TAAKE

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6 - 10 von 22
TAAKE vor 13 Jahren 30 18
10
Haltbarkeit
9
Duft
„Die Wollust liebt die Mittel, nicht den Zweck.“
FSK-Hinweis: Dieser Kommentar ist für Liebhaber sanftmütiger und freundlich frischer Düfte ungeeignet. Desweiteren bietet er keinerlei wertvolle Information für Freunde von political correctness, (Pseudo-)Moral und des „guten Geschmacks“, denn dieser Duft wohnt jenseits dessen. Sinnliche Erotik sucht man hier vergebens – YATAGAN IST HEMMUNGSLOSER, SCHMUTZIGER SEX!

Unten stehend bereits wundervoll beschrieben möchte auch ich diesen fesselnden und atypischen Duft mit einigen wenigen Zeilen gebührend feiern. Yatagan ist anders als alles was ich zuvor gerochen habe, dieser Duft ist so eminent maskulin, so herrlich vulgär, und dies auf eine außergewöhnlich ostentative Art und Weise. Ich stimme mit meinen Vorrednern völlig überein: wer Yatagan trägt, schert sich einen Dreck darum ob er aneckt oder provoziert, vielmehr tut er dies gerade deshalb. Hier handelt es sich um einen Duft, der keinerlei Interesse hat, zu gefallen – Yatagan will polarisieren, er liebt den Kontrast, ist widerspenstig und kompromisslos, er liebt die Wollust und lässt das Licht an. Vor allen Dingen jedoch ist Yatagan eines: unglaublich interessant!

Yatagan klingelt nicht, er wartet nicht mit Blumen oder Süßem auf, er fällt sofort mit der Tür in`s Haus und verbreitet anfängliches Unbehagen. Die bereits desöfteren erwähnte laute, aber stimulierende Sellerienote ist nicht wegzudiskutieren und begleitet den Duft bis hin zur abklingenden Basis. Eine ganze Armada von Kräutern macht sich breit und öffnet Tür und Tor für eine regelrecht animalische Apokalypse – Stil und Klasse findet man nicht wirklich, beachtenswert verruchte und schamlose Präsenz allemal, Yatagan übermannt, er macht die Jungfrau zur Hure. Hier wird die Romantik auf unzüchtiger, nackter Haut zu Grabe getragen.

Ich bin mir sicher, Peter Steele trug Yatagan, als er davon sprach, dass Gott zwischen seinen Beinen hinge, Henry Miller hatte ihn auf der Haut als er mit seinem literarischen Meisterwerk „Wendekreis des Steinbocks“ so manche Kritiker zum kotzen sowie zum klatschen bewegte und hätte lange Zeit zuvor Caligula die Möglichkeit besessen, Yatagan sein Eigen zu nennen, so hätte er vermutlich darin gebadet. Der Duft ist in gewisser Hinsicht ein Stinker, ja, aber genial in seiner Art. Hier verenden Mazzolaris Lui und dessen Kumpanen in Dreck und Nebel, den Yatagan hinterlässt.

Aufgrund seiner unverkennbaren und immens intensiven Duftnoten hat Yatagan eine überdurchschnittlich hohe Sillage, die Haltbarkeit ist phänomenal und die Zielgruppe definitiv männlich. Die Frage der Tragbarkeit steht dennoch offen, denn ein Duft für alle Gelegenheiten ist Yatagan mit Sicherheit nicht, vielmehr ein Duft für besondere Anlässe und gewisse Stunden, oder aber um es mit Shakespeare zu sagen: „Es steigt der Mut mit der Gelegenheit.“

FAZIT: Wer einen Faible für ausgefallene, provokante Düfte besitzt sollte Yatagan unbedingt testen, wer die Gemüter seiner Umwelt spalten und zwiespältige Blicke auf sich ziehen will der trage es auf und wer eine Reise in eine ausschweifende Welt voll Reiz und Ruchlosigkeit buchen will, der kaufe sich mit diesem Elixir sein sicheres Ticket – „Sex ist das Salz in der Ursuppe der Evolution.“
18 Antworten
TAAKE vor 13 Jahren 29 16
10
Flakon
10
Haltbarkeit
3
Duft
„Verhungern geht schneller, aber Tod durch Überfressen ist auch eine zuverlässige Methode.“
Zu aller Enttäuschung stirbt auch gerade dieser Duft am Überfressen. Oudh Lacquer entfachte bei mir sehr großes Interesse und setzte hohe Erwartungen: eine sehr extravagante Duftpyramide mit allerlei köstlichen und interessanten Ingredienzien, ein lang anhaltendes und hoch konzentriertes „Parfum absolute“ im wunderschönen Flakon sowie vielfache Auszeichnungen und euphorische Reviews aus allen Herrenländern. Leider wird der Duft seinem Ruf nicht wirklich gerecht und die Messlatte, die dieser sich mitunter selbst setzte, beginnt unweigerlich zu sinken.

Oudh Lacquer ist ein äußerst intensiver Duft, eine regelrecht komprimierte Mischung hochgradiger und penetranter Duftnoten, kläglicherweise viel zu überladen und uneinig – überfressen an der Gier, alles mögliche Kostbare zu vereinen. Das Resultat verendet hier mit großem Rumoren.

Bereits die Kopfnote trampelt regelrecht in`s Haus, eine wuchtige, unangenehme Schokoladennote setzt sich ungefragt auf`s Bett und ruft welke gespritzte Orangen in Begleitung von vulgärem Oud minderer Qualität zu sich. Während man bemüht ist, den dreien unangenehmen Besuchern dennoch den Anschein von Gastfreundlichlkeit zu erweisen und die Situation ohne den befreienden Wasserstrahl des Rauswurfs zu lösen, so rumpelt auch schon eine untypische Modernote ins Gebäude – kein Patchouli, nein, hier muss es sich um den mysteriösen Fichtensteinpilz handeln welcher im gleichen Atemzug seine Freunde Sternanis und Petitgrain hereinwinkt – Angst essen Seele auf!

Es ist ausgesprochen gewagt, Duftnoten wie Oud oder Petitgrain bereits in die Kopfnote zu verpacken, in diesem Fall sind die Duftklänge völlig übersättigt und zusammen mit den restlichen Rohstoffen extrem disharmonisch – der Kopf kann getrost in die Guillotine.

Mit dem Einsatz der Herznote ist jedoch der Kopf noch lange nicht ab, wenngleich die ersten drei Bewohner der Kopfnote zumindest im Halbschlaf auf dem Bett verweilen. Relativ schnell stürmen höchst konzentrierte Gewürznelke (hier ein Querverweis auf Serge Noir, sorry), biedere, altbackene Rose (Black Tie, lyncht mich) und nichtssagender Zimt (selten so belanglos umgesetzt) den Raum. Oudh Laquer riecht nun nach Vielem, nahezu Allem (in extremer Dosis), nur leider nicht nach den hochgelobten „natürlichen“ Rohstoffen welche von Liz Zorn in so hohen Tönen angepriesen wurden – eine olfaktorische Fehlgeburt.

Ganz anders zeigt sich dann überraschenderweise die Basisnote: Hier fallen Kopf und Herz in den ersehnten Schlaf und ein äußerst schöner Duftakkord aus Honig, Kakao und Tonkabohne macht sich breit. Gerade Letztere scheint die angegebene Vanille nieder zu trampeln, ein weicher bodennaher Rauch flutet den Raum und es wird angenehm warm. Die Benzoe ist sehr zurückhaltend, die Hölzer wohldosiert untergebracht und das Patchouli knurrt in unregelmäßigen Abständen vor sich hin. Eine schöne Basis, von überzeugender Parfumkunst jedoch weit entfernt.

Zum Verständnis aller Interessenten und aus Gründen der Fairness gegenüber Liz Zorn möchte ich mit den folgenden Zeilen jedoch etwas detaillierter meine persönliche Duftwahrnehmung erläutern, denn trotz meiner eher negativen Wertung bin ich mir sicher, dass Oudh Lacquer definitiv viele Anhänger finden könnte. All diejenigen, die mit der floralen Oud-Linie von Montale klar kommen oder auch mit Chanels Egoiste symphatisieren sollten diesen Duft unbedingt testen (ich, für meinen Teil, wurde nicht warm mit Black Oud, Egoiste und Konsorten). Diejenigen, die zurückschrecken, wenn Sie das Gourmand-Schlagwort „Schokolade“ hören, sollten sich nicht abschrecken lassen, denn diese Schokolade ist das pure Gegenteil von Chocolate Greedy & co, hier ist die Schokonote viel dunker, gar schwarz und bitter, nicht lecker. Da Serge Noir und Black Tie hier sehr beliebt sind und anscheinend viele Freunde jener Nelken- bzw. Rosennoten hier anwesend sind, sollten gerade diese dem amerikanischen Intensivgebräu eine Chance geben. Ich zähle sehrwohl intensive und langanhaltende Düfte (Oudh Laquer hält extrem lange) zu meinen absoluten Vorlieben, ich mag es, wenn ein Duft polarisiert und provoziert, und dennoch werden Oudh Lacquer und ich keine Freunde. Mir scheint es, als wäre Liz Zorn die kleine und bissige Schwester von Christopher Sheldrake; Oudh Lacquer könnte sich (als astreiner Unisex-Duft) getrost in die kontroversen Duftlinien von Serge Lutens einreihen und würde neben allerlei Abneigung auch sicherlich einiges an Zuspruch ernten.

FAZIT: All die lesefaulen Skeptiker sollten sich bei gewecktem Interesse durch die Duftpyramide zumindest den -die Bewertung erklärenden- letzten Absatz zu Gemüte führen, wer intensive und würzig-süße Oud-Düfte mag könnte an Oudh Lacquer gefallen finden und wer, so wie ich, oben genannten Duftlieblingen -ungeachtet derer guten Bewertungen- keine Freundschaft abgewinnen kann, der kann sich den Versand der Probe aus den Staaten getrost sparen. Nicht alles was glänzt ist Gold.
16 Antworten
TAAKE vor 13 Jahren 33 14
10
Haltbarkeit
10
Duft
„Wir sind ein Teil der Erde…
…und sie ist ein Teil von uns. Die duftenden Blumen sind unsere Schwestern, die Rehe, das Pferd, der große Adler sind unsere Brüder. Die felsigen Höhen, die saftigen Wiesen, die Körperwärme des Ponys – und des Menschen – sie alle gehören zur gleichen Familie.“

So sprach Indianerhäuptling Chief Seattle in seiner Rede vor dem amerikanischen Kongress anno 1855, und jene Worte erläutern auf eindingliche Art und Weise die Intention von Lubins „Le Vetyver – Itasca“: es ist der Duft unberührter Natur, gewaltig und einzigartig, mächtig und facettenreich und voller Leben - ITASCA IST EIN WUNDERVOLLER UND BIS ZUR PERFEKTION VOLLENDETER DUFT!

Den bereits aufgeführeten beeindruckenden und detaillierten Beschreibungen habe ich außer meiner Anerkennung nichts hinzuzufügen, dennoch möchte ich mit meinem Kommentar diesem herrlichen Duft Beifall zollen und meine persönliche Wahrnehmung offenbaren:

Itasca ist laut Lubin „inspiriert von den Kindheitserinnerungen des Trappers David Crocketts und den Ureinwohnern Amerikas, welchen die Liebe und der Respekt für die unberührte Natur Amerikas gemeinsam war“. Hier wurden nur die edelsten und hochwertigsten Rohstoffe verwendet und jede einzelne Stufe der Duftpyramide brilliert mit einzigartig schönen Duftakkorden. Ganz gleich welcher Bestandteil sich herauskristallisiert, jede einzelne Duftnote ist eine Pracht – eine Pracht natürlicher Ingredienzien.

Alleine die Kopfnote ist derart ausgeklügelt und überzeugend, dass ich zu behaupten wage: eine „Unter-60%-Wertung“ ist nach dem ersten Eindruck auf dem Teststreifen nahezu ausgeschlossen. Endlich ein Duft, der nicht mit Zitrone oder Bergamotte aufwartet, hier wurde gezaubert. Besonders die Kombination aus Mandarine, Grapefruit und Wacholderbeere macht die Kopfnote so immens harmonisch frisch, nicht spritzig, vielmehr eine warme Frische ohne penetrante süße oder säuerliche Akzente. Eine Fülle von Leichtigkeit, facettenreich und komprimiert, aber dennoch nicht überladen. GANZ GROßES KINO!

Mit dem Einsatz der Basisnote schleichen sich weiche würzige Nuancen ein, der Duft gewinnt nochmals an Gewicht, Tonkabohne und Nelke sind ausgezeichnet dosiert und der luftige Anteil der Kopfnote geht nicht verloren. WUNDERSCHÖN!

Gott, was für eine Basis! Hier wurde die Parfumkunst bis zur Perfektion gemeistert. Itasca hat eine solch hochgradig konzentrierte Basis, es scheint bis zur Grenze des Möglichen mit genialen Duftnoten vollgepackt zu sein, von denen wirklich keine einzige übersättigt wirkt. Stark und schwer, aber dennoch freundlich und leichtfüßig. Rotkiefer aus Minnesota, ein immergrüner Baum küsst süß die texanische Zeder und den Java-Vetiver und alle baden sie in kanadischem Tannenbalsam. Fartak-Weihrauch und Amber sind sehr zurückhaltend und die ägyptische Myrrhe zu meiner Freude extrem leise.

Ungeachtet der Duftpyramide geht bei Itasca nichts verloren, Kopf und Herz gesellen sich zur Basis und vollenden diesen ausgefeilten und prägnanten Duft. Itasca beinhaltet eine Schatzkammer an Duftorgasmen, es hat Klasse und Stil und überzeugt vor allen Dingen durch die perfekte Harmonie seiner Duftakkorde und derer edlen Ausstrahlung – ABSOLUTE WELTKLASSE!

Die Haltbarkeit ist enorm, auf der Haut verweilt der Duft jenseits der 10-Stunden-Grenze und ist auch danach noch explizit wahrnehmbar, wenngleich in einer dezenteren Form. Der Flakon ist aus massivem Glas, versehen mit glänzender dunkler und auch etwas kitschiger gold-brauner Beschriftung und besitzt einen schönen Holz-Deckel.

FAZIT: Ganz gleich welche Duftvorlieben man besitzt, Itasca sollte in jedem Fall getestet werden. All diejenigen, die sich bei dezent potenten und runden Düften aus Edelhäusern wie Guerlain oder Hermes zu Hause fühlen, sind bei Itasca mit Sicherheit gut aufgehoben und wer einen intensiven und harmonischen Duft für alle Anlässe sucht, könnte hier einen Hauptgewinn ziehen. Zugreifen, es gibt keine Nieten!
14 Antworten
TAAKE vor 13 Jahren 20 8
5
Haltbarkeit
10
Duft
„Im Wald durchzuatmen heißt – seinen Geist einatmen“
„Scent is life“, so Christopher Brosius, ein extrovertierter und vielfach ausgezeichneter Parfumeur innovativer und ausgefallener Düfte. Mit „Wild Hunt“ kreierte jener Künstler eine olfaktorische Hommage an den Wald, „the scent of an ancient forest in the heat of a summer afternoon“ wie es auf der CB I Hate Perfume Homepage heißt – und dieser Wald lebt wahrhaftig!

„Wild Hunt“ ist ein wahres Kunstwerk, ein Duft der die Sinne verzaubert und ein unglaublich detailgetreues Bild eines Märchenwaldes malt, welches zu einer Reise in das Reich der Bäume und Blätter, der Ruhe und Geborgenheit und des schützenden Refugiums der Natur einlädt. Hier geben sich die Bäume die Äste und das, was man inneren Frieden nennt entfaltet sich in seiner schönsten Pracht – dieser Duft verzaubert!

Wild Hunt ist kühl und sanft, er beinhaltet eine wunderschöne Frische, ohne jegliche spritzige oder erfrischende Note, vielmehr wie morgendlicher Tau, eine kühle Brise Bergluft oder eben ein schattiger Fleck inmitten eines großen mächtigen Waldes. Ich rieche feuchte schwarze Erde, erdfarbene Blätter die den Boden schmücken, saftiges Moos an unberührten Baumrinden, morsche Äste, mächtiges dunkles Grün und kühles erdiges Braun, unversehrte Pilze weitab der abgetretenen Pfade, den Duft von Nadelbäumen, welche die Wärme der Sonne saugen, ich rieche die Natur in ihrer reinsten Form, ich atme sie förmlich ein und erlebe sie.

Wild Hunt ist so unglaublich authentisch, so unverkennbar empirisch, es bannt ohne jegliche Gegenwehr. Dieser Duft ist die Fahrkarte in eine Welt, in der man Kind sein kann, fernab von Stress und Streitigkeiten, geschützt und umhüllt von Bäumen und Blättern, ein Duft den jeder in sich trägt und den es sicher zu verwahren gilt – das persönliche Ticket in die Unbeschwertheit.

Wie mit vielen Düften jener Art stellt sich nun die große Frage der Tragbarkeit. Was man mit ähnlichen Versuchen aus den Häusern Demeter & Konsorten oftmals verfehlt hat ist hier enorm gut gelungen. Gerade die Nadelakkorde und die hölzernen Duftanteile machen Wild Hunt definitiv tragbar – kein Duft für Business und Büro, vielmehr für private Stunden gewidmet persönlicher Entfaltung und Besinnung. Von einem reinen „Kunstduft“ kann hier jedoch nicht die Rede sein, Wild Hunt vereint gekonnt die großartige Leistung eines in Flakons gepackten Wohlfühl-Naturduftes, sowie auch die Eigenschaft eines zwar leisen, aber sehr ausgefallenen erdig-grünen Nischenduftes für Mann und Frau.

Erhältlich ist Wild Hunt als „Perfume absolute“ im 15ml-Flakon und als „Water Perfume“ in der 100ml-Flasche. Die Haltbarkeit des Water Perfumes gewinnt hier enttäuschenderweise keinen Preis, all diejenigen, die den vollen Umfang des flüssigen Waldes genießen wolle, sollten besser zur konzentrierten Variante greifen.

FAZIT: Wer die olfaktorische Umsetzung eines idyllischen Waldes sucht hat hier seinen Meister gefunden, wer einen dunklen, kühlen und erdigen Duft sucht kann hier getrost testen und wer den Duftrausch von Mutter Natur erleben und deren mystisch majestätischen Zauberwald betreten will, der beginne die Pipette zu drücken – und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt.
8 Antworten
TAAKE vor 13 Jahren 12 8
5
Haltbarkeit
4
Duft
Von Mutter Natur und olfaktorischem Pazifismus
Mit Eau de Polder wollte man vor allen Dingen eines verwirklichen: den Duft der holländischen Natur in kleine Fläschchen packen. Birthe Leemeijer, Künstlerin aus Amsterdam und der Kopf hinter diesem Vorhaben, setzte alles in Bewegung, um jene Idee zu realisieren. Die Welt sollte erfahren wie Holland riecht und all die Menschen, die jemals der niederländischen Natur einen Besuch abgestattet haben, sollten eine olfaktorische Erinnerung an genau dieses Erleben bekommen.

Zuerst gründete man den „Essence Club“ in dessen Riegen unter anderem einheimische Landwirte vertreten waren. Birthe Leemeijer versorgte jene auserchorenen Mitglieder mit reinen Duftproben von Heu, Erde und anderen typischen Duftnoten ländlicher Idylle. Man diskutierte über den Geruch von frisch geschnittenem Gras in einem Silo, die Bedeutung von Duftwahrnehmung in allen vier Jahreszeiten und den Geruch vom Scheren der Kühe im Herbst. Mit Alessandro Gualtieri, der „verrückten Nase“ der Nasomatto-Duftlinie holte man sich einen kreativen und extrovertierten Duftdesigner mit in´s Boot und begann von nun an Duftakkorde aus den im Club besprochenen Noten zu kreieren. Die daraus entstandenen Mischungen wurden bis auf das kleinste Detail wiederum von der Duft-Jury des Clubs zerlegt und bewertet. Nach vielen Durchläufen und drei vergangenen Jahren hatte man sehr viele Vorschläge eruiert und übrig blieb nur einer: die Essenz von Mastenbroek – „L`Essence de Mastenbroek – Eau de Polder“.

Soviel zu der Entstehung des Duftes, ein wunderbares Vorhaben mit einer sehr schönen Geschichte, wie ich finde. Vorab sei erwähnt, dass es gerade bei diesem Duft sehr schwierig ist, ein Urteil zu fällen, von daher versuche ich vielmehr, die Plus- und Minuspunkte trocken aufzulisten.

Die Umsetzung des Duftes ist definitiv gelungen, ich rieche sowohl Erde, als auch Heu. Gras und Kräuter kommen durch und die Wildblumen bleiben dezent im Hintergrund. Der Duft ist unglaublich leise, fast nur dann wahrzunehmen wenn man die Nase in unmittelbare Hautnähe lenkt, für meinen Geschmack leider viel zu schüchtern. Führender Duftbestandteil ist das Heu, wobei auch dieses durch seine leichte Süße und sein luftiges Erscheinungsbild weder dominiert noch einlädt. Der gesamte Duft wirkt sich auf meine Duftwahrnehmung in etwa so aus, wie ein Flügelschlag eines Schmetterlings auf die Richter-Skala (die Chaos-Theorie außen vor gelassen). Eau de Polder ist olfaktorisch genaus das was man dufttechnisch erreichen wollte, für ein Extrait de Parfum ist es letztendlich aber schlicht und ergreifend eines: ein Feigling ohne A*sch in der Hose!

Zweites Manko ist die schmierige Konsistenz des Parfums. Eau de Polder hat exakt die gleichen Eigenschaften wie Olivenöl, es schmiert, trocknet nicht, lässt einen glänzenden, fettigen Schmierfilm auf der Haut zurück und ist ölig, ölig und nochmals ölig! Für Duftallergiker sicher einen Versuch wert, weiß der Teufel was hier verwendet wurde, an typische Parfumbestandteile denke ich hierbei jedoch nicht. Dennoch harmoniert die möglicherweise natürliche Herstellung des Duftes mit seiner Geschichte – zumindest was den künstlerischen Aspekt betrifft.

Mit folgender Auflistung möchte ich einen Einblick in meine Punktevergabe geben und weitere Aspekte, wie Haltbarkeit und Tragbarkeit, analysieren:

* Intention des Duftes: 0% (schön, aber für den Duft belanglos)
* Duftnoten: 100% (wer mag den Duft von Mutter Natur nicht?!)
* Umsetzung der Duftnoten: 90% (alles zu riechen, wenngleich unausgewogen)
* Duftwahrnehmung: 10% (nicht wirklich zu erkenen, viel zu schwach)
* Konsistenz: 0% (katastrophal ölig)
* Haltbarkeit: 30% (das kleine bisschen Etwas bleibt zum Tee)
* Tragbarkeit: 50% (völlig tragbar, aber wohin mit dem Öl?)

* GESAMTWERTUNG: 40% (280/7)

Schade, denn der Duft hätte wirklich Potential, nur leider scheitert dieses hier an der Umsetzung. Letztendlich ist Eau de Polder nicht mehr und nicht weniger als eine gute Idee einer kreativen Künstlerin, L`Essence de Mastenbroek die erste Duftlinie aus den Niederlanden und Alessandro Gualtieris geduldeter Fauxpas vor seiner Schaffensphase mit Nasomatto. Mutter Natur kann`s besser und das so wunderschön verpackte Eau de Polder reiht sich ein in die Reihen der Düfte der Belanglosigkeit, der Langeweile und des Nichts-Sagens. Leider!

FAZIT: All diejenigen, die keinen Weg zu potenten Düften finden könnten an diesem schüchternen Gebräu Gefallen finden, wer kein Problem damit hat, sich ein Parfum aufzusprühen, das in Sachen Konsistenz einem Sprüh-Sonnen-Öl gleicht, kann hier testen, und wer den Duft von Heu, Gras und Erde als leisen Begleiter vor dem Einschlafen bei sich haben will, der sollte hier zuschlagen und sich beeilen, denn die Produktion wurde bereits eingestellt und der „Duft der Niederlande“ geht zu Neige – die Klimaerwärmung erledigt den Rest.
8 Antworten
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