Alliage

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16 - 20 von 20
Alliage vor 1 Jahr 19 14
8
Haltbarkeit
9
Duft
Moka Efti - Babylon Berlin
Ich bin absolut kein Serienfan – dazu bin ich zu ungeduldig. Es begab sich allerdings zufällig die Situation, dass ich 2 Folgen Babylon Berlin schaute. Das war ein Fehler: Süchtigmachende Grandiosität. … Bisher hab ich nicht weitergeschaut, aber die ersten Eindrücke sind an mir haften geblieben. Und genau im „Moka Efti“ bin ich gedanklich hängengeblieben. Dieser verruchte Nachtclub. Genau dieser hat mir die Atmosphäre von Fracas vermittelt. Laut, verrucht, rebellisch, mit Krach und Getöse die Zeit anhalten – die Zeit nach dem 1. und vor dem 2. Weltkrieg. Immer in Spannung, was noch kommen mag …Fracas vermittelt mir in diesem Zusammenhang die ausgelassene Stimmung – solange es noch geht. Solange es noch unbeschwert und friedlich ist - solange, bis die nächsten Sorgen um die Familie und Freunde sich breit machen. Fracas ist stimmungsmäßig eine Mischung aus unbeschwert und melancholisch.
Der Auftakt ist grün, spritzig, blumig mit der forschen Tuberose und fröhlich stimmenden Mandarine… es wird gelockt – etwas distanziert, aber dennoch fordernd. Einmal gefangen genommen, gibt sich Fracas ganz geschmeidig und devot. Blümelig unschuldig setzt sich die Verführung fort - Nelken, Jasmin, Maiglöckchen ... Die junge, sanfte Pfirsichhaut in vollem prallen Glanze … Die Vollendung in unschuldig blumigem Blüten-Höhepunkt. Moschus und balsamische Noten lassen zur Ruhe kommen. Sie seift sich und pudert noch so vor sich hin – die Sauberfrau ohne Ecken und Kanten macht sich frisch. Am Ende wird es ruhig – pudrig-feinholzig und wieder ganz nüchterne Natur. Die Sauberfrau lächelt charmant und macht sich auf den Weg zum nächsten willigen, verführbaren Opfer – Einsamkeit und Sorgen machen hungrig …

14 Antworten
Alliage vor 1 Jahr 8 5
7
Flakon
9
Haltbarkeit
9
Duft
Die Uhr von Madonna

Ja, Madonna – hin oder her. Ich mag sie auch nicht. Nicht, dass ich sie persönlich kennen müsste – aber ihre Musik und ihr Erscheinungsbild sind für mich nicht ansprechend.
AAAAABER … als ich ToD bei Pieper in der „Grabbel-Ecke“ fand, war mir damals gar nicht klar, dass es sich um „DIE MADONNA“ handelte … ich hatte gedacht, es sei „irgendein“ Duft aus dem niedrigpreisigen Duftsegment, welches ich auch liebend gerne teste. Mein kleiner Sohn dieselte sich damit hemmungslos bei Pieper ein (hat er doch die Parfum-Lust-DNA von Mama geerbt?) - und wieder zu Hause angekommen, konnte ich meinen Riechkolben nicht mehr von ihm lassen … Wie schön ist das denn? Liegt es an meinem überaus zuckersüßen Sohnemann, oder ist der Duft einfach nur WOW? Sch… egal. Im ersten Moment erinnerte er mich an Michelle von Balenciaga. Retro-Gefühle kamen sofort auf und machten den Duft so überaus sympathisch. Am nächsten Tag GEKAUFT! Zu Hause recherchierte ich erstmals und war erstaunt, dass es der Duft „DER MADONNA“ war. Er sollte laut Parfumo so ähnlich duften wie „Watch“ von M. Micallef. Eine Abfüllung war neugierigerweise sofort bestellt und eine Souk-Probe dieses Duftes bestätigte die Meinung der Gemeinde. In der Family-Testung kam ToD besser weg als Watch – ich muss mich ehrlicherweise anschließen.
Der Duft ist für mich als Tuberose-Liebhaberin ein Traum. Diese aber in der wummsigen Eigenschaft - die man durch gekonnte Dosierung ins Lot bringen wird. Die Tuberose ist stets krass im Vordergrund, begleitet von der schönen natürlichen Gardenie. Die Lilie sehe ich nicht so weit vorne. Der Verlauf ist m. M. nach schön Waschmittel-moschussig gerundet – Jasmin-Frische sehe ich – aber nicht Katzen-Urin-Jasmin - Jasmin sehe ich hier in der feinen Art.
Wer Tuberose mag – bitte testen und nicht abschrecken lassen

5 Antworten
Alliage vor 2 Jahren 74 53
8
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
9.5
Duft
Zigaretten, Alkohol und dunkle Spelunken … die 90er

Ende der 80er/90er war meine Zeit. Weg vom Mainstream, weg von der Neuen Deutschen Welle, ich trage keine Karottenhosen mehr, keinen Entenarsch (frisurtechnisch werden mir vielleicht noch ein paar Wenige folgen können). Ich fühle mich erwachsen – Leder ist angesagt (am besten 2nd Hand vom Flohmarkt in Amsterdam), es wird diskutiert bei einer großen Tasse Milch-Kaffee und einer selbstgedrehten Zigarette. Die Clubs eröffnen mir Welten – Musik, die so anders ist. Wir lassen uns auf der Tanzfläche treiben. Die schlanken Beine ziert eine hautenge schwarze Lederhose, die henna-rot-gefärbten Haare schwingen wild im Takt zu Mudhoney, Fugazi, Dinosaur. Jr., Urge Overkill … Zum Flirten bleibt nicht viel Zeit – die Tanzfläche ist anziehender …
Zu diesem allwöchentlichen Highlight muss selbstverständlich auch ein Duft her, der dieses Lebensgefühl noch unterstreicht. Zufällig hab ich ihn gefunden. Liebe auf den ersten sniff. Aromatics Elixir bringt all das mit, was der Zeitgeist für mich forderte … Er ist LAUT, er ist weit weg vom Mainstream, er fällt auf, er verschmilzt mit Leder und Tabak-Rauch/Alkohol zu einer dermaßen guten Einheit … mit mir – mit meinem Lebensgefühl.
Der DJ spielt das letzte Lied, die Lichter werden langsam eingeschaltet – ist es schon wieder soweit? Erschöpfung macht sich breit. Aromatics Elixir gibt mir die nötige Energie – Laufen oder Taxi? Die erste Bahn kommt erst in 2 Stunden. Die Übriggebliebenen vertreiben sich noch die Zeit mit guten Gesprächen bis die erste Bahn kommt. Man verabredet sich für Sonntag um 15.00 Uhr zum Frühstück im Bermuda-Dreieck.
Ich schlafe seelenruhig ein bei morgentlichem Vogelgezwitscher und einer Duftaura aus Aromatics Elixir mit Nikotin im Haar und Alkoholfahne … einfach unbeschreiblich schön …
Aromatics Elixir ist einfach ein Lebensgefühl für mich. Ich möchte auch nicht die Duftpyramide runterrattern …
Für mich duftet er einfach Laut, krautig, dunkel – dabei kann ich irgendwie keine Note wirklich rausriechen – leider. Vielleicht will ich es auch gar nicht, weil er für mich eine Einheit ist, die nicht zu beschreiben ist.
Mit meiner Rezension möchte ich einmal ein Statement setzen gegen das Urteil, dass Aromatics Elixir altbacken, altmodisch, verstaubt …. usw. sein soll. Ja, in der Tat sind die 1990er Jahre schon eine ganze Weile her, aber es war eine unbeschreiblich schöne Zeit, eine rebellische Zeit, eine wilde und für mich unglaublich ungezwungene und freie Zeit … schön wars … und Komplimente gab es viele zum Duft und für mich - wir waren eine Einheit :-)

"Ehre die Alten, verspotte sie nie. Sie waren wie du, und du wirst wie sie" (deutsches Sprichwort).

Danke fürs Lesen (und viele Grüße an alle Kassettenkinder).
53 Antworten
Alliage vor 2 Jahren 6 6
9
Flakon
5
Sillage
6
Haltbarkeit
9
Duft
Ich nehm gern noch einen …

Ja die Tuberose … Ich liebe sie, doch klingeln bei mir stets die Alarm-Glöckchen: Mit Vorsicht zu genießen! – Gekonnt dosieren! … Meine liebsten Tuberose-Düfte sind so ziemlich alle richtige Kracher. Aber eigentlich hab ich gar keine Lust drauf, immer aufzupassen, dass es nicht zu viel wird. Weder für mich selbst noch für meine Umwelt. „Joyeuse Tubereuse“ von Guerlain hatte mich schon mit Zurückhaltung überzeugt – aber Prada kann es auch:

„Prost Gemeinde, ...“ Hier kann ich mal so richtig zulangen mit wenig Promille (solange der Vorrat reicht – ist schon eingestellt!).

Blutorange und Petitgrain verbinden sich im Kopf zu einer für mich etwas unreifen Mandarinennote. Diese macht mich direkt glücklich und ich empfinde die Verbindung als fröhlich und entspannend. Diese Spritzigkeit hält allerdings nicht lange an - ich hätte mir mehr davon gewünscht.
Jetzt wird eingeseift und abgepudert. Die Tuberose schwingt stets mit … aber die Betonung liegt auf SCHWINGT. Dynamone (also amberartig) rieche ich nicht heraus - aber vielleicht macht dieser Duftstoff für mich die Pudrigkeit/Seifigkeit aus. Ich denke, der Duft wird mir selbst bei hohen Temperaturen nicht zu viel. Bei der Dosierung kann man ruhig mal übertreiben, denn die Sillage hält sich sehr in Grenzen. Wer wegen des Namens einen Tuberose-Kracher erwartet, ist hier nicht beim richtigen Duft. Hier herrscht Zurückhaltung, sich im Zaum halten, in Maßen …

Herr Ober, ich nehm gern noch einen …
6 Antworten
Alliage vor 2 Jahren 23 6
9
Flakon
7
Haltbarkeit
9
Duft
Frühlingsgefühle
Frühling lässt sein blaues Band … bla, bla, …
Süße, wohlbekannte Düfte … bla, bla, …
Dieses altmodische Gedicht trägt Meikes Lehrerin noch am letzten Schultag der Woche vor - doch Meike versteht den Inhalt nicht … blaues Band? … Will sie auch nicht. Sie hat Anderes im Sinn.
Hastig macht sie sich auf den kurzen Weg nach Hause. Ihr Jäckchen hat sie über ihren Ranzen gehängt – schon in der großen Pause hat sie gespürt, wie sehr die Sonne heute ihre Haut wärmt. Das erste mal in diesem Jahr.
Das Mittagessen will Meike heute nicht so recht schmecken – viel zu nervös ist sie. Raus – einfach nur raus … So darf sie es bei der Nachspeise belassen: Eine leichte Vanille-Creme hat ihre Mutter der Familie zubereitet.
Meikes Mutter cremt ihren noch blassen Körper mit reichlich Sonnenmilch ein, denn die erste Sonne im Jahr ist bekanntlich nicht zu unterschätzen. Meike lässt sich dieses Ritual geduldig und gern gefallen, denn der wohlriechende Duft der Sonnenmilch lässt den bevorstehenden Sommer schon erahnen.
Endlich ist es soweit: Meike begibt sich auf den Weg zu dem kleinen Spielplatz in der kleinen Wohnsiedlung. Erst jetzt bemerkt sie, wie wunderschön bunt die Siedlung strahlt, wenn die Sonne scheint: weiß, gelb, lila … Besonders der lila-farbene Baum zieht sie magisch an. Gierig inhaliert sie den wohligen Duft dieses Baumes, bevor sie sich schnell den Platz auf der einzigen Schaukel des Spielplatzes sichert. Geschafft!
Weit nach hinten gelegt, wiegt Meike ganz langsam – vor/zurück – vor/zurück – Ihr Blick ist in den tief-blauen Himmel gerichtet. Kleine weiße Wolken sehen aus wie Schäfchen - das fröhliche Lachen der anderen Kinder hört Meike nur noch von ganz fern. Immer wieder weht ihr der Duft des lila-farbenen Baumes in die Nase. Ruhe, Leichtigkeit, unbeschwert …
Aber auch dieser schöne Tag hat einmal ein Ende. Meike fragt, ob es denn jetzt immer so schön bunt in der Siedlung sein wird – aber leider muss ihre Mutter sie enttäuschen: "Die bunten Blüten werden vergehen und der Duft all dieser schönen Bäume, Sträucher und Blumen ebenfalls. Aber die Erinnerung daran kann man festhalten – bis im nächsten Jahr der Frühling sein blaues Band …"
Meike genießt noch die kühle Erfrischung der Dusche, bevor der Abend sich endgültig dem Ende neigt. Zärtlich cremt Mama ihre jetzt leicht sonnengebräunte Haut – es duftet für Meike so, als wolle sie ewig Kind bleiben. Sie stibitzt noch heimlich ein paar Anisplätzchen, bevor sie sich in ihr Bettchen begibt, welches mit frisch-gewaschener fliederfarbener Bettwäsche bezogen ist … „Ach könnte man diesen Tag für die Ewigkeit festhalten“ denkt sie, und kann ihre Äuglein nicht mehr aufhalten …

Ich hoffe, euch hat Meikes Duftreise durch einen wunderbaren Frühlingstag ein bisschen Spaß gemacht und ich konnte euch diesen wunderbaren Fliederduft, der mit einer Mischung aus Sonnenmilch und Kinder-Creme in Verbindung mit Frische-Wäsche-Moschus, Vanille-Paradies-Creme und Anisplätzchen ein wirklich fröhlicher und unbeschwerter Duft für mich ist, nahebringen. Festgehalten in diesem wundervollen Flakon (ich hoffe, noch für eine kleine Ewigkeit)
6 Antworten
16 - 20 von 20