Vitaminc

Meine Eltern hatten es nicht immer leicht mit mir. Wie viele andere Teenager hatte ich nämlich auch meine rebellischen Phasen. Ich glaube den Höhepunkt hatten sie erreicht, als ich mit einem Zungenpiercing nach Hause kam. Meine Eltern waren natürlich total begeistert. Ich habe meine Mutter selten so wütend gesehen. Trotzdem hat sie mir am selben Abend noch eine Hühnerbrühe auf mein Zimmer gebracht. Es sollten noch weitere Phasen und Piercings folgen, aber damit sind meine Eltern dann schon entspannter umgegangen. Heute, über 10 Jahre später, sind die wilden Phasen mehr oder weniger vorbei und Piercings trage ich auch keine mehr, wenn man mal von Ohrlöchern absieht. Ich habe mich verändert und sie haben einfach nicht mehr zu mir gepasst. Trotzdem möchte ich diese Zeit nicht missen.

Rogue von Rihanna erinnert mich ein bißchen an diese Zeit. Ich habe ihn bei Douglas entdeckt und neugierig wie ich nunmal bin direkt aufgesprüht.
Ich kann sofort den Pfeffer und die Bergamotte erkennen. Jedoch ist das Wildleder auf meiner Haut die dominanteste Note. Alpenveilchen, Maiglöckchen, Jasmin und Pflaume machen es nicht zu herb. Amber und Patchouli geben Rogue die nötige Tiefe. Moschus, Sandelholz und Vanille lassen ihn ein wenig süß ausklingen.

Haltbarkeit und Sillage sind für einen Promiduft wirklich herausragend. Ich kann Rogue den ganzen Tag über wahrnehmen. Die Sillage ist bei mehr als 2 Sprühern fast schon raumfüllend.

Rogue ist für mich eine außergewöhnlicher Duft, mit dem man auf jedenfall auffällt. Ich finde, dass die herbe Wildledernote ihn fast schon ein wenig unisex macht.

Rogue bringt mir die Erinnerungen an meine wilden Zeiten zurück. Ich habe zwar nicht vor mir wieder ein Piercing stechen zu lassen, oder meine Mutter in den Wahnsinn zu treiben, aber wenn ich an ihm schnuppere habe ich das Bedürfnis meine alte Lederjacke rauszukramen. Dazu noch enge Jeans, Stiefel und Flanellhemd und es kann losgehen.

Ich ziehe meinen Hut vor Rihanna. Das hätte ich ihr wirklich nicht zugetraut.

Soweit ich mich erinnern kann und laut den Erzählungen meiner Mutter, war ich immer ein fröhliches Kind. Ich habe den Kindergarten geliebt. Andere Kinder mit denen man spielen kann und natürlich ein grandioser Spielplatz. Ich wollte immer zuerst auf die Rutsche. Bei Sonnenschein oder Regen völlig egal, ich wollte immer nur rutschen. Man kann sich sicher vorstellen, dass meine Mutter bei Regenwetter nicht so wirklich begeistert davon war. Aber das war es wert.
Auf besagtem Spielplatz stand auch ein Kastanienbaum. Esskastanien versteht sich. Ich habe immer ganz viele mit nach Hause genommen. Dort habe ich dann gefühlte Stunden die Schale abgepuhlt und sie gegessen. Ich fand Kastanien einfach nur super lecker.
Auch wenn ich dabei Schmerzen erleiden musste. Stichwort Fingernägel. Das witzige daran ist, dass ich gebrannte Maronen nicht ausstehen kann. Obwohl Maronen nur eine andere Kastanienart sind.
Trotzdem war es für mich ein Muss Mirage Daydream zu testen.

Einige mögen den Flakon in diesem milchig zartrosa kitschig finden, aber ich finde ihn wirklich schön. Mehr Mädchen geht nicht.
Zum Duft. Zuerst sticht eine kräftige Alkoholnote in der Nase. Das vergeht aber recht zügig und ich kann die Maronen wahrnehmen, die sich sofort mit einem Vanilleschaum verbinden. Kakao gibt ihm einen Hauch von Schokolade und macht ihn leicht pudrig. Perubalsam und Zeder lassen ihn nicht pappig süß werden. Jasmin und Lilie kann ich nur sehr dezent im Hintergrund erkennen. Einen großartigen Duftverlauf gibt es auf meiner Haut nicht. Allerdings empfinde ich das nicht als schlimm, weil mir der Duft auch so gefällt.

Leider gibt es auch Minuspunkte. Sillage und Haltbarkeit. Mirage Daydream ist sofort hautnah und nach knapp 2 Stunden muss ich regelrecht an meinem Handgelenk kleben und ihn zu erkennen. Auf Kleidung allerdings hält er sich relativ lange. Auf meiner Jacke konnte ich ihn noch am nächsten Tag riechen.

Mirage Daydream ist ein süßer und pudriger Duft mit einer schönen Maronennote. Perfekt für den Winter.

Und was die gebrannten Maronen angeht. Ich habe mal gelesen, dass sich der Geschmack alle 7 Jahre ändert. Die wären jetzt um. Vielleicht versuche ich es auf dem nächsten Weihnachtsmarkt nochmal.

Wie oft habe ich diesen Satz schon gehört? "Jede Frau braucht ein kleines Schwarzes im Schrank." Das sich dabei regelrechte Dramen abspielen können, hat natürlich keiner gesagt.
Aber der Reihe nach. Seit meinen Teenagerzeiten hat es meine Mutter viel Überredungskunst und noch mehr Nerven gekostet, um mich in ein Kleid zu bekommen. Ich fand Kleider immer total unbequem. Es zieht hier, es ziept da. Man muss aufpassen wie man sich hinsetzt. Und ach ja, bei dem Wörtchen Strumpfhose richteten sich damals bei mir alle Nackenhaare auf. Als man sich dann glücklich ins Kleid gezwängt hatte, wird einem dann noch gesagt, dass man es doch bitte nicht mir Turnschuhen kombinieren soll. Ich hatte zwar keine Kleiderphobie, aber nennen wir es mal eine große Abneigung.
Erst die Geburtstagsfeier meiner Freundin sollte meine Meinung ändern. Eine Mottoparty. Männer im Anzug, Frauen im Kleid. Also habe ich meinen Schweinehund überwunden und mir ein kleines Schwarzes zugelegt. Zu meiner Überraschung steht mir das richtig gut, sehr gut sogar. Ich habe auf besagter Party auch sehr viele Komplimente für mein Outfit bekommen.

Und nun gibt es von Guerlain mit La petite Robe noire den passenden Duft zum kleinen Schwarzen. Natürlich hat mich das ein wenig neugierig gemacht, besonders da sich an diesem Duft anscheinend die Geister scheiden.

Der Flakon mit Kleidchen, Puffärmelchen und Farbverlauf gefällt mir schon mal gut. Sehr niedlich.

Was den Duft angeht, war ich am Anfang schon etwas skeptisch. Die Duftnoten passen nämlich nicht so ganz in mein Beuteschema. Aber probieren schadet ja nicht.
Nach dem aufsprühen erkenne ich sofort die Kirsche. Sie spielt definitiv die Hauptrolle in diesem Duft. Süßholz und Mandeln machen sie nicht fruchtig sondern süß. Rose und Veilchen sind Nebendarsteller und geben dem Duft eine leicht florale Note. Moschus und Patchouli runden das ganze ab und geben ihm Tiefe. Rauchiger Tee verleiht ihm das gewisse Etwas. Durch ihn wird La petite Robe noire erst interessant und besonders. Er sorgt auch dafür, dass es nicht zu klebrig süß wird. Zum Abschluß lässt Vanille ihn nochmal cremig werden.

Haltbarkeit und Sillage sind einfach ausgezeichnet. Ich nehme ihn den ganzen Tag über wahr. Was die Sillage angeht reichen 2 Sprüher voll und ganz, sonst wird es zuviel.

Für mich ist La petite Robe noire ein süßer, etwas schwerer, cremiger und rauchiger Duft. Er passt perfekt in die kalte Jahreszeit. Meiner Meinung nach bringen kühlere Temperaturen ihn besser zur Geltung. Für den Sommer wäre er mir zu süß und zu schwer.

Und jetzt die Frage auf die es eigentlich ankommt. Gefällt mir das kleine Schwarze bzw. steht mir das kleine Schwarze? Ich finde schon. La petite Robe noire gefällt mir wirklich gut. Ich finde ihn besonders und edel. Zugegeben er ist nichts für jeden Tag, aber ich hätte ja auch keine Lust jeden Tag ein Kleid zu tragen. Aber wie ein Kleid in meinem Schrank ist La petite Robe noire ein fester Bestandteil meiner Sammlung.

Versteht mich bitte nicht falsch. Meiner Meinung nach braucht eine Frau nicht unbedingt ein kleines Schwarzes im Schrank. Schaden kann es aber auch nicht.

Ich glaube, die meisten von uns sind an dieser großen blauen Dose nicht vorbeigekommen. Auch bei mir kommen da Kindheitserinnerungen hoch. Meine Mama hat mich nach dem baden immer mit Nivea Creme eingeschmiert und mich anschließend in meinen rosa Frottee Bademantel gepackt. Als Kind fand ich diese Prozedur nicht so toll. Bin ich doch dann regelmäßig an unserem Türknauf gescheitert, weil die Creme so lange gebraucht hat um einzuziehen.

Heute als Erwachsene benutze ich lieber andere Pflegeprodukte. Aber den Duft von Nivea Creme habe ich nie vergessen.

Als ich dann hier gehört habe, dass Nivea ein Parfum auf den Markt wirft, war ich natürlich mehr als neugierig und habe ihn mir blind bestellt. Der Duft ist wirklich zuckersüß verpackt. Diesmal ist die Dose weiß. Und er riecht 100% nach Nivea Creme. Sillage und Haltbarkeit sind auch toll. Ich bin einfach nur begeistert.

Ob er jetzt unisex ist oder nicht? Ich denke schon. Schließlich sind auch Jungs mit Nivea Creme eingeschmiert worden. Warum ihnen diese Erinnerungen vorenthalten? Mein Freund trägt ihn heute. Als er sich von mir verabschiedet hat dachte ich nur:" Mmh, riechst du gut." Ich liebe den Duft von Nivea. Egal ob an mir oder an anderen. Abesehen davon, kann das ja jeder für sich selbst entscheiden.

Ich glaube, ich muss heute mal meinen Bademantel suchen.

Parfums mit längeren französischen Namen, lassen mich immer an meinen Französischunterricht in der Schule zurückdenken. Ich weiß nicht wie es heute ist, aber wir mussten für die Begrüßung des Lehrers immer aufstehen. Meine Lehrerin hieß Frau Schneider. Sie hat uns dann begrüßt mit "Bonjour mes enfants". Darauf wir " Bonjour madame". Darauf sie " Ça va ?" Dann wieder wir " Ça va bien, merci." Und dann konnten wir uns setzen. Aus heutiger Sicht wahrscheinlich total überholt, aber irgendwie hatte das was.
Wenn die gute Frau Schneider wüsste, dass ich mir heute auf französisch nicht mal mehr ein belegtes Brötchen bestellen könnte. Aber was soll es . Man kann eben nicht alles haben.

Warum auch immer, habe ich den Düften von Hermes nie richtig Beachtung geschenkt. Irgendwie war ich immer neugieriger auf andere Düfte. Ein Fehler, wie ich mir jetzt eingestehen muss.

Zu einer Bestellung habe ich ein Pröbchen von Le Jardin de Monsieur Li bekommen. Ich habe ihn ehrlich gesagt ohne große Erwartungen aufgesprüht, aber was dann kam hat mich wirklich begeistert.
Le Jardin de Monsieur Li ist so schön fruchtig und frisch. Er könnte gar nicht mehr in mein Beuteschema passen. Ich bin eine absolute Liebhaberin von zitrischen und frischen Düften.

Mein erster Eindruck war, dass ich Orangenschale mit einem Hauch von etwas floralem erkenne. Da ich wissen wollte welche Noten noch vertreten sind, habe ich natürlich hier recherchiert. Danach war ich erstmal baff. Nur 2 Noten? Nur Kumquat und Jasmin? Die Überraschung war zwar groß, aber das minderte meine Begeisterung in keinster Weise.

Zur Probe auf`s Exempel habe ich meinem Schatz diesen Duft auch mal unter die Nase gehalten. Er kennt das ja schon und nickt mehr oder weniger alles ab, aber diesmal hat er meinen Arm regelrecht an sich gerissen und meinte: "Das riecht wirklich richtig gut!" Danach musste ich ihn auch damit einsprühen. Also ja, der Duft ist definitiv unisex.

Die beiden Mankos die sich leider nicht leugnen lassen, sind die Sillage und die Haltbarkeit. Die Sillage ist erst etwas stärker, wird aber dann ganz schnell hautnah. Was die Haltbarkeit betrifft, so kann ich auf der Haut nach 4 Stunden nichts mehr wahrnehmen. Auf Kleidung hält er sich jedoch länger.

Trotzdem habe ich mir Le Jardin de Monsieur Li bestellt, da wir ihn beide mögen und tragen werden. Ein Test lohnt sich jedenfalls für beide Geschlechter.

Und an Madame Schneider. Es tut mir leid, aber zumindest kann ich noch den Namen dieses Parfums übersetzen.