06.02.2020 - 10:26 Uhr
Serenissima
1053 Rezensionen
Serenissima
Top Rezension
19
"Wir überlassen die Herren jetzt ihrem Port und ihren Zigarren ...
... und ziehen uns zum Plaudern in den Salon zurück, bis der Kaffee gereicht wird. Ich darf dann den Damen vorangehen."
Wie diese Geschichte weitergeht, kann man vielerorts nachlesen.
Tatsache ist, dass die "Frauenzimmer" das Speisezimmer nach Dessert und Käse verlassen mussten.
Dort wurden die Tischtücher entfernt - wahrscheinlich, um der Waschfrau die Arbeit zu erleichtern, wenn die Herren mit Port und Asche mal wieder herumschweinigelten.
Die Gespräche wandten sich Politik und sonstigen Themen zu, die für "Frauen-Ohren" nicht geeignet schienen.
Nun, zum Glück müssen wir, um auch als Frau ein Glas Portwein zu genießen, nicht mehr "auswandern" und unseren bequemen Platz bei Tisch verlassen; es ist uns sogar erlaubt, das früher männliche Getränk in Gesellschaft einzunehmen!
Ich liebe ein Glas Portwein oder Sherry, besonders während dieser Smalltalk-Veranstaltungen; man hat etwas in der Hand, kann ab und zu am Glas nippen, während die Unterhaltung so dahinplätschert und es ist nicht so viel, als würde Wein gereicht.
(Somit ist auch die Möglichkeit gegeben, sich eventuell höflich nach Leeren des Glases aus dem Staub zu machen.)
Auch lebe ich ja bewusst über meine Sinne und so ist dieses Getränk für mich immer wieder eine Offenbarung.
Ob der junge Klassiker "Ruby Port", ein blumiger Rosé Port in Longdrinks, der zurückhaltende "White Port" zu Tisch; sie sind alle, jeder zu seiner Zeit, ein Gläschen voll wert.
Besonders mag ich allerdings den "Tawny Port", der die nötige Altersreife mitbringt. Vielleicht verstehen wir uns deshalb so gut.
Zum richtigen Wein gehören die richtigen Fässer. So wird Portwein tradionell immer noch in Eichenholzfässern (meist aus Frankreich) angesetzt.
Haben diese Fässer in den Weinkellern dann ausgedient und ihr Holz ist wunderbar vom Portwein-Aroma gesättigt, so werden sie nicht etwa entsorgt: nein, für diese Fässer beginnt ein zweites Leben!
Ein zweites Leben, das ebenfalls der Optimierung des Genusses bestimmt ist.
Ein Teil dieser Fässer zieht weiter nach Norditalien. Dort wird in Modena auch heute noch nach alter Tradition bei der Geburt einer Tochter "Aceto Balsamico" angesetzt. In luftigen Räumlichkeiten lagernd, einen Teil der Flüssigkeit verdunstend (bei Whisky nennt man diese übrigens "Angel's Mist"), wird diese edle Flüssigkeit nach einer Anzahl von Jahren in immer kleinere Fässer umgefüllt, bis endlich der Höhepunkt der Reife und des kleinsten Fasses erreicht ist.
Den richtig edlen "Aceto Balsamico" bringt dann die Tochter als Mitgift in die Ehe.
Die großen ehemaligen Portwein- und auch Sherryfässer werden nach Norwegen verkauft. Dort, in Trondheim, werden sie mit Aquavit befüllt, um dann mit einem der großen Schiffe die lange Reise bis nach Tasmanien und zurück anzutreten.
Nach zweimaliger Äquator-Überquerung und vielen Wetter- und Zeitzonenwechseln ist dieser Aquavit dann reif: er wird in Flaschen gefüllt, mit den bekannten blauroten Etiketten versehen. Auf deren Rückseite wird die Dauer der Reise (vom Auslaufen bis Wieder-Anlanden) und der Name des Schiffes Name vermerkt.
Dadurch erhält dieser Aquavit seine besondere Reife und Milde und ist somit unverwechselbar.
Aber jetzt, nach dieser ausführlichen Exkursion ins Land des Portweins, lande ich bei "Bello Rabelo": endlich wird so mancher Leser denken!!
Wie alle mir bisher begegneten "Liquides Imaginaires" ist auch "Bello Rabelo" sehr weinlastig.
Das vollmundige Aroma des edlen Portweins, das das gesamte Duftkunstwerk durchzieht, wird vom Eichenholz der Fässer begleitet.
So entsteht sofort eine gewisse Schwere; mit der Süße von Trockenfrüchten unterlegt.
Wer Trockenfrüchte einweicht und anschließend aufkocht, kennt deren unvergleichlichen Duft - so süß und so fruchtig!
Zu unserem Portwein passt deren Süßigkeit ausgezeichnet: sie beschwingt diesen Duft. Fast möchte ich sagen: "Bello Rabelo" ist bereits ein kleines bisschen beschwipst!
Dieses jetzt schon fruchtig-aromatische Etwas wird durch Immortelle und Zistrose würziger; der Duftgeist bekommt außerdem durch Benzoe zusätzliche kleine harzige Stacheln. Sie müssen etwas "einbalsamiert" werden, um den harmonisch runden Duftverlauf nicht allzu sehr zu stören, obwohl sie dorthin gehören.
Eine große Dosis Vanille, exotisch-erotisch wie immer, vervollständigt diesen wohlduftenden, nicht alltäglich Parfum-Beau!
Jetzt fühlt er sich wohl, setzt sich stolz in Positur und lässt jeden, der ihm in die Nähe kommt, an seiner Herrlichkeit teilnehmen.
Für schüchterne, nüchterne Kakao- oder Wassertrinker ist "Bello Rabelo" nicht gemacht!
Er mag einerseits die große Bühne, findet aber andererseits auch Gefallen an der typischen Intimität einer kaminfeuer-beflackerten Bibliothek, in der lange unterhaltsame Gespräche geführt werden.
Ein toller, ja, spektakulärer Duft, mit leider nicht allzu großer Haltbarkeit.
Allerdings hat es natürlich seinen Sinn: auch Port- und Sherryweine werden in kleinen Gläsern serviert.
Genießen wir also "Bello Rabelo" in kleinen, besser: kurzen Dosen und erfreuen wir uns an seiner Ausnahme-Erscheinung!
Es muss nicht immer gleich ein kleines Fässchen sein; sei auch sein Inhalt und das ihn umschließende Eichenholz besonders wertvoll!
Einige Spritzer "Bello Rabelo" tun es auch!
Hier meinen besonderen Dank an Yatagan, der mir diese - nun leider schon leere - Abfüllung zukommen ließ.
Ich trinke/dufte auf Dein Wohl, mein lieber Duftfreund!
Wie diese Geschichte weitergeht, kann man vielerorts nachlesen.
Tatsache ist, dass die "Frauenzimmer" das Speisezimmer nach Dessert und Käse verlassen mussten.
Dort wurden die Tischtücher entfernt - wahrscheinlich, um der Waschfrau die Arbeit zu erleichtern, wenn die Herren mit Port und Asche mal wieder herumschweinigelten.
Die Gespräche wandten sich Politik und sonstigen Themen zu, die für "Frauen-Ohren" nicht geeignet schienen.
Nun, zum Glück müssen wir, um auch als Frau ein Glas Portwein zu genießen, nicht mehr "auswandern" und unseren bequemen Platz bei Tisch verlassen; es ist uns sogar erlaubt, das früher männliche Getränk in Gesellschaft einzunehmen!
Ich liebe ein Glas Portwein oder Sherry, besonders während dieser Smalltalk-Veranstaltungen; man hat etwas in der Hand, kann ab und zu am Glas nippen, während die Unterhaltung so dahinplätschert und es ist nicht so viel, als würde Wein gereicht.
(Somit ist auch die Möglichkeit gegeben, sich eventuell höflich nach Leeren des Glases aus dem Staub zu machen.)
Auch lebe ich ja bewusst über meine Sinne und so ist dieses Getränk für mich immer wieder eine Offenbarung.
Ob der junge Klassiker "Ruby Port", ein blumiger Rosé Port in Longdrinks, der zurückhaltende "White Port" zu Tisch; sie sind alle, jeder zu seiner Zeit, ein Gläschen voll wert.
Besonders mag ich allerdings den "Tawny Port", der die nötige Altersreife mitbringt. Vielleicht verstehen wir uns deshalb so gut.
Zum richtigen Wein gehören die richtigen Fässer. So wird Portwein tradionell immer noch in Eichenholzfässern (meist aus Frankreich) angesetzt.
Haben diese Fässer in den Weinkellern dann ausgedient und ihr Holz ist wunderbar vom Portwein-Aroma gesättigt, so werden sie nicht etwa entsorgt: nein, für diese Fässer beginnt ein zweites Leben!
Ein zweites Leben, das ebenfalls der Optimierung des Genusses bestimmt ist.
Ein Teil dieser Fässer zieht weiter nach Norditalien. Dort wird in Modena auch heute noch nach alter Tradition bei der Geburt einer Tochter "Aceto Balsamico" angesetzt. In luftigen Räumlichkeiten lagernd, einen Teil der Flüssigkeit verdunstend (bei Whisky nennt man diese übrigens "Angel's Mist"), wird diese edle Flüssigkeit nach einer Anzahl von Jahren in immer kleinere Fässer umgefüllt, bis endlich der Höhepunkt der Reife und des kleinsten Fasses erreicht ist.
Den richtig edlen "Aceto Balsamico" bringt dann die Tochter als Mitgift in die Ehe.
Die großen ehemaligen Portwein- und auch Sherryfässer werden nach Norwegen verkauft. Dort, in Trondheim, werden sie mit Aquavit befüllt, um dann mit einem der großen Schiffe die lange Reise bis nach Tasmanien und zurück anzutreten.
Nach zweimaliger Äquator-Überquerung und vielen Wetter- und Zeitzonenwechseln ist dieser Aquavit dann reif: er wird in Flaschen gefüllt, mit den bekannten blauroten Etiketten versehen. Auf deren Rückseite wird die Dauer der Reise (vom Auslaufen bis Wieder-Anlanden) und der Name des Schiffes Name vermerkt.
Dadurch erhält dieser Aquavit seine besondere Reife und Milde und ist somit unverwechselbar.
Aber jetzt, nach dieser ausführlichen Exkursion ins Land des Portweins, lande ich bei "Bello Rabelo": endlich wird so mancher Leser denken!!
Wie alle mir bisher begegneten "Liquides Imaginaires" ist auch "Bello Rabelo" sehr weinlastig.
Das vollmundige Aroma des edlen Portweins, das das gesamte Duftkunstwerk durchzieht, wird vom Eichenholz der Fässer begleitet.
So entsteht sofort eine gewisse Schwere; mit der Süße von Trockenfrüchten unterlegt.
Wer Trockenfrüchte einweicht und anschließend aufkocht, kennt deren unvergleichlichen Duft - so süß und so fruchtig!
Zu unserem Portwein passt deren Süßigkeit ausgezeichnet: sie beschwingt diesen Duft. Fast möchte ich sagen: "Bello Rabelo" ist bereits ein kleines bisschen beschwipst!
Dieses jetzt schon fruchtig-aromatische Etwas wird durch Immortelle und Zistrose würziger; der Duftgeist bekommt außerdem durch Benzoe zusätzliche kleine harzige Stacheln. Sie müssen etwas "einbalsamiert" werden, um den harmonisch runden Duftverlauf nicht allzu sehr zu stören, obwohl sie dorthin gehören.
Eine große Dosis Vanille, exotisch-erotisch wie immer, vervollständigt diesen wohlduftenden, nicht alltäglich Parfum-Beau!
Jetzt fühlt er sich wohl, setzt sich stolz in Positur und lässt jeden, der ihm in die Nähe kommt, an seiner Herrlichkeit teilnehmen.
Für schüchterne, nüchterne Kakao- oder Wassertrinker ist "Bello Rabelo" nicht gemacht!
Er mag einerseits die große Bühne, findet aber andererseits auch Gefallen an der typischen Intimität einer kaminfeuer-beflackerten Bibliothek, in der lange unterhaltsame Gespräche geführt werden.
Ein toller, ja, spektakulärer Duft, mit leider nicht allzu großer Haltbarkeit.
Allerdings hat es natürlich seinen Sinn: auch Port- und Sherryweine werden in kleinen Gläsern serviert.
Genießen wir also "Bello Rabelo" in kleinen, besser: kurzen Dosen und erfreuen wir uns an seiner Ausnahme-Erscheinung!
Es muss nicht immer gleich ein kleines Fässchen sein; sei auch sein Inhalt und das ihn umschließende Eichenholz besonders wertvoll!
Einige Spritzer "Bello Rabelo" tun es auch!
Hier meinen besonderen Dank an Yatagan, der mir diese - nun leider schon leere - Abfüllung zukommen ließ.
Ich trinke/dufte auf Dein Wohl, mein lieber Duftfreund!
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