Aolani

Aolani

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11 - 15 von 17
Aolani vor 6 Jahren 11 8
8
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
6.5
Duft
mit den Wolken ziehen
Wunderwind! Was für ein Name für ein Parfüm! Münchens erste Parfümmanufaktur achtet auf erlesene und vegane Ingredienzien, füllt von Hand ab und der poliert den Verschluss. Der Silberstein symbolisiert einen Isar-Kiesel. Die Werbung passt zum jeweiligen Duft mit wunderbarem Foto und poetischem Text. Das Ehepaar Lengling teilt seine Düfte in eine Leng- und eine Lingnote. Hier ist das Leng "Schattiger Pinienhain" und das Ling "Sonniges Meer". Lengling schafft ein Gesamtkunstwerk. Für Wunderwind erhielt es den ersten Platz bei den Duftstars 2018 - Deutscher Parfümpreis in der Kategorie Artistic Independent.
Die Lobeshymnen machten mich neugierig und so testete ich den Wunderwind im Duty Free Shop am Münchner Flughafen. Der Start ist sanft, der einzige Geruch, den ich wahrnehme, sind Piniennadeln. Zum Ling, zum Sommer, komme ich nicht.
Samstags, Badetag.
Meine Schwester und ich spielen, rutschen hin und her und auf und ab. Die Hin- und Herwellen nennen wir Pitschi-patschi, mit den Händen schlagen wir auch noch auf den Badeschaum. Dann wieder auf und ab bewegen. Araco-Wellen. So nannten wir die. Bis das Wasser manchmal über den Rand schwappte.
Im Flieger rieche ich immer noch deutlich den Wunderwind, sehe aus dem Fenster, unter uns die Wolken, dann mit Gewackel durch eine Wolkenfront. Nein, ans Meer trägt mich der Wunderwind nicht. Irgendwas ist in dem Parfüm enthalten, das ich nicht mag und das ewig hält.
Der Wunderwind bleibt eine sanfte Brise, aber irgendeine Note darin, stört mich, mir wird fast schlecht davon. Schade. Ich hätte Wunderwind so gerne gemocht, wäre gerne mit ihm über die Welt geflogen. Leider nichts für mich. Lieber ein echtes Schaumbad.
Meine Mutter hüllte uns nach dem Bad in Handtücher, machte eine Bemerkung über die übergeschwappten Araco- und Pitschi-Patschi-Wellen und wischte die Wellen klaglos auf.
8 Antworten
Aolani vor 6 Jahren 26 5
8
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
8
Duft
Der Himmel sieht aus wie frisch gewaschen
Der Satz stand in Otfried Preußlers Buch "Die Kleine Hexe" - so dachte ich. Er fällt mir ein, wenn ich frühmorgens aus dem Haus gehe, das Himmelblau vom Himmel blaut und kleine Schäfchenwolken auf der Himmelswiese grasen. Dann bin ich innerlich ruhig und voll stiller Vorfreude auf den Tag. Vor mir taucht die Kleine Hexe mit ihrem Raben auf und das Mädchen mit den Papierblumen, die die Kleine Hexe zum Duften brachte.
Jedesmal, wenn die Waschmaschine läuft, kommt mir der Satz in den Sinn. Das Geräusch der waschenden oder spülenden Waschmaschine hat mir schon immer ein Gefühl von Zuhause, von Geborgenheit gegeben. Ich sitze dann wieder im Kinderzimmer und spiele, während die Waschmaschine läuft. Softly erinnert mich an diesen Satz und an den Klang der Waschmaschine mit dem leisen Gurgeln und Glucksen und dieses Aufgehobensein in der Welt.

Der erste Test enttäuschte mich. Gleich nach dem Aufsprühen war mir Softly zu scharf und die Kopfnote zu seifig.
Inzwischen mag ich den Duft. Nach mehreren Tests haben wir haben uns angefreundet. Und irgendetwas enthält Softly, das mich süchtig machen könnte.
Zuerst nehme ich den Ingwer wahr - seine erfrischende Schärfe passt gut zur Baumwollnote. Es riecht nach getrockneter Wäsche, die man vom Wäscheständer nimmt und zusammenlegt. Ganz zart rieche ich Magnolie heraus.
Sofort übernehmen Orangenblüten und Jasmin die Regie. Den Heliotrop kann ich nur ganz schwach ausmachen. Mit der Zeit wird der Duft etwas pudrig und cremig und vor allem weicher. Und ganz leicht süß - aber wirklich nur angedeutet. Moschus und auch Sandelholz stützen die Blüten und geben ihm mehr Tiefe. Seltsamerweise kann ich auch nach mehrmaligen Versuchen die Vanille in der Basisnote nicht ausmachen, obwohl ich Vanille liebe. Oder kann ich sie bloss nicht riechen und es ist der Vanilleduft, der mich süchtig machen könnte?

Softly ist ein ungewöhnlicher Duft. Mal was anderes. Allerdings nichts für Liebe auf den ersten Sprüh.
Mit Softly fühle ich mich auch an schwülen, heißen Sommertagen frisch und gepflegt. Softly fühlt sich an nach einem reinen, weißen Bettlaken. Nach diesem Gefühl, wenn man tropfnass aus der Dusche steigt und das Wasser abperlt. Nach sauber, aber nicht unsexy. Am liebsten würde ich drin baden. Leider hält der Duft nicht so lange, wie ich mir das wünsche.
Der Flakon ist wunderschön. Er liegt gut und angenehm schwer in der Hand. Die Form ist ausgewogen, nahezu perfekt. Obwohl die Flüssigkeit im Flakon dieselbe Farbe hat wie der Verschluss, ist mir das Hellblau nicht himmlisch genug. Womit wir wieder beim Himmel wären. Ach ja - der Satz. Ich hab das Buch durchgeblättert. Den Satz hab ich nicht gefunden. Vielleicht steht er so gar nicht drin. Ich brauche ihn auch nicht mehr. Ich habe jetzt Softly.




5 Antworten
Aolani vor 6 Jahren 14 9
5
Flakon
5
Sillage
6
Haltbarkeit
7.5
Duft
Wunderschöner Feigenblätterduft
Der erste Sprüh beamt mich unter einen Feigenbaum in einen Garten am Mittelmeer. Es ist früh am Morgen, durch das grüne Feigenblätterdach weht eine leichte Brise vom Meer. Die Luft ist frisch und klar. Die ersten Blütenknospen öffnen sich. Zaghaft zeigen sie ihr Gesicht dem jungen Tag. Am Fuß des knorrig gedrehten Stammes liegt eine aufgeplatzte Feige, der ein süßlicher Duft entströmt. Eine Wespe kreist um die Frucht, ein Surren, dann Stille. In meinem Rücken spüre ich die glatte Rinde und blicke nach oben - ein grüner Schirm fünflappiger Blätter beschützt. Das Feigenblatt - eine Hand. Vor meinem geistigen Auge erscheinen Adam und Eva, gemalt von Dürer, die Scham mit Laub bedeckt, Eva hält den Apfel in der Hand. Noch sind wir im Paradies. Es waren Apfelbaumblätter und keine Feigenblätter, wo kamen nur die Feigenblätter her, denke ich noch, dann schlafe ich ein. Ein Sirren in meinen Ohren - ich wache auf. Es juckt. Ein Mückenstich. Ich pflücke ein Feigenblatt, träufle den Milchsaft auf die rote Stelle. Sonnenlicht flirrt durch die Baumkrone und zaubert ein grüngoldenes Dach. Der Stamm in meinem Rücken riecht holzig-warm. Ich bin glücklich.
9 Antworten
Aolani vor 6 Jahren 27 6
6
Flakon
9
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft
Warum aus uns nichts geworden ist
Als Du in die Welt kamst, lebte ich in einem graugrünen Hochhaus in einer trostlosen Vorstand im vierten Stock. Ich roch Dich und war hin und weg. Nur noch ein bißchen sparen und Du wärest mein. Jeden Werktag fuhr ich mit dem Fahrstuhl hinunter, hastete zum Bus und fuhr in die große Stadt, zu meiner Lehrstelle. Jeden Tag war ich spät dran und musste auf den Fahrstuhl warten, in dem Dein Duft schwebte. Die Nachbarin unter mir hatte sich mit Dir eingesprüht. Und sie war immer pünktlich an der Bushaltestelle. In der Arbeit dasselbe - ich fuhr mit dem Fahrstuhl hinauf - umgeben von Deinem Duft - eine Kollegin trug Dich, die nächste und noch eine. Nach zwei Wochen hatte ich sozusagen die Nase voll. Mich abgerochen an Deiner Mischung schwüler Süße, die mich zuerst in ihren Bann gezogen hatte. Manchmal begegnest Du mir heute noch. Mein Herz wird schwer und ein leises Seufzen entsteigt meiner Kehle, ein wehmütiges Bedauern, dass aus uns nichts wurde und ich stecke wieder alleine in der trostlos grauen Fahrstuhlkabine.
6 Antworten
Aolani vor 6 Jahren 5 2
7
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Sternenglanzduft
so stellte ich mir Silver vor. Oder wie ein Sternenmeer über einem Wald, durch den geheimnisvoll ein klarer Bach fließt - so rein, so ursprünglich, so silver.
Die Kopfnote ist mir zu unharmonisch - zu wenig Wald, zu viel Bergamotte. Im Herz wird es endlich blumiger - Iris und Veilchen - sehr elegant, nicht omamäßig. Und dank Moschus wird der silberne Stern in duftende Watte verpackt. Endlich sind die Assoziationen wieder da - Silver - ein Spiegel, ein Spiel mit dem Spiegel, in dem Du und Ich ineinander fließen.
2 Antworten
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