Mandelmaus

Mandelmaus

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6 - 10 von 132
Mandelmaus vor 9 Jahren 30 17
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Kirmes im Olymp, göttliche Deko, imposante Aufmachung, aber wo ist die geladene Aphrodite und wer hat die ganzen sterblichen Toffees in die VIP-Lounge geschmuggelt?
Paco Rabanne und ich hatten keinen guten Start. Meine erste Begegnung mit One Million war vor einem Jahr. Mein damaliger norwegischer Mitbewohner liebte es sich mit diesem Duft einzunebeln, zu seiner Verteidigung: er ist sehr jung und wurde immer hoch gelobt für sein Parfum, von Mädchen die noch jünger sind und wahrscheinlich nur nett sein wollen.
Bald hatte ich den Übeltäter identifiziert, der goldene Klotz im Bad, du musst weg, aber sofort! Natürlich bin ich nicht zu ihm gerannt und habe ihm hämisch grinsend verkündet dass sein Lieblingsduft nach Satans Stuhlprobe riecht, sondern ich schenkte ihm einen neuen Duft und betonte wie sehr ich mich freuen würde wenn er ihm doch auch gefallen würde. Mal leider wieder ein gutes Beispiel für den frauentypischen Hang zur raffinierten Manipulation, aber es hat gewirkt. Der Goldbarren wurde nach ein paar Tagen verbannt und durfte ein einsames Dasein im Koffer bis zur Abreise fristen, hab ich fein gemacht! :D

Lady Million hat mich nie wirklich interessiert, getestet aber es konnte mich nicht begeistern obwohl sich die Pyramide sehr gut liest.
Bei Olympea wurde ich allerdings neugierig aufgrund der gesalzenen Vanille, klingt einfach traumhaft, dazu noch die Lilie und Kaschmirholz, alles egal, den Rabanne werde ich testen müssen, keine Widerrede.

Der Flakon an sich wunderschön, eine Augenweide, wie gemacht für gierige Frauenhände, formschön, tolle Farbe, gefällt mir schon mal sehr.
Ein beherzter Sprutz aufgesprüht und los geht's: ... Tja, süß, lahm prickelnd frisch, undefinierbar fruchtig, bisschen arg gemütlich, austauschbar und gesichtlos das ganze. Wo ist denn nun die ikonenhafte, göttliche, wunderbar weibliche und strahlende Erscheinung? Die lässt auf sich warten, wenn man der Star einer Party sein möchte dann sollte man nicht hingehen, gibt das meiste Gerede. Entfernt erinnert mich der Duft an Sí, LVEB und Verwandte. Mag seine Käuferschicht finden, aber mir fehlt das gewisse etwas. Behäbig kommt der Duft langsam in Gang, zum zuckrig süßen, latent frischen und sirupartigen Grundstein gesellt sich bald dir heiß ersehnte Vanille, die lässt sich Zeit, fließt geschmeidig in den Duft wie Softeis in eine knusprige Waffel, bisschen dünn erscheint sie mir zuerst, doch sie bringt einiges an Volumen mit, bauscht sich regelrecht auf, ein kleines Großmaul, ganz die Devise nicht kleckern sondern klotzen. Richtig schön sahnig und goldgelb, dick, fluffig und glänzend erscheint sie mir, fein cremig und elegant holzig. Hoppla, das etstaunt! Eine ähnliche holzig, milchig, würzig und cremige Vanille wie ich es vom Manifesto Elixir kenne, dabei weniger opulent und orientalisch, die mächtige Tuberose fehlt, der zahme und leicht frische Wasserjasmin gibt einen guten Begleiter für die etwas arrogante Vanille mit Diva-Allüren ab, bremst sie sacht in ihrer temperamentvollen Art, fächelt ihr nonchalant Luft zu wenn Madame mal wieder zu wild umherstöckelt.
Leicht kommt sie dann auch mal ins schwitzen, es ist aber nicht dieses erschöpfte schwitzen welches sie verwelkt aussehen lässt. Aber nein, doch nicht im Olymp! Da wird transpiriert wie ein Gott! Eine feine, sexy glänzende Götterschweißspur ziert sehr vorteilhaft Schlüsselbein und Dekolleté, zum anbeißen, man möchte wissen wie es schmeckt. Leicht süß und salzig eben, die perfekte Symbiose, dezent maritim, frisch, auflockernd knackig, Schweiß der Halbgöttin eben, das überirdische Strahlen hat sie leider nicht gelernt.
Zart grün duften die Lilien, exquisit würzig, doch so filigran wie sie sollen kommen sie leider nicht zur Geltung. Zu viel gemeines Toffeevolk im VIP-Bereich, die Atmosphäre wird von Karamell zu sehr beherrscht, die Party kommt nur zäh in Gang, mehr frische Aperitifs hätten für den nötigen Schwung gesorgt. Dafür ist die Deko himmlisch schön, weiches, Handschmeichlerholz, leicht orientalische Akzente, eben leider nur eine Mottoparty und nicht der wahre Olymp.

Sillage und Haltbarkeit empfinde ich als überraschend gut, da hatte ich ein maues Lüftchen erwartet.
Geduld ist hier nicht unwichtig, anfangs empfinde ich ihn recht langweilig und lieblos, die Steigerung der Vanille jedoch empfinde ich sehr interessant, der milchig/holzige und cremige Charakter sagt mir zu, schön gepaart mit der blumigen und würzigen Frische. Leider driftet er dann etwas belanglos ab, bleibt stockend und haltlos, viel süß-salzige Vanille, der Fond dürfte gerne dunkler sein und Olympea eine verführerische, schwarze Maske verpassen, denn der Duft klingt dann zart würzig und grün aus, nur noch hauchiges Holz, eine Ahnung von Blüten und nur feine Überreste von Vanille, schön aber da geht noch mehr.

Außer zum Sport und in Gluthitze kann man den Duft immer tragen, zu naiv empfinde ich ihn nicht, ein schöner Gourmand, etwas glatt, man wird nicht für händeringende Furore sorgen, dennoch ist der Duft feminin und sinnlich, nicht auf femme fatale Manier aber doch mit einem Augenzwinkern. Ich kann mir gut vorstellen dass manche Männer ihm mögen können, In Woman und Armani Code Ultimate werden oft hoch gelobt, Olympea ist da vom selben Schlag. Zum Ende hin empfinde ich ihn etwas einfallslos und stechend, unangenehm finde ich ihn nicht.

Clever gemacht, die "erwecke die Göttin in dir" Schiene, toller Flakon und interessante Pyramide. Die Kampagne an sich ein Traum, das Modell ist auch gut gewählt.
Aber wenn eine Frau ihre innere Göttin schon gefunden hat und mit ihr umzugehen weiß ist es sowas von Schnurz ob der Duft nun auch noch Olympea heißt, da hat sich die Marketingabteilung mit der falschen Frau angelegt.
17 Antworten
Mandelmaus vor 9 Jahren 19 10
10
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Süß-salziger Kuss der sonnenverwöhnten Südseenixe
Düfte von Lolita Lempicka faszinieren mich schon seit über zehn Jahren. Mir gefällt das verwunschene und märchenhafte Desgin der verspielten und niedlichen Flakons. Zudem sind sie meist Gourmand, nennen die eigene würzige Lempicka-Note ihr eigen, die man irgendwie auch mögen muss.
Le Premier Parfum gefiel mir sofort sehr gut wegen seiner feinen lakritzgen Note, Forbidden Flower aufgrund seiner prudrig-blumigen, wahnsinnig leckeren Süße. L durfte natürlich auch nicht fehlen, ein Fest für Gourmandleckermäulchen, fette Zimtvanille vom feinsten.

Fleur de Corail wird im Netz als die Schwester von L vorgestellt, aber für mich sind sie abgesehen vom wunderschönen Flakon völlig verschieden in ihrem Charakter.

Blind habe ich ihn mir geordert, unter Frangipani konnte ich mir zu dieser Zeit nicht sonderlich vorstellen, mittlerweile auch schon ein gutes Jahr her.
Exotisch soll er sein, Amber, Moschus und Treibholz in der Basis klingen äußerst verlockend, den will ich haben.
Schon allein der Flakon lässt mein shi-shi-liebendes Herz jubeln, von oben betrachtet erinnert er an ein blaues Her aus milchigem Glas, das Herz des Ozeans vielleicht? Hübsch verziert ist er mit seinen filigranen Anhängern, maritim in der gesamten Aufmachung. Wirkt sehr sommerlich und weckt Fernweh, eine Sehnsucht nach weißen Stränden, azurblauen, geheimnisvollen Lagunen, bevölkert von atemberaubend schönen Meerjungfrauen, wie habe ich sie schon in Disneys Peter Pan geliebt oder in Arielle. Ich habe einen Hang zu fantastischem und Märchen, ist wie eine Art Flucht aus der rationalen Welt, da tauche ich gerne mal ab.

Der Einstieg schon eine Verheißung auf spritzende Gischt und sommerliche, sonnendurchflutete Tage. Frisch, hell und knackig-fruchtig, außergewöhnlich salzig, luftig, exotisch, eine Ahnung von Weite und Unbeschwertheit, frei und schwebend, gerade in so stressigen Zeiten wie in dieser fürchterlichen Beschleunigunsgesellschaft verzehren wir uns schon händeringend nach einfachem, unkomplizierten und sofort zugänglichem.
Da nimmt uns die kokette, perlmutartige, schimmernde, von Innen heraus leuchtende Nixe federleicht an der Hand und taucht völlig mühelos mit ihrem Schützling an der Hand in ihre bezaubernde, andersartige Welt ein. Fremde, betörend duftende und strahlend gelbe Blüten verbreiten ihr berauschendes Aroma eher subtil als mit viel Brimborium, eine weiche und sehr weibliche Fülle an seidigen Blüten, wärmend und anschmiegsam, ständig dieser interessante Twist aus süß und salzig, knackig-aquatisch, aufgepeppt mit milden, zitrischen Noten, nichts saures oder stechendes, sonnig und sehr freundlich, fröhlich, flauschig-fluffig-pudrig durch warmen und blumigen Frotteemoschus, orientalisch angehaucht durch süßen und geschmeidgen Amber wie ich ihn von innocent kenne.
Das Treibholz empfinde ich als zerklüftete und leicht spröde Holznote, trocken und leicht zerbrechlich, ganz hell gebleicht durch eine ungnädig bruzzelnde Tropensonne.

Mir gefällt der Duft sehr gut, er hat so etwas einlullendes und wärmendes, hypnotisch, luftig, salzig-maritim-aquatisch, floral-exotisch süß, ich konnte schwören, dass da auch Neroli enthalten ist.
Der Duft wiegt sich einladend und unbeschwert in einer sommerlichen Briese, kann mit gut vorstellen, dass das Haar einer Sirene so duftet, eine leuchtende Blüte hinter dem Ohr, der oft kopierte aber völlig natürliche Beachlook durch das Meerwasser, eine Extraladung Sirenenpheromone (Moschus + Amber) und natürlich äußerst vorteilhaft umspielt von einer steifen, salzigen Meeresbrise.

Ein schöner Urlaubs- und Schönwetterduft, für Freunde von Seathalasso oder Light Clouds, schade, dass der Duft mittlerweile eingestellt ist.
Bisher habe ich ihn gerne zum Arbeiten, Sporteln oder auch zum Feiern getragen. Mit seinem ungewöhnlichen Wesen sorgt er bei näherem beschnuppern für verzückte Furore, ist schon ein sympathischer, kleiner Querkopf.
Für die 100 Prozent reicht es leider doch nicht, da wäre mehr Sillage nötig, mehr dunkle Facetten eventuell in der Basis als spannender Gegenpol, so nennt er eine unschuldige, süße und mädchenhafte Sinnlichkeit sein Eigen, etwas distanziert und unnahbar.

Das Lächeln der Sirene ist warm, strahlend und einladend, ein erotisches Versprechen bei kurzem betrachten, in ihren nassen, glänzenden, schlanken Armen wir man sich nie finden, dafür gleitet sie viel zu schnell mit großer Anmut in geheimnisvolle, nachtblaue Nixengründe hinab, die ein Sterblicher nie wieder lebend verlassen könnte.
10 Antworten
Mandelmaus vor 9 Jahren 36 15
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
1000 PS (Puderstärke): Begrüßen Sie Tante Gertrud live an ihrem Schminktisch mit Schokoschmacht
Seitdem ich In Woman lieben gelernt habe und ihn auf keinen Fall mehr missen möchte habe ich mich im La Rive-Sortiment mal genauer umgeschaut.
Zum Glück für absolute Schleuderpreise zu ergattern, da ist ein missglückter Fehlkauf auch gut zu verschmerzen. Oder der Duft wandert ohne große Reue blind ins Körbchen, so wie hier. Da hatte ich lediglich gelesen, dass es sich wohl um einen LVEB-Dupe handelt.
LVEB hatte ich gleich testen müssen als er lanciert wurde, eigentlich nicht schlecht, aber eben auch nicht bahnbrechend, da lobe ich mir lieber meine Angel-Flanker. Zudem wurde er mir durch die vielen negativen Kommentare ziemlich madig gemacht, da hatte ich auch keine große Lust mehr in genauer zu kennen.

Aber ich lasse mich auch gerne eines anderen belehren, der denkende Mensch ändert schließlich auch seine Meinung. So nahm ich ihn mit nach Hause, Tester gab es nicht, aber ich setze große Hoffnung in Queen of Life (selten bescheuert, der Name), eventuell reicht er auch an In Woman heran.

Der Flakon gefällt mir schon mal sehr, liegt solide in der Hand, erinnert mich ein bisschen an die Eternity-Reihe. Der Sprühnebel ist fein, da habe ich schon schlimmeres erlebt, im hochpreisigen Segment scheint man da manchmal zu sparen.

Zuerst zeigt sich die Johannisbeere, diesmal von ihrer süßen Seite, keinerlei saurer Saft ist zu bemerken. Frisch ist der Einstieg ebenfalls, wässrig-fruchtig, süffig, aromatisch, man könnte meinen, dass man soeben rote Johannisbeeren zwischen den Fingerkuppen zerdrückt hat. Keine Synthetik, nichts kratzt unangenehm oder beißt.
Bereits zu Beginn sind sie mit einer feinen Schicht Puderzucker bestäubt, ich fühle mich etwas an Charme von La Perla erinnert. Sehr feminin mutet das fruchtige Odeur an, zart und lieblich. Wenn die Birne nicht gelistet wäre, hätte ich sie nie im Leben wahrgenommen, da ist was leicht kernig-fruchtiges was man als Birne identifizieren könnte, allerdings mit viel Fantasie.
Der Duft ist süß, aber nicht klebrig oder stechend, eher säuselnd und "mouthwatering", er macht Appetit und bereitet gute Laune.

Alsbald legt man der Johannisbeere einen schweren, flauschigen, weißen Bademantel aus dickem Frottee um und dann wird gepudert was das Zeug hält, als gäbe es kein morgen, diese Phase erlebte ich anfangs als grenzwertig und anstregend.
Mit der Iris stand ich auf Kriegsfuß, eine kühle, pudrige und silber anmutende Blüte fand ich einfach gruselig. So distanziert und arrogant, eiskalt und königlich aristokratisch, der ideale Erzfeind ist geboren.
Es war The Beat von Burberry der mich damals ziemlich unvorbereitet traf, richtig flau und schlecht wurde mir da. Wenn ich jetzt zurückdenke muss ich schmunzeln, denn mittlerweile gehört die Iris zu meinen Favoriten.
Und hier fügt sie sich einfach wunderbar ins Duftbild ein, kreiert eine immense Puderwolke in beige, rosé, flieder, weiß und grau (grau ist nicht langweilig, sondern das neue Schwarz) in schönster Make-up-Manier, Puder wie er duftet, nachdem er mit der Haut in Berührung kam, leicht staubig, warm, sehr weiblich, irgendwie auch intim, ein sehr inspirierender Duft. (Copyright Peanut)
Ein leichter Vintageeinschlag, klassisch, aber das mag ich gerne seit Citizen Queen, das hat sowas unglaublich frauliches, so wie eben der leise, pudrige Duft eines Schminktäschchens, oder eines gern genutzten Lippenstiffts, loser Puder, nachdem er sich während des Auftragens im Badezimmer verteilt, fast schon rituell.

Die Orangenblüte gemeinsam mit der Iris ist ein starkes Vollweibgespann, auf die zwölf, nur was für beinharte Blumenfriedas, aufgebauscht durch süß duftenden Jasmin, für mich ein elitäres Dreigestirn, sabbernd auf der Bettkannte sitzend wird der Duft heftigst inhaliert, ja so will ich riechen!
Bis zum nächsten Morgen konnte ich mit dem testen nicht warten, auch wenn ich das Risiko einer schlaflosen Nacht eingehe, wenn es denn ein Stinker ist.
Zum Glück überhaupt nicht, der hält mich äußert galant gefangen, reißt mich behutsam in Stücke, ein milchig-weicher, flaumig-flauschiger Pudertraum, verspielt, elegant, ladylike, die ganze Zeit kullern immer mal wieder Puderzuckerjohannisberren durch das flirrende Puder.
Ein Hauch an gemahlenen Mandeln und lockere-fluffige Vanille verleihen eine schmelzig-zarte Gourmandsüße, dabei wird die knallharte, schöne Iris nicht ihrer madonnenhaften Unbarmherzigkeit beraubt.
Eigentlich symbolisiert die Iris perfekt das Wesen einer Frau: Sie hat Ecken und Kanten, aber auch ihre Rundungen. So schnurrend und schmeichelnd kann sie uns umgarnen, gleichzeitig auch ziemlich hart und bestimmt in die Schranken weisen, im Hintergrund die Orangenblüte, lässig die Beine übereinander geschlagen, den Kopf betont lasziv in den Nacken gelegt, zwischen den Fingern eine filigrane Zigarettenspitze, träge, langsame Lungenzüge, belustigter und blitzgescheiter Blick der unter schwarzen Turbowimpern aufleuchtet, dass sie eine Dame von Welt ist muss sie niemandem beweisen.

Damit das ganze aber nicht zu erotisch wird taucht dunkles, leicht erdiges Patchouli auf und mahnt mit erhobenem Zeigefinger, euch zwei muss man im Zaum halten, Jasmin trällert da nur süß und naiv vor sich hin, nehmt auch mal ein Beisiel, meine Damen!

In der Basis feinste Schokolade, selbstverständlich ebenfalls gepudert, verströmt ein delikates Vanillearoma, dezent orientalisch, die starke Sillage nun sehr gedimmt, eine ganz leise Ahnung von Frucht schleichend im Hintegrrund, nur noch vereinzelnde Blütenblätter, die Anwesenheit der Iris ist am stärksten zu bestätigen.

Was ist nun mit Tante Gertrud? Die durfte ich mir ausleihen von meiner lieben Arbeitskollegin, die nicht so wirklich auf den Duft steht. Sie gehört eher zur Fraktion Light Blue und Mon Jasmin noir le eau exquise, also frisch und luftig.
Sie musste auch sofort an Schminke denken, aber eben eher an Tante Gertrud, eine sehr gepflegte, betagte Dame, die Haare ganz lang, aber grau und entsetzlich dünn, aufgetürmt zu einem Bienenkorb, mit tausend Haarklammern und Spangen, und diesen Schildpattkämmen, die ich irgendwie auch fürchterlich finde.
Natürlich fand die ganze Prozedur mit frisieren an einem Schminktisch mit passendem Stuhl statt, mit einer silbernen Bürste die aussieht als könnte man damit ein Pferd striegeln und selberverständlich der unvermeintliche, vom Design her passende Handspiegel dazu, gehört sich schließlich so.
Den Schokoschmacht habe ich dazugedichtet, weil sich das Puder in leckerer Vollmilchschokolade gefüllt mit Vanille-Mandel-Creme verliert. Außerdem würde es die Tante für mich menschlicher machen, so muss das für mich sonst eine ziemlich trockene und spaßbefreite Person sein. Würde so gar nicht zu meiner lieben Kollegin passen.

Der Duft ist für mich auf jeden Fall ein Volltreffer in mein Puder- und Schminke-liebendes Herz. Passt auch gut zu meinem Badezimmer, eine gut sortierte Tochterfilliale von dm, bringt Mädchen zum Kreischen und Männer zum verzweifeln, letztere fragen mich immer ungläubig, ob ich das denn nun allein nutze, oder wo ich die zwei anderen Frauen versteckt habe.
Von fruchtig-lecker, frischwarm, zu opulent-blumig, pudrig-voluminös, keck-würzig, feminin-samtig bis in die kuschlig-fluffige und minimal orientalische Basis einer toller Duft für Iris- und Gourmandliebhaber.
Perfekt fürs Frühjahr mit seiner berauschenden Art, im Sommer wahrscheinlich zu schwer, im Herbst dann wieder wehmütig sanft und im Winter sicherlich glamourös gourmandig.
Einer Königin würdig? Selber herausfinden ;)
15 Antworten
Mandelmaus vor 9 Jahren 18 13
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Köpfer in eisgekühlte, würzig-frische Fairtradevanille
Bald ein Jahr befindet sich der Flakon in meiner Sammlung. Ein Blindkauf, da sich die Kommentare einfach hervorragend lesen. Da wird von grüner Vanille berichtet, frisch und holzig. So etwas kenne ich bis dahin noch nicht, Vanille gehört eindeutig zu meinen Favoriten. Da möchte ich sie gerne in all ihren Facetten kennen.

Der Duft soll die heißen und exotischen Aromen Madagascars einfangen, genauer gesagt die Abendstimmung. Leider handelt es sich um eine limitierte Sonderedition, welche man ausschließlich nur an Flughäfen oder Fährbooten kaufen kann. Noch ein Grund mehr einen Flakon zu erwerben.

Nie käme mir in den Sinn den Duft als "heiß" zu bezeichnen, eher das Gegenteil. Exotik ist unbedingt vorhanden, dazu später mehr. Da verbinde ich ihn eher mit kühler, unverbrauchter Morgenluft, sauerstoffgeschwängert vom feinsten, man möchte tief inhalieren um die Energie des neuen Tages in sich aufzusaugen.

Der Auftakt ist mehr als ungewöhnlich, bis dato gänzlich neu für mich. Eine milde, kühle, leicht grüne Creme begrüßt mich, aquatisch frisch, schon fast nass, taugetränkt. Gleichzeitig zeigt sich eine weiche Bananennote, wo die herkommt?
Eine Ahnung von frischem Lack, schwer zu beschreiben, aber keinesfalls unangenehm, dezent würzig, erinnert entfernt an warme Haut. Obwohl nur so wenig an Noten aufgeführt ist hat der Duft viele Gesichter. Zart floral, wässrig, pudrig kühl, sanft schmelzend, sehr harmonisch. Gekonnt greifen die Nuancen ineinander, lassen der ein oder anderen mal mehr den Vortritt, verbinden sich alsbald wieder zu einer schwebenden, ätherischen, hauchigen Einheit. Unschuldig und lichtdurchflutet.

Die Vanille zeigt sich in einer sehr nackten Form, nicht veredelt vergoldet, gepudert mit funkelndem Mandelstaub oder ähnliches.
Das hat nur sehr wenig von Gourmand, aber es gefällt mir, diese milchige, pastellgelbe, hauchzarte Vanille. Sehr vorteilhaft die Zeder als Partner, griffig, kühl-holzig, sie gibt ein filigranes, sonnengebleichtes Gerüst aus geschmeidigem Holz.
Eine atemberaubend schöne Symbiose von kühl und warm. Es ist nicht die Art von Wärme wie man sie direkt an einem sonnigen Tag fühlt, wie sie kitzelt und auf der Haut brennt.
Lange habe ich nach einem Vergleich gesucht: Nachdem man sich die Hände an einer eben erst frisch aufgebrühten Tasse Kaffee gewärmt hat und die nun warmen Handflächen auf die Wangen legt, die leise, indirekte Wärme, welche aber sofort das Körperinnere zu erreichen scheint.
Genauso fühlt sich der Duft an. Er hüllt in einen hauchzarten Kokon aus zarter Wärme und Licht, es ist ein ganz dünner Stoff, seidenweich und kühlend, die Kälte und den Wind des auffrischenden Morgens kann er nicht abhalten, dafür gibt er Raum und Freiheit, wirkt federleicht und schwebend.

Die minimal aquatische, aquarellartige, florale Frische verliert sich in der Basis etwas. Da wirkt der Duft dann etwas dichter, immer noch zum Anbeißen, Süße zeigt sich nur sehr verhalten, quasi nur ein Hauch feiner Puderzucker, ultra sparsam in kleinen Mengen eingestreut.
Es ist wirklich nicht leicht zu fassen, leichtfüssig, anmutig schlüpft die geschlechtslose Lichtgestalt immer wieder durch meine Finger, streift mich dabei schmerzlich zart mit seinem seidig-kühlen Gewand, hinterlässt eine pudrige, weichwürzige, grünvanillige Wolke, die Luft ist in seinem Umfeld von einer kühlen Feuchtigkeit erfüllt. So ähnlich, als stünde man neben einem Wasserfall und ein warmer Wind trägt vereinzelt, verirrte Wassertropfen mit sich, welche sich wohltuend und glänzend auf der erwärmten Haut absetzen.

Er spendet Trost, Ruhe und Harmonie, man möchte gerne in seiner freundlichen Umarmung versinken, eine Berührung die nicht fordert sondern nur gibt.
Scheint wohl eine Spezialität von Kenzo zu sein, genauso friedlich fühle ich mich wenn ich Indian Holi trage.
Kein Duft der für Furore sorgt, es ist ein schmeicheliger, zarter Leisetreter, samtig, seine Stimme ist ruhig aber bestimmt.
Besonders gerne trage ich ihn im Frühling, er passt wunderbar zu windigen Tagen, den heftigen Aprilschauern, den ersten Sonnenstrahlen, der Umbruchstimmung, dem Neuen, welches in der frischen Luft lauert.
Eine 1a Sommervanille, bei Wärme wird sie doch kurvig und mehr Gourmand, trotzdem immer noch frisch und cremig, eher Joghurt als Sahne.
Zu vielen Gelegenheiten habe ich sie getragen und sie entlockt den Menschen staunen, die ich nahe an mich heranlasse. Als ungewöhnlich und sehr lecker wird sie beschreiben, die Sillage ist sehr verhalten, aber das passt auch zum eher schüchternen, dennoch eleganten Gesamteindruck.
Kälte scheint ihn erstarren zu lassen, da sind die Bewegungen eher mühsam als spielerisch leicht.

Im Internet wird er als unisex deklariert, ich finde ihn eindeutig feminin, eher scheues Reh, als Männerfresserin. Die Haltbarkeit ist verblüffend gut für das zart-exotische Leichtgewicht. Lotus schient maßgebend zu sein von den harmonischen Charakter, in Verbindung mit Vanille, die bekannterweise beruhigend wirkt ein Traumpaar. Er verbindet sich fabelhaft mit dem eigenen Hautduft, kein unnatürlicher Film der die Haut zukleistert.

So begeistert ich auch bin, oft kann ich ihn nicht tragen. Soviel Reinheit, Ruhe und Harmonie überfordert mich irgendwie. Clean und glatt wirkt er, nicht steril, aber das Salz in der Suppe fehlt, ich vermisse einen charmanten Makel, ein leicht morbider Charakterzug, ein moralisches Dilemma kann leider sehr anziehend wirken.
Wenn ich aber Lust auf ihn habe, dann trage ich ihn mit viel Freude und genieße die ungewöhliche, leicht unreife, frühlingsfrische Vanille.

Ein Geheimtipp für Vanilletanten, die es auch mal gerne kühl-holzig-würzig, dezent-pudrig und luftig-wässrig-fernöstlich-floral mögen.
Ein Feinschmecker-Leichgewicht-Gourmand aus Madagsacar, einzigartig in seiner Art, nichts ähnelt ihm, den Vergleich mit Vanille Noir kann man übrigens getrost vergessen.
13 Antworten
Mandelmaus vor 9 Jahren 55 23
5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
Wer ist nun talentierter? Der Meister oder der Fälscher?
Angefixt durch die vielen Hinweise, dass In Woman ein guter Dupe zu Armani Si sei, machte ich mich auf die Suche und wurde im Müller fündig. Da war ich gespannt, wer meinen Kommentar zu Si und Si Intense kennt weis um mein Dilemma.
Ich bin Si gegenüber keineswegs abgeneigt, doch mag ich ihn nur an anderen Frauen oder in der eigenen Sillage. Trage ich ihn selber, finde ich ihn schrecklich heftig, brutal süß und kratzend synthetisch. Rieche ich ihn allerdings auf der Straße, laufe ich schon schier sabbernd der Trägerin hinterher, wie mir schon aufgefallen ist oft Frauen mit osteuropäischem Aussehen/Abstammung, aber vielleicht ist das auch nur ein eigenartiger Zufall.

Jedenfalls musste ich Si eigentlich abhaken, will es aber nicht, da muss es doch eine Ersatzdroge geben! Im Forum stieß ich dann endlich auf den Tipp, dass In Woman zum verwechseln ähnlich duften soll. Hoffnungsvoll fand ich ihn dann auch und freute mich schon riesig aufs Testen.
Der Preis ist lächerlich, 7 Euro für den 90 ml Flakon, ob das was sein kann? Vor ein paar Jahren hätte ich womöglich nur müde gelächelt, nie im Leben kann man sowas "billiges" tragen. Zum Glück durfte ich hier einige positive Erfahrungen machen, was günstige Düfte angeht, somit bin ich gewillt vorurteilsfrei zu sein.

Also zack den Flakon geschnappt und ran an die Frau: Joar, nicht schlecht, süß eben, stechend, puh, jaaa das ist Si, so wie ich es nicht mag... üppiger Süßkram, mit allem dekoriert und glasiert was gut schmeckt, und man sich theoretisch gleich auf die Hüften klatschen kann. Schade, mal wieder ein Paradebeispiel von scheingeil, vergiss den mal lieber schnell!

Etwas enttäuscht war ich schon, bummelte noch etwas im Müller herum und hoffte dennoch auf eine epochale Entwicklung des hoch angepriesenen Dupes. Gutes kommt bekanntlich für die die warten können, und meine Geduld wurde tatsächlich belohnt.

Anfangs noch getränkt mit honigartigem Johannisbeersaft, der äußert dickflüßig ist, zeigt sich bald eine elegante und zart schmelzende Süße, sehr geschmeidig und seeehr sexy, golden und schwirrend, flüsternd, seufzend kann man schon sagen. Dabei null Synthetik, ich bin mehr als geplättet.
Richtig hochwertig wirkt der Duft auf mich, warm und einladend, dabei süffig und dominant, ein heißes Versprechen auf langen Genuss, dezent frisch, glatt, fast schon poliert, der Duft hetzt nicht an der Trägerin vorbei wie Si, sondern packt sein Opfer lässig an der heruntergefallenen Kinnlade und schleift es mühelos mit sich, mit einer selbstverständlichen Sexyness die schon fast arrogant und unerhört spielerisch leicht anmutet, keinesfalls billig oder trashig.
Die Rose wie bekannt nach Si-Manier mit funkelnden Zuckerkristallen überzogen, doch wirkt es nicht kistchig oder piekst unangenehm.
Sahnige, goldgelbe Vanille ohne Zuckerzusatz, schön fließend und einlullend, leicht rauchig und verrucht, eben Vanille so wie ich sie schätze und sehr anregend empfinde.
Patchouli zeigt sich von seiner zahmen und schnurrenden Seite, aber nicht weniger gefährlich. Träge schmilzt es vor sich hin, erinnert an zarte Noisettepralinen, süß schmelzend und absolut süchtig machend. Die Art von Praline die man eine gefühlte Ewigkeit im Mund zergehen lassen will.
Die holzigen Akkorde verpassen dem unglaublich leckeren Gourmand einen edlen Rahmen, verleihen eine gewisse Reife und werfen einen leichten Schatten auf die Hauptakteure Vanille und Patchouli, aber das verleitet nur zum genaueren Beobachten und zensiert das sinnliche, zügellose Treiben nicht.
Ambroxan verhilft dem Duft zu sattem Volumen, einer immensen Sillage und legt eine leicht knackige Schicht um die goldene, sehr feminine, pudrige, diskret würzige Pralinécreme. Einfach unglaublich wie harmonisch, ruhig, elegant und edel der Duft vor sich hin changiert und schimmert, gleichzeitig so heißblütig, euphorisch und leidenschaftlich, da könnte sich so mancher Designer oder großes Label mal eine Scheibe von abschneiden.

Es muss für den Beobachter ziemlich witzig gewesen sein: zuerst sprühe ich den Duft auf, angewiderter Gesichtsausdruck, eine krude Mischung aus Ekel, Wut und Enttäuschung, nach kurzer Zeit verblüfftes Staunen und große Augen, ein ungläubiges und überraschtes Grinsen, welches bald einem verklärtem und seligem Strahlen weicht, pure Verzückung, wie ferngesteuert mit einem irren Funkeln in den Augen läuft, nein rennt die Frau zurück zum Regal, nimmt die Verpackung in die Hand, starrt ungläubig auf den Preis, schüttelt belustigt den Kopf und geht sichtbar glücklich zur Kasse.
Natürlich konnte ich dem fiesen Impuls nicht widerstehen der Verkäuferin mein Handgelenk unter die Nase zu halten und zu fragen welcher Duft das ist.
"Si" lautete die Antwort prompt, als ich sie aufklärte schaute sie ebenfalls ziemlich schockiert drein. Wie heißt der? Wo steht der? Das muss ich mir merken!
Da fühlte ich mich schon fast schlecht als ich dann zahlte, so frech abgekupfert und dann auch noch besser als das Original, die Verkäuferin und ich waren schon am kichern ob meines tollen Fundes.
Auf dem Heimweg musste ich ständig schnuppern, er gefiel mir immer besser, ich hatte schon Angst, dass er plötzlich einbricht und seinen Zauber verliert. Zum Glück kann man da unbesorgt sein, In Woman ist kein Blender und überzeigt mit langem Atem und fließenden Übergangen, läuft smooth aus und hinterlässt selbst nach etlichen Stunden eine süße Duftspur garniert mit holzig-orientalischen Anklängen.

Den Flakon finde ich jetzt nicht allzu berauschend, aber bei der Performance sehe ich darüber hinweg. Haltbarkeit und Sillage überraschend ausdauend, La Rive muss man sich wohl unbedingt merken im Niedrigpreissegment.

Bisher gab es auch schon einiges an Lob, und oft wurde er für seinen bösen Zwilling gehalten. Besonders Männer scheinen der leicht klebrigen Falle (Keine Sorge, es ist feinstes Karamell mit Schokoglassur im Drydown), erlegen zu sein.
Das ist schon fast süß, wenn eine Gruppe junger Männer im Müller steht und der Flakon heftigst beschnuppert wird. Da fallen dann so Kommentare wie "Altaa, riescht voll Killah, schwör!"
Oder eine andere männliche Stimme sei zitiert, dass die Sekretärin damit die ganze Werkstatt aufmischt, da müssen alle an der Drehbank gleich nochmal Maß nehmen.

Für mich ein schöner Allrounder, zu allen Tages- und Nachzeiten, Jahreszeiten und Anlässen. Bei klirrend kaltem Wetter wärmt er an angenehm, bei den warmen, frühlingshaften Temperaturen versprüht er sein fröhliches und temperamentvolles Wesen gekonnt stilvoll betörend und kokett.

Ein Duft für Frauen die gerne Frau sind, mit dem ganzen Shi-Shi wie Schminke, chic anziehen und Mädels treffen, rauschende Partys feiern und allem was dazugehört. Ich fühle mich sehr wohl mit der blumigen, crispy-Gebäck an Vanille-Johannisbeermousse, Karamell-Schoko-Patchouli-Brownie-Gourmand-Bombe, die weniger bombig sondern mehr verführerisch aus dem Hinterhalt um den Finger wickelt.

Ich bin sehr froh endlich "mein" Si gefunden zu haben, ohne Süßigkeiten-Overkill und nerviger, synthetischer Note. Gerne empfehle ich den Duft weiter und werde mir wohl unbedingt noch ein Backup besorgen müssen.

Der Teufel ist ein Eichhörnchen, oder eben ein unspektakuläre Flakon, auch beschimpft als Bückware, aber dieser ist ein Kronjuwel untere den Drogeriedüften zu Schleuderpreisen, schwör!
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