LaPausa

So wirkt dieser schöne, weiche, runde Duft bei mir.
Die blumigen Anteile sind etwas unterrepräsentiert, was mir sehr gut gefällt.
Da ist nur eine Ahnung von Frucht, etwas Pfeffer, aber die holzigen Noten und Patchouli stehen klar im Vordergrund. Schon direkt kurz nach dem ersten Sprühen ist das so und bleibt auch so.

Als ich den Duft vor Jahren das erste Mal getestet habe, fand ich den Namen etwas befremdlich, da er für mich schon fast etwas herbes, männliches hatte. Aber genau das mag ich - manchmal.
(Ich habe auch Minotaure von Paloma Picasso jahrelang getragen).

Ein warmer Duft, perfekt für graue Herbsttage. Außerdem ein Duft, der nicht inflationär verbreitet ist, sondern etwas unterschätzt, was in meinen Augen ein weiterer Pluspunkt ist.

Die Haltbarkeit ist gut, die Sillage ist ebenfalls gut, aber nicht aufdringlich, daher ist er absolut bürotauglich.

Obwohl dieser schöne Duft hier bereits wunderbar kommentiert worden ist und ich meine Gehirnwindungen schon ziemlich zwirbeln muss, um noch etwas Neues hinzuzufügen, möchte ich trotzdem noch einen Kommentar abgeben.
Warum?
Weil ich diesen Duft seit Jahren liebe, mehr als alle meine ehemaligen und momentanen Wummser zusammen, so sehr, dass ich mich schon in jungen Jahren in die heiligen Hallen der Chanelboutique in Düsseldorf getraut habe.
Weil ich ihn trage, wenn ich Aufmunterung brauche, er zaubert ein Lächeln auf mein Gesicht.
Weil er es schafft, meinen Geist frei zu machen.
Turandot hat das mit der Weite, Gelassenheit und dem Hauch von Arroganz so schön beschrieben, genauso empfinde ich das auch.
Für mich ist dieser Chanelklassiker mehr als "nur" ein Duft, es ist eine Einstellung und es kommt mir vor, als würde ein Hauch von Cocos Persönlichkeit in ihm mitschwingen.
Das ist nicht Gabi, sondern Coco, die sich damals immer wieder selbst neu erfunden hat, sich mit ihrem freien Geist gegen viele Widerstände durchgesetzt hat und unbeirrt ihren Weg gegangen ist.

Ja, der Duft ist blumig und ja, auch pudrig, was auf meiner Haut mit Vorsicht eingesetzt werden muss, damit es nicht zu lieblich, süßlich, klebrig wird. Das ist hier aber absolut nicht der Fall.
Ich rieche eine elegante, fast unsüße Blumigkeit, die Gardenie setzt sich klar durch, aber auch Vanille und sogar den Hauch von Kokos kann ich auf meiner Haut erschnuppern.
Einen grünen Beginn gibt es bei mir gar nicht, den schluckt meine Haut mal wieder, es wird gleich fragil und blumig.
Die Haltbarkeit ist gut. Er klebt zwar nicht Stunden um Stunden an mir wie Coromandel oder Beige, ist auch deutlich körpernaher, aber er umweht mich recht lange.
Und da er gar nicht aufdringlich riechen kann und ich hier noch eine 200 ml Bottle stehen habe, wird er so schnell auch nicht leer und ich sprühe gerne mal nach.

Ich bin kein Girly und war es nie - nicht einmal mit 17. Ich war immer schon ein großes Mädchen, aber wenn ich meine mädchenhafte, weiche, weibliche Seite betonen möchte, trage ich Gardénia.
Oder aus den oben genannten Gründen.

Alles etwas zu pathetisch? Ja, aber es ist halt Liebe ;-).

So fühlt sich für mich dieser Exclusifduft von Chanel an.
Kein leichter, duftiger Seidenvoile, sondern vielmehr ein luxuriöser, glatter, etwas schwererer Seidenjersey.
Zuerst kühl auf der Haut, bis er deren Wärme annimmt.
Ich hätte daher den Namen Jersey für diesen Duft viel passender gefunden.

Als Farbe assoziiere ich mit La Pausa ein helles, sehr edles Fliedergrau.
Die Kopfnote empfinde ich zwar grasig, aber das ist nicht das saftige, grüne, frisch gemähte Gras sondern mehr das trockene blasse, nach zu viel Sonne.
Dann kommt gleich die elegante Iris, dezent blumig, nur ein Hauch pudrig, cremig abgerundet mit holzigem Beiklang.
Um bei den Bildern im Kopf zu bleiben:
Das ist ein unaufdringlicher, aber nicht belangloser, zarter, durchaus präsenter, luxuriöser Duft, eher für eine elegante Frau im Wildseidenkostüm als für ein junges Mädchen im Blümchenkleid.

Schade, dass die Haltbarkeit bei mir nur mittelmäßig ist, aber da ich ihn so liebe, sprühe ich tagsüber gerne mehrmals nach.

Sisley Düfte hatte ich bisher so gar nicht auf dem Schirm.
Ein großer Fehler, wie sich gestern herausstellte.
Dieser hier hat mich sofort beim ersten Testen überzeugt, was bei mir eher selten vorkommt.

Also Grapefruit und Mandarine kamen bei mir gar nicht erst richtig an.
Die Kopfnote hat meine Haut fast unterschlagen, nur ein kurzer spitzer Anklang von Frische, aber kein wirkliches Empfinden der o.g. Früchte.
Dafür knallte gleich die Herznote durch und auch hier weder die Blümelein, Flieder, Maiglöckchen und Rose (zum Glück, denn Rose geht bei mir gar nicht), sondern mehr die holzige, moosige, weiche, balsamische Fraktion mit vielleicht ein wenig Iris dabei und etwas Pfeffer. Alles sehr eng verwoben, nichts davon dominant.

Das Knallen bezieht sich nicht auf den Wumms von Eau du Soir, denn wummsig empfinde ich den Duft keinesfalls ;-).
Er ist elegant, leicht, und trotzdem dunkel und geheimnisvoll, umschmeichelt meine Haut wie Seide, umweht den ganzen Körper und traf mich sofort mitten ins Herz.
Nach dem ersten Testspritzer gestern bin ich zum Friseur gegangen und der wunderschöne Duftschleier hat die ganze Prozedur und sämtliche anderen Gerüche überstanden, sich dagegen zur Wehr gesetzt und war hinterher immer noch auf meiner Haut. Der Schlussakkord, der bleibt, ist bei mir eher ambrig als moschuslastig.

Während ich beim Friseur saß, habe ich seelig lächelnd mit der Nase fast an meinem Arm geklebt, so gut gefiel mir dieser neue Duft. Abschließend bin ich dann sofort zurück in die Parfümerie und habe ihn trotz des doch recht heftigen Preises gleich mitgenommen.
Aber es hat sich gelohnt, denn heute trage ich ihn wieder und bin mir sicher, das wird einer meiner liebsten Herbstdüfte...

Als eben mein halbvoller Flakon mit Dune, den ich noch in den Tiefen meines Parfumschranks gefunden hatte, wegen einer zu hastigen Bewegung von mir auf dem Fliesenboden meines Gäste WC zerschellte und sich ein Schwall dieses Duftes in meine Wohnung ergoss, wurde mir wieder schlagartig klar, warum ich Dune jahrelang so geliebt habe.

Er erinnert mich an einen Abend am Meer, am Strand von Es Trenc, wenn die Sonne ganz langsam im Wasser versinkt. Es ist kein heißer Tag im Sommer, sondern früh im Jahr - März oder April.
Die Touristen sind in die Hotels verschwunden, der Sand ist schon ganz kalt, die Wellen plätschern leise, ein Hauch von Moos vermischt mit Meerwasser weht zu mir herüber und eine wunderbare Stille umgibt mich. Jetzt kann ich allein und ungestört vor mich hin träumen.
Das ist eins meiner Bilder im Kopf, wenn ich Dune benutze - vorzugsweise in unseren doch meist noch sehr kalten Frühlingsmonaten, um mir die Hoffnung auf schöne Sommertage ins Haus und auf die Haut zu holen.

Ich mag aldehydige Düfte und in dieser für mich recht warmen, holzigen etwas orientalischen aber doch frischen Variante erst recht.
Dune ist ein klassischer Diorduft, aber er ist anders, eigenständig, ähnelt keinem der anderen teilweise bekannteren und mehr geliebten Düfte. Er steht für sich selbst - auch ein Grund warum ich ihn noch lieber mag als z.B. die ganzen Addicts und Poisons.

Jetzt wo ich so traurig über den zerbrochenen Flakon bin, weiß ich sicher, dass er sehr bald wieder einziehen muss. Dune kann man auch im Herbst gut tragen ;-).