Leimbacher
Sehr hilfreiche Rezension
7
Eine kühle Liebe
Was kann eine Angebotswelle doch so alles ausmachen. Die Robert Piguet-Düfte erleben wie ich erfahren habe geradeso etwas wie ihren dritten bis elften Frühling - aber wer kann bei rund 60€ pro 100 ml im Internet schon nein sagen. Selbst Blindkäufe der großen Klassiker mit enormer Reputation sind so drin, denn im Geschäft wird ja weit mehr als das Doppelte ausgerufen, der Wiederverkaufswert bei Fehlkäufen liegt hoch. Lang lebe der Preiskampf und das Internet^^
Da ich den Duft im Laden höchst ansprehend, fast schon erotisch, kühl, trocken-floral und elektrisierend fand, bestellte ich dann fix im Ausverkauf der iParfumerie.
Paket aufgerissen, den handlichen Flakon ausgepackt und drauf los gesprüht, erstmal auf den Streifen. Schon dort wirkte er sehr hell, fast schon grell durch ein Aldehyd-Sprengkopf. Ein paar Tage traute ich mich keine Trageversuch, es passte einfach nicht, ich wartete auf die richtige Gelegenheit (genau wie bei Bandit jetzt schon um einiges länger^^). Die war dann endlich gekommen, ich fürte diese zickige Königin vom Nil aus, trug sie ins Büro, genau wie sie es wohl liebt. Kein allzu großer Auftritt, aber Baghari ist so eine, die verschafft sich schnell Luft, Blicke und Aufmerksamkeit, braucht dazu keinen Ballsaal. Neben ultra-flimmernden Aldehyden startetderDuft mit einer Blumennote, die mich am ehesten an Orangenblüten erinnert. Der Duft wirkt in etwa so, als würde man einen trocken Champagner in der Sahar-Wüste trinken. Dann entwickelt sich der florale Teil glasklar in eine weiterhin trockene rote Wüstenrose. Vorher und auch naher ist aber eine süße, pudrige Vanille im Hintergrund, auch angestrahlt und leuchtend. Wenn ein Duft jemals frei von dunklen Elementen war, dann dieser. Die Vanille schließt dann auch das Kapitel Baghari nach einer beträchtlichen Zeit ab. Der Duft erinnert zwar an so manch einen Chanel-Klassiker, ist jedoch eigenständig genug. Gern hätteich hier das mit Sicherheit rauere Original von 1950 gerochen, das Remake ist gut jedoch wie so oft zu faltenfrei.
Flakon: heutzutage doch recht pragmatisch.
Sillage: durchsetzungsfähig im Büro, im Winter - mehr jedoch auch nicht.
Haltbarkeit: ausdauernde, erfreuliche 8-9 Stunden.
Baghari ist zwar bei weitem nicht so komplex und mit vielen Ebenen bedacht wie Bandit oder Futur, jedoch trotzdem irgendwie kein allzu leicht zu fassendes Parfum. Ich weiß sogar noch nichtmal ob der Aldehyd-lastige Duft wirklich zu mir passt, da es stellenweise nicht zu altmodisch, aber doch sehr feminin und lieblich wirkt, gerade in Kombi mit der Vanille. Muss ich in verschiedenen Situationen weiter testen und Meinungen einholen.