30.09.2019 - 08:03 Uhr

FvSpee
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FvSpee
Top Rezension
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Das ist jetzt nicht so, wie es aussieht!
Es ist eine in diesem Forum immer wieder angesprochene Binsenweisheit, dass ein Duft - jedenfalls wenn wir uns ihm nicht in Form von Blindproben unter Laborbedingungen nähern - nicht nur durch seinen schnöden Geruch definiert wird (das gilt nicht nur für die Bewertung, sondern sogar schon für die Wahrnehmung), sondern auch durch seine Akzidentialia: Die Farbe der Flüssigkeit, die Form des Flakons, das Gesicht der Werbekampagne, die Deklaration als "männlich" oder "weiblich", der Name des Produkts und das Image der Firma. Für diejenigen, die näher hinsehen, kommen der Parfumeur, die angegebene Duftpyramide (die oft genug ganz falsche Fährten legt!) und vielleicht auch die Kommentare der Vor-Rezensenten hinzu.
"Softly" von Jil Sander ist für mich ein Fall, an dem man dies wunderbar studieren kann: 107 Besitzerinnen (darunter viele, die sich niedliche Nicknames wie Flöckchen und Rosawolke gegeben haben, wogegen ich übrigens gar nichts habe, "Flöckchen" mag ich sogar besonders gern) gibt es hier und einen (1) Besitzer. Man kann das verstehen: Der Duft ist als "Damenduft" deklariert, die Pyramide mit Magnolie, Jasmin, Orangenblüte und Vanille könnte fluffiger nicht daherkommen und was durch Farbe und Form noch in der Schwebe gehalten wird (immerhin kein rosa und kein Plüsch), kippt dann durch den Namen des Wässerchens: "Softly"! Welcher Kerl will schon "Softly" tragen! Wenn er nicht gerade bekennender Softie ist. Aber selbst dann würde er wohl höchstens die entsprechenden Taschentücher benutzen.
Ich möchte aber wetten, dass dieser Duft der mit 200 gelisteten Kreationen außerordentlich produktiven Nathalie Lorson (neben einer ausgewachsenen Boucheron-Serie unter anderem ein Amouage, drei Cool-Water-Flanker. zwei Le Labos, einen ganzen Haufen anderer Jil Sanders und, sicher ihre berühmteste Schöpfung: Encre Noir) bei einer anderen Namensgebung und einer Vermarktung als "unisex" einen völlig anders strukturierten Kundenkreis erreichen würde.
"Softly" nehme ich nämlich heute, nach mehreren Tagen Nutzung in Folge (aus einer im Souk erworbenen Abfüllung) genauso wahr, wie vor etwa 2 Jahren, als ich ihn erstmals getestet und ein Statement dazu geschrieben habe: Als weder besonders soft noch ausgesprochen feminin. Zunächst mal geht ihm jede Süße oder Süßlichkeit gänzlich ab, ebenso jede übertriebene Flauschig- oder Fluffigkeit; die Cashmeran-Warnlämpchen bleiben alle komplett dunkel. Trotz Vanille, Orangenblüte, Jasmin und Moschus ist das definitiv kein Zuckerwatteduft.
Dieser Duft startet mit einer ausgesprochen sympathischen zitrischen Frischenote (Schwerpunkt Orange), die von colognig-kristalliner Klarheit ebenso weit entfernt ist wie von Weichspülerschmeichelei. Hinzu kommt eine leicht seifige, insoweit vielleicht durchaus ein wenig an (ein sehr gutes) Waschmittel erinnernde Note. Das ist kein schmuseweich, sondern ein Duft wie orangefrische (auch ein bisschen Richtung Petitgrain oder gar Neroli angehauchte) Baumwolle; wie ein Hemd oder T-Shirt, an dem mal jemand mit einem hochwertigen Cologne-Sprüher vorbeigelaufen ist. Schon nach einer halben Stunde hat sich "Softly" mit der Haut verbunden und ist dann eigentlich kein "Parfüm" mehr (deshalb wundert es mich auch nicht, dass er bei 108 Besitzern keinen hat, der ihn als "Signaturduft" bezeichnet), sondern ein Hautgeruchveredler, ein Ausstrahlungsbooster: Er verleiht eine Aura von Frische, Freundlichkeit und Sauberkeit, vielleicht auch von Ausgeglichenheit und Ruhe - aber keiner pappigen Trägheit, sondern der Art von Ruhe, in der die Kraft liegt. In diesem Modus, wo unsere Mitmenschen uns als "gut riechend" wahrnehmen werden, ohne sich sicher zu sein, ob wir überhaupt etwas aufgetragen haben, hält "Softly" durchaus noch einige Stunden.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass einige Arbeit darin steckt, einen Duft zu schaffen, der so unangestrengt, unauffällig und mühelos wirkt. Sicherlich kein Meilenstein der Parfümeriegeschichte, aber ein mehr als nur grundsolider: ein vollendet ausgewogener, vornehm dezenter Eigenduftaufheller, der für Feuerwehrmänner und Fliesenleger ebenso geeignet ist wie für Federchen und Flöckchen.
"Softly" von Jil Sander ist für mich ein Fall, an dem man dies wunderbar studieren kann: 107 Besitzerinnen (darunter viele, die sich niedliche Nicknames wie Flöckchen und Rosawolke gegeben haben, wogegen ich übrigens gar nichts habe, "Flöckchen" mag ich sogar besonders gern) gibt es hier und einen (1) Besitzer. Man kann das verstehen: Der Duft ist als "Damenduft" deklariert, die Pyramide mit Magnolie, Jasmin, Orangenblüte und Vanille könnte fluffiger nicht daherkommen und was durch Farbe und Form noch in der Schwebe gehalten wird (immerhin kein rosa und kein Plüsch), kippt dann durch den Namen des Wässerchens: "Softly"! Welcher Kerl will schon "Softly" tragen! Wenn er nicht gerade bekennender Softie ist. Aber selbst dann würde er wohl höchstens die entsprechenden Taschentücher benutzen.
Ich möchte aber wetten, dass dieser Duft der mit 200 gelisteten Kreationen außerordentlich produktiven Nathalie Lorson (neben einer ausgewachsenen Boucheron-Serie unter anderem ein Amouage, drei Cool-Water-Flanker. zwei Le Labos, einen ganzen Haufen anderer Jil Sanders und, sicher ihre berühmteste Schöpfung: Encre Noir) bei einer anderen Namensgebung und einer Vermarktung als "unisex" einen völlig anders strukturierten Kundenkreis erreichen würde.
"Softly" nehme ich nämlich heute, nach mehreren Tagen Nutzung in Folge (aus einer im Souk erworbenen Abfüllung) genauso wahr, wie vor etwa 2 Jahren, als ich ihn erstmals getestet und ein Statement dazu geschrieben habe: Als weder besonders soft noch ausgesprochen feminin. Zunächst mal geht ihm jede Süße oder Süßlichkeit gänzlich ab, ebenso jede übertriebene Flauschig- oder Fluffigkeit; die Cashmeran-Warnlämpchen bleiben alle komplett dunkel. Trotz Vanille, Orangenblüte, Jasmin und Moschus ist das definitiv kein Zuckerwatteduft.
Dieser Duft startet mit einer ausgesprochen sympathischen zitrischen Frischenote (Schwerpunkt Orange), die von colognig-kristalliner Klarheit ebenso weit entfernt ist wie von Weichspülerschmeichelei. Hinzu kommt eine leicht seifige, insoweit vielleicht durchaus ein wenig an (ein sehr gutes) Waschmittel erinnernde Note. Das ist kein schmuseweich, sondern ein Duft wie orangefrische (auch ein bisschen Richtung Petitgrain oder gar Neroli angehauchte) Baumwolle; wie ein Hemd oder T-Shirt, an dem mal jemand mit einem hochwertigen Cologne-Sprüher vorbeigelaufen ist. Schon nach einer halben Stunde hat sich "Softly" mit der Haut verbunden und ist dann eigentlich kein "Parfüm" mehr (deshalb wundert es mich auch nicht, dass er bei 108 Besitzern keinen hat, der ihn als "Signaturduft" bezeichnet), sondern ein Hautgeruchveredler, ein Ausstrahlungsbooster: Er verleiht eine Aura von Frische, Freundlichkeit und Sauberkeit, vielleicht auch von Ausgeglichenheit und Ruhe - aber keiner pappigen Trägheit, sondern der Art von Ruhe, in der die Kraft liegt. In diesem Modus, wo unsere Mitmenschen uns als "gut riechend" wahrnehmen werden, ohne sich sicher zu sein, ob wir überhaupt etwas aufgetragen haben, hält "Softly" durchaus noch einige Stunden.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass einige Arbeit darin steckt, einen Duft zu schaffen, der so unangestrengt, unauffällig und mühelos wirkt. Sicherlich kein Meilenstein der Parfümeriegeschichte, aber ein mehr als nur grundsolider: ein vollendet ausgewogener, vornehm dezenter Eigenduftaufheller, der für Feuerwehrmänner und Fliesenleger ebenso geeignet ist wie für Federchen und Flöckchen.
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