Bayadere

Bayadere

Rezensionen
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6 - 9 von 9
Bayadere vor 3 Jahren 8 5
5
Flakon
10
Sillage
9
Haltbarkeit
6.5
Duft
Klassisch-orientalisches Duftmonument
In den 90er Jahren hatte ich eine Liaison mit einem Mann, der mit Vorliebe Opium (für Frauen) trug. Damals noch nicht reformuliert und ein ordentlicher Kracher. Neben Shalimar und Cinnabar einer der ganz großen klassischen Orientalen. Ich weiß noch heute wie hingerissen ich von Mann und Duft war! Ich habe tatsächlich noch einen Flakon der nicht reformulierten Version von Opium als Erinnerung an diese besonderen Zeiten. Daneben haben sich bei mir im Lauf der Zeit noch Cinnabar und Obelisk für den Alltagsgebrauch dazugesellt. Wie jeder weiß, ist Opium nur noch ein Schatten seiner selbst. Wenn mich jemand fragen würde, welcher Duft Opium ersetzen könnte, würde ich ihm ohne Zögern Obelisk empfehlen. Keine Duftzwillinge im eigentlichen Sinn, sind sie zumindest nahe Verwandte.

Während Opium eigentlich nur aus Basisnoten zu bestehen scheint, wartet Obelisk mit deutlicheren Kopfnoten auf. Nur leider mag mir das nicht so richtig gut gefallen. Daher auch keine Höchstwertung von mir. Es geht mir wie Eriele: Sommers wie winters, drinnen und draußen, tagsüber und abends getestet, wirkt Obelisk immer synthetisch auf mich. Meine Vermutung wäre, dass die zitrischen und grünen Noten (vielleicht auch Galbanum) in der Kopfnote in Kombination mit den ambrierten Basisnoten diesen Dufteindruck erzeugen, der irgendwo zwischen Harz, Wald und Orange liegt und im Zusammenspiel nicht natürlich, sondern eher künstlich wirkt. Nichtsdestotrotz ist das ein toller Orientale - wenn man es denn schafft, diesen Synthetikhauch auszublenden. Wer das alte Opium vermisst, sollte Obelisk aber zumindest mal testen. Obelisk hat zwar nicht die erotische Strahlkraft, die das originale Opium besaß, aber in winterlichen Wetterlagen, erfüllt es seinen Zweck und umhüllt einen sanft wärmend.

Nun muss ich gestehen, dass ich die klassischen Orientalen zwar sehr mag, aber leider nicht an mir selbst. Zu meiner Belustigung reagiert auch meine Umwelt irritiert, mit Worten und Blicken, wenn ich zu schweren, orientalischen Düften greife. Irgendwie besitze ich offensichtlich nicht genügend Projektionsfläche für diese Art von Duftmonumenten. Daher habe ich jetzt entschieden, die klassischen Orientalen aus meiner Sammlung auszusortieren. Das gilt auch für Obelisk. Er findet bei einer guten Freundin ein neues Zuhause und wird dort hoffentlich mehr geliebt.

Edit 06.11.23: Gestern hatte ich ihn beim Theaterbesuch nach langer Zeit wieder unter meiner Nase. Nee, geht gar nicht für mich. Irgendeine Note stört mein Näschen total. Da ich selbst einen anderen Amber-Duft getragen habe, konnte ich Obelisk tolerieren, ansonst wäre ich, glaube ich, wirklich verstimmt gewesen.
5 Antworten
Bayadere vor 3 Jahren 25 4
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Die Nacht gehört mir!
Kein Duft für brave, angepasste Mädchen und nichts für junge Frauen, die das Flirten noch üben. Nix Chérie und nix Lolita! Dunkel, tief und extravagant gehört dieser Duft den Femmes Fatales und den Sirenen unter uns. 2006 erschienen, fällt Ange ou Démon für mich in die Kategorie moderner Frauendüfte wie Alien, Crystal Noir, Jasmin Noir und Elle, die alle nicht mehr viel mit den eleganten Blumendüften unser Mütter/Großmütter zu tun haben und die auch ein anderes Frauenbild transportieren. Ich stelle mir bei den genannten Düften rasante, unangepasste und auch flamboyante Frauen vor, wie sie das französische Kino Mitte der 70er bis Mitte der 80er Jahre präsentiert hat: Fanny Ardant, Anne Parillaud, Béatrice Dalle...

Ich habe mir Ange ou Démon erst 2015 im Sonderangebot zugelegt und habe lange mit ihm gefremdelt. Und jetzt? Seit zwei Wintern ist Ange ou Démon mein ständiger Begleiter. Wie kommt es? Ich mag doch eigentlich gar keine würzigen Noten! Und diese sind hier nicht zu ignorieren. Thymian und Saffran sind gut wahrnehmbar und dürften für Einige von euch diesen Duft verleiden. Mich hat das am Anfang auch gestört, aber der Duft ist einfach wahnsinnig gut verblendet. Die Noten der Pyramide sind alle wahrnehmbar und die Kernnote, um die herum alles gebaut ist, ist Ylang-Ylang. Flüchtig spielen Lilie und Mandarine rein. Und die Basis ist trotz der Vanille und Tonkabohne relativ unsüß, was ich auf die Kombination von Rosenholz und Eichenmoos zurückführen würde. Trotzdem zerfällt der Duft nicht. Er riecht in seiner Gesamtheit etwas nach Lakritze und hat von Anfang bis Ende einen vielschichtigen, dichten Charakter. In das Haar gesprüht, konnte ich den Duft noch nach zwei Wäschen wahrnehmen.

So, ich ziehe jetzt meine Lieblingsjeans an, ziehe den Cashmerepullover über und schlüpfe in meine schwarzen Wildlederstifeletten und greife mir meine Leopardenfelljacke. Ab geht's in die Berliner Novembernacht...Mein Begleiter: Ange ou Démon;-)
4 Antworten
Bayadere vor 3 Jahren 12 3
6
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
7.5
Duft
Modernes Laborwunder
Cremig? Echt jetzt? Vielleicht ist meine Nase kaputt, aber ich rieche hier alles Mögliche, nur keine Creme:-) Ich rieche hier wahlweise mal Amarenakirschen, Kokosnuss, Feige und schwarze Johannisbeeren. Manchmal glaube ich auch flüchtig etwas Mentholartiges wahrzunehmen. Auf jeden Fall vereint dieser Duft ganz verschiedene Duftrichtungen wie in den unteren Kommentaren bereits gut beschrieben.

Dieser Duft muss tatsächlich ein modernes, ausgeklügeltes Laborwunder sein. Ich besitze ihn seit über 10 Jahren und damals sah auch die Pyramide ganz anders aus. Damals wurde tatsächlich noch Feige und schwarze Johannisbeeren gelistet. Der Duft hat sich aber in den ganzen Jahren nicht großartig geändert und auch die Unterschiede zwischen EDT und EDP sind minimal. Daher wundere ich mich gerade, dass die Bewertungen so weit auseinander gehen. Also, wer sich für Crystal Noir interessiert, kann sich ruhig auch die Kommentare zum EDT durchlesen.

Meiner Ansicht nach hat dieser Duft eher jüngere Damen zwischen 25 und 45 Jahren im Blick. Für Liebhaberinnen und Liebhaber klassischer Düfte und Extraits dürfte er wohl eher nichts sein. Man merkt ihm einfach an, dass Antoine Lie hier irgendwie einer abstrakten Duftidee gefolgt ist. Mir fehlt bei diesem Duft auch manchmal etwas die Tiefe. Aber ich würde nicht soweit wie Luca Turin gehen und ihn als "trashy" bezeichnen. Ich trage ihn aber auch ehrlich gesagt nicht besonders oft und ich habe ihn auch schon mal verschenkt. Dass er wieder bei mir einziehen durfte, ist dem Umstand geschuldet, dass aus meiner Sicht die Mischung "orientalisch-fruchtig-frisch mit würzigem Einschlag" eine Besonderheit im Mainstreambereich ist. Die meisten Komplimente von Anderen bekomme ich auch tatsächlich für diesen Duft!

Wer den ganz großen Auftritt haben möchte, dem empfehle ich, Crystal Noir mal mit Black Orchid von Tom Ford zu layern, der ähnlich widersprüchlich konstruiert ist und stark zwischen Gegensätzen changiert. Beschreiben kann ich diese wilde Mixtur zwar beim besten Willen nicht, aber man fällt auf jeden Fall auf und Haltbarkeit und Sillage sind enorm;-)
3 Antworten
Bayadere vor 5 Jahren 23 5
10
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Meine Nummer 1 unter den Cremedüften
Ein Grund, warum ich mich bei parfumo angemeldet habe, nachdem meine Sammlung in wenigen Jahren auf über hundert Flakons angestiegen ist, ist die Analyse meines Trageverhaltens. Ich möchte mir keine Düfte mehr anschaffen, die dann jahrelang in der hintersten Ecke meines Schrankes verstauben.

Gewinnerin in der Kategorie „häufig getragen“ ist tatsächlich der Drogerieduft Betty Barclay, Pure Style in der eau de parfum-Version. Da ich Moschusdüfte, holzige Noten und weiße Blüten mag, ist dieser Duft erst auf meine Merkliste gewandert, anschließend in meine Sammlung und ist langsam zu einem meiner Lieblinge avanciert. Da ich die Gesamtwertung als zu niedrig empfinde, gerade auch im Vergleich zu den anderen beiden Pastelldüften von BB, habe ich mich entschieden, meinen ersten Kommentar zu diesem Duft zu schreiben.

Bei Düften interessieren mich weniger die einzelnen Duftnoten als der Gesamteindruck und den finde ich hier sehr gelungen. Alle anderen Cremedüfte von Nivea über Jil Sander Style bis zu Femme von Bvlgari waren mir bisher etwas zu süßlich oder gefällig, aber dieser trifft genau meinen Geschmack und meinen Typ: völlig schnörkellos, schlicht und geradlinig. Insbesondere der Verzicht auf Vanille, Tonkabohne und Sandelholz und andere "wärmende Noten" macht für mich das besondere von Pure Style aus. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass einige diesen Duft als unterkühlt und unfreundlich wahrnehmen. Für mich persönlich ist diese Komposition schlichtweg perfekt.

Sicherlich gibt es komplexere Düfte mit mehr Aussagekraft, aber keiner gibt mir mehr das Gefühl von innerer Aufgeräumtheit. Ich benutze diesen Duft immer dann, wenn ich für mich sein möchte und keine gesellschaftliche Rolle spielen muss. Egal, ob ich gerade Ordnung in meine Wohnung bringe oder Yoga mache.

Einmal eingesprüht, nehme ich den Duft über acht Stunden sehr gut war. Einen Duftverlauf kann ich indes nicht ausmachen. Der Duft bleibt in seiner schlichten Cremigkeit auf der Haut liegen bis er nach ca. 10 Stunden langsam ausklingt. Der Flakon gefällt mir auch ausnehmend gut. Er sieht in meinem weiß-gold-grauen Badezimmer chic aus und er liegt auch sehr gut in der Hand. Ich empfinde ihn in seiner runden Form sogar als echten Handschmeichler.
5 Antworten
6 - 9 von 9