Aava

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46 - 50 von 50
Aava vor 12 Jahren 11 5
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Haltbarkeit
8
Duft
Heiliger Stroh(Heu)sack
Na, da haut´s mich doch fast aus den Latschen - sowas hat mein zartes Anfängernäschen ja noch nie gerochen... Innerhalb von anderthalb Stunden habe ich nun so viele Bilder und Assoziationen zu diesem Duft im Kopf gehabt, dass mir schon ganz kreisrundundwiederzurück ist. Aber eigentlich kann ich nur zusammen gefasst all das wiederholen, was zu diesem eigenartig schönen Duft schon längst geschrieben wurde:

Der erste Riecher lädt auf ein Gläschen hochprozentigen hausgemachten Schoko-Nuss-Karamell Likör ein. Aber das Gläschen ist schnell ausgetrunken. Hicks...

Gleich danach jagt mich die Kopfnote durch den "Beeing John Malkovich"-Tunnel und ich lande irgendwo im nirgendwo in einer alten Scheune in einem Riesenberg Heu. Staubtrockenes, bröselndes, altes, leicht modrig riechendes Heu.

Der Moder bleibt, das Heu auch und dazu gesellt sich wieder die olle Karamelle vom Anfang. Ich komme mir vor wie an einem Süßigkeitenstand auf´m Jahrmarkt, nur dass es hier keine Zuckerwatte, sondern gezuckertes, karamellisiertes und kandiertes Heu gibt.

Vom Nachbarstand weht noch dazu irgendwann ein Geruchgemisch von Nüssen und allerlei Gewürze (Muskat?) rüber. Sogar das Süßholz lässt sich erahnen. Eine ganz und gar eigenartige Mischung.

Und dann falle ich durch eine Subraumspalte und sitze plötzlich in einer alten schummrig belecuhteten Kirche,in der es nach altem Holz und Weihrauch riecht. So langsam ist das hier aber nicht mehr Beeing John Malkovich, sondern definitv mehr David Lynch...

So und nachdem mir nun ganz anders von all den Eindrücken ist, lege ich mich erst mal in die stabile Seitenlage und schnuppere weiter an meinem Arm, der langsam einen wohlig warmen und beruhigenden, ganz köstlichen Duft von leise vor sich hin köchelnder Vanillesoße verströmt.

Für Aomassaï braucht man definitv Durchhaltevermögen. Das lohnt sich aber. Was nach dem ganzen Sturm nämlich in einem ganz wunderbaren Fond zurück bleibt, ist ein ganz und gar köstlicher und warmer Gourmand.

Ein sonderbar schönes Parfum ist das, trotz der stressigen Duftentwicklung. Und ob Afrika drin ist, muss ich in einem Zweitversuch dann wohl noch heraus finden... Merkliste!
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Aava vor 12 Jahren 13 10
7.5
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5
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Haltbarkeit
8
Duft
Mademoiselle Coco bittet zum Tanz
Ein kleines Dämmerlicht, noch leises Getuschel.

Der erste Tänzer tritt auf die Bühne. Schält sich aus dem Dunkel neben der Bühne langsam hinaus. Er hat keine Eile, bewegt sich ein wenig kantig, ein bißchen schmeichelnd, fast lautlos. Warum hat er nur einen Ballettschuh an? Leise klopft er mit diesem einen Schuhe einen zarten Ton auf den Bühnenboden. Eine lang gezogene Bewegung, ein leises Klopfen, eine kürzere Bewegung, ein lauteres Klopfen, eine kantigere Bewegung, ein schlurfendes Klopfen, eine...

Und dann geht leise das Licht auf der reduzierten Bühne an.

Kein Bühnenbild, keine Requisiten, kein überflüssiges Gramm Beiwerk. Nur der weiß-graue Boden und die gleichfarbige Bühnenrückseite.

Der nächste Tänzer kommt langsam nach. Auch er klopft, schlurft, schmeicheld und dreht sich.

Währenddessen steigt ganz gemächlich von der Rückwand der weiß-grau getünchten Bühne ein zart schimmerndes, erhaben-grünes Licht auf. Nach und nach, in einer wohligen Wärme, steigt höher, reckt und streckt sich, wird behutsam heller, wandert von hinten langsam nach vorne, kitzelt am Ballettschuh, am nächsten und erstrahlt dann über die ganze Bühne. Dabei setzt der erste Ton ein. Ein zartes Klavier, eine reduzierte Meldodie. Licht, Musik und das Klopfen der Ballettschuhe in grün und warm und strahlend.

Und meine Mademoiselle steigt mir in die Nase. Grün und warm und strahlend.
Sie begleitet mich den ganzen Abend. Weht in meine Nase, umschmeichelt die Musik, das Licht, die Tänzer.

Das letzte Bild des Abends: Eine Tänzerin schwebt von der Decke, tanzt dahin gehauchte Pirouetten in die Luft, das Licht in zart-violette Töne gehaucht, fließt um sie herum, wird allmählich dunkler, rückt nach hinten, der letzte Schlussakkord erklingt und der Vorhang senkt sich langsam.

So ist Coco Mademoiselle für mich. Grün und warm und strahlend. Frisch am Anfang, mit einer fruchtig-orangefarbigen, zart schimmernden und warmen Kopfnote, die sich auf meiner Haut sofort wohl fühlt. Ach, da könnte ich mich drin wälzen. Und der Schlussakkord, der lange auf meiner Haut nachklingt, ist dann zart-violett, mit einer klaren Erinnerung an den grün-orangefarbige Auftakt der Kopfnote. Cremig, angenehm zurückhaltend blumig, leicht süß, dahin gehaucht vanillig, etwas rauchig-würzig-balsamisch. Alle Komponenten sind so schön ausgewogen miteinander verbunden, dass es schwer fällt, einzelne heraus zu riechen. Da passt jeder zu jedem und alles zu allem.

So oft rieche ich den Abend über an meinem Arm und fühle mich so gar nicht zu alt für diesen ganz wunderschönen Duft, obwohl ich ganz bestimmt keine Mademoiselle mehr bin.
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Aava vor 12 Jahren 25 10
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1
Duft
Mit Lady Lalique im Wartezimmer
Also wissen Sie werte Lady Lalique, Ihre Bekanntschaft zu machen ist ja wirklich nicht leicht. Hochachtungvoll bleibe ich deshalb auch beim Sie. Ihnen das Du anzubieten käme mir verwegen vor. Ich versichere Ihnen aber, dass ich an Sie mit vollster Hochachtung und Wertschätzung heran trete.

Auf dem Teststreifen haben Sie mir ja wirklich angsteinflößend mit diesem großen Strauß Lorbeer vor der Nase herum gewedelt. Was müssen Sie sich aber auch so knarzige Zeitgenossen an Ihre Kopf-Seite stellen? Wollen Sie mich vertreiben? Nein, da haben Sie aber nun wirklich keine Angst vor, nicht wahr? Im Gegenteil. Sie schießen ja sogar noch eine Prise Pfeffer hinterher, wodurch der Lorbeer ja erst so richtig wild wird. Auch Ihre werte Freundin, die gute alte Bergamotte kann da nicht viel helfen. Die ist einfach nicht spritzig genug, um den Lorbeer aufzuhalten. Und dann gehen Sie ganz ohne Umwege auch schon direkt zu Ihrer Vanillebasis über? Ja, wo bleibt denn da der ganze versprochene Puder und die Blumen und warum nur verstehen Sie sich mit dem Lorbeer und der Vanille so gut?

Aber nachdem Ihr ausgezeichneer Ruf Ihnen so weit voraus geeilt ist und Sie auch meiner uneingeschränkten Hochachtung versichert sein können, habe ich mich davon sehr tapfer nicht abschrecken lassen.

Trotzdem wedeln Sie mir auch beim anschließenden Hauttest schon wieder mit diesem unfreundlichen Lorbeer vor der Nase herum. Da gibt es ja wirklich kein Entkommen. Auch der Pfeffer sagt wieder Hallo und die Vanille Guten Tag.

Wissen Sie was? Nun lasse ich Sie aber erst einmal. Mir scheint, dass Sie auch gut für sich sein können. Vielleicht setze ich mich einfach mal ins Wartezimmer. Mal sehen, wie lange es dauert, bis Sie auf mich zukommen. Vielleicht kommen Sie aber auch gar nicht. Das weiß man bei Ihnen nicht so genau.

Sehen Sie, wie sehr Sie mich überrascht haben, als Sie mir dann doch Ihr Wesen offenbart haben. Lässt man Sie eine Weile, entfalten Sie ja klammheimlich Ihre wahre Natur: Die Tonkabohne setzt sich zwischen den wilden Lorbeer und die laute Vanille und stellt eine cremige Harmonie her, die ja wirklich freundlich und erhaben ist. Die Patchouli traut sich zu erblühen und aus Ihrem Herzen werte Lady Lalique reckt sich noch dazu ganz entzückend ein kleines Sträußchen Jasmin empor. Aber was eine Wohltat als die Heliotrop ihr Puderdöschen dazu öffnet und alle Beteiligten friedlich an einer reich geschmückten Festtafel vereint. Eine elegante Runde, die da in warmer Harmonie miteinander sitzt und sich so schnell nicht auflösen wird.

Na, da bin ich voller Überraschung und muss sagen: Sie machen Ihrem Ruf alle Ehre.

Aber dennoch geschätzte Dame werde ich das Gefühl nicht los, dass Sie meiner Gesellschaft gar nicht bedürfen. So erhaben wie Sie sich entfalten, so erhaben stehen Sie auch über den Dingen. Ihnen ist es gleich, ob Sie gemocht werden oder nicht. Sie haben kein Verlangen nach Gefälligkeit.

Aber dann darf ich mich nun auch zurück ziehen und Ihnen ein Lebe wohl wünschen. Der Lorbeer war mir dann doch zu laut.
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Aava vor 12 Jahren 18 10
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10
Duft
Loveletter
Weißt du was?
Ich hab dir schon lange nicht mehr gesagt, wie zart wertvoll du mir ans Herz gewachsen bist, liebe Freundin. Manchmal fällt mir nämlich auf, wie selbstverständlich du mir inzwischen schon unter die Haut gehst. Einfach da bist, mich den Tag und die Nacht über begleitest. Alles mitmachst. Ganz selbstverständlich und bescheiden.

Du bist mittlerweile so mit mir verwoben, dass ich dich oft gar nicht mehr wahrnehme. Wusstest du das? Ich könnte weinen. Ich möchte dich doch so gerne jede Sekunde umarmen und an dir riechen. Und es macht mich traurig, dass ich dich nur noch als Hauch wahrnehme.

Aber manchmal wenn ich einen Schal aus der Truhe hole umfängt mich ganz unverhofft dein Duft.

Ja, so selbstverständlich bist du, dass ich dich kaum noch wahrnehme, obwohl ich dich immerzu trage. Aber sei sicher: Jedesmal, wenn ein Schal deinen weichen Duft zu mir herüber weht, bleibe ich mit der Nase in ihm kleben. Und ich denke jedesmal auf Neue: "Ach, wie wunderbar du doch bist!"

Und lass dir eins gesagt sein - auch wenn jeder meint, du wärest ein wenig zickig, schwer und raumfüllend, weiß ich doch, dass dein Herz so wunderbar weich und zartfühlend ganz nahe an meinem ist. Du bist gar nicht so klebrig zurckrig, wie man zuerst meinen könnte. Du hast ein so schönes rosiges Puderherz, so mandelig fein aber doch auch so bodenständig. Du bist nicht schwer, sondern leicht und warm und fein. Und du brauchst nicht lange, um Freundschaft zu schließen. Du bist ehrlich und tiefsinnig.

Ach, wie schön, dass du so bist wie du bist.
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Aava vor 12 Jahren 14 5
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Haltbarkeit
2
Duft
Das Veilchen-Monster
Nein, Freunde sind wir nicht geworden. Auch keine guten Bekannte. Es war eher eine flüchtige Begegnung - Abneigung auf den ersten bis letzten Riecher. Freundlicherweise muss ich zugeben, dass unsere Beziehung mit etwas Abstand noch besser war. Erst als wir uns näher gekommen sind, hat sich unsere gegenseitige Abneigung erst in vollkommener Gänze offenbart. Das Veilchen-Monster und ich können uns nicht leiden.

Auf dem Teststreifen dachte ich noch: Hmm, riecht eigen, frisch, nicht zu süß und leicht pudrig. Auch ein wenig kantig aber gut. Die Iris machts weicher, das Veilchen interessanter, das Zedernholz etwas würziger. Für mein Anfängernäschen zwar nicht unbedingt angenehm aber es hat was, das Monster.

Auf meiner Haut hat mich sofort die Angelika der Kopfnote krautig-grün angepöbelt, das Veilchen hat sich ebenso direkt in den Vordergrund gedrängt und auch die sanfte Iris, die versucht hat, mit etwas Puder zu schlichten, konnte da nicht mehr viel helfen. Viel schlimmer noch. Recht schnell hat sich auch noch die pinienartige Zeder eingemischt und nur Unsinnges beizutragen gehabt. Und die ganzeStreiterei hat sich noch dazu eindimensional und wenig überraschend entwickelt. Das Veilchen war von Anfang an streitlustig und geltungsbedürftig, die anderen haben auch direkt mitgemischt und nur die liebe sanfte Iris hat sich ein paar Momente genommen und das Ganze nach ein paar Minuten etwas abgemildert. Etwas Wärme in die kantigen Streiterein gebracht. Hat´s das besser gemacht? Nein.

Und warum der ganze Haufen auch noch "Nuit" heißt, ist mir ein volles Rätsel!

Das Veilchen-Monster ist aber übrigens hartnäckig. So leicht lässt es sich durch Wasser, Seife oder Creme nicht vetreiben. Immerhin ein gutes Durchhaltevermögen. Immerhin.
5 Antworten
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