10.07.2014 - 14:17 Uhr
Palonera
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Palonera
Top Rezension
17
another day, another daydream
Quizduell bildet.
Dank dieser App, der hierzulande mittlerweile über 18 Millionen Smartphone-User verfallen sind, ist Schweden für mich nicht mehr nur unauflöslich mit Ikea und Knut verbunden, mit blaugelben Flaggen und deutschstämmiger Königin, mit Köttbullar und Smörrebröd – dank Quizduell weiß ich nun auch, daß die Schweden weltweit den Pro-Kopf-Verzehr an Süßigkeiten anführen.
Zumindest behauptet das ein Fragenschreiber und Fragenschreiber haben immer recht, vorläufig jedenfalls.
Getippt hatte ich auf die Amerikaner, geschielt auf die Schweizer Schokolade, doch falsch, alles falsch – grün leuchtete das Schweden-Rechteck und kippte ein weiteres Vorurteil über Bord.
Die Schweden lieben also Süßes.
Viel Süßes.
Und noch mehr Süßes.
Das macht sie mir grundsätzlich sympathisch – das macht mich aber auch vorsichtig gegenüber einem Duft, der Schweden als Herkunftsland auf der Fahne und Schlagsahne, Vanille und Kakao in der Zutatenliste führt.
Und Maronen natürlich – Maronen, die ich heiß und süß und klebrig bei der kleinen runden Frau auf dem hiesigen Weihnachtsmarkt kaufe, jedes Jahr wieder, und deren Duft ich ebenso sehnsüchtig wie vergeblich in "Marron Chic" gesucht hatte.
Hier nun würde ich vielleicht fündig werden, in diesem Duft aus Schweden, aus dem Land der unbegrenzten Süßigkeiten.
Ich freute mich.
Und ich fürchtete mich.
Vor Diabetes, Karies, Zuckerschock, vor gerümpften Nasen und schwindenden Sinnen, vor bösen Blicken und dem Stempel "Öffentliches Ärgernis!", weil ich so dreist war, im Juli – im Juli! – einen so offensichtlich winterlichen Gourmandkracher auf die Menschheit zu hetzen.
Und doch – wie konnte ich nicht?
Wie kann eine Parfumista, die etwas auf sich hält, jemals nicht...?
To make a long story short: Ich lebe noch.
Man hat mich weder geteert noch gefedert, man hat mich nicht der Stadt verwiesen und sich mir nicht ausschließlich mit Gasmaske genähert.
Mein Partner ist noch immer mein Partner, niemand hat mir die Freundschaft gekündigt – und niemand muß Angst haben, unter Verwendung von "Mirage Daydream" zum Fall für die Notaufnahme zu werden.
Nicht einmal für den Zahnarzt.
Vier Tage lang hat "Mirage Daydream" mich begleitet, vier Tage lang haben wir gemeinsam höchst unterschiedliche Witterungsverhältnisse erlebt, vier Tage lang hat mir "Mirage Daydream" diverse Facetten seiner Persönlichkeit gezeigt.
Testtag 1 beschert mir Temperaturen nahe der 30°C-Marke, eine hohe Luftfeuchtigkeit sowie einen "Tagtraum", der nach einem süßlich-kratzigen Auftakt nussiger Röstaromen alsbald eine sich kontinuierlich verstärkende Haarspray-Note entwickelt, von der ich nicht recht weiß, woher sie kommt, da der sonst leicht zu identifizierende Übeltäter, der Weiße Moschus, hier nicht enthalten zu sein scheint.
Das kümmert den Duft freilich nicht – nach einer knappen Stunde sind alle nussig-maronigen Anteile unter einem dichten Schleier aus Haarspray verschwunden, der auch nichts anderes mehr durchläßt und sich nach längstens fünf Stunden vollständig und restlos wieder gelichtet hat.
Und mich ein wenig ernüchtert zurückläßt.
Das war nicht das, was ich erwartet hatte – fast wollte ich schon an eine gekippte Probe denken, hatte doch das Franfans Wanderpaket 2.0 entstammende Laborbehältnis ohne Sprüher schon eine weite Reise hinter sich, bevor es bei mir angekommen und zunächst in die Warteschleife geschickt worden war.
Doch der nächste Tag brachte eine Überraschung: Strömender Regen und 15°C Außentemperatur lassen meiner Haut einen wunderschönen, karamellig angehauchten Maronenakkord entschweben, mäßig süß und überhaupt nicht klebrig, ein wenig kratzig nur noch und so hautnah, daß sich nicht nur niemand gestört fühlen kann, sondern auch der Mann an meiner Seite deutlich näher rücken muß, um einen Hauch des Hauches zu erhaschen.
Sehr fein, sehr lecker – und wo das Haarspray vom Vortag abgeblieben ist, will ich gar nicht wissen.
So hätte der Duft gern den ganzen Tag und die ganze Nacht hindurch bleiben können, allein: Er blieb nicht nur sehr dicht bei mir, er erwies sich auch an diesem Tag als ein wenig bindungsscheu.
Gespannt, welche olfaktorischen Tagträume noch der Entdeckung harren würden, beschloß ich eine Ausweitung der Testphase, um am dritten Tag, bekleidet mit Strick- und Lederjacke naßbeschuht durch den herbstlichen Dauerregen stapfend, eine zartdichte Aura aus köstlich-cremigen Schoko-Nuß-Aromen um mich herum zu tragen, die niemand außer mir selbst wahrnimmt, die jedoch den ganzen langen Tag bis hinein in die Nacht erhalten bleibt.
Und heute, am vierten Tag?
Es ist warm draußen, sehr warm, die Feuchtigkeit zweier verregneter Tage hängt in der Luft, Wärmegewitter sind angekündigt – und auf meiner Haut hängt ein Hauch von Haarspray.
Nur Haarspray.
Keine Maronen, keine Röstaromen, keine Creme und keine Süße.
Another day, another daydream.
So unterschiedlich meine Eindrücke an den vier aufeinanderfolgenden Tagen auch sein mögen, so scheinen sie doch darauf hinzuweisen, daß "Mirage Daydream" ein Duft für kühlere Tage ist – nicht etwa seiner Intensität wegen, sondern weil dieser Duft sich nur bei niedrigeren Temperaturen so zu entwickeln scheint, wie es anscheinend gedacht, wie es vorgesehen ist.
Schwüle, sommerliche Temperaturen nehmen dem Duft seinen gourmandigen Charakter, der sich erst weit unterhalb der 20°C-Marke zunehmend deutlicher zu entfalten scheint.
Das fasziniert mich, kenne ich es doch bisher eher in der entgegengesetzten Richtung – und ich beginne mich zu fragen, ob der eigentliche Kracher, das eigentliche Sillagemonster erst um den Gefrierpunkt herum zum Vorschein kommt und dann hält und hält und hält...
Dank dieser App, der hierzulande mittlerweile über 18 Millionen Smartphone-User verfallen sind, ist Schweden für mich nicht mehr nur unauflöslich mit Ikea und Knut verbunden, mit blaugelben Flaggen und deutschstämmiger Königin, mit Köttbullar und Smörrebröd – dank Quizduell weiß ich nun auch, daß die Schweden weltweit den Pro-Kopf-Verzehr an Süßigkeiten anführen.
Zumindest behauptet das ein Fragenschreiber und Fragenschreiber haben immer recht, vorläufig jedenfalls.
Getippt hatte ich auf die Amerikaner, geschielt auf die Schweizer Schokolade, doch falsch, alles falsch – grün leuchtete das Schweden-Rechteck und kippte ein weiteres Vorurteil über Bord.
Die Schweden lieben also Süßes.
Viel Süßes.
Und noch mehr Süßes.
Das macht sie mir grundsätzlich sympathisch – das macht mich aber auch vorsichtig gegenüber einem Duft, der Schweden als Herkunftsland auf der Fahne und Schlagsahne, Vanille und Kakao in der Zutatenliste führt.
Und Maronen natürlich – Maronen, die ich heiß und süß und klebrig bei der kleinen runden Frau auf dem hiesigen Weihnachtsmarkt kaufe, jedes Jahr wieder, und deren Duft ich ebenso sehnsüchtig wie vergeblich in "Marron Chic" gesucht hatte.
Hier nun würde ich vielleicht fündig werden, in diesem Duft aus Schweden, aus dem Land der unbegrenzten Süßigkeiten.
Ich freute mich.
Und ich fürchtete mich.
Vor Diabetes, Karies, Zuckerschock, vor gerümpften Nasen und schwindenden Sinnen, vor bösen Blicken und dem Stempel "Öffentliches Ärgernis!", weil ich so dreist war, im Juli – im Juli! – einen so offensichtlich winterlichen Gourmandkracher auf die Menschheit zu hetzen.
Und doch – wie konnte ich nicht?
Wie kann eine Parfumista, die etwas auf sich hält, jemals nicht...?
To make a long story short: Ich lebe noch.
Man hat mich weder geteert noch gefedert, man hat mich nicht der Stadt verwiesen und sich mir nicht ausschließlich mit Gasmaske genähert.
Mein Partner ist noch immer mein Partner, niemand hat mir die Freundschaft gekündigt – und niemand muß Angst haben, unter Verwendung von "Mirage Daydream" zum Fall für die Notaufnahme zu werden.
Nicht einmal für den Zahnarzt.
Vier Tage lang hat "Mirage Daydream" mich begleitet, vier Tage lang haben wir gemeinsam höchst unterschiedliche Witterungsverhältnisse erlebt, vier Tage lang hat mir "Mirage Daydream" diverse Facetten seiner Persönlichkeit gezeigt.
Testtag 1 beschert mir Temperaturen nahe der 30°C-Marke, eine hohe Luftfeuchtigkeit sowie einen "Tagtraum", der nach einem süßlich-kratzigen Auftakt nussiger Röstaromen alsbald eine sich kontinuierlich verstärkende Haarspray-Note entwickelt, von der ich nicht recht weiß, woher sie kommt, da der sonst leicht zu identifizierende Übeltäter, der Weiße Moschus, hier nicht enthalten zu sein scheint.
Das kümmert den Duft freilich nicht – nach einer knappen Stunde sind alle nussig-maronigen Anteile unter einem dichten Schleier aus Haarspray verschwunden, der auch nichts anderes mehr durchläßt und sich nach längstens fünf Stunden vollständig und restlos wieder gelichtet hat.
Und mich ein wenig ernüchtert zurückläßt.
Das war nicht das, was ich erwartet hatte – fast wollte ich schon an eine gekippte Probe denken, hatte doch das Franfans Wanderpaket 2.0 entstammende Laborbehältnis ohne Sprüher schon eine weite Reise hinter sich, bevor es bei mir angekommen und zunächst in die Warteschleife geschickt worden war.
Doch der nächste Tag brachte eine Überraschung: Strömender Regen und 15°C Außentemperatur lassen meiner Haut einen wunderschönen, karamellig angehauchten Maronenakkord entschweben, mäßig süß und überhaupt nicht klebrig, ein wenig kratzig nur noch und so hautnah, daß sich nicht nur niemand gestört fühlen kann, sondern auch der Mann an meiner Seite deutlich näher rücken muß, um einen Hauch des Hauches zu erhaschen.
Sehr fein, sehr lecker – und wo das Haarspray vom Vortag abgeblieben ist, will ich gar nicht wissen.
So hätte der Duft gern den ganzen Tag und die ganze Nacht hindurch bleiben können, allein: Er blieb nicht nur sehr dicht bei mir, er erwies sich auch an diesem Tag als ein wenig bindungsscheu.
Gespannt, welche olfaktorischen Tagträume noch der Entdeckung harren würden, beschloß ich eine Ausweitung der Testphase, um am dritten Tag, bekleidet mit Strick- und Lederjacke naßbeschuht durch den herbstlichen Dauerregen stapfend, eine zartdichte Aura aus köstlich-cremigen Schoko-Nuß-Aromen um mich herum zu tragen, die niemand außer mir selbst wahrnimmt, die jedoch den ganzen langen Tag bis hinein in die Nacht erhalten bleibt.
Und heute, am vierten Tag?
Es ist warm draußen, sehr warm, die Feuchtigkeit zweier verregneter Tage hängt in der Luft, Wärmegewitter sind angekündigt – und auf meiner Haut hängt ein Hauch von Haarspray.
Nur Haarspray.
Keine Maronen, keine Röstaromen, keine Creme und keine Süße.
Another day, another daydream.
So unterschiedlich meine Eindrücke an den vier aufeinanderfolgenden Tagen auch sein mögen, so scheinen sie doch darauf hinzuweisen, daß "Mirage Daydream" ein Duft für kühlere Tage ist – nicht etwa seiner Intensität wegen, sondern weil dieser Duft sich nur bei niedrigeren Temperaturen so zu entwickeln scheint, wie es anscheinend gedacht, wie es vorgesehen ist.
Schwüle, sommerliche Temperaturen nehmen dem Duft seinen gourmandigen Charakter, der sich erst weit unterhalb der 20°C-Marke zunehmend deutlicher zu entfalten scheint.
Das fasziniert mich, kenne ich es doch bisher eher in der entgegengesetzten Richtung – und ich beginne mich zu fragen, ob der eigentliche Kracher, das eigentliche Sillagemonster erst um den Gefrierpunkt herum zum Vorschein kommt und dann hält und hält und hält...
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