Sancti - Eau Delà 2011

Sancti - Eau Delà von Liquides Imaginaires
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7.9 / 10 240 Bewertungen
Ein beliebtes Parfum von Liquides Imaginaires für Damen und Herren, erschienen im Jahr 2011. Der Duft ist würzig-rauchig. Es wird noch produziert.
Aussprache
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Duftrichtung

Würzig
Rauchig
Harzig
Frisch
Zitrus

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
ZypresseZypresse GrapefruitGrapefruit AldehydeAldehyde BergamotteBergamotte MandarineMandarine
Herznote Herznote
TannenbalsamTannenbalsam rosa Pfefferrosa Pfeffer KardamomKardamom KorianderKoriander LavendelLavendel MuskatMuskat RosmarinRosmarin
Basisnote Basisnote
WeihrauchWeihrauch ZederZeder MyrrheMyrrhe AmbraAmbra BenzoeBenzoe LabdanumLabdanum MuskatMuskat PatchouliPatchouli VetiverVetiver

Parfümeur

Bewertungen
Duft
7.9240 Bewertungen
Haltbarkeit
6.9201 Bewertungen
Sillage
6.1209 Bewertungen
Flakon
7.7196 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
6.855 Bewertungen
Eingetragen von Apicius, letzte Aktualisierung am 26.04.2024.
Wissenswertes
Der Duft wurde 2011 zunächst als limitiere Version ohne Bekanntgabe der Inhaltsstoffe veröffentlicht. Seit 2013 ist er regulär als Teil der Trilogie Eaux Delàs erhältlich.

Rezensionen

13 ausführliche Duftbeschreibungen
7.5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
9
Duft
Meggi

1019 Rezensionen
Meggi
Meggi
Top Rezension 36  
Sancti? Sanctus. Aber nur die Musik.
Noch bevor ich die Bewohner Estlands als liebenswertes Völkchen kennenlernte, hatte ich Bekanntschaft mit der Musik von Arvo Pärt gemacht; wir hatten mit unserem Chor sein Magnificat gesungen (https://www.youtube.com/watch?v=1A6BfyhFSVQ). Ein typisches Pärt-Stück, von entrückt-berückender Schlichtheit der musikalischen Mittel, gleichsam als Nachhall gregorianischer Tradition ins schrille und unstete Heute ragend. Ich erinnere mich zudem gern an die großartigen Konzerte des Eesti Filharmoonia Kammerkoor, erlebt in Kiel und Estland. Eines jener Ensembles, von denen sich sagen lässt, dass es nicht besser geht, nur anders. Stets stand auch die Musik des Landsmannes auf dem Programm.

Pärt ist tief in der Sakral-Musik verwurzelt und hatte es zu Zeiten der Sowjetunion nicht leicht. Persönlich empfinde ich seine Musik allerdings keineswegs als sakral. Oder treffender gesagt: Ich finde, sie ist wohltuend fern allen institutionalisierten Sakral-Gebarens. Pärts Tonsprache kündet vielmehr von schlichter, ursprünglicher und tiefempfundener Demut, wie sie jeder sensible Mensch verspüren kann - ob gläubig oder nicht - angesichts einer Schöpfung oder eben einfach der Natur.

Carl-Friedrich von Weizsäcker befand in Bezug auf das alltägliche Vertrauen auf einen natürlichen Gang der Dinge, mithin auf die Gesetze der Natur [ein Vertrauen, welches selbst ein atheistischer Wissenschaftler hat und haben muss]: „Dieses ist ein Glaube, der an hohem Wert und rationaler Unbeweisbarkeit dem religiösen Glauben nichts nachgibt.“

Gewiss würde zu Sancti das ‚Sanctus‘ aus Arvo Pärts Berliner Messe passen; nicht wegen des Namens, sondern wegen der Bilder, die sich zum Duft wie zu den Tönen gesellen. Das oben erwähnte ‚Magnificat‘ spiegelt den Duft ebenfalls bestens. Wenn es aber aus allein begrifflichem Grund schon ‚Sanctus‘ heißen soll, entscheide ich mich für eine textlich gleiche Passage aus dem ‚Te Deum‘ (https://www.youtube.com/watch?v=CPd3e5woOyc):
‚Sanctus Dominus Deus Sabaoth‘; ab 4:34 min., ehe ab 5:36 min. mit ‚Pleni sunt caeli et terra maiestatis gloriae tuae‘ eine Entfaltung einsetzt, die nicht mehr zu meinem Eindruck passt.

Ein stiller, nebliger Morgen, Beginn eines goldenen Tages im späten Sommer oder frühen Herbst. Noch ist es kühl, doch hinter den Schleiern wartet bereits ein wärmendes Licht. Nur Geduld.

Sanfte, ätherische, pritzelnde Zitrusfrucht neben hellem Weihrauch. Im Stil demjenigen aus Cardinal ähnlich, aber nahbarer, freundlicher, dichter am Leben. Nicht monotheistisch, sondern pantheistisch, könnte man sagen. Großzügige Dosierung von Sancti ist allerdings geradezu ein ‚Muss‘, damit der Cardinal überhaupt in besagter Deutlichkeit erscheint. Den Kalauer konnte ich mir jetzt nicht verkneifen.

Sofort beginnt der Duft zu schweben und zu schimmern, er ist überall spürbar und nirgends zu greifen, genau wie die Schichtungen der Töne in Arvo Pärts Musik den Zuhörer umgeben und aus allen Richtungen berühren. Ab der dritten, vierten Stunde wandelt sich der Duft allmählich, ohne indes den Charakter zu verändern. Der Weihrauch ist weiterhin ätherisch, bekommt bloß einen leichten Dreh ins (vergleichsweise!) Süße, vor allem jedoch Holzige. Die Zeder steht in den obigen Pyramiden-Angaben definitiv ausschließlich aufgrund der alphabetischen Sortierung ganz hinten in der Ecke. Beim Hersteller auf der Seite steht sie für die Basis vornean.

Nach rund sechs Stunden ist ein perfekt ausbalancierter Weihrauch-Holz-Duft entstanden. Reste der Zitrusfrucht hellen ihn auf. Milde Gewürze flankieren und stützen den filigranen Eindruck, statt gegenzusteuern. Von den zahlreichen genannten Noten lassen sich diverse auf Wunsch „identifi-rechtfertigen“. Zypresse, Tanne, Muskat, Pfeffer, Vetiver. Man kann das freilich ebenso gut bleibenlassen und lieber einfach mitschweben.

Das ist sagenhaft gut gemacht. Leider sehr, sehr dezent. Beim (durchaus wahrscheinlichen) Kauf eines Flakons sehe ich trotz des Inhalts von stolzen 100 ml eine faire Chance, den selbst als Besitzer einer halbwegs parfumo-üblichen Sammlung irgendwann leerzubekommen, zumal es mich wundern sollte, wenn keine Anfragen nach einer Probe kämen. Ich denke: Getrost beherzt abdrücken und von oben bis unten rauf damit. Sollte übrigens – derart frisch ist der Rauch - auch ein schöner Sommerduft sein, außerdem uneingeschränkt anzug-geeignet.

Die Klagen über die Haltbarkeit unterschreibe ich, jedenfalls bei herbstlichen Temperaturen, allenfalls zum Teil. Die Stille ist zweifellos Konzept und die herrliche Holz-Weihrauch-Note - das Vertauschen der Substantive gegenüber der vormaligen Nennung unterstreicht die Gleichberechtigung - hält bei mir immerhin fast bis in den Abend hinein. Ein tolles Zeug.
17 Antworten
7
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Chizza

333 Rezensionen
Chizza
Chizza
Top Rezension 25  
mein Weihrauch-Ich
Immer bei tiefster und rabenschwarzer Nacht verhielt es sich so, dass in der kleinen Kapelle im Wald einige in Kutten gehüllte schemenhafte Gestalten erschienen und mit Fackeln in den nahegelegenen Wald prozessierten, häufig trugen sie dabei ein großes Behältnis in der Mitte ihrer Gruppierung mit sich. Das erste Mal fielen sie mir zufällig auf als ich des nachts nicht in den Schlaf fand und von meinem Fenster aus in die Finsternis blickte. Ich lebte zu der Zeit weit außerhalb auf dem Land und genoss die Stille und Einsamkeit. Jedenfalls erblickte ich in dieser Nacht den hellen Fackelschein an der Kapelle (war es überhaupt eine?) und wunderte mich. Plötzlich sah ich dann rund zwanzig Gestalten in Richtung Wald marschieren und dort verschwinden. Beim ersten Mal hielt ich dies für eine Halluzination. Aus Neugier sah ich einige Nächte später erneut nach und das Schauspiel wiederholte sich.
Nun traute ich mich ein Mal heran um zu sehen, was genau hier vor sich ging. Die Eingangspforte öffnete sich, die Mönche(?) kamen aus der Kapelle. Allgemeines mantraartiges Gemurmel war zu vernehmen. Gesichter konnte ich keine erkennen, sah nur, dass alle Weihrauchfässer schwenkten bis auf diejenigen, welche den Kessel trugen.
Es roch sonderbar. Gar nicht sakral sondern vielmehr wie ein zitronenlastiger und sublim vielschichtiger Weihrauch. Es war nicht alleine Weihrauch sondern würziger; erst im Nachhinein sah ich die Myrrhe und verstand, warum auch der Weihrauch für sich nicht so klar und hell duftete, doch weiter zum frischen limonigen Einschlag.
Dabei war es nicht so, dass den Zitrusfrüchten alleine die Unterstützung oblag. Vielmehr haben diese die Zypresse unterstützt, welche sehr würzig und limonig daherkam. Zusätzlich wurde ich einer gewissen pfeffrigen Schärfe gewahr, die sich allerdings rasch zurückzog. Diesen Weihrauch hatte ich noch nie olfaktorisch wahrnehmen dürfen. So schritt die Prozession voran in den Wald und ich schlich ihr hinterher denn diese dunkle Druiden-Schar und der verströmte Duft zogen mich in ihren Bann.
Es ging tiefer hinab in den Tannenwald, vorbei an bekannten Pfaden, hinunter ins Geäst und die Finsternis. Hier duftete es ätherisch, ich beobachtete einige der Schar, wie sie den Tannen einzelne Nadeln entfernten und diese dann in den großen Kessel gaben, den wie erwähnt andere der Prozession mithilfe einer hölzernen Konstruktion trugen.
Nach geraumer Zeit quoll ein weiterer Duft aus dem Kessel; ich sah wie die Gesellschaft auf einem großen Feld inmitten des Waldes anhielt und im Fackelschein Lavendel pflückte. Dieser balsamisch-krautige Duft zog sich nun durch den Wald. Nach einiger Zeit ging es weiter und wir näherten uns dem Ende des Marsches.
Final waren wir in einer Art dunkler Höhle angekommen und ich schlich hinter eine Steingruppierung um unentdeckt zu bleiben. Alles war auf einmal ruhig, die Männer rührten sich nicht und ich war ganz gespannt. „Wir haben dich seit langem erwartet!“, hallte es plötzlich und die Druiden drehten sich allesamt zu mir um. Sie lüfteten Ihre Gewänder am Kopf und ich sah ihre Antlitze, was mich sehr erschrak, denn ich sah....das Meinige.
Sancti ist ein Duft der erobert werden möchte. Beim ersten Testen missfiel er mir leicht aufgrund der Zypresse. Diese ist häufig intensiv und nicht direkt zugänglich, sie dominiert gerne; vgl. Royal Vintage von Micallef; ebenfalls Zitrik plus Zypresse, dort nur plus Leder.
Einzelne Elemente wie Kardamom oder auch Muskat sind gefühlt wahrnehmbar, man hat diese Assoziationen in der Nase, welche man zum Beispiel mit Muskat verbindet, ohne dass diese dominant auftreten sondern sich vielmehr dem Gemeinwohl zu beugen scheinen.
Es hat seine Zeit benötigt bis ich diesen Weihrauch für die warme Jahreszeit zu schätzen wusste. Gewissermaßen gleicht er einer Selbstfindung (daher das Ende) denn er erfordert, dass man sich mit dem Duft auseinandersetzt und diesen analysiert. Entspricht der Duft meinem Gusto, kann und möchte ich das tragen? Denn Weihrauch und Zitrik kann sehr gegensätzlich und nicht zwingend verträglich sein. Hier ist alles gelungen und macht mich neugierig, was die anderen Machwerke der Marke angeht. Andere Düfte sind von leichterer und unkomplizierter Aura, hier ist es nicht so.
14 Antworten
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
MarkusSB

1 Rezension
MarkusSB
MarkusSB
Top Rezension 20  
In sancti, amen...
Letzte Woche war ich in München und habe die Gelegenheit genutzt, um mich auf die Suche nach „meinem“ Weihrauchduft zu machen.

Da ich den Geruch von Weihrauch sehr mag und durch die tollen Kommentare bei Parfumo neugierig geworden bin, habe ich mir über den Souk eine Abfüllung von Amouage’s „Memoir Man“ besorgt. Es war mein erster Weihrauchduft und ich muss sagen, er gefällt mir sehr gut. Zum häufigen Tragen ist er mir jedoch etwas zu schwer und zu dunkel (sakral). Den zweiten Weihrauchduft den ich mir als Abfüllung besorgt habe, ist „Full Incense“ von Montale. Dieser ist deutlich „heller“ als Memoir Man und gefällt mir auch sehr gut, aber er ist für mich nicht ganz 100%ig rund. Dazu muss ich anmerken, dass mein Geruchssinn durch jahrelanges Rauchen und meine Arbeit als Chemielaborant leider doch etwas gelitten hat.

Nun zurück zu Sancti –Eau Delá. Ich bin also mit meiner Frau zu Ludwig Beck in die Parfümabteilung gegangen und habe zielstrebig die Amouageabteilung aufgesucht. Hier hatte ich die Hoffnung, dass die Verkäuferin Memoir Man kennt und mir dementsprechend weiter helfen kann. Die folgenden Gespräche gebe ich sinngemäß wieder. Also sagte ich meinen Spruch auf: „Einen wunderschönen guten Tag, ich suche einen Weihrauchduft, ähnlich wie Memoir Man, nur nicht ganz so dunkel.“ Die Verkäuferin gab mir daraufhin zwei Düfte auf einem Papierstreifen zum Riechen. Welche das genau waren, kann ich nicht sagen, ich weiß nur so viel, dass der erste nach Leder und der zweite nach verschiedenen Hölzern gerochen hat, von Weihrauch bei beiden aber keine Spur. Als ich dies der Verkäuferin sagte, meinte sie sinngemäß nur: „Dann kann ich ihnen auch nicht weiter helfen, dann müssen sie eine meiner Kolleginnen fragen.“, und machte dabei ein nicht gerade freundliches Gesicht.

Normalerweise verlasse ich nach so einer „Abfuhr“ mit einem passenden Kommentar unverzüglich das Geschäft. Da Beck aber eine große Auswahl an exklusiven Düften hat und es in meiner Heimat überwiegend nur Mainstream-Düfte gibt, haben wir uns dann doch weiter umgeschaut. An einem anderen Stand sprach uns eine sehr nette Verkäuferin an und fragte, ob sie behilflich sein kann. Also sagte ich wieder meinen Spruch auf: „Einen wunderschönen guten Tag, ich suche einen Weihrauchduft…“. Weiter kam ich nicht, denn sie antwortete mir: „Weihrauch, da habe ich etwas ganz feines für sie!“, griff nach einen Flakon aus dem Regal und besprühte damit einen Teststreifen. Diesen gab sie mir mit den Worten: „Das ist meiner Meinung nach der schönste Weihrauchduft den ich kenne.“ Neugierig roch ich an dem Teststreifen und es war um mich geschehen. Das war genau mein Geschmack, hell und frisch. Begeistert fragte ich nach dem Namen des Duftes und sie zeigte mir den Flakon von Sancti mit den Worten: „Möchten sie ihn auf der Haut probieren?“ Ich bejahte und sie gab 2 Sprüher auf mein Handgelenk. Sie empfahl mir eine halbe Stunde durch die Stadt zu bummeln und dann zurückzukommen und ihr zu sagen, ob mir der Duft immer noch gefällt. Meine Frau und ich haben uns dann noch ein wenig in München umgesehen, wobei mein Handgelenk immer wieder die Nähe zu meiner Nase suchte.

Nach etwa einer halben Stunde betraten wir wieder das Geschäft und ich erzählte der Verkäuferin, dass ich immer noch sehr begeistert bin und dieser Duft für mich besser riecht als Montale’s „Full Incense“. Da sie die Marke Montale nicht kannte, zückte ich mein Smartphone und rief die Seite von Full Incense bei Parfumo auf und zeigte sie ihr. Sehr interessiert erkundigte sie sich nach Parfumo, da ihr dieses Portal völlig unbekannt war. Ich erzählte ihr ein wenig von Parfumo und sie fand die Idee mit dem Souk und die Möglichkeiten der Abfüllungen großartig. Da wir noch einen Termin auf den Wies’n hatten und ich keine Lust hatte mit so einem teuren Parfüm in der Tasche über das Volksfest zu laufen, bat ich die nette Verkäuferin mir den Duft für den späten Nachmittag zurückzulegen.
Nach unserem Besuch auf den Wies’n suchten wir abermals Beck auf, wo ich dann Sancti – Eau Delá kaufte und glücklich und zufrieden die Heimreise angetreten habe. Vorher habe ich der Verkäuferin aber noch einen Zettel mit der Internetadresse von Parfumo gegeben, um die sie mich gebeten hatte.

Da ich noch Anfänger bin und wie schon gesagt, meine Nase nicht gerade die empfindlichste ist, werde ich wohl nie einen Duft im vollen Umfang und mit allen Nuancen beschreiben können, wie es viele andere Parfumos können. Daher versuche ich mein Dufterlebnis mal bildlich zu beschreiben.
Memoir Man riecht für mich wie eine sehr alte Kathedrale mit kleinen Fenstern, verrußten Wänden und einem hohen, stetigen Verbrauch von Weihrauch. Full Incense kommt eher wie eine barocke Kirche mit großen bunten Fenstern daher mit einem gemäßigten Weihrauchbedarf, wo hingegen Sancti – Eau Delá auf mich wie eine helle freundliche und moderne Kirche wirkt, in der gerade etwas Weihrauch verbrannt wurde. Ein heller würziger Weihrauchduft mit einer zitrischen Frische, wobei diese, wie Apicius schon geschrieben hat, nach ca. 2 Stunden nachlässt und (für mich) ein angenehmer reiner Weihrauch übrig bleibt.

Sicherlich kein hoch komplexer Duft, der sein Erscheinungsbild alle paar Minuten ändert und extrem facettenreich ist, aber für jemanden, der Weihrauch als Duft gerne trägt, ohne dabei eine Kathedrale nebst schwarzgewandeten Mönchen die gregorianische Choräle singen im Gepäck zu haben, ideal.

Die Silage ist mittelmäßig und die Haltbarkeit liegt bei mir bei 6-8 Stunden.

Die Verpackung ist sehr hochwertig und das Stoffsäckchen, in dem der Flakon ist, hat eine schöne Stickerei. Nur der helle Papierstreifen, der über drei Seiten der Verpackung geht, und auf dem der Name des Duftes steht, ist ein paar Millimeter zu lang und steht somit etwas an den Kanten über. Das sieht stört den ansonsten hochwertigen Eindruck doch etwas.

Der Flakon ist schlicht aber trotzdem für mich edel und der Verschluss massiv und sehr schwer. Der Zerstäuber sprüht sehr fein, was ich sehr angenehm empfinde.

Fazit: Sancti -Eau delá ist für mich ein schöner Weihrauchduft, der zu allen Anlässen und zu jeder Jahreszeit, außer vielleicht bei 35° im Schatten, getragen werden kann.
3 Antworten
10
Flakon
7.5
Sillage
5
Haltbarkeit
9
Duft
Apicius

1106 Rezensionen
Apicius
Apicius
Top Rezension 19  
Eine duftige Himmelfahrt
Was für ein Duft, und ganz nach meinem Geschmack!

Sancti ist ein Traum aus irisierenden Aldehyden, einer kühlen, tiefen Weihrauchnote und zitrisch-würziger Frische.

Parfums mit Aldehyden im Duftaufbau werden gerne verschmäht. Wer Chanel No. 5 kennt, wird diese wenig poetische Duftbezeichnung vor allem mit jener buttrigen Note identifizieren, die im Kopf dieses Klassikers so charakteristisch hervorsteht. Tatsächlich verstehen wir unter Aldehyden als Note eine ganze Reihe chemisch verwandter Stoffe, deren Duft allerdings nicht identisch ist. Nach meiner Erfahrung reicht er von buttrig bis irisierend-kühl, oder: vom voluminösen Eichenfass-Chardonnay zum frischen, jungen Clairette Blanche.

Von letzterer Struktur sind ohne Zweifel die Aldehyde in Sancti. Ihre irisierende Qualität lässt vor meinem geistigen Auge Bilder entstehen: ein Flug durch kühle Höhen, rasant und schwindelerregend an mächtigen Cumuluswolken vorbei, die sich hellweiß vor tiefblauen Himmel abzeichnen.

Dieser „schwindlige“ Duftcharakter wird unterstützt durch eine Weihrauchnote – ein Duft, der mit seiner dunklen, aber trockenen und schlanken Tiefe weit über muffige Kirchengemäuer hinausweist. Krautige und Koniferennoten mögen ebenfalls beteiligt sein an der abgründigen Tiefe, oder – je nach imaginiertem Aufenthalt – schwindelerregenden Höhe.

Als Dritter im Bunde steuert eine Kombination aus zitrischen Noten und Kardamom eine ans Liebliche grenzende Luftigkeit bei.

Für mich ist Kardamom eine hochinteressante Note. Oft beteiligt, erlauben nicht viele Parfümeure dem Kardamom, sich merklich abzuzeichnen. Mir fallen Citrus Paradisi von Czech & Speake ein sowie das vermutlich eingestellte Millesimé von Ronaldo Esper. Mit Sancti dürfen wir nun diese kurze Liste erweitern.

Wer einmal eine grüne Kardamomkapsel aufbricht und den Inhalt zwischen den Fingern zerreibt, wird feststellen, dass die ätherischen Öle einen auf eigentümliche Weise zitrischen Eindruck ergeben. Fragwürdig, hier von einer würzigen Note im engeren Sinne zu sprechen. Ich gestehe: es ist eine meiner Lieblingsnoten in der Parfümerie. Innerhalb des Spektrums der zitrischen Noten nimmt sie für mich einen eher robusten, standfesten Platz ein, ähnlich der Grapefruit.

Mit Blick auf die Aldehyde kommt zu Sancti als Vergleichsparfum Vapor von Neil Morris in Betracht. Doch während der Meister aus Boston es mit der Schwindeligkeit vielleicht etwas übertrieben hat, stellt sich Sancti als weitaus tragbarer dar. Die Aldehyde sind behutsam eingebettet in duftige Leichtigkeit – und so ist Sancti sicher das feinere Parfum.

Mit Blick auf Haltbarkeit und Duftentwicklung muss man Kompromisse eingehen. Die Entwicklung verläuft eher zügig und scheint nach zwei Stunden ihren Endpunkt zu finden. Sancti weist eher eine sternförmige als eine pyramidale Entwicklung auf: die volle Komplexität ist von Anfang an da und strahlt in alle Richtungen. Nach und nach verblassen die Strahlen dieses Sterns bis in der Mitte nur noch ein leicht holziger Weihrauchakkord übrig bleibt.

Dass dies bereits nach zwei Stunden eintritt, ist wirklich schade. Ein Nachsprühen wird das erste perfekt ausbalancierte Dufterlebnis nicht ganz wiederbringen können, verstärkt man damit doch auch den Weihrauch. So stellt sich Sancti als Parfum für Duft-Gourmets dar, die den besonderen und seltenen Moment schätzen und genießen können.

Zu erwähnen ist noch, dass die Sancti-Strahlen unterschiedliche Längen haben. Sie wirken anscheinend in der Abstrahlung deutlich anders als direkt auf der Haut. Als dort der Weihrauch schon alles verdrängte, hing im Raum noch eine Zartheit, die in mir Erinnerungen an das wunderbare L'Air du Temps von Nina Ricci von früher wach riefen – bevor man es zu Tode reformulierte.

Aber warum nur muss der Weihrauch für eine solch religiöse Namensgebung herhalten? Zugegeben, zwischen all den Cumuluswolken aus Weihrauch könnte sich dem Jakobspilger plötzlich eine zitrische Postkartenmaria offenbaren – vorausgesetzt, er kommt gehörig unterzuckert in Santiago de Compostela an.
7 Antworten
6
Preis
8
Flakon
5
Sillage
6
Haltbarkeit
8
Duft
Ergreifend

484 Rezensionen
Ergreifend
Ergreifend
Top Rezension 20  
Kreuzverhör

Kreuzverhör, in einer abgelegenen Kapelle, in den Alpen.
Nebliger, dichter Umhang der Natur, umschlingt die Kulisse.
Man hört förmlich die Landschaft sprechen.
Der Wind flüstert nur, trägt die Trauer und Depression durchs Land.
Die Luft ist klar und kühl.
Die Berge wirken kolossal, ja sogar einschüchternd.
Das Kreuzverhör führt Weihrauch an, gedrängt von Zitrusfrüchten, etwas aus der Tiefe herauszuholen. Es etwas heller, glasiger wirken zu lassen. Ein wenig freundlicher. Doch da ist nicht viel, außer seichter Rauch, geschwängert von Zitrik. Und diese kahlen Kirchenwände. Kahl und rau und auch verdammt kalt.

Es donnert auf einmal. Der Klang zieht durch die Alpen, es schlägt ein Echo auf, so dass die Berge vibrieren. Dunkle Wolken setzen sich tief ab, lassen dann nach einer halben Ewigkeit endlich Regen ab. Es kullert und plantscht überall, das bedrohliche Wasser. Spült Trauer und Depression fort. Es wirkt auf einmal alles viel sauberer, geradliniger und vor allem freundlicher.

Das Kreuzverhör, in der Kapelle ist fast beendet. Schweiß hüllt die Atmosphäre ein, es ist etwas Dampf in die Kälte hineingezogen. Die Zitrik lässt sich etwas verhaltener im Duft ab, lässt den Rauch komplett alleine sprechen. Dieser mischt sich mit einer feinen Note aus Muskat und Rosmarin. Die Würze und das pfeffrige tun der Atmosphäre gut.

Draußen ist es derweil still geworden. Die Wolken sind verzogen.
Weit weg, raus aus dem Tal.

Harz tropft in den Raum, ergötzt sich förmlich beim Anblick des Verhörs. Es ist Zeit für mehr Wärme und Tiefe und ab da an bekommt es dieser Duft auch. Immer leicht unterstrichen, mit einer Zitrik. Patchouli macht es sich auch noch gemütlich. Es verbindet sich alles zu einem wohlig, anmutenden Weihrauchduft, der seine ätherischen Tropfen in der kahlen Landschaft, der Alpen verteilt.

Keineswegs sakral, dieser Duft. Also nicht so, ins Extreme ziehend. Weitaus dunkler, als angenommen. Vor allem der Anfang. Dann deutlich heller, zugänglicher, aber nicht weniger schwierig.

Der Duft hat was, jedoch kann ich es nicht direkt deuten, was.
Denn er setzt einige dunkle Gefühle frei. Wirkt irgendwie traurig und zieht herunter. Wie ein Kreuzverhör eben, wo man ans Kreuz genagt wird, ohne zu wissen was einem geschieht. Und dann diese liebliche Umwandlung, mit Harz und Patchouli, welches Licht in die Seele und Kapelle lässt.

Verstören tut er nicht, denn er ist nicht boshaft oder gar gewaltig, auch wenn er mit dem Donner erstmals einen drauf haut.

Die Haltbarkeit und die Sillage sind bei mir leider nur Mittelmaß, was ich schade finde, denn ich würde all zu gerne noch länger mit diesem Duft "diskutieren"
13 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

69 kurze Meinungen zum Parfum
SchoeibksrSchoeibksr vor 3 Monaten
6
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Sakrales Fruchtfleischflirren
in der zypressigen Holzkapelle
dessen Dach kräuterbedeckt ist
mit einer warmwürzigen Aura
Halleluja*
32 Antworten
SchalkerinSchalkerin vor 3 Jahren
7
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Durch die zitrischen Gärten geht es zur Abendmesse.
Der Nachhauseweg führt durch den Tannenwald,
den Weihrauch noch in der Nase.
29 Antworten
MrtangiersMrtangiers vor 15 Tagen
6
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Weihrauchharz brennt
zum Erntedankfest
gibts Grapefruitlimo
aus Zypressenbechern,
Kräutersalat
& Kiefernadeltee*
40 Antworten
NuiWhakakoreNuiWhakakore vor 2 Jahren
7
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Nebel über der Aldehydwiese
trockenes Gewürzeknacken
vom Holz tropft Harz gleich Balsam
leuchtet im weichen Licht
25 Antworten
Sweetsmell75Sweetsmell75 vor 3 Jahren
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
7
Duft
Die alte Kapelle im Wald
mufft vor sich hin ;)
Der Weihrauch ist hell & klar -
für mich leider viel zu sakral
& masculin!
*Kindheitstrauma*
23 Antworten
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