BeJot

BeJot

Rezensionen
Filtern & sortieren
1 - 5 von 71
BeJot vor 9 Tagen 13 9
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Manchmal, da fallen mir Bilder ein
Ich schließe die Augen und lasse die Bilder an mir vorbeiziehen, die Dr. Bengal in meinen inneren Tempel zaubert.
Erst sind es nur Farben, Dunkelbraun, Dunkelgrün, ein wenig Gelb.
Dann schmeckt es würzig, krautig, herb.
Auf dem nächsten Bild brennt es. Was da brennt, weiß ich nicht. …
Plötzlich erscheint unvermittelt ein Bild, das mir aus den Anfängen der 70er Jahre sehr vertraut ist. Es ist die letzte Strophe von Reinhard Meys Lied „Manchmal da fallen mir Bilder ein“…

Irgend jemand legt in mir die LP auf. Es knistert und knackt vertraut. Gitarre. Und dann diese Strophe… Die Tränen rollen…
In diesem Lied, in diesem Duft finde ich alles:
Die Scham, nicht dazuzugehören,
Das Bewundern der Größe der anderen, die scheinbar alles haben, alles können
Das Mich-Zurechtfinden in meiner kleinen Welt
Das unverdiente Privileg, hier geboren zu sein
Die vertraute Zweisamkeit
Das Glücklichsein, trotz allem, mit allem…

„Manchmal, da fallen mir Bilder ein
Von einem Stück Brot in verstümmelten Händen
Von einer Alten, die sie allein
Hervorzerren unter berstenden Wänden
Von verbrannten Gesichtern, in Händen vergraben
Manchmal schäm' ich mich dafür, mich geschämt zu haben

Das wollt' ich dir noch sagen, hörst du mir noch zu?
Nein, du schläfst schon, vom Tag wirst du müde sein
Ich lösche das Licht, und ich deck' dich wärmer zu
Manchmal schäm' ich mich, trotz allem so glücklich zu sein“

https://www.youtube.com/watch?v=h87QhohzdRE

Lieber Can und lieber Floyd ich danke euch für diese Bilder, die Musik, den Duft, den ich heute in mir trage.
9 Antworten
BeJot vor 1 Monat 14 19
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Im Dunkel sehen
Blind - dunkel - ich wage es, tauche ein, in Unbekanntes, ohne eine Ahnung, was auf mich zukommt. Ich lasse zu, was sich an Bildern in mir zeigt.

Ein herber Stich: „Bist du sicher? Möchtest du wirklich im Dunkel sehen?“
Und schon bin ich gefangen, lass mich hineinziehen in einen herb, würzigen Gang, dessen Wände hart und trocken Halt geben. Die Luft ist staubig. Der Gang führt hinab. Trockene Erde umgibt mich. Dann tut sich ein Raum auf. Die Wände sind mit Leder bespannt. Der Boden unter meinen nackten Füßen ist kühle Erde. Ich bin ganz still und höre das Leder atmen. Meine Hände streichen vorsichtig über das sich bewegende Leder. Es wird dünner, hebt und senkt sich mit jedem Atemzug. Meine Finger tasten sich weiter vorwärts.
Plötzlich kippt die Wahrnehmung und es ist Haut. Meine Haut? Wo bin ich? Mag ich weiter gehen? Es gibt kein zurück. Das kurze Zögern wird aufgesaugt von dem Wunsch zu sehen… Zärtlichkeit ist die Antwort ! Ich lasse mich von ihr weiter mitnehmen, von zärtlicher Umarmung und Liebkosung. Und plötzlich wird es hell. Ich stehe am Fuß eines riesigen Baumes ohne Rinde. Rohes, rötlichbraunes Holz. Meine Augen wandern den Stamm hoch. Meine Hände fühlen die zärtlichen Berührungen Haut an Haut. Die Wahrnehmung wechselt immer schneller zwischen dem intensiv duftenden Holz und der zart mich umschmeichelnden Haut. Weit oben dann ein Schrei! Der Stamm bricht und das Holz splittert. Eng umschlungen von Zärtlichkeit sehe ich den oberen Teil des Stammes sich neigen und das Innere des Baumes freigeben. Wie eine Krone ragen die Holzsplitter in den dunklen Himmel. Ich sehe den Baum in seiner majestätischen Schönheit.

Erst jetzt bemerke ich die innere Klarheit und Ruhe in dem ganzen Geschehen. Ich schließe die Augen und bleibe - lange.

Herzlichen Dank an Can, für diesen außergewöhnlichen Duft!
Und danke, liebe ElAttarine, für deine inspirierende Rezension!
19 Antworten
BeJot vor 2 Monaten 15 21
10
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Bitter wie das Leben …
„Sollte es in deinem Leben nicht nur Gold und Weihrauch geben, sondern Leid und Bitterkeit, wie die Myrrhe prophezeit, fügt die Welt dir Schmerzen zu, fühl ich es wie du.“ Mich erinnert der Duft an diese Zeilen aus dem Musical „Bethlehem“, von Dieter Falk.
Myrrhe ist eine Herausforderung. Sie ist bitter, herb, krautig-grün, scharf, harzig. In diesem Duft mit hoher Präsenz die Hauptdarstellerin. Die anderen Komponenten unterstreichen die verschiedenen Facetten ein wenig, lassen der Myrrhe aber ihre Dominanz. Für mich spiegelt der Duft damit die dunklen Momente des Lebens. Wenn ich mich darauf einlasse, ist er genau dort, in den Phasen die ich am liebsten überspringen möchte, ein unerschrockener Begleiter. Und genau darin liegt tiefer Trost. Die Myrrhe geht mit hinein in den Schmerz, schaut nicht weg, bleibt an meiner Seite. Sie bleibt kühl, wird aber ganz langsam etwas weicher. Im Annehmen der Bitterkeit, hilft sie nicht zu verbittern.

In anderen Situationen erscheint mir der Duft weicher, freundlicher. Aber gerade diese Facette, die ich als schmerzlich empfinde, gibt den tiefen Trost und macht den Duft so besonders.

Herzlichen Dank, liebe Marieposa, für dieses faszinierende Dufterlebnis!
21 Antworten
BeJot vor 2 Monaten 7 7
9
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
9.5
Duft
Der Caleidoscope-Tanz
Mitten in der Stadt…Bist du es? Ja! Wie lange haben wir uns nicht gesehen? Freude durchströmt meinen Körper. Lass dich umarmen! Dein Haar, herb, frisch, Limetten und Zypressen gleich. Honigsüß deine Haut. Deine Kleidung weiches Holz, mit Harzfäden genäht. Der Lederkragen mit Ylangknöpfen. Bauch an Bauch, ein Tanz im Innern. Tief drinnen die Vertrautheit. Dein Lachen, nerolihell. Du wirfst den Kopf zurück, beginnst dich zu drehen, mich zu drehen. Eng umschlungen, immer schneller. Ein Tanz, leicht und wild zugleich. Unser Lachen in Synkopen, mit Intervallen, die den Boden unter den Füßen nicht brauchen. Wir schweben in immer leichteren Kreisen die Straße entlang. Getragen von feinem Weihrauch und Amber. Mit vor Freude wild klopfenden Herzen landen wir…mitten im Leben.



Mit herzlichem Dank an Floyd für die Möglichkeit zu diesem wunderschönen Tanz! Der Duft ist ein Kleinod, ein Schatz der immer etwas Besonderes bleibt.
7 Antworten
BeJot vor 3 Monaten 15 13
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Vorfrühlingsfreude
Dem Winter die Stirn bietend, schiebt die Narzisse ihre Blütenknospe empor. Sie öffnet sich und sogleich legt sich ein grüngelber Duftschleier über den noch schlafenden Garten, der in pastellfarbenen Bildern die Blüten des kommenden Jahres träumt. Sonnengelber, feiner Honignebel wärmt den noch kühlen Boden, der langsam zu neuem Leben erwacht. Jeder Atemzug lockt den Frühling. Jeder Atemzug weckt die Vorfreude auf das was kommen wird.

Mein herzlicher Dank geht an Marieposa, für die Möglichkeit diesen außergewöhnlichen Duft kennenzulernen. Ihre Beschreibung gibt auch meine Sicht auf den Facettereichtum des Dufts wieder.
13 Antworten
1 - 5 von 71