Annesyb

Meine Reise zum „Pure Musc“ kam über den „For her“ EdT. Ein wunderbarer Duft und für viele ein Alltagsklassiker. Für mich persönlich ist der „For her“ jedoch eher etwas für den Abend und/oder Herbst/Winter. Als ich ihn das erste Mal roch, war ich wahnsinnig angetan von dem ungewöhnlichen Duftprofil. Schnell tauchte dann der „Pure Musc“ auf meinem Radar auf. Rodrigomoschus in reduziert und weiß? Ja, aber bitte doch! Der erste Flakon war dann einer meiner ersten Blindkäufe - zunächst in Reisegröße. Die größere 50ml Schwester ließ damals aber nicht lange auf sich warten.

Wie viele Rodrigo-Düfte gibt es auch beim „Pure Musc“ eher wenig Entwicklung über die Tragezeit, das macht ihn aber keineswegs unspannend. Er eröffnet kurz metallisch-kalt und geht dann innerhalb kürzester Zeit in eine weiße, frisch-saubere Moschus-Cremigkeit über, die über mehrere Stunden genau so anhält. Haltbarkeit ist nicht überwältigend, aber ein halber Tag ist absolut drin. Er hat durchaus eine florale Note, die aber nie dominierend, sondern nur Teil der Komposition ist. Zum Ende hin geht er ganz in den Körpergeruch über: Weiß, wohlig, frisch und durch den Moschus wirkt er dann sehr natürlich, so als habe man sich am Nachmittag nochmal etwas Frisches angezogen.

„Pure Musc“ ist mit Sicherheit der von mir am häufigsten getragene Duft. Einer auf den ich mich auch nach Jahren noch freue wenn ich aus der Dusche steige, der Duft, der mir nie über wird und im Zweifel immer geht, egal ob privat, beruflich oder einfach nur wenn man wohlig riechen will während man die sonntägliche Wäsche aufhängt. Schlichtweg einer, mit dem man immer einfach „gut angezogen ist“. Ein Duft, der sehr unaufdringlich wahrnehmbar ist, während man präsent ist, aber einem nicht vorauseilt und der auch nicht lange im Raum stehen bleibt, wenn man ihn wieder verlässt. Ich möchte und brauche keinen Duft, um mich als mit beiden Beinen im Leben und im „business“ stehend zu fühlen. Der „Pure Musc“ gibt mir Auftrieb und macht dass ich mich wohl fühle, aber er fühlt sich nicht an wie eine Verkleidung. Durch und durch sehr „Ich“.

Obgleich für mich persönlich ein sehr femininer Duft, könnte er für Manche ein Unisex-Kandidat sein. Weich, frisch ohne jegliche Zitrus, Moschus ohne zu menscheln, subtil-pudrig ohne unangenehme Süße. Sehr gefällig und doch ungewöhnlich mit Wiedererkennungswert, 100% Signature-Kandidat.

Für mich ein echter Klassiker, der den unterschiedlichsten Menschen steht und gefallen könnte. Ich würde überhaupt kaum je Blindkauf empfehlen, aber der „Pure Musc“ ist einer der wenigen Düfte, den ich mir zutrauen würde dem einen oder anderen als Geschenk zu machen. Clean - und doch einer, der immer herausstechen wird: Unaufdringlich frisch, aber durch die markante Rodrigo-DNA definitiv einer an den sich das Umfeld erinnert. Ein extrem gepflegter Duft und pures Understatement!

Ich spreche selten Menschen auf Düfte an. Vor einigen Jahren jedoch fiel mir der Duft einer Kollegin immer wieder auf. Er war gut wahrnehmbar ohne penetrant zu sein, so dass ich im Treppenhaus immer schon wusste, ob sie vor mir im da war. Sie verriet mir, dass es Narciso Rodriguez „For her“ Eau de Parfum sei. Noch nie gehört, also einige Tage später nach der Arbeit den Duft im nahen Duftladen aufgesprüht und ab nach Hause. Oha! So gut er an ihr, in der Büroluft und der Theorie war, an mir gefiel er mir unglücklicherweise nicht. Was für ein toller Duft! Aber die Rose war einfach zu dominant für mich und so geriet er in Vergessenheit.

Fast forward 2 Jahre später stolperte ich über eine Duftrezension des „For her“ EdT und klickte aus nostalgischen Gründen darauf. Hach, der Duft, der so schön ist, aber mir an mir einfach nicht gefällt… Dort las ich erstaunt, dass sich das EdT und das EdP doch ziemlich unterscheiden, jemand erwähnte, dass insbesondere die auffällige Rosennote im EdT runtergefahren sei, die Haltbarkeit aber mit der des EdPs vergleichbar sei. Der Rest der Geschichte ist Geschichte…

Das Narciso Rodriguez „For her“ EdT ist ein ganz wunderbarer Duft, der - wie ich behaupten würde - sehr vielen Frauen steht. Ein sehr voluminöser und luxuriöser Duft, der Moschus ist von Beginn bis Ende deutlich wahrnehmbar. Blumig-pudrig mit einer gewissen Süße und doch irgendwie kühl. Er verändert sich in den ersten Stunden wenig, gen Ende hin dann wohlig-holziges Patchouli-Moschus-Puder. Ein für mich sehr schwer zu beschreibender Duft, der jedoch einen massiven Wiedererkennungswert hat. Er ist dunkel, herb-süß-cremig, gleichzeitig aber sehr sauber, sinnlich und ausgesprochen feminin. Für mich ist er das „kleine Schwarze“ unter meinen Düften. Kein klassischer Duft in dem Sinne, aber sehr verführerisch, weiblich und erwachsen und dennoch aufgeräumt und klar.

Haltbarkeit ist bei mir für ein EdT unschlagbar, 5-7 Stunden ohne weiteres und selbst am Abend riecht man ihn noch am Handgelenk. Sillage ist definitiv da, ich persönlich möchte nicht mein komplettes Umfeld beduften, dosiere ihn also sparsam und dennoch wird er im Radius weniger Meter wahrgenommen. Für mich selbst ist er eher ein Abend- oder Anlassduft, den ich jedoch auch gerne zuhause trage. Ins Büro wähle ich meist lieber „Pure Musc“, der etwas zahmer ist und weniger üppig.

Für diejenigen, die keine zu süßen, schweren, orientalischen Düfte mögen, aber dennoch auf der Suche nach einem potenteren Kandidaten sind, der nicht gewöhnlich riecht und auf den man durchaus auch mal angesprochen wird, seht ihn euch an! Uneingeschränkte Empfehlung von mir. Einer meiner erklärten Favoriten.

Der Donna Rosa Verde war komplett an mir vorbeigegangen. Vielleicht weil ich ihn auf Bildern oft in den 125ml-Kanistern sah, was für mich immer unbewusst den Eindruck von Bodyspray erweckt, das null Haltbarkeit hat und man mehrfach täglich aufsprühen müsste. Grüne Zitrusdüfte eben.

Ich habe eine alte Liebe für zitrische grüne Düfte. Und genau so alt sind meine verzagt wissenden hängenden Schultern wenn ich an die Haltbarkeit solcher Düfte denke. Schön - aber flüchtig sind sie, oft nicht mehr als eine Stunde überhaupt wahrnehmbar - Ob nun EdT oder EdP macht bei denen oft keinen Unterschied.

Den Donna Rosa Verde hatte ich in einem Duftpäckchen und nach der Papierprobe war er einer der ersten, die ich auf die Haut sprühte. Oh! Potente Zitrusnote, Schnittgrün und Tee auf einer sehr subtilen Blumenbasis, dann grüne Hölzer. Ich erwartete, dass sich das Duftbild, wie bei fast allen Düften dieser Art, ändern würde. In blumig mit leichter Zitrusgrünnote oder eben einfach komplett verschwinden, aber mitnichten! Vielleicht der erste Duft dieser Art, der tatsächlich einige Stunden genau dieses herb-grün-zitrische Duftbild behält. Enorm! Sillage für einen grünen Duft ebenfalls außerordentlich, durchaus wahrnehmbar für das Umfeld. Ich hege eine starke Abneigung für Rosendüfte, wer also hier Sorge vor der „grünen Rose“ hat: Keine Scheu. Entweder ihr nehmt die Rose gar nicht wahr oder nur als grün-blumig.

Ich kann die Assoziationen anderer von grünem, nassen Garten am frühen Morgen über einer Tasse Zitronengrüntee gut nachvollziehen. Geht mir ganz ähnlich. Für mich erfüllt er aber darüber hinaus auch das, was andere bekannte und exklusive Zitrusdüfte gerne sein wollen: Ein mediterraner Hain mit herben Zitrusbäumen, aufgeheiztem Holz und irgendwo im Hintergrund schwach der Geruch von Meer, Blumen und salziger Steilküste.

Ich bin begeistert. Grün, zitrisch, frisch, aber herb-teeig, holzig genug um nicht zu mädchenhaft zu wirken. Ein Duft für den Büro-Alltag, der nicht schon auf dem halben Weg zur Arbeit verhaucht ist. Edel, erwachsen und grün, einer der wenigen Grünen, der auffällt und kommentiert wird. Wer dieses Duftprofil schätzt, sollte den Donna Rosa Verde probegerochen haben. Ein absolutes Ausnahmetalent in dieser Duftkategorie.

Und der riesige 125ml-Kanister, tja, der steht jetzt auch in meinem Bad.

Wieder einer von diesen Gucci-Düften, bei dem sich die Lager spalten könnten.
Gucci Bloom und seine Duftkinder machen ihrem Namen alle Ehre und waren mir allesamt zu blumig, zu süß oder zu beides - gut gemacht, aber einfach nicht ganz meines. Acqua di Fiori indes ist etwas anders und genau meins.

Der Auftakt beginnt mit dem Schritt in einen Blumenladen. Wenn ich mich nicht irre, hatte das schon jemand so wahrgenommen und ich empfinde es genauso. Schnittgrün! Ganz klar. Aber nicht das Grün einer gemähten Wiese, sondern das Stengelgrün von Schnittblumen. Anders als viele grüne Düfte ganz ohne Zitrus, auch mal schön und erfrischend anders. Nach 10 Minuten treten dann langsam saubere Blumen hinzu. Frisch, grün, blumig, unsüß. Blumig ohne schwülstig zu sein, grün ohne zu herb-krautig oder gewollt „spritzig“ zu sein, sehr feminin, aber durch seinen unsüßen Charakter auch ungewöhnlich. Zu tuberosig kommt er an mir nicht.

Nach einiger Zeit treten dann Schritt für Schritt leichtester Moschus und etwas Holz hinzu, der grüne Charakter bleibt aber bestehen, was ihn für mich wunderbar sauber-grün-pudrig mit subtiler Hautsüße riechen lässt. Erinnert mich an Sommerwiese an einem mäßig warmen Sonnentag nach dem Platzregen am Spätnachmittag. Ich finde ihn wunderbar! Sehr unopulent und etwas ungewöhnlich, aber absolut alltagstauglich.

Der Flakon wirkt schwer und wertig, minimalistisch und dennoch feminin. Einen, den man gern im Badezimmer stehen hat. Haltbarkeit als EdT überschaubar aber für einen grünen Duft ganz passabel, Sillage ist da, aber nicht überwältigend, auffallen wird der Duft eher, weil man diese Art von blumigem Grün nicht häufig riecht. Und so nehme ich ihn auf wahr, blumig grün - nicht grün blumig.

Ein Duft, der vermutlich genauso viele Fans wie Feinde hat. Ich nehme an es könnte das Galbanum sein, das ich herausrieche und das ihn zum hit oder miss für Viele machen könnte. Ich finde beim Acqua di Fiori funktioniert es gut und verhältnismäßig massenkompatibel - anders als bei anderen unsüßen grünen Düften mit Galbanum.
Ein Duft aber, den man unbedingt auf der Haut testen und keinesfalls blind bestellen sollte, selbst wenn man auf leichte grünblumige Düfte steht. Für mich jedoch absolut herrlich anders. Wunderbarer Duft.

Tja, kennt das noch jemand, wenn man die Proben, die einem einschlägige Duft- und Beautyfirmen mitsenden irgendwann einfach in die Schublade packt? Weil sie immer etwas zu orientalisch schwer sind? Kaum Abwechslung, so dass man noch nicht einmal mehr die Nase daran hält? Ich definitiv. Ich kann gut auf Moschus, bin indes kein Freund von den schweren sirupartigen Orientalen oder schwermütiger Parfumsüße generell. Eingedenk dessen war auch Nomade Naturelle schon auf dem Weg zum Raumspray und plötzlich roch ich etwas ungewöhnliches. Gewohnte Probensüße mit… Leder? Eichenmoos? Was war das? Ausnahmsweise erübrigte ich ein Handgelenk und war überrascht. Kurz eine fruchtige Kühle, schnell etwas cremig-nussiges, das lange anhält, herb und fruchtig, dann süß-moosig-ledrig-holzig, fasts schon tabakartig.

Das roch nach trägem Tag am Strand im Sommerurlaub, Salz, Moschus und zum dritten Mal eingecremt und Sonnencremeflecken auf dem Buch an dem der Sand hängen bleibt. Wohlig. Und dass obgleich ich, wenn ich zu wählen habe eher in die Kälte als ans Mittelmeer fahre. Also keine innere Erinnerung, die ich oft sehnsuchtsvoll aufrufe.
Ich kann ebenfalls gut etwas mit der Assoziation von Anderen von Wüstenwind und Datteln anfangen. Dieser Duft riecht warm für mich, fruchtig genug um nicht zu schwer zu sein. Warm, aber eher so aufgeheizt wie einem nach einem Sonnentag in einem Sonnenland ist, wenn die Hitze des Tages langsam vergeht und man die exotischen Blumen, ätherischen Öle, den Moschus und den Rest der Wärme noch - oder endlich - in der Luft riecht.

Ein tolles Parfum, durchaus wahrnehmbar und süß, aber eigen, kein Zuckerwatteduft. Auch etwas für Frauen, die es sonst eher herber und grasiger mögen. Für diejenigen, die sonst auf die süße Duftpyramide anspringen: Nicht blind bestellen, dieser hier könnte euch nicht gefallen. Alle Nomades sind meines Erachtens sehr unchloéesque, wer also die klassischen Chloe mag, riecht vorher Probe, diese hier sind sehr, sehr anders. Wer kein Chloéfreund ist (read: me!), der wird sich an dem Fehlen der oft überpotenten Rose freuen.

Für mich persönlich einer der ersten süße(re)n Düfte, die ich mag. Einer der im Frühjahr macht, dass ich mich nach Sommer sehne und im Herbst nach Winter. Gelungen.