Casbah von Robert Piguet
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8.0 / 10 254 Bewertungen
Ein beliebtes Parfum von Robert Piguet für Damen und Herren, erschienen im Jahr 2012. Der Duft ist rauchig-würzig. Haltbarkeit und Sillage sind überdurchschnittlich. Es wurde zuletzt von Fashion Fragrances & Cosmetics vermarktet.
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Duftrichtung

Rauchig
Würzig
Holzig
Harzig
Orientalisch

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
AngelikawurzelAngelikawurzel schwarzer Pfefferschwarzer Pfeffer MuskatMuskat
Herznote Herznote
WeihrauchWeihrauch TabakTabak IrisIris
Basisnote Basisnote
VetiverVetiver ZedernholzZedernholz

Parfümeur

Bewertungen
Duft
8.0254 Bewertungen
Haltbarkeit
8.6218 Bewertungen
Sillage
8.0216 Bewertungen
Flakon
7.2196 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
7.858 Bewertungen
Eingetragen von Profumo, letzte Aktualisierung am 20.03.2024.

Rezensionen

13 ausführliche Duftbeschreibungen
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Meggi

1019 Rezensionen
Meggi
Meggi
Top Rezension 33  
Ökumene 2.0 – duftende Stellungnahme
J e häufiger ich Casbah probierte, desto mehr hat er mich zunächst irritiert:
E in klerikaler Weihrauch erinnert an den Start von Cardinal oder Avignon.

S chroffer ist Casbah aber, wohl Beitrag einer ungenannten zitrischen Note.
U nzugänglich, wie die maghrebinischen Festungen, nach denen er heißt.
I m Verlauf entwickelt sich freilich ein anderer, ambivalenter Charakter.
S o mischt sich Orientalisches hinzu und kontrastiert das Bisherige.

C asbah fordert, uns auf beides einzulassen: Orient und Okzident. Die
H erausforderung scheint mir, dass sich die beiden Komponenten auf
A ugenhöhe begegnen und auch im Verlauf gleichberechtigt bleiben.
R eizvoll finde ich das, origineller als einen womöglich öden Kompromiss.
L ange, einige Stunden, führt uns Casbah seine Gegensätzlichkeit vor.
I n der sechsten Stunde erst gehen die Antagonisten aufeinander zu.
E in Gemeinsames entsteht, doch ohne Verlust der jeweiligen Identität.

E ventuell ist Casbah gar nicht verwirrend: Wenn die Spannung nicht als
T eil, sondern als Kern des Duftkonzepts betrachtet wird.

A llerdings sind so konsequent gegenübergestellte Noten gewiss eine
H erausforderung. Und natürlich werden nicht alle derselben
M einung sein, was die Qualität der Umsetzung angeht. Aber:
E intönig ist Casbah jedenfalls nicht.
D ankeschön an Angelliese für die Probe!
24 Antworten
10
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Profumo

284 Rezensionen
Profumo
Profumo
Top Rezension 31  
Direkt in die Kirche, oder wurde hier ein Joint geraucht?
Die Dame war nett, sie war kompetent und bewies Mut und Geschmack bei ihren Empfehlungen.
Doch der Reihe nach: es passiert selten, dass ich mich noch beraten lasse. Nicht, weil ich etwa beratungsresistent wäre, sondern weil ich glaube über ein wenig Ahnung zu verfügen und zudem – in aller Regel – ziemlich genau weiß was ich will.
Diesmal war der Vorsatz aber: ich geh mir mal die neuen Piguets anschauen („Oud“ habe ich schon, aber die anderen waren mir noch unbekannt).
Gesagt, getan, hatte ich alle möglichen frisch bedufteten Tüchlein vor mir und befand mich in einem kurzweiligen und anregenden Gespräch mit besagter Dame vis à vis des Glastisches.
„Bois Noir“ hatte es ihr besonders angetan, was aber auch daran gelegen haben mag, dass ich als erstes nach ihm fragte. „Casbah“ kommentierte sie mit den Worten, da ginge es direkt in die Kirche (mit Verweis auf „Messe de Minuit“, den ich ja vielleicht kennen würde) und „Notes“ beschrieb sie als wunderbaren, floralen Duft.
Was mich dann aber doch wunderte, im Grunde aber eher erfreute, war, dass sie augenblicklich nach „Futur“ griff, ein Tüchlein beduftete, kurz selbst daran schnupperte, und es mir mit einem Strahlen hinhielt – ich tat, als sei mir der Duft unbekannt, da ich einfach hören wollte wie sie ihn anpries – begleitet von Vokabeln wie „ah, sehr schön!“, „Vetiver!“, „Eichenmoos!“. Kaum hatte ich ihren Enthusiasmus bestätigt, drehte sie sich um und hatte schon fast „Fracas“ in der Hand, als ich sie dann doch bremsen musste: den kenne ich schon, sagte ich: ein großartiger Duft, aber leider nichts für mich – als Mann. Den würde sie aber häufig an Männer verkaufen, bemerkte sie, da wären manche ganz wild drauf (ein weiteres Indiz dafür, dass die Zeit für einen maskulinen Tuberosen-Duft überreif ist!). Auch „Bandit“ handelten wir kurz ab, aber dass ich diesen schon längst besaß, tat sie beinahe als Selbstverständlichkeit ab.
Kein Wort von „Cravache“ – ich vermute, dass auch sie ihn zum Gähnen langweilig findet, hätte sie mir sonst „Futur“ und „Fracas“ empfohlen? Wohl kaum.
Zurück zur „Nouvelle Collection“ entschied ich mich nach einigem auf-den-Arm-Gesprühe, schließlich für „Casbah“, da er mir nicht nur gut gefiel, sondern zudem spannender erschien, kontrastreicher und tiefgründiger als das eindimensionalere, flachere „Bois Noir“ - so meine Worte, die sie aber scheinbar nur ungern auf sich beruhen ließ, den schwupps hatte ich ein Pröbchen des Duftes neben meinem „Casbah“ liegen, begleitet von der Bemerkung: ich könne ihn ja noch einmal in Ruhe probieren.
Aber sehr gerne doch!

„Casbah“ habe ich mittlerweile zweimal getragen: einmal zur Arbeit und gestern Abend in der Oper. Meine Kolleginnen zeigten sich begeistert und schnupperten an mir herum, während ein Kunde fragte, ob bei uns ein Joint geraucht würde.
In der Oper wiederum war meine ebenfalls Parfum-verrückte Theaterpartnerin derart angetan, dass sie umgehend eine Abfüllung anmahnte.
Nun also: der Duft kommt an, sehr gut sogar, aber die Assoziationen gehen doch auch in eine prekäre Richtung, denn ich möchte schlichtweg nicht riechen als hätte ich gerade einen Joint geraucht. Meine Freundin bestätigte mir abends in der Oper, dass man durchaus diesen Verdacht hegen könnte, da der Duft überaus würzig und rauchig riechen würde, aber das wäre ihr sowas von schnurz-piep-egal, da er einfach großartig sei.

Na gut: er riecht großartig – finde ich auch! Und ja, es geht direkt in die Kirche (auch mein Freund sagte morgens, ich würde nach Sakristei riechen und meinte dies durchaus positiv). Aber „Casbah“ ist nicht nur Weihrauch, auch wenn unzweifelhaft jede Menge darin vorhanden ist und dieser über weiten Strecken auch tatsächlich dominiert. Unter diesen Weihrauch-Schwaden aber blühen so allerhand herbe und würzige Akkorde auf, die raus aus der Kirche, mitten hinein in einen orientalischen Gewürzbasar führen. Trocken-aromatische Angelika kommt hier ebenso zum Vorschein (bekannt aus „French Lover“ oder „Angelique sous la Pluie“), wie auch getrocknete Tabakblätter, die mit etwas Iris akzentuiert einen wunderbaren Akkord ergeben. Leichte Trockenfrucht-Nuancen durchziehen wie feine Schleier das herbe Geschehen, ohne dem Duft eine schwere Grundsüße à la „Arabie“ von Serge Lutens zu verleihen. Überhaupt ist der Duft ziemlich weit von der überbordenden Üppigkeit so mancher orientalischer Düfte entfernt: kein süß-harziger Amber in Sicht, aber auch keine obligatorische Vanille und ebenso wenig schwere Honig-Noten.
Aber der Duft soll ja auch das olfaktorische Abbild einer Kasbah sein, die mitunter – zumindest nach außen hin – ziemlich schnörkellos und Trutzburg-artig daherkommt, und nicht das eines prächtigen Sultanspalastes.
Und obwohl ich noch nie in Marokko war (eine Bekannte von mir betreibt eine kleine Mini-Kasbah in einer Oase als Auberge – ich kenne sie allerdings nur von Fotos), erscheint mir Aurélien Guichards „Casbah“als duftendes Abbild dieser landestypischen Wehr-Bauten - manchmal nennen sich auch ganze Altstadt-Viertel so - durchaus plausibel.

Interessanterweise erinnert mich „Casbah“ hin und wieder auch an Chanels „Sycomore“ – auch ein Duft, der die Assoziation „Joint“ durchaus aufkommen lässt, zumindest bei mir. „Sycomore“ aber ist grüner, Vetiver-lastiger. „Casbah“ hingegen viel würziger und vor allem (Weih-)rauchiger.

Haltbarkeit und Sillage sind übrigens enorm: selbst Stunden später, wenn ich häufig schon vergessen habe welchen Duft ich eigentlich trage, werde ich auf ihn angesprochen. Vorsicht also beim Dosieren! Doch nicht nur, weil der Duft potent und ziemlich raumgreifend, sondern auch weil er ein wenig speziell und ungewöhnlich ist (was im Übrigen noch vielmehr für Piguets „Oud“ gilt). Für ungeübte Nasen – und unsere Mitmenschen haben in der Regel recht untrainierte, häufig auch unflexible Riechorgane – könnte er möglicherweise einen Affront darstellen, dem man zumeist entgehen kann, wenn man der Maxime „weniger ist mehr“ folgt.

Ein anregendes Gespräch mit einer engagierten, über olfakrorische Geschlechtergrenzen mutig hinweg schreitenden Mitarbeiterin einer stadtbekannten Parfümerie und anschließend einen überaus guten Duft in der Tasche, nebst einer Probe als kleinen Wink ihres Beharrungsvermögens – so soll es sein!
So macht der Kauf eines Duftes Spaß.
8 Antworten
5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
7
Duft
Zionist

24 Rezensionen
Zionist
Zionist
Top Rezension 29  
Die Säkularisierung des Weihrauchs
Parfumo habe ich erst vor etwa 2 Jahren entdeckt, ich hatte damals von meiner Grundeinstellung im wesentlichen so an die 5 klassische Herrendüfte ( jeweils Mitbringsel von Harrods London und Galerie Lafayette Paris) im Badezimmer, von denen ich seit Jahrzehnten morgendlich sehr gerne und täglich Gebrauch machte.

Ich war damals stolz, im Alltag im sozialen Kontakt mit meinem Gegenüber diese Konsequenz und Tradition altbewährten Stilbewußtseins auf olfaktorischer Ebene zu signalisieren und transportieren, und wurde aufgrund der auch häufigen anerkennenden Rückmeldungen über meinen gehobenen Geschmack ausschließlich alte traditionelle Herrendüfte zu tragen bestätigt.

Insofern erkenne ich mich rückblickend als sehr subjektiv in meinem statisch rigiden Verhalten was das Interesse anderer Düfte betrifft, und war über Jahre quasi festzementiert in der eigenen starren Meinung, wo auch kein Millimeter an Veränderungsbereitschaft bestand.

Parfumerien und Drogeriemärkte vor allem in Einkaufsmalls strafte ich gerne mit Nichtachtung - in der Annahme für mich, was Düfte betrifft meine Pretiosen bis in alle Ewigkeit schon gefunden zu haben, und hatte aber so gar keine Ahnung, welche Erweiterung und Bereicherung und essentielles Umdenken meine Duftwahrnehmung durch Parfumo einmal eingeleiten wird.

Da meine aktuelle Begeisterung für Robert Piquet´s Nouvelle Collection Casbah gerade keine Grenzen kennt, will ich exemplarisch für diese meine eigene Metamorphose was Weihrauchdüfte betrifft,nmit meinem ersten Kennenlernen vor etwa 18 Monaten mit Exulatat von Maria Gentile beschreiben.

Weihrauch war für mich, schon aufgrund der frühen Erfahrungen in einigen Kindersommerlagern, die durch röm. kath. Organisationen veranstaltet wurden ein Graus, wobei mir besonders die verpflichtenden täglichen Morgengottesdienste um 6h Früh erinnerlich sich.
Schon aufgrund meines leeren und knurrenden Magens vor dem Frühstück an Kirchendiensten teilnehmen zu müssen, blieb in schlechter Erinnerung und blieb auch was den dazugehörigen Weihrauch betrifft dadurch negativ konnnotiert.

Dass ein Duft wie Exultat zwar weiterhin eine dem Kirchenklerus nahestehende Assoziation wiederbelebte, hat mich den Duft zunächst mit ambivalenten Interesse registrieren lassen.

Aufgrund des zitrischen Mitspiels und der wunderbaren Einbindung von Veilchen-/blatt und des zedrig vetiverigen Verlaufs konnte ich erstmals einen Weihrauchduft ohne Abscheu und inneren Widerstand genießen, obwohl er weiterhin wunderbar zu all den kirchlichen Hochämtern passt, war Exultat für meine Wahrnehmung plötzlich verdaulicher geworden, weckte liebliche Assoziationen und wanderte nach mehreren Versuchen aufgrund wachsender Begeisterung in meine Sammlung.

Als ich vor 1 Monat bei Different Scent war , wurde mit im Rahmen von Odins Roam auch Casbah vorgestellt.

Jedoch der erste Sprüher auf den Handrücken evozierte bei mir ein sofortiges Zurückzucken der Hand, da in meinem Kopf nur ein Gewirr von vatikanischer Abwehr und lautes „Habemus Papam“- Gefühl losgetreten wurde.

Letzte Woche war ich dann nochmal in der Krausnickstrasse und probierte Casbah neuerlich.
Im ersten Augenblick in der Kopfnote fühlte ich mich wiederum massiv von Weihrauch fast wie von dicken Nebelschwaden eingenebelt und leicht orientierungslos und fühlte mich durch diesen initialen vehementen Auftritt fast geplättet, jedoch dauert diese Wahrnehmung nur kurz.

– Hr. Piquet hat im weiteren Duftverlauf etwas geschaffen, was eben nur ein begnadeter Perfumer schafft.
Was diesen Duft so einzigartig macht, ist diese unglaublich harmonische Allianz mit Gewürzen, beginnend mit der leicht bitteren Arnikawurzel die durch schwarzen Pfeffer ergänzt wird und mit Muskat den Auftakt zu einer Duftentwicklung einleitet, der diesen Weihrauchduft - und hier zitiere ich gerne den hervorragenden Kommentar von PROFUMO „ weg aus der Sakristei und raus aus der Kirche und mitten hinein in einen orientalischen Gewürzbasar „führt.

In der Herznote verschmilzt dieses Weihrauchbouquet mit leicht süsslichen Tabaktönen, mitunter leicht süßlich, wobei auch die Mitwirkung von Iris angegeben ist, die ich so nicht für mich wahrnehmen kann.

Casbah erhält sich seinen eigenen klaren würzig orientalischen Charakter, da in weiterer Folge sich nur noch Zedernholz und Vetiver als weitere Ingredienzien in der langanhaltenden changierend wohltemperierten Basisnote dazugesellen, und einen spielerischen Abgang hinlegen, indem immer wieder einzelne Gewürze kurz akzentuiert die Führung übernehmen dürfen, und wohlig warm wahrgenommen werden können, was den Duft seine im übertragenen Sinn so einzigartig orientalisch Würzigkeit gibt, und gleichzeitig diesen Purismus an Konzeption ausmacht.

Casbah hebt sich wunderbar von vielen anderen ähnlich konzipierten Kreationen ab, da auf den sonst so typischen Ausbau des Duftes mit Ergänzungen durch Myrrhe, Zimt, Oud, Rose, Vanille oder Amber völlig verzichtet wird.
21 Antworten
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Ergreifend

484 Rezensionen
Ergreifend
Ergreifend
Sehr hilfreiche Rezension 25  
Schlafes Bruder
Lange ist es nicht her, als ich wieder mal einen Blick ins Buch warf. Oft gelesen, immer wieder erstaunt, was man alles mit Wörtern erreichen kann. Ich bin so eine,wenn ich lese, dann laufen bei mir die Gedanken auf Hochtouren. Passagen, die gut klingen und die mich erfrieren lassen, muss ich erneut durchgehen und es mir noch intensiver vorstellen. Ich versetze mich an jenen Ort, der im Buch beschrieben wird. Wer das Buch kennt, der wird auch wissen, wie schwer es ist einen Film daraus zu machen. Schlafes Bruder, ein äußerst eigenes Stück, wie im Film, so auch im Buch, kommt an manchen etwas skurril und primitiv heran. Andere wiederum sind begeistert von der Intensität der Gefühle , des Rausches und der Intrige, die Schlafes Bruder einem daher trägt. Liebe gepaart mit Lust,untermauert von der Sonderling Stellung des Hauptdarstellers, der zur Musik auch die Liebe hegt, wie zu der Frau. Da er überempfindliche Ohren hat und so manches hört, was andere nie zu Ohren bekommen, hat er ganz andere Türen im Leben, die in so manches klar und ersichtlich machen, wenn er auch mit sich selbst überfordert zu sein scheint. Dies alles gepackt in ein altes österreichisches Bergbauerndorf, das sich im Schlamm wälzt und von einer rauen, rauchigen Umgebung eingemauert ist. Das schöne daran sind nur die kahlen Berge und die kalten Bergflüsse. Der Teufel steckte dazumal noch in aller Munde und die Menschen waren abergläubig wie eh und je.

Gestern konnte ich wieder kaum schlafen und habe mir nach Mitternacht, Schlafes Bruder angesehen. Bis zum Schluss. Erst dachte ich , nein du wirst sicher einschlafen, da ich etwas erkältet bin und mich der Gott Hypnos wahrscheinlich in den Schlaf wiegen würde, doch als ich dann anfing ihn anzusehen, war der Schlaf verflogen. Im Gedanken trottete ich den Wörtern und den Personen nach. Die Kulissen wehten eine sehr dreckigen Geruch in meine Gedanken und es schien so als würde mein ganzer Raum von Rauch geschwängert werden. Dazu fiel mit dann Casbah ein. Ich kramte meinen Notizblock hervor und kurz setzte ich einen Tropfen auf den Handrücken. Ja das ist der Rauch, der einem die Eiseskälte in den Körper treibt mit einer dramatischen , wenn auch sonderbaren Weihrauchnote, die sich sehr schwer in das Nest der Gewürze setzt. Fast hätte ich ihn vergessen. Den Casbah. So ein wunderbarer Name, mit so einer ausdrucksstarken Aussagekraft. Casbah beginnt äußerst pfeffrig und jähzornig. Er erweitet sich, wie die Pupillen des Elias, wenn er wieder mal zu viel gehört und empfunden hat. Wie ein Poltergeist fährt er einem in die Seele. Der haut einem ja fast aus den Schuhen, so einen starken Atem hat er. Ich dachte dazumal, das er mich leicht überfordert, doch hege ich nach nicht mal einer halbe Stunde kleine Funken der Liebe für ihn. Er wird dann sehr rauchig, tiefschwarz, wenn auch mit einem leichten Hang zu einer harzigen Seele, die sehr warm und standhaft ist. Der Weihrauch ist eines der Hauptthemas und setzt sich wirklich gut in Szene. Mal kalt, dann wiederum wärmer. Die Gewürze die ihn umgeben, lassen einen sehr mysteriösen Schatten auf alles fallen. Schlamm kommt mir in den Sinn. Er wirkt dreckig teilweise. Es gibt keine Passage, wo ich mir denke das er ein weißes Leintuch hervorkramt. Tabak kann ich nur am Rande heraussiechen, doch aber dafür einen äußerst merkwürdigen Nachgeschmack von Teer. Frischen Teer, gerade mal aufgezogen. Tiefschwarz und hart. Er wirkt dadurch schwülstig, doch zieht ihn das Harz wieder ins Warme. Das Erdige, was man dann immer mehr vernimmt, wirkt sehr dumpf in seiner Erscheinung. Um nicht zu sagen plump. Sehr schwer setzt dich die Erde ab, doch immer wieder ist ein Hauch von Weihrauch zu vernehmen. Man fühlt sich mit der Erde verbunden, wie Elias mit seinem Stein.

Man sollte alle Gedanken offen und sauber lassen, wenn man Casbah kennen lernen will. Er fordert einem ganz schön was ab und man sollte ganz genau hin riechen. Die Gedanken strikt einordnen, um so zu verhindern, das er einen erdrückt oder gar überfordert. Denn er ist schon eine gewaltige Maschine des Orients. Eine beachtliche Haltbarkeit, die einem Respekt einhaucht.

Der griechische Gott Hypnos, würde sicherlich zu dem Duft greifen. Er hat was schönes, hypnotisierendes, durch den Weihrauch, durch die äußerst massive Erdnote und den vollkommenen Harz. Wie von der Natur gegeben. Dies alles vermengt in den weiten Wäldern, am Rande der Alpen.

Getrost kann man sich in die Dunkelheit der Wälder begeben. Auch nachts. Im verschwitzten Nacken ist Casbah zu vernehmen. Ein Spiel der Trauer und des Verlangens. Der Sünde und der Wehmut. Casbah lässt meine Gedanken erbeben.

Jetzt kann ich mir auch vorstellen, wieso Hypnos einen Bruder hatte. Und wieso dieser Thanatos, der Gott des Todes hieß. Schlafes Bruder, du wirst mir immer klarer! "Wer liebt, schläft nicht!" - kommt dann aber wohl oder übel zu Tode.
11 Antworten
7
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Cravache

64 Rezensionen
Cravache
Cravache
Top Rezension 0  
Märchenhafter Orient: Sultan Ehcavarcs fliegender Teppich
Casbah ist ein Duft, der einen zu einer Traum-Duftreise in den märchenhaften Orient einlädt. Auf einem fliegenden Teppich in der warmen und trockenen Wüstenluft, über einer alten orientalischen Stadt. Über dem emsigen, von Gerüchen pulsierenden Markt schwebend, beseelt von der warmen, würzigen Kraft und pulsierenden Lebendigkeit eines Soq.

Ein fliegender Teppich ist ein mythisches Fortbewegungsmittel, das bei uns mit den orientalischen Märchen aus 1001 Nacht in Verbindung gebracht wird. Meist handelt es sich um einen bunten Orientteppich. Doch entgegen der weit verbreiteten Vorstellung kommen in den Erzählungen aus 1001 Nacht nur einige wenige fliegende Teppiche vor. Auch bei „Aladin und die Wunderlampe“ kommt ein fliegender Teppich in der ursprünglichen Fassung nicht vor (anders als im bekannten Trickfilm von Disney).

Casbah ist ein sehr schöner, moderner, klarer, orientalischer Weihrauchduft. Es dominiert ein unsakraler, trockener, leicht rauchiger Weihrauch mit Ledernoten. Eingebettet ist der trockene Weihrauch in würzige und grüne Noten mit rauchig-holzigen und trockenen und rauchig-floralen Facetten. Im Gegensatz zu den Incense-Düften von Comme des Garçons ist Casbah aber uneingeschränkt alltagstauglich, ohne auf eine charakteristische, moderne Weihrauchnote verzichten zu wollen.

„Casbah“ ist in der ursprünglichen Bedeutung die arabische Bezeichnung für eine innerhalb oder außerhalb von Städten gelegene Festung, meist im Maghreb. Casbah bezeichnet im modernen Arabisch auch den alten Teil einer Ortschaft (resp. die historische Altstadt) in Nordafrika oder im Nahen Osten. Meist befindet sich in diesem Altstadtquartier der Soq. Der Soq ist das traditionelle, pulsierende, lebendige Geschäftsviertel mit dem lokalen Markt für die Dinge des Alltags. Olfaktorisch machen sich natürlich primär die 1001 angebotenen Gewürze bemerkbar.

Die orientalische Duftreise von Piguets Casbah beginnt im klimatisierten Geländewagen von Sultan Ehcavarc (auch die Fürsten aus 1001 Nacht gehen bei der Wahl ihres Transportmittels gelegentlich mit der Zeit). Ehcavarc öffnet die Tür seines klimatisierten Autos. Die trockene Hitze aus der nahen Wüste schlägt ihm entgegen. Frische exotische Gewürze vom nahen Soq kitzeln seine Nase. Sultan Ehcavarc verharrt einen Augenblick und zögert, ob er sein bequemes, klimatisiertes Fahrzeug verlassen will oder ob er sich auf den bunten Soq begeben will.

Der Auftakt von Casbah ist etwas harsch, vielleicht sogar etwas unfreundlich, trocken und sehr warm. Feurige, würzige Muskatnuss und schwarzer pikanter Pfeffer kitzeln die Nase. Bald tritt Engelwurz dazu, krautig und grün, würzig balsamisch und leicht bitter im Geruch.

Sultan Ehcavarc beschließt trotz der trockenen Hitze seinen fliegenden Teppich aus dem Kofferraum seines Wagens zu holen. Er rollt ihn aus, setzt sich auf seinen Teppich und schwebt damit über den lauten, überfüllten, wimmelnden, etwas hektischen Soq.

Auf seinem fliegenden Teppich sitzend umströmt ihn die warme und trockene Wüstenluft. Während er nun über den Soq schwebt, nimmt er aus allen Winkeln und Ecken der engen, verwinkelten Altstadtgässchen einen Hauch Weihrauch wahr, der in der heißen Luft trocken, etwas ledrig und harzig holzig riecht. Und er riecht die orientalischen, farbenfrohen, enthusiastisch duftenden Gewürze in den mannigfaltigen exotischen Gerichten, die in den zahlreichen offenen Soq-Küchen vor sich her kochen.

Sultan Ehcavarc lässt sich von seinem fliegenden Teppich über den duftenden Markt tragen und atmet das Gewusel der 1001 exotischen Düfte ein. Nach einiger Zeit schwebt er zu einer kleinen grünen Oase am Rande des Soq. Diese grüne Insel gewährt den Marktbesuchern etwas Ruhe und Abkühlung vom emsigen Treiben und Lärm des hektischen Soq. Weihrauch und Muskatnuss liegen noch in Ehcavarcs Nase, doch er vernimmt nun auch, mit seinem Teppich über der grünen Insel schwebend, trockene florale Noten (Iris), welche die warme Wüstenluft angenehm abkühlen, und grüne Noten, welche die trockene Luft etwas befeuchten.

Nachdem Sultan Ehcavarc einige Zeit über der grünen Insel verweilt hat, lässt er sich von seinem fliegenden Teppich weitertragen. In seinem Teppich hat sich der Geruch des rauchigen Weihrauchs festgesetzt, sodass er ihm auf seinem Flug folgt, auch wenn der Geruch des Weihrauchs immerzu etwas schwächer wird.

Allmählich wird die Wüstenluft etwas weniger trocken, Ehcavarc glaubt, feuchten Sand zu riechen. Und Sultan Ehcavarc gelangt an einen mit duftenden grünen Zedern umsäumten unbevölkerten Küstenstreifen am Meer. Er lenkt seinen fliegenden Teppich zu Boden. Er landet zwischen den Zedern, der feuchten Erde, dem Sand des Strandes und einigen vorgelagerten Vetiver-Büscheln, die vom nahen Meer ein wenig salzig riechen.

Während Casbah ziemlich harsch und sogar etwas unfreundlich startet, wird der weitere Duftverlauf von einer interessanten, in der Nase kitzelnden Spannung des Zusammenspiels der drei dominierenden Noten (Weihrauch, trockene Iris und Muskatnuss) geprägt. Während der Auftakt durch die krautige, grüne und würzige Engelwurz eher maskulin geprägt ist, ist Casbah im weiteren Verlauf unisex. Der Duft ist würzig, ohne jedoch übermäßig üppig, opulent, schwer oder überladen-orientalisch zu werden.
11 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

51 kurze Meinungen zum Parfum
FloydFloyd vor 2 Monaten
7
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Silberne Schleier
Auf vergilbtem Papier
Rot glimmende Kathedralenfenster
Die Wände Gummi Arabicum
Zu Weihrauchperlen
Auf Bänken
Aus Zeder
46 Antworten
JonasP1JonasP1 vor 2 Jahren
8
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
8.5
Duft
Schwenk den Weihrauch-Kessel
Im pfeffrigen Wind
Sanft rauschend
Kleine Iris-Schatten
Auf Muskat-farbenen Mauern
Fernab
Das Wanken der Zedern
40 Antworten
HeikesoHeikeso vor 3 Jahren
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Schon wieder so ein schöner ätherischer Weihrauch in den ich ganz vernarrt bin. Pfeffer und Vetiver sorgen für eine frische Note. Toll!
5 Antworten
VerbenaVerbena vor 6 Jahren
7
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft
Die letzte Träne rinnt. Das Herz verdorrt zu Asche. Rauch umhüllt bitter, ohne Trost, düsterwolkig und bleifarben wie der trauernde Himmel.
8 Antworten
JackoJacko vor 5 Jahren
7
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Frisch, sauber, fein, hell, klerikal, durch Iris pudrig . Monothematisch, kaum Verlauf. Rockt nicht direkt, aber durchaus angenehm.
2 Antworten
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So ordnet die Community den Duft ein.
Torten Radar

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