Nochoi

Dies war ein Blindkauf, als mal ein Restposten davon günstig verkauft wurde. Ich dachte, DKNY kenne ich ja in etwa, und ganz übel wird es schon nicht riechen, da guter Mainstream.

Oh, war ich erstaunt, was da aus dem Spühkopf kam! Unbeschreiblich und unvergleichbar. Getrocknete Aprikosen mit Quittengelee, damit könnte man den Duft vielleicht umschreiben.

Die Intensität ist immens, und die Haftung an Haut und Kleidung ebenso, kaum zu glauben, das dies ein EDT sein soll. Es riecht sehr interessant, ich bin mir nur nicht ganz sicher, wer das wo und zu welchem Anlass tragen wollen würde. Es ist durchaus hell und schrill. Trotzdem ist mir manchmal danach, einfach daran zu schnuppern und mich zu wundern.

Schon mehrmals dachte ich, dass mir Jil Sanders Parfums recht gut gefallen. Zumindest gefällt mir der Anfang, im späteren Verlauf nervt mich normalerweise irgendetwas, zumindest finde ich da was dann nicht mehr so toll. Deshalb hatte ich auch nicht allzu große Erwartungen, was No. 4 angeht, welches ich noch nie auch nur bemerkt hatte, warum auch immer. Douglas hatte jetzt den 30 ml Flakon im Angebot exponiert ausgestellt, und so stolperte ich geradzu darüber.

Also ein Sprüher auf's Handgelenk getan - auf dem Papier roch es schon harmlos genug, um den direkten Test zu wagen. Hmmmm, leicht bittere Mandarinen, soeben geschält, umgab mich gleich. Ein warmer und fülliger Duft, aber nicht aufdringlich. Dann, in der Bahn, kam etwas Zimt dazu, genau in der richtigen Menge. Und dann das Unglaubliche: ein heller Duft nach brennenden Kerzen. Nicht rauchig, sondern wie das Feuer am Docht von Advents- oder Weihnachtskerzen!

Der Duft blieb viele Stunden für mich wahrnehmbar,ohne mit der Nase dicht ans Handgelenk zu müssen, obwohl nur ein oder zwei kleine Sprüherchen dort gelandet waren. Am nächsten Morgen war auch noch etwas Sillage übrig. Das roch dann ganz ungewohnt und gar nicht nach abgestandenen Parfümresten, sondern erstaunlich gut, irgendwie vielleicht etwas nach der Knetmasse, die wir früher hatten.

Dies war wirklich das erste Mal überhaupt, dass ein Duft mich noch in seinen letzten Zügen erfreute, ich war völlig hin und weg. Am morgen des Heiligen Abend fuhr ich dann in die Stadt, um die Erfahrung noch einmal zu machen, denn es hätte ja etwas einmaliges sein können. Aber da gefiel mir der Duft sogar noch besser als am Tag zuvor, und ich beeilte mich, noch vor Ladenschluss ein Flagöngche zu erwischen. Seitdem trage ich No. 4 Tag und Nacht und bin hingerissen. Übrigens finde ich das Fläschchen auch sehr hübsch und edel - auch wenn der Inhalt zählt, freut mich das dennoch.

Zudem ist das EDP auch sparsam im Gebrauch, und für knapp 30 Euronen kann ich mein Glück kaum fassen.

Oje, ich war Feuer und Flamme, diesen Duft zu testen nach den vielen tollen Kommentaren. Ich sprühte mir also 2 Spritzer auf den Unterarm, und oh Schreck! Was war das denn für ein übler Geruch? Nach Stinkbombe, ungeklärtem Abwasser, abgestandenem, modrigen Brackwasser. Puh!
Zum Glück war der Gestank nach 30 Minuten Fahrt in der U-Bahn dann schon völlig weg, mir taten nur meine unschuldigen Mitpassagiere leid.

Heute habe ich den mal getestet. Gleich anfangs gefiel er mir gut, ein sehr weicher, blumiger Duft. Dann für maximal 1,5 Stunden sanfter, nicht beissender Jasmin, etwas grün dabei. Die essbare Note kam dann immer stärker durch, bis der Jasmin verschwand hinter der Lakritze, muss wohl das Süssholz sein. Auch roch es zwischendurch etwas nach Hausbrand, auch das geht wohl auf die Rechnung des Süssholzes. Jetzt nach 2 Stunden ist nur direkt auf der Haut noch was zu riechen - etwas rauchig, grün, blumig, holzig.

Obwohl ich ihn mir nicht kaufen würde, gefiel er mir doch recht gut.