IIespresso

IIespresso

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6 - 9 von 9
IIespresso vor 11 Jahren 11 1
10
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
7
Duft
mit Kaschmirpulli und Tee am Kamin..
Dies war ein Blindkauf für mich, oder eher ein Blind-Geschenk, das ich mir gewünscht habe, da ich schon mit Ditas erstem Parfum sehr zufrieden war und hoffte, dass Rouge daran anknüpfen könnte.
Die Flasche, ich habe das 20ml-Format, ist wieder sehr ansprechend, wenn nicht noch mehr, die Farbe, Form und die Art wie sich das Licht darin bricht, wirklich schön.

Die gelisteten Noten treffen den Nagel ausnahmsweise wirklich auf den Kopf, ich rieche wirklich eindeutig auch das, was dort beschrieben steht.
In der Kopfnote geht es orangig und leicht fruchtig zu, mit einem guten, erfrischenden Schuss Bergamotte und einem sehr sanften Hauch Pfeffer.
Wenn bald die Magnolie lauter wird, wird es schwer-floral und süß, aber nicht nur, da ist auch eine gut wahrnehmbare Tee-Note, ganz leicht staubig, rauchig duftender schwarzer Tee.

Insgesamt hat das Parfum einen sehr pudrigen Einschlag für meine Nase, es kann auch an den trockenen Holznoten liegen, die besonders zum Ende hin dominieren.
Amber macht die ganze Komposition süß, und die einzige Blume ist eine deutlich präsente, saubere Magnolie.

Tee, Süße, Pudrigkeit und eine trockene Rauchigkeit - all das erinnert mich an Kuscheligkeit, ein gemütlicher, warmer, sauberer, flauschiger, kuscheliger Kaschmir-Pullover.
Für Erwachsene, allerdings. Nein, es ist nichts Unanständiges dabei, gar nichts, aber es ist kein simpler Vanille-Moschus-Knuddelduft, so könnte man imo auch in die Richtung gehen, hier tut man es aber deutlich eleganter und mehr lady-like.

Dennoch, Rouge ist nicht so komplex, meiner Nase erschließt sich keine besonders große Vielschichtigkeit, wie ich zu hoffen gewagt habe.
Es ist nicht langweilig, aber besonders interessant und facettenreich mMn auch nicht. Definitiv Kritikpunkt. Ging da nicht vielleicht mehr, liebe Luxess Parfumeure?

Wie Ditas erstes Parfum finde ich Rouge recht einfach zu tragen, ein Duft den man im Alltag benutzen kann mit einer Portion extra Eleganz und Glamour. Bei Rouge vielleicht eher nur 'Glamour'. (Man verzeihe mir das Wort, ich mag es selbst nicht.)
Ich sollte aber dazusagen, dass ich ein echter Fan aufdringlicher Wummser bin, warum die schweren, großen Düfte auf den Abend beschränken, carpe diem. Rouge wirkt da tagesgeeignet, oder abends, beim am Kamin Kuscheln..
..der rauchige Duft von verbranntem Kaminholz fügt sich tatsächlich sehr gut in die Duftkomposition ein.

Rouge hält auch auf meiner parfum-fressenden Haut etliche Stunden durch, ein Sprüher genügt für eine starke, aber nicht zu starke Sillage; trotz des geringen Preises bekommt man abermals wirklich keine verwässerte Plörre.
Ebenso einen sehr schönen und nicht billig wirkenden Flakon, und ein nicht schon 1000x gerochenes Parfum, auch wenn mich die Originalität nicht umhaut.

Wie man an meinen Assoziationen zu Kaschmirpullis, Teetrinken und gemütlichen Kaminabenden wahrscheinlich schon ableiten kann, kann ich nicht viel des Verführungs-Themas im eigentlichen Parfum erkennen.
Sexy? Eher nein.
Aber, und das betont Mme Von Teese selbst häufig, sieht sie Verführung eher als etwas das kommt wenn man/frau sich selbst wohl fühlt, und das tut man in edlen Flausch-Pullovern, aufgehübscht geschminkt und gepudert an einem großzügigen, warmen Kamin doch sicher.
1 Antwort
IIespresso vor 12 Jahren 11 2
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Gedanken sind frei
First Love ist einer meiner ganz wenigen Parfum-Spontankäufe. Ich erinnere mich noch genau, wie ich in der Parfümerie heiteren Gemüts auf die gedeckt magentafarbene Flasche zusteuerte, die unten ins Regal gedrückt ziemlich siffig vor sich hin stand, und mir dachte "Mensch, sieht die läppisch aus! Daran musst du riechen!"
Sprüh, schnüff und einige Minuten später die Assimilation zu meinen sonst spärlicheren Einkäufen. Irgendetwas traf er wie Faust aufs Auge und daran hat sich in den letzten paar Jahren wenig geändert.

Mir geht es ebenso wie Dala es beschreibt, und First Love deutet auch für mich Melancholie definitiv mehr als nur an.
Dieses Flair finde ich hier außergewöhnlich schön und auch gar nicht abgestanden, oder schwülstig, sondern mit einem grade ausreichenden Hauch Klarheit/Nüchternheit,
es ist erwachsen, sehr viel erwachsener als man bei dem Namen - den ich persönlich auch kaum mit dem Parfum verbinden kann - erwarten würde. In einer Review las ich mal etwas wie 'Erinnerungen an eine erste Liebe, die nicht gut endete', leicht traurig-ernüchterte Romantik füge ich einmal noch blumig hinzu, ich finde beides passt sehr gut.
Nichts ist hier, wie man bei 'First Love' vermuten könnte, mädchenhaft, direkt einladend, flirtend, fröhlich oder besonders feminin.
Stattdessen süß aber irgendwie zurückhaltend, schwer und schwermütig und doch mit genug Energie dahinter, Vintage ohne altmodisch oder lahm zu sein.

Es ist vanillig und süß (besonders mit Ersterem gewinnt man bei mir eigentlich keinen Pokal) aber nicht heimelig-warm oder gar essbar, auch in der Basis kein langweiliger Zuckeramber,
sondern ein Duftmix, pudrig, schwerer blumig hauptsächlich in Form der Orchidee. Es ist imo nicht das komplexeste, notenreichste Parfum, das allzu viele verschiedene Persönlichkeiten während des Tragens anklingen lässt, auch nicht zu simpel, aber weder noch.
Recht haltbar und stark ist er aber, keine absolute Bombe, aber auch für Fans des Aufdringlichem noch gut annehmbar.
Zur Ähnlichkeit mit Shalimar kann ich sagen, dass ich First Love fand, als ich Shalimar nicht mochte, was sich nun geändert hat - es ist also zumindest genug Unterschied vorhanden, um diesem eine Chance zu geben, ob man Shalimar mag oder nicht. Mehr Puderwolke, wo Shalimar schnittfeste Vanille hat, das Flair ist anders, weniger körperliche Freude, mehr Reise der Gedanken in Landschaften meisterlicher Gemälde.

Der Duft ließ schon beim ersten Riechen etliche Assoziationen bei mir aufkommen, direkt bildlich rauschten sie an mir vorbei, viktorianische Architektur, stürmisch-karge Landschaft mit wenig Sonnenschein.
Was auch immer so klare Ideen geweckt hat, es ist geblieben und ich führe First Love ganzjährig immer wieder gerne einmal aus, außer in den heißesten Tagen. Gern bei einem Sommerabend-Spaziergang oder einem ruhigen Spätherbst-, vielleicht auch einem stillen Wintertag.

Der Flakon spricht mich eher mittelmäßig an, haptisch mittelmäßig hochwertig, passt er mit seinem gewissen eleganten Vintage-Flair doch ganz gut zum Duft innen drin.
Insgesamt finde ich First Love einen sehr schönen, pudrig-süßen Florientalen, für mich episch, und das Warum hütet er weiterhin.
2 Antworten
IIespresso vor 12 Jahren 16 3
8
Flakon
7.5
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
subtil ist durchaus anders
Agent Provocateur war ein Blindkauf in Form des 5ml-Sprühminis, und nach all den Reviews die ich zuvor gelesen hatte, war ich darauf vorbereitet es vielleicht zu hassen.
Aber negativ, stattdessen kaufte ich mir einige Wochen später eine Fullsize.

Oftmals las ich, dass viele die koriander- und safranlastige Kopfnote als extrem scharf und erschlagend empfinden, was ich, mittlerweile, nachvollziehen kann. Definitiv dosierungsabhängig, aber so oder so ausdrucksstark.
Ausdrucksstark ist auch die schnell dominierende Rose, und sie dominiert wunderbar, schwer und mit einer gewissen Härte, moosig-erdig, schmutzig, und chypremäßig mit einem deutlichen Vintage Flair.
Dennoch ist der Duft für mich kein bisschen altbacken, aber ich assoziiere Rose auch allgemein einfach nicht mit meiner Großmutter oder deren Freunden; die trugen anderes.

Da kommt man auch schon zu dem witzigen Teil, negative Wahrnehmungen für diesen durchaus zuweilen kontroversen Duft reichen von 'so sexy dass vulgär' über 'Fäkalien!' zu 'sowas trägt meine Oma in der Kirche.'
Hmh, dieser Duft hat auf jeden Fall viel zu bieten, oder?

Auch ich frage mich wirklich, was wir wohl ohne den Namen und das Image des Labels davon halten würden.

AP riecht erwachsen ohne jede Süße (ich mag süß, vermisse es aber hier nicht), von Jasmin oder anderen Blumen, Ylang Ylang und anderem merke ich nichts.
Für mich hat dieser Chypre-Rosenduft grade wegen seiner Schwere, Intensität und Schmutzigkeit tatsächlich etwas Anziehendes, vielleicht ist er verrucht, in jedem Fall habe ich mich aber sofort in diese roséfarbene Duft-Granate verliebt.
Sie passt perfekt, wie ein leichter Panzerhandschuh nur komfortabler, ich fühle mich damit gut angezogen und einfach sehr wohl.

Vorsichtig dosiert, sollte ich wirklich vielfach betonen.

Aber das gute Stück ist intensiv und schlägt einem dies unnachgiebig ins Gesicht. Vielleicht sexy, aber das nicht auf zu offensichtliche oder aufdringlich-direkte Art. Vintage-europäisch, sich seines Stils sicher, klassisch, und in diesem Rahmen durchaus provokativ, aber nicht auf Nimm-mich-Art und Weise - eher take it or leave it - und eckt zweifelsohne öfter damit an.

AP war mein erster Duft aus dem gleichnamigen Haus und es bleibt mein liebster.
Dieser AP bleibt mit wenigen Begleitern an der Spitze meiner liebsten Rosendüfte, zweifelsohne der wildeste, und ab Frühherbst erfreue ich mich jedes Jahr aufs Neue für etliche kühle Monate an dieser nicht zu vergleichenden Stahlkeule einer eisernen Lady.
Nie mehr ohne.
Edit 2022: kann ich so immer noch unterschreiben.
3 Antworten
IIespresso vor 12 Jahren 4 3
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
.. und ich musste es wirklich haben
'I have to have it' denkt man sich entgegen der Werbung vielleicht nicht zwangsläufig,
die Noten von Covet hörten sich jedenfalls nicht wie etwas an, das mir normalerweise gefallen würde -
weckten aber gleichzeitig Neugier, und so bestellte ich mir eine Miniatur zum Test. Mittlerweile habe ich eine 50ml Fullsize plus kleineres Backup und finde es sehr schade, dass grade dieser interessante Duft von SJP scheinbar nicht mehr produziert wird.

Auf mir entwickelt sich Covet zu einem grünen, knackigem aber dennoch nicht leichten, holzigen Etwas.
Das Grüne ist frisch und prall, doch gleichzeitig von einer gewissen Schwere und Substanz, ohne gammelig zu wirken.
Was mir extrem gefällt, denn leicht-frische grüne Düfte tragen sich auf meiner Haut ganz schlecht und werden stechend.
Schokoladig wirkt das Ganze an sich wenig, denn die Zartbitternote hat wirklich wenig Süße, keinerlei Vanille und ist sehr trocken; imo zum Glück nicht sonderlich essbar, macht das Ganze nur interessanter, und wenn auch durchgehend wahrnehmbar, hätte ich sie deshalb wohl frei nach Nase nicht als eine solche vermeintliche Gourmandnote identifiziert.

Die Holzigkeit kommt bei mir gut zum Tragen, und löblicherweise auf eine Art durch die mir nicht übel wird, was mir bei holzigen Wässerchen nämlich sonst überaus schnell passiert. Das mag vielleicht auch am Vetiver liegen, den ich aber nicht gesondert herausriechen kann.

Sillage und Haltbarkeit sind auf meiner Haut recht stark bzw sehr gut, mit 1 1/2 Sprühern konnte ich nach 12 Stunden immer noch ab und zu einen sehr angenehmen Hauch um mich wahrnehmen.
Bisher habe ich Covet immer im Sommer und Herbst getragen, vielleicht ist es auch schön im Frühling, nur im Winter bleibt es bei mir garantiert stehen, während ganz andere orientalische 10-Tonner rausgeholt werden.

Imo gegensätzliche Noten die sich aber gut ergänzen und gegenseitig interessanter machen, dazu noch welche von denen sich mir ganz schnell der Magen umdrehen kann, es hier aber nicht tut,
und das alles so zusammengemischt dass es mir gnadenlos gefällt.
Das muss gut gemacht sein, so zumindest empfinde ich es und schätze Covet als seltenen Liebling unter den Grünen und Holzigen, und etwas eigenwilligen, komischen Kauz, der es mir einfach angetan hat.
3 Antworten
6 - 9 von 9