Adscinto

Adscinto

Rezensionen
Adscinto vor 9 Jahren 5 5
Interessant
Ich habe den Duft noch nie gerochen,folgender Ausschnitt aus einer BBC-Reportage ist im Kontext der mittelmäßigen Bewertung hier aber ziemlich amüsant:

https://www.youtube.com/watch?v=Bhln3UCKU7U

Im Video wird gezeigt, wie Tommy Hilfiger den Duft zum ersten Mal testet und abnimmt :D
5 Antworten
Adscinto vor 9 Jahren 6 1
7
Duft
Regentag in London
Die Frage, weshalb ich Gentleman Only mit Regentagen verbinde, ist wie die Frage nach Ei oder Henne: Ich weiß nicht mehr, ob ich zuerst den Duft gerochen habe oder den Werbeaufsteller mit Simon Baker gesehen habe, auf dem er (ganz Gentleman) einer Dame im strömenden Regen seinen Schirm überlässt. Die Assoziation hat sich auf jeden Fall fest eingeprägt - Gentlemen Only ist mein Duft für regnerische, graue Tage. Das holzige, leicht würzige Aroma macht die Komposition durchaus maskulin, gleichzeitig ist sie aber sehr sanft und für mich ein echter Stimmungsaufheller an grauen Tagen.

Ich habe im Sommer des letzten Jahres einen absoluten Regentag in London erlebt. Morgens, auf dem Weg zum damaligen Arbeitsplatz, im Anzug, Terre d'Hermès drauf - und Sturzbäche von oben. In der Nähe von St. Paul's wurde der Regen plötzlich leichter und die Sonne brach mit einigen Strahlen kurz durch die Wolken. Gleichzeitig beschallte das Fahrzeug einer Baufirma die Straße mit einem langsamen Song aus der 40er- oder 50er-Jahren. Eine Szene, wie man sie sich im Schwarz-Weiß-Film vorstellt. Der Song und das Geräusch der Tropfen auf dem Regenschirm waren in dem Moment das einzige, was meine Ohren wahrnahmen. Diese Ruhe machte mich gelassen - in diesem kurzen Moment war das Wetter nicht schlimm, sondern sehr angenehm. Ich wünschte, ich hätte Gentlemen Only getragen - einen passenderen Duft hätte es für diesen Tag nicht gegeben.

Wenn ich Gentlemen Only jetzt bei schlechtem Wetter hervorhole und auflege, ruft das immer wieder die Erinnerung an den Regentag in London hervor - an die tolle Stadt, die Ruhe, die Gelassenheit...
1 Antwort
Adscinto vor 9 Jahren 12 2
10
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
"Unites the men and the boys"?
Ich habe schon einige Male das Bottega Veneta Pour Homme in der Hand gehalten und war jedes Mal wieder von der frischen Holz-Leder-Note begeistert, die bereits in der Kopfnote mitschwang. Mich hat jedoch immer die oft getadelte Kurzlebigkeit des Dufts vom Kauf abgehalten. So gut ein Parfüm ist - wenn es nur die erste halbe Stunde strahlt und dann schnell verglüht, lohnt es sich einfach nicht.

Als ich erfahren habe, dass die "Extrême"-Version des Duftes erscheint, habe ich nicht lange gezögert - entweder diese Version macht das richtig, was beim Vorgänger etwas zu zaghaft ausgefallen ist oder das Thema BV Pour Homme wird ad acta gelegt.

Und der Kauf hat sich gelohnt - BV PH Extrême weiß zu begeistern. Direkt nach dem Aufsprühen dominiert Bergamotte die Kopfnote, Wacholder folgt sofort. Kein Gin-Wacholder, sondern eher eine frische Würze, die den Überganz zu holzigeren Noten schafft. Im Hintergrund pudriges Muskat, das dem Extrême innerhalb der ersten halben Stunde eine fast ordinäre Note verleiht. Bin mir noch nicht sicher, ob mir das gefällt - mäßigt sich aber im Duftverlauf zum Guten. Durch die Kopfnoten dringen langsam die holzigeren Töne nach vorne, die dem Duft eine maskuline Kernigkeit verpassen, aber trotzdem ausreichend Frische besitzen. Herz des Duftes ist eine rauchige, harzige Note, die im Vorgänger so nicht vorkommt. Zusammen mit dem Stück für Stück in den Vordergrund tretenden Leder ergibt sich ein warmer süßlich-rauchiger Akzent, der schwer zu erfassen ist und einen immer wieder nach dem Duft riechen lässt. Die Sillage des Extrême ist meiner Meinung nach genau auf diesen Akzent ausgerichtet - würde man den Duft auch noch fünf Meter vom Träger entfernt wahrnehmen, würde er erdrückend wirken. So, wie er tatsächlich auftritt, regt er jedoch zum Nähertreten und Nachschnuppern an, ohne offensiv zu sein.

Ist das Prädikat "Extrême" angebracht? Vielleicht träfe ein "Intense" es besser. Auch wenn das "Extrême" keinesfalls nur eine kräftigere Version seines Vorgänger ist - wirklich "extrem" ist es auch nicht. Bei der Bezeichnung denke ich an laute, schwere Düfte, die vor allem das Ziel haben, im Club erfolgreich gegen die "1 Millions" dieser Welt anzutreten. Dass das nicht unbedingt so ist, lehrt zum Beispiel das Allure Homme Sport Eau Extrême von Chanel. Das BV hat meiner Meinung nach trotzdem eher ein "intense" verdient - für einen intensiven Duft, der distinguiert und selbstbewusst daherkommt.

Der Flakon steht auch eher im Kontrast zu "Extrême". Die schon ästhetisch puristische Flasche des Pour Homme wurde nochmals auf ein Minimum an Elementen reduziert. Lediglich der matte Reliefboden setzt ein stilles Statement des intensiven Inhalts. Das Rauchglas ist eine leise Anspielung auf die rauchig-harzige Note des "Extrême". Der Sprayer des Flakons ist leider etwas dürftig ausgefallen - es wirkt, als strebe sein Ausstoß eher größtmögliche Entropie als das gezielte Aufbringen des Dufts an. Damit kann man sich aber arrangieren.

Wer kann BV PH Extrême tragen? Baldessarini wirbt für seine Düfte mit dem Claim "Separates the men from the boys". Ob dem so ist, sei dahingestellt. Vom "Extrême" kann man jedoch genau das Gegenteil behaupten - es zieht überhaupt keine klare Linie, was das Alter des Trägers angeht. Sowohl junge als auch erfahrenere Träger werden "ihre" Seite an dem Duft entdecken (können). Die möglichen Anlässe sind ebenso vielseitig - BV PH Extrême funktioniert zum Anzug genau so gut wie zum Holzfäller-Flanell.
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