumen von hitzigen Diskussionen der Flensburger Linken über die Abschaffung männlicher Gegenstände wieder aufwacht, gilt Chergui doch als JederIns Liebling. Eine bessere Übersetzung von Everybody's Darling, die auch der Partei Die Linke gefallen würde, ist mir nicht eingefallen. Bei Jedermanns Liebling würde man in den Parteilokalen Flensburgs und umzu vollkommen zu recht die Nase gehörig kraus ziehen. Jaja, die haben schon tolle Ideen da in ihren Parteilokalen.

Genauso langlebig wie Parteilokale im Allgemeinen ist Chergui auf der Haut im Besonderen. Stunde um Stunde um Stunde strahlt der Duft kräftig in die Nasen aller Bienen, die um den süßen Topf kreisen. Neun Stunden sind locker drin, die Sillage ist raumfüllend. Man sollte sich also in Acht nehmen und den Auslöser nicht zu enthemmt betätigen. Sonst droht der plötzliche Süßetod. Ebenso ist ein unachtsamer "Sprüh" auf z.B. einen hellen Pullover gleichzusetzen mit dem Wandern in den Wäschekorb von eben jenem, denn Chergui hinterlässt (auch nach abgeschlossenem Verdunstungsprozess) unansehnliche bräunliche Flecken.

Zurück zu den Parteilokalen: Man sollte dort vielleicht hin und wieder ein Glas Milch mit Honig vorbeibringen. Es wird ja auch bald wieder kälter, da soll das helfen, um lästige Halsschmerzen, die der GenossIn eine nahende Erkältung ankündigen, zu vertreiben. Selbige Fähigkeiten zur Vertreibung des Halswehs kann man Chergui leider nicht nachsagen, sonst würde ich dem Duft noch etwas Gutes abgewinnen können. So bleibt es leider dabei, dass Chergui für mich einer der ganz wenigen Reinfälle dieser Marke ist. Daher fange ich hiermit meine Kommentare zu Düften von Serge Lutens an. Mit Chergui. Damit keiner meine Fehler wiederhole. Äh, pardon: FehlerIn.

Ach ja: Wer unbedingt etwas in der Richtung testen möchte, nehme lieber den bereits erwähnten "Tee mit Ingwer" - Sieben Jahre jünger, nicht so schwer, gefälliger und moderner und damit in gewissem Sinne Chergui 2.0
18 Antworten
Hektor vor 8 Jahren 12 5
7
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Perfektion in Grün trifft es ganz gut - (Einteilung als Frauenduft ist natürlich Unsinn)
Da ist wieder einer. Ein Duft, dem man nur 10 Punkte geben kann. Ich bin bei sowas eigentlich immer recht vorsichtig. Wenn man wie ich lediglich um die 200 Düfte unter der Nase hatte, kann man es sich eigentlich nicht anmaßen, bei bestimmten Düften von voller Punktzahl oder dem heiligen Duftgrahl zu sprechen. Wer weiß denn, was da alles noch kommen mag? Es ist genau wie bei der Musik oder dem Autofahren. Wenn man nie Musik gehört hat, mag eine Kassette mit Michael Jackson der heilige Musikgrahl sein, den man immer und immer wieder hört. Klarer Fall: Zehn Punkte für Michael Jackson. Oder ein anderes Beispiel: Wer in einem Land wohnt, in dem es hauptsächliche Pferdefuhrwerke oder schlecht ausgebaute öffentliche Verkehrsmittel gibt, der freut sich auch über einen Dacia. Zehn Punkte für den Dacia Logan? Klar! Her damit! Das ist der heilige Autograhl, ein Meilenstein des Automobilbaus.

Zurück zu Granville. Obschon ich nicht alles kenne und alles weiß, mein Dufthorizont sich nicht sehr weit erstreckt und ich vieles gut finde, was andere nicht so toll finden (und andersrum), meine ich schon, hier ein besonders riechens- und besitzenswertes Wässerchen zu beschreiben. Der Auftakt ist sehr toll und ungewöhnlich. Markant treten Mandarine und Zitrone in die erste Reihe und streiten mit der Pinie und den beiden Kräutern um Aufmerksamkeit. Rosmarin und Thymian spielen hierbei nur eine Nebenrolle, man kann es nicht direkt herausriechen, dass die beiden Gesellen auch ein Wörtchen mitreden wollen. Doch ist ihre Präsenz der Aspekt, der dem Ganzen etwas Rundes verschafft.

Das oft aufgerufene Bild eines kleinen, verschlafenen Örtchens in der Normandie mag stimmen. Ich war allerdings noch nie in der Normandie und kann daher nicht bestätigen, dass es hie und da dort so riecht. Wenn es allerdings Orte gibt, die so riechen, dann weiß ich nicht, warum dort noch nicht ganz viele Leute hingezogen sind. Dieser Duft ist einfach ein Traum, alles riecht so natürlich und rein, hochwertig und frisch. Pefektion in Grün eben.

Die Haltbarkeit ist für einen solchen Duft sehr gut, bei mir hält er jenseits der acht Stunden, wenn man ordentlich auflegt (mind. sechs Sprühstöße). Die Sillage ist angenehm zurückhaltend und nicht raumfüllend. Ein Duft, mit dem man sich jederzeit und überall wohlfühlt, vor allem im Sommer und an heißen Frühlingstagen. Gerne auch im Büro.

Mein sehr guter und auch geschätzter "Grey Vetiver" von Tom Ford, der sehr ähnliche Wünsche und Bedürfnisse befriedigt, konnte hier jedenfalls nicht mithalten und so wurde er kurzerhand wieder aus der Sammlung geschmissen. Bevor dieses Schicksal auch "Granville" ereilt, muss erstmal ein ganz großes Fass aufgemacht werden. Ein ganz, ganz großes.
5 Antworten
Hektor vor 8 Jahren 7 9
6
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Ein Versuch, dem Hype auf die Spur zu kommen
Angeregt durch "Jeremy Fragrance" - dem geneigten Parfum-Freund (ich verwende der Einfachheit halber das generische Maskulinum, alle Frauen sind natürlich auch gemeint und sollen sich nicht in ihrer Würde herabgesetzt fühlen, wenn sie dies lesen) ... und jetzt habe ich gerade den Faden verloren, wo war ich?

Ach ja, weiß wieder, ... bekannt durch seine Videos auf Youtube, in denen er dieses Parfum über den grünen Klee lobt und preist. Wer es aufträgt, kann sich in einem mit willigen Damen angefüllten und mit lauter Musik beschallten Raum dem Beischlaf für eine Nacht nur durch den plötzlich eintretenden Herztod entziehen, sofern man es denn schafft, eine Dame in seinen Bann, äh... in sein Duftfahrwasser zu ziehen.

Dass ich durch obigen Jüngling zu diesem Kommentar bzw. zum Testen des Duftes angeregt worden bin, stimmt natürlich gar nicht. Ich habe nicht eine Sekunde von seinem Video gesehen. Daher weiß ich auch nicht, ob das stimmt, was ich dazu geschrieben habe. Ich kann es mir aber nach einem ausgiebigen Test des Duftes gut vorstellen.

Hammerhead schrieb dereinst etwas von Fußballumkleide nach dem Duschen. Vom Training aufgedrehte Halbstarke planen den Abend, ziehen Holzfällerhemden zur Baggyshorts an und legen großzügig Axe auf. Ich würde sogar noch einen Schritt weitergehen. Mich erinnert der Duft an meine Bundeswehrzeit. Jeder Rekrut bekam zur Begrüßung ein kleines Päckchen, das sog. "HBG Soldatenpaket", in dem neben allerlei nützlichem Zeug auch eine kleine Dose mit Deo drin war. Neben den ganzen Arzt- und Architektensöhnen, die auch alle ihren Grundwehrdienst leisten mussten, waren natürlich viele junge Männer dabei, die so etwas nur aus der Werbung kannten. Im Anschluss an die harten Übungen, die wir alle Tag für Tag abzuleisten hatten (höhö), wurde schnell "geduscht" (oder eben nicht) und dann wurde großzügig "gesprüht" - und zwar von fast allen. Der Duft, der dann an den Abenden durch die Flure waberte, erinnert mich exakt an das, was ich rieche, wenn "CH Men" aus dem Flakon gesprüht wird. Wenn ich wüsste, was damals genau in dem Päckchen war, würde ich es sagen. Aber ich bin ein ehrlicher Mensch und gebe zu, dass ich es nicht mehr weiß.

Zurück zum Duft: Ich rieche in der Hauptsache Grapefruit und ein paar Blumen und das ziemlich lange. Am Ende driftet der Duft in ein süßes Holz-Leder-Gemisch ab. Das mag für viele durchaus interessant duften. Eine weibliche Klientel, die dem Prototyp eines Jeremy Fragrance gern für eine Nacht in dessen Schlafgemächer folgt, soll sich auch gern davon angezogen fühlen. Ist doch prima, wenn das klappt. Für alle über 30 ist das dann aber wohl definitv eher nichts mehr.

Die Haltbarkeit ist ganz ok, man muss sich aber mit dem Anbaggern schon früh ins Zeug legen, sonst riecht die Auserwählte gar nichts mehr von dem "tollen Aroma". Auch die Sillage ist eher schwach, nur am Anfang knallt die Grapefruit schön rein und man wird wahrgenommen. Wer also in der Disco etwas reißen will, sollte immer einen kleinen Zerstäuber im Sakko mit sich führen. Zumal ja in dieser Örtlichkeit gemeinhin der Goldbarren seine Vormachtstellung zu behaupten sucht oder, wenn es ein etwas besseres Etablissement ist, der Herr Aventus.

Fazit: Zu Beginn ganz gefällig zitrisch-blumig, im weiteren Verlauf gefolgt von einem nicht unbedingt unangenehm süßen Holz mit Lederüberzug. Reicht alles nicht wirklich schlecht, aber aus dem Alter bin ich definitiv raus. Für den jüngeren Herrn (16-25), der noch auf der Pirsch ist und sich von den beiden im vorigen Absatz angesprochenen Düften abgrenzen will, aber definitv ein guter "Blindbuy", zumal das "HBG Soldatenpaket" zusammen mit der Wehrpflicht in die ewigen Jagdgründe eingezogen ist.
9 Antworten
Hektor vor 8 Jahren 9
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Der Lavendel für die großen Momente des Lebens
(Ein Park im Halbdunkel eines aufziehenden Abends; im Hintergrund hört man Geböller und lautes Kindergeschrei, im Vordergrund zwei Herren auf einer Bank)

Johnny Beton: Guten Abend, Hektor.
Hektor: Guten Abend, Herr Beton.
J.B.: (Bestimmt, leicht verärgert) Sie dürfen mich immer noch Hektor nennen.
H.: Äh... aber ich bin doch Hektor.
J.B.: Stimmt. Ich bin Johnny.
H.: Sind Sie verwirrt? Es ist offenbar an der Zeit, die Örtlichkeit zu wechseln. Diese Kinder überall (zeigt auf ein paar Halbstarke, die gerade dabei sind, einen China-Böller in einem Maulwurfshaufen zu entzünden) erzeugen auch nicht gerade die richtigen Hintergrundgeräusche, um sich angemessen konzentrieren und einen der sehr guten unter den sehr guten Düften zu kommentieren.
J.B.: Wir haben uns heute hier an diesem Ort eingefunden... jetzt haben Sie mir meinen Einsatz verdorben! (Eingeschnappt) Sie haben ja schon angedeutet, um was es geht.
H.: Ganz recht. Kommen Sie, ich kenne ein nettes Etablissement, in dem wir den Abend bei einem Kakao ausklingen lassen können. Währenddessen berichte ich von dem Duft in meinem Beutel.
J.B.: (Kann seine Neugierde kaum verhehlen) Also gut, Sie haben mich mal wieder rumgekriegt...
H.: So ist es. Dieser Duft (zeigt auf den Beutel), "Luna Rossa Extreme" von Prada, ist das, was ich einen ausgesprochen attraktiven Duft nennen würde und zwar in erster Linie für den Träger. Der Duft umgarnt einen, schafft eine Wohlfühlaura, die den ganzen Abend anhält. Man ist immer wieder gezwungen, seine Nase an den Innenseiten der Handgelenke, wo ich ihn neben dem Oberkörper zuvorderst hinsprühe, zu weiden, um dieses Gefühl immer wieder aufleben zu lassen. Auf diese Weise aufgetragen, kommen aus unterschiedlichen Quellen kleine Duftwölkchen unter der Kleidung hervor, die immer wieder ein Grinsen auf das Gesicht zaubern.

Die Kopfnote hält locker mehr als zwei Stunden durch, den Geruch würde ich in dieser Phase am ehesten mit Big Red Kaugummis von Wrigley's vergleichen, es geht also deutlich in Richtung Zimt mit nur einer Spur würzig-scharfem Pfeffer. Gleichwohl drängt sich hier zunehmend Räucherwerk in den Vordergrund. Nicht dieses billige Zeug, wofür die Jugend heute so das Geld ausgibt (zeigt nach hinten zu den schon weit entfernt knallenden Kindern und Jugendlichen), sondern gutes Zeug, 1a Räucherwerk, das man auch in echten Tempeln in z.B. Tibet abbrennen lassen könnte. Der Oberknaller an diesem Duft ist jedoch, dass diese schöne Komposition noch untermalt wird von einer auserlesenen Lavendelnote, die dem Duft bis zu seinem Ausklang nach mehr als acht Stunden innewohnt. Und ich liiiiieeebe Lavendel. Vor allem, wenn er mit einer leichten Süße unterfüttert wird, die wohl von Vanille herrühren soll, die ich allerdings nicht als Vanille erriechen kann. Ich weiß nur, dass es irgendwas in dem Duft gibt, das ihn süß erscheinen lässt.
J.B.: (Der bisher aufmerksam zugehört hat) Ein anderer sehr guter Lavendelduft ist übrigens "masulin Pluriel" von MFK!
H.: Ganz recht! Schön, dass Sie daruf hinweisen. Jenes Meisterwerk von Kurkdjian verfolgt allerdings ganz andere Zwecke als dieser schöne Bursche hier (zeigt wieder auf seinen Beutel). Während man mit "masculin Pluriel" einen Sonntagsbesuch bei mildem Wetter aufwärts bis zum heißen Sommertag bei den Schwiegereltern untermalen kann, perfekt unaufdringlich im Büro beduftet ist oder einfach stilsicher mit Bermuda Shorts und einem guten Hemd gekleidet am Nachmittag ein Eis essen geht, nimmt man "Luna Rossa Extreme", um abends eine Qualitäts-Kneipentour oder sich im Winter nach der Arbeit einen schönen Abend zu Hause zu machen. Auch im Kino nimmt man eher den Duft von Prada und nicht den wesentlich unaufdringlicheren Kurkdjian, der selbst an so einem Ort untergehen würde. Das wäre Perlen vor die Säue schmeißen.
J.B.: Interessante Ansichten. Aber was wäre denn eine "Qualitäts-Kneipentour"?
H.: Wenn man in einem guten Studentenviertel in einer guten Stadt mit Qualitätsfreunden mal hier hin und mal da hin geht. Wenn es überall gut schmeckt, man tolle Gespräche führen kann und es niemals langweilig wird. Wenn es schon vier Uhr ist und man denkt, es ist erst eins und man morgens um sieben raus muss und es einem trotzdem scheißegal ist. Zu so einem Abend passt "Luna Rossa Extreme" perfekt. Ein Duft, der niemals langweilig wird. Ein Duft, der würzig-warm und gleichzeitig rauchig-süß ist. Ein Duft, der zu jeder Jahreszeit passt. Ein perfekter Begleiter für die perfekten Momente. Für die Momente und Abende, die in Erinnerung bleiben, weil sie sich einem eingebrannt haben. Ein Duft für 10.0 Punkte. Geben Sie mal Ihre Arme (holt den Duft aus dem Beutel und sprüht Johnny den Duft abwechselnd links und rechts an die Innenseiten der Handgelenke)... so. Und jetzt machen wir uns einen schönen Abend!
J.B.: (Schaut beglückt zu Hektor, dann auf seine Handgelenke, von denen der Duft emporsteigt) Auf einen schönen Abend, mein Freund!

(Es ist hierbei nicht einmal dem Autoren klar, wer gemeint ist - Hektor oder der Duft...)
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