06.03.2020 - 06:11 Uhr
Profumo
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Profumo
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Normalerweise mag ich Düfte aus blauen Flakons nicht....
‚Lacrima’ habe ich zunächst als Weihrauch-Soliflor abgetan. Nicht, dass ich etwas gegen Weihrauch hätte, nein, ganz im Gegenteil, ich mag Weihrauch, aber er entfaltet häufig eine Dominanz, die mich schnell ermüdet. Ähnlich ergeht es mir mit Oud oder Safran, deren Verwendung häufig von durchschlagender Wirkung ist.
Dabei soll Weihrauch in ‚Lacrima’ gar nicht enthalten sein. Die Noten-Angaben sprechen dagegen von Elemiharz und rauchigem Holz: gut möglich, dass diese beiden Zutaten eine Art Weihrauch-Effekt kreieren, sehr gut möglich sogar. Es duftet jedenfalls wunderbar harzig, holzig und rauchig. Aber beileibe nicht nur das!
Weihrauch-Düfte – ich bleibe jetzt einfach mal beim Weihrauch – werden für mich nämlich dann erst richtig interessant, wenn man der Dominanz des Räucherwerks etwas entgegenzusetzten weiß: helle, frische Nuancen zum Beispiel, oder auch fruchtige.
Im Falle von ‚Lacrima’ hat sich die Parfumeurin für Aldehyde und rosa Pfeffer entschieden: luftig-ätherische Frische und fruchtig-würzige Schärfe bilden so das Entrée des Duftes, begleiten den tief orgelnden Ton der rauchenden Balsame.
Zur Mitte des Verlaufes hin, wenn diese den Duft aufhellenden Noten zu verblassen beginnen und die qualmenden Harze ihr Hochamt verrichten, scheinen von unten langsam die Basisnoten herauf: Labdanum und Benzoe, Moose und Castoreum. Zu letzterem sei gesagt: ich rieche es nicht, überhaupt nicht. Offenbar ist die verwendete Menge derart gering, dass es kaum auffällt, oder aber es ist dermaßen gut eingebunden, dass es gar nicht auffallen kann.
Wie auch immer: Animalik-Phobiker, keine Angst, der Biber ward nicht gesehen!
Dafür kommen die Balsame immer deutlicher ins Spiel. Der Duft wird mit zunehmendem Verlauf weicher, runder, schmeichelnder. Hier beginnt er das zu werden, was er sein soll: ein Seelentröster, ein Mittel gegen Herzschmerz und Trauer. So möchte es jedenfalls der Hersteller, der ‚Lacrima’ diese Eigenschaften zuschreibt.
Mag sein, dass das bei manchem klappt. In solchen Gemütszuständen richte ich mich nicht gerne ein, und bedarf auch daher keiner olfaktorischen Tröstung, aber zum Ende hin entfaltet ‚Lacrima’ schon eine wohltuende, geradezu beruhigende, meinetwegen auch therapeutische Wirkung.
Labdanum und Moos geben dem Duft einen klassischen Chypre-Twist, weit von Mitsouko-Ausmaßen entfernt, aber bei genauerem in-den-Duft-hinein-riechen schon erkennbar. Dieser unaufdringliche Chypre-Charakter vollendet den Duft in der Basis, rahmt ihn nach unten, so wie die Aldehyde ihn kuppelartig in der Höhe überwölben, und lässt ihn – da schließe ich nun an Ergoproxys Worte an – in sich ruhen. Der Duft bleibt bei sich, erzählt nicht viele Geschichten zugleich, vertändelt sich nicht, bleibt beim Thema. Und das Thema lautet: wenn dir zum Heulen ist, tue dir was Gutes, und wenn es das Einreiben mit wohltuenden und wohlriechenden Balsamen ist.
Was mir an ‚Lacrima’ sehr gut gefällt, abgesehen davon, dass der Duft wunderbar riecht, sind seine Proportionen: die wenigen Noten verleihen ihm eine schlanke Statur, die trotzdem Präsenz entwickelt. Der Duft ist deutlich wahrnehmbar, ohne jemals laut zu werden – da gibt es wahrlich andere Weihrauch-Kaliber! Diese angenehme, aber nicht vorlaute Präsenz hält lange an, sehr lange, zumindest auf meiner Haut. Noch am nächsten Morgen kann ich ihn als leisen Hautduft wahrnehmen.
Nur die blaue Farbe des Flakons will nicht so recht zum Inhalt passen, wie sie auch nicht wirklich zu ‚Phantasma’ passt - ansatzweise nur zu ‚Melancolia’. Vermutlich aber ist das Blau, neben dem Weiß der Kartonage, auch eher der Verlinkung mit Hippokrates, Arznei und Apotheke geschuldet, insbesondere mit den Gefäßen in denen die Arzneien einstmals aufbewahrt wurden: weiße Keramiken mit blauen Schriftzügen.
So gesehen passt das Blau dann doch wieder ganz gut, auch wenn ich Düfte aus blauen Flakons in aller Regel nicht mag - diesen hier mag ich sehr.
Gut, dass ich meinem ersten Urteil misstraut habe!
Dabei soll Weihrauch in ‚Lacrima’ gar nicht enthalten sein. Die Noten-Angaben sprechen dagegen von Elemiharz und rauchigem Holz: gut möglich, dass diese beiden Zutaten eine Art Weihrauch-Effekt kreieren, sehr gut möglich sogar. Es duftet jedenfalls wunderbar harzig, holzig und rauchig. Aber beileibe nicht nur das!
Weihrauch-Düfte – ich bleibe jetzt einfach mal beim Weihrauch – werden für mich nämlich dann erst richtig interessant, wenn man der Dominanz des Räucherwerks etwas entgegenzusetzten weiß: helle, frische Nuancen zum Beispiel, oder auch fruchtige.
Im Falle von ‚Lacrima’ hat sich die Parfumeurin für Aldehyde und rosa Pfeffer entschieden: luftig-ätherische Frische und fruchtig-würzige Schärfe bilden so das Entrée des Duftes, begleiten den tief orgelnden Ton der rauchenden Balsame.
Zur Mitte des Verlaufes hin, wenn diese den Duft aufhellenden Noten zu verblassen beginnen und die qualmenden Harze ihr Hochamt verrichten, scheinen von unten langsam die Basisnoten herauf: Labdanum und Benzoe, Moose und Castoreum. Zu letzterem sei gesagt: ich rieche es nicht, überhaupt nicht. Offenbar ist die verwendete Menge derart gering, dass es kaum auffällt, oder aber es ist dermaßen gut eingebunden, dass es gar nicht auffallen kann.
Wie auch immer: Animalik-Phobiker, keine Angst, der Biber ward nicht gesehen!
Dafür kommen die Balsame immer deutlicher ins Spiel. Der Duft wird mit zunehmendem Verlauf weicher, runder, schmeichelnder. Hier beginnt er das zu werden, was er sein soll: ein Seelentröster, ein Mittel gegen Herzschmerz und Trauer. So möchte es jedenfalls der Hersteller, der ‚Lacrima’ diese Eigenschaften zuschreibt.
Mag sein, dass das bei manchem klappt. In solchen Gemütszuständen richte ich mich nicht gerne ein, und bedarf auch daher keiner olfaktorischen Tröstung, aber zum Ende hin entfaltet ‚Lacrima’ schon eine wohltuende, geradezu beruhigende, meinetwegen auch therapeutische Wirkung.
Labdanum und Moos geben dem Duft einen klassischen Chypre-Twist, weit von Mitsouko-Ausmaßen entfernt, aber bei genauerem in-den-Duft-hinein-riechen schon erkennbar. Dieser unaufdringliche Chypre-Charakter vollendet den Duft in der Basis, rahmt ihn nach unten, so wie die Aldehyde ihn kuppelartig in der Höhe überwölben, und lässt ihn – da schließe ich nun an Ergoproxys Worte an – in sich ruhen. Der Duft bleibt bei sich, erzählt nicht viele Geschichten zugleich, vertändelt sich nicht, bleibt beim Thema. Und das Thema lautet: wenn dir zum Heulen ist, tue dir was Gutes, und wenn es das Einreiben mit wohltuenden und wohlriechenden Balsamen ist.
Was mir an ‚Lacrima’ sehr gut gefällt, abgesehen davon, dass der Duft wunderbar riecht, sind seine Proportionen: die wenigen Noten verleihen ihm eine schlanke Statur, die trotzdem Präsenz entwickelt. Der Duft ist deutlich wahrnehmbar, ohne jemals laut zu werden – da gibt es wahrlich andere Weihrauch-Kaliber! Diese angenehme, aber nicht vorlaute Präsenz hält lange an, sehr lange, zumindest auf meiner Haut. Noch am nächsten Morgen kann ich ihn als leisen Hautduft wahrnehmen.
Nur die blaue Farbe des Flakons will nicht so recht zum Inhalt passen, wie sie auch nicht wirklich zu ‚Phantasma’ passt - ansatzweise nur zu ‚Melancolia’. Vermutlich aber ist das Blau, neben dem Weiß der Kartonage, auch eher der Verlinkung mit Hippokrates, Arznei und Apotheke geschuldet, insbesondere mit den Gefäßen in denen die Arzneien einstmals aufbewahrt wurden: weiße Keramiken mit blauen Schriftzügen.
So gesehen passt das Blau dann doch wieder ganz gut, auch wenn ich Düfte aus blauen Flakons in aller Regel nicht mag - diesen hier mag ich sehr.
Gut, dass ich meinem ersten Urteil misstraut habe!
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