Agathon81

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1 - 5 von 8
Agathon81 vor 8 Jahren 12 2
Harzkraut für den Spätsommer oder Stifter hätte Chanel getragen...und warum zum Teufel Ikarus?
Ein Duft der mir dem Aufsprühen im Gedächtnis blieb. Ich kam immer wieder darauf zurück und irgendwann liess sich dann auch ein Tester in der Bucht erbeuten. Wirklich schön, dieses Glasdingens...so ein bisschen auch vom Mugler-Cologne Einschnitt abgeschaut- dessen Flakon hätte mindestens genauso gut gepasst. Ein giftiges Neon-Grün jedenfalls ist die Grundfarbe des Duftes in meinem Kopf, wenngleich als Farbe in der Flasche ein sattes Korngelb leuchtet, so wie die goldenen Ähren im August.
Krautig-Harzig mit zitrischer Textur, die sich bis zum eher bitteren Ende durchzieht. Dieses kommt bei mir erst nach reichlichen sieben Stunden, wobei er dann recht hautnah ausklingt. Die Sillage ist zurückhaltend, für einen Gentleman im Büro sicher angemessen. Ansonsten gefällt mir vor allem die olfaktorisch haargenaue Abbildung des Mastix Harzes, in genau dem Moment, wenn es auf der Räucherkohle zerfliesst. Genau das richtige Maß an zitrusfrische und bitterer Dunkelheit, fast naturalistisch im ästhetischen Ansatz und eigenständig genug, um fast ein Nischendasein am Rande des Mainstreams zu führen. Ob es nun wirklich Möhren sind, die einen dahin führen, ist eher unwichtiges Detail am Rande und zerrt nur den Zauberer hinter dem smaragdgrünem Vorhang hervor wo er besser unsichtbar an den Hebeln der olfaktorischen Maschine geblieben wäre.
Zum Glück ist der Stoff aus dem die Träume sind nicht vielen bekannt, was nicht zuletzt auch daran liegt, dass es als "Panty-Dropper" sicherlich nicht zu gebrauchen sein wird. Der Preispunkt ist letztendlich wohl auch eher exklusiv und auf der Seite von Menschen mit so etwas wie einem Einkommen. Ein wirklicher Geheimtipp für alle Freunde des zitrisch grünen: Eau Sauvage Fans und Chanel Monsieurs könnten hellhörig werden, falls denn mal so etwas wie Abwechslung ins Kalkül einbezogen werden sollte. Sicherlich nichts für die U25 Preppy Tommys dieser Welt- eher eine grown up Version des genannten Duftes.
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Agathon81 vor 8 Jahren 15 3
9
Flakon
4
Sillage
6
Haltbarkeit
9
Duft
Neroli Portofino?
Eher nicht... Aber ein sehr schönes Neroli mit hellholzigen Unterbau, die ersten zwei Stunden mit normaler Sillage, danach eher ein skinscent für gute 6 Stunden. Kommt natürlich, fast verletzlich, fein und hell daher. Trägt nicht so oldschoolig auf wie 4711 und ist auch nicht so dunkelblau Abendanzugchic wie der Tom Ford Kollege. Der Grund für den Vergleich ist ein amerikanischer Youtuber, der es als TF Ersatz anpries, das würde ich nachriechend nicht unterstreichen. Zitrone und zitrische Frische im Auftakt ergänzt durch saftiges helles grün...wirds nachher Orangenblütig-floral. Vom Patch und Vetiver nix zu spüren- aber auch gut so für den Hochsommer.
Beim Italiener als Vorführer erstanden, 50 Euro wie bei ebay würd ich dafür nicht ausgeben. Bang for Buck bei 25 ist aber auf jeden Fall sehr gut! Macht mir Lust auf die anderen Ferrari Essenzen. Was für den Sommer, bei hohen Temperaturen, Erfrischung pur. Simple as simple can be. Der Flakon ist ein Gedicht, ordentliches Glas mit schöner Ledercap. Sommer, einen leichten Anzug und offenes Hemd... kurz bevor man auf die Yacht springt, die gerade angelegt hat um einen die Küste von Cinque Terre entlangzubefördern, eher ein echter Dandy im Rolls Royce Silver Shadow als ein Camp David Neureicher im Ferrari der sowas tragen würde ;-)
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Agathon81 vor 8 Jahren 8 1
Orangenzitronenbombe mit seifigem Ausklang
Da ich des Öfteren in Mailand unterwegs bin, kam ich dort zwangsläufig am Geschäft von WOMO vorbei: "W-hat O-riginal M-ens O-wn" meint es ausgesprochen. Das ist ein Laden nur für Männer, mit Rasierzeugs, Mode und Barber-Shop-Hipstern, die schon auf einen warten um zu zwirbeln und zu wachsen was das Rasiermesser hergibt.
Da ich mich und meinen drei Tage Bart jedoch bereits in Berlin gut von meinem Friseur mit türkischem Migrationshintergrund versorgt sehe, musste und wollte ich die Dienste der italienischen Herren nicht in Anspruch nehmen. Viel mehr interessierten mich die in der Mitte des Raumes aufgebauten Düfte. Natürlich versuchte man den Oud und den Spice bzw. den Tabak und überhaupt die schwarze Reihe in den Mittelpunkt zu stellen. Noch mehr überraschten mich die Preise, man verlangt dort 50 Euro für das EDP und 35 fürs EDT aus den 100ml Flakons - wie ich fande und immer noch finde ein sehr faires Angebot. Die einzige dort tätige Verkäuferin rümpfte etwas die Nase als ich dann ausgerechnet beim COIBA hängen blieb. "Yooaaahhh its very fresh, but smell this and that..." war das einzige was sie dazu zu sagen hatte.
Im Laden bekam ich natürlich nur die Orange um die Ohren geschleudert, aber so juicy, wie ich sie selten gerochen habe. Danach das Neroli im Unter- und Hintergrund was dem Ganzen einen Mittelmeertouch gab. Später, erst nach einem Rückflug und einem erneuten Wochenende in Mailand kaufte ich mir den Duft. Jetzt erst bei der Verwendung fällt auf, dass die Zitrone die Orange unmittelbar ablöst, ja überstrahlt und zusammen mit genialischer musky-seife einen wundervollen erfrischenden Untergrund legt, vielleicht ist es auch der hier gelistete Cachaca, den ich bisher nur getrunken, nie gerochen habe. Ja, jetzt verstehe ich auch die Inselassoziation, wobei für mich gerade der Anfang durch das Neroli und die Zitrone mediterran wirkt - für mich bleibt der Duft aber wahrscheinlich immer Limone Sul Garda mit 30 Grad und einem Himmelsblau zum weinen! Eine Minze finde ich im weißen Ausklang nicht gelistet, wobei es sich für mich so anfühlt, vielleicht ist es das Wacholder. Strahlend weiß wie die Bettwäsche in der Sonne endet der Duft nach eher hautnahen 6-7 Stunden. Wobei das Frischegefühl wirklich lang anhält, die saftige Zitrone hält so 40 min. bis zu einer Stunde auf meiner Haut- die Orange schaut nur die ersten 5-10 Minuten vorbei, süss und saftig, sehr natürlich- zum Reinbeissen! Dadurch dass man es mit dem weissen Seifengrund nicht übertreiben kann, selbst wenn man sich anstrengen würde, freue ich mich jetzt schon auf den Orangenkick - mit TZ dann auch gern mehrmals am Tag- wenn, ja wenn es endlich Sommer wird. Bei dem Preis dürfte das dann auch alles noch finanzierbar bleiben. Also für mich kann mit diesem Duft der Hochsommer kommen...Ansonsten finde ich auch den Flakon mit dem Holzcap und dem Milchglas recht gelungen...und ich glaube, auch die ein oder andere Parfuma könnte diesem Duft was abgewinnen, dass er als Unisex gelistet ist, finde ich mehr als vertretbar- ich glaube auch die Hipster-Barbiere dort werden keine wegschicken aus ihrem italienischen Männerparadies.
1 Antwort
Agathon81 vor 8 Jahren 16 3
5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Gepfeffertes Patch- modern, medizinisch und clean.
Beim widerholten Besuch bei Lehmann, von dessen Fougere und New York ich schwer begeistert bin, hab ich es letzte Woche entdeckt. Ich hatte mich ja schon lange gefreut, nun war endlich Patch verfügbar, wie es mir persönlich Herr Lehmann noch im Sommer versprochen hatte. Über den Laden muss man nicht viel Worte verlieren, außer dass er wirklich eine Institution zu sein scheint, for those who know hier bei Parfumo und für alle die mal einen Hauch der fünziger Jahre im alten Westberlin erleben wollen. Das ist nicht Retro wie die Hipster aus Neukölln sagen würden, sondern ein Relikt, ein echtes und authentisches Überbleibsel, ein Monument: wirklicher Charakter nicht aufgesetzte Attitüde. Und genau so sind auch viele der Düfte bei Lehmann.
Wer auf beast-mode und 8h+ steht, wird hier wohl nicht glücklich und sollte lieber zu Russisch Juchten oder dem beim mir Fehlkaufverdächtig-unerträglichen Habanero greifen.
Die Sillage ist trotzdem raumgreifend, wie bei vielen Lehmanns, nur die Haltbarkeit ist auf meiner Haut in etwa so lang wie das New York - Eau de Cologne von HL-Berlin (ziemlich genau 6h). Nach Auskunft der sehr netten Verkäuferin (ja die mit dem weißen Kittel) sind hier auch Patch-Blüten mit eingearbeitet, für mich ist nur ein deutlicher Unterschied zum normalen Patchouly spürbar, es ist nicht so altertümlich, sondern hat einen recht gepfeffert modernen Auftakt, der ins holzig klare geht, anfangs ein Hauch grün, aber nicht zitrisch - eher vetiverig, jedoch nur angedeutet und dann seitlich am Busch vorbei ins krautige Gewürz geschossen. Bei allem jedoch nie dunkel oder gar moosig, so wie der von mir verehrte Fougere, immer auf der hellbraunen, gar etwas medizinisch oud-woodigen Seite... wenngleich ich nicht glaube dass hier welches drin ist, bei so einem Duft wie dem hier braucht das jedoch kein Mensch (und ich frag mach auch angesichts des Preises mal wieder wirklich, wer braucht TF?). Nach etwa zwei Stunden setzt sich dann auch langsam ein cremiger weisser (Moschus?) frisch-geduscht-Hauch durch, und der Duft wird seifig-cremig transparent in die Lalique White Richtung zum angenehm stimmungsaufhellendem modernen Schmeichler und Saubermann, bei dem ich immer wieder einen zarten Hauch Pfeffer abbekomme, der dem ganzen jenen Clou verleiht. Den könnte man durchaus tagsüber im Office tragen. Der Flakon ist gemeinsam mit dem Namen wohl der einzige Kontrapunkt zu so viel Avantgarde unspektakulär und unscheinbar. Bis jetzt war ich der Meinung, dass Lehmann doch immer etwas oldschool war, das kann ich bei diesem Duft jedoch nicht sagen, liegt voll in der Zeit und ist so tragbar wie nur was.
Ich persönlich find es auch mal gut nicht nur von "Langzeitdüften" umgeben zu sein, denn seit ich eine Sammlung habe, erwisch ich mich oft dabei, wie ich nach sechs Stunden anfange wieder vorm Regal zu stehen und mit dem abwaschen zu hadern, denn dann möchte ich eigentlich wieder was anderes in der Nase haben.
Und nochwas zum layern: Lushs "Lord of Misrule" bildet bei mir den Grund, um dem Lehmann noch mehr Durchschlagskraft zu verleihen. Auch an Damen könnte er glaub ich eine gute Figur machen, aber ich trenne das sowieso nicht. Alles in allem eine wirkliche Entdeckung, und bei einem sagenhaften Preis von 3,oo Euro pro 10 ml...da bleibt mir der Atem weg... jetzt muss ich nur noch überlegen ob und wie ich eine Probe an BetawiBlood schicke, ich glaube dem könnte der durchaus gefallen. Alles in allem wirklichmein Herbstfavorit zur Zeit und danke Herr Lehmann, dass Sie ihrem Konzept und ihrer Idee so stoisch treu bleiben, echte Halsstarrigkeit und ein bisschen Askese gehört sicher dazu und ist heute ja leider das Unwahrscheinlichste.
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Agathon81 vor 8 Jahren 7 4
9
Duft
Saftig, dick und dunkelgrün- Alternative zu Zegna?
Meine Begeisterung für Patch hielt sich bislang in Grenzen, allerdings geht es mir seit der Entdeckung der Essenzen Ermengildo Zegna´s im KDW anders. Dessen Weichheit hat mich sofort ins Herz getroffen-so sehr, dass für meine Nase bis jetzt "Javanese Patchouli" der Referenzduft für Patch geblieben ist.
Auf dem Papier kommt eine wundervolle Bergamotte hervor, die sich jedoch dort und auf meiner Haut noch ein bisschen schneller verliert. Nach ungefähr einer Minute ist sie davon- diese zitrisch saftige Seite, die mir sofort das dunkelgrüne Blatt mit einem Tautropfen am Dschungelboden Javas evoziert. Danach folgt ein helles trockenes sehr luftiges Patchouli, was schon ein wenig süss und eher transzendent-weiß wirkt auf mich. Beim gelegentlichen Hin-riechen, gerade wie jetzt, wenn man es auf der Hand hat, kann ich jedoch eine leicht zitrisch limettenhafte Nuance vernehmen (vlt. auch mandarinig/orangig), die sich immer mal wieder zeigt, flüchtig vorbeihaucht und dunkel-erdiges Grün asoziieren lässt. Beim ersten Versuch, in einem Restaurant in La Spezie, kurz nach dem Erwerb, hatte ich es denn auch etwas überdosiert: mit einer leicht ins Benommene gleitenden Wirkung auf mich rächte es sich dafür – dort wirkte es bei sommerlicher Abendnacht regelrecht schwül und dickflüssig, zäh, ins pudrige und dann wieder saure abgleitend. Übertreibt man es jedoch nicht, bleibt mir eher eine cremig, balsamische Wirkung, die ich sehr mag und die sich übrigens auch gut layern lässt.
Das ist dann auch mein Einwand mit den Monothemes: sie werden mir schnell langweilig! Mit dem Vetiver aus gleichem Hause geht es mir ähnlich, irgendwie fehlt mir da der Clou und die Geschichte nach mehreren Stunden des Tragens. Kann ich dem Fordschen Grey Vetiver stundenlang olfaktorisch lauschen, lässt die Faszination bei Monothemes Vetiver-Bourbon schnell nach, es fehlt für mich ein starkes zweites Thema, so auch hier – die Bergamotte scheint mir dafür einen Hauch zu schwach, sie wird nach hinten heraus vom Patchouli leider verdrängt- so zumindest mein Eindruck, vorher kämpft sie eher sauer als schön dagegen an.
Der Flakon ist schön und klassisch, die Umverpackung glänzt ebenfalls mit understatement, der billig wirkende Deckel mit dem platten M allerdings wirklich nicht, wie ich finde. Eigentlich schön, dass die Italiener auch „zurückhaltend“ können, aber wer aus der Marketingabteilung hat denn bitte diesen platten Heiligenschein in Plastik verbockt? Wäre er nicht, ließe sich der mehr als faire Preis (in Italien 14,99!) wirklich nicht erahnen. Eine Sünde italienischer Gockelhaftigkeit- die mich an den potthässlichen Flakon von Valentinos Uomo denken und grinsen lässt.
Sillage ist je nach Verwendung eher im unteren Bereich und relativ hautnah, wenn man es nicht übertreibt, die Haltbarkeit auf der Haut bei 6 Stunden denn auch OK, auf der Kleidung schon fast „beast-mode“… da hab ich auch am nächsten Tag noch was von. Alles in allem bewahrt mich der Flakon gerade davor, auf die 150 Tacken von Zegnas Patch sparen zu müssen, denn für gelegentliche Ausflüge ins Engelsreich, die mich im Monat bis jetzt höchstens eins zwei Mal überkommen, reicht es allemal, diesen schönen Monotheme in der Sammlung stehen zu haben.
4 Antworten
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