Bix1602

Bix1602

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1 - 5 von 16
Bix1602 vor 8 Tagen 3 5
7
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8
Duft
Verspielt und gleichzeitig erwachsen
"Loudo | Sarah Baker Perfumes" und ich hatten keinen guten Start. Ich war überheblich genug, es nur auf einem Papierstreifen zu testen und mir eine (erste) Meinung zu bilden. Dazu kommt, dass das Opening nicht ganz einfach ist: es eröffnet sehr scharf und stechend. Und diese Eigenschaft bleibt auf dem Papier lange und stark erhalten.

Nun hatte ich das Glück, ein Discovery Set von Sarah Baker's Oud Düften "Gold Spot | Sarah Baker Perfumes" , "Symmetry | Sarah Baker Perfumes" und "Loudo | Sarah Baker Perfumes" zugesteckt zu bekommen. Und vor ein paar Tagen dachte ich mir, gibt ihm doch noch eine Chance auf der Haut.

Das Opening ist wie schon erwartet unerfreulich. Ich dachte sofort daran, das gute Stück schnell wieder abzuwaschen. Glücklicherweise war ich abgelenkt genug, dem Duft 15 min. zu geben, bevor ich meine Nase wieder daran hielt. Und was ich dann wahrnahm, war eine richtige Überraschung.

Ich rieche warmes Holz mit süßliche Gourmand-Noten. Vanille, eine nicht zu süße authentische weiße Schokolade und eine sehr dezente Schwarzkirsche im Hintergrund. Bergamotte und Cypriol verleihen einen frischen, grünen, würzigen Touch, der über den Duftverlauf erhalten bleibt, aber immer weniger wird. Er hat für mich leichte Ähnlichkeit mit meinem geliebten "Eau Duelle (Eau de Toilette) | Diptyque" - ist aber tiefer, dunkler, schokoladiger und weniger frisch.

Der Duft transportiert mich in einen leicht staubigen, von der Sommerhitze erwärmten Dachboden aus Holz, in dem ich immer tiefer eintauche, bis ich vor einem Holztisch stehe, auf dem ein Stück hausgemachter Vanillekuchen mit einem Überzug aus bester weißer Schokolade steht und ein Glas Kirschsaft daneben. Ich setze mich hin und beiße hinein – er schmeckt köstlich.

Dieses Parfum ist ein außergewöhnlicher und facettenreicher Oud Duft, ein tolle neue Interpretation eines Gourmands. Er ist wunderbar ausbalanciert und wenn man mich fragt, rieche ich es heraus, dass hier mit 100% echtem Oud Öl gearbeitet wird. Nichts beißt oder kratzt oder verursacht Kopfweh - er scheint fast in dunklen Farben zu schillern.

Loudo hat mir mehr als jedes andere gezeigt, dass man kein Parfum dieser Welt nur durch riechen auf einem Papierstreifen bewerten sollte. Und ich spiele mit dem Gedanken, allen Düften, die ich nur auf dem Papier getestet hatte und für scheußlich befunden habe, eine weitere Chance auf der Haut geben muss.
5 Antworten
Bix1602 vor 2 Monaten 13 12
9
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
3
Duft
Kama machen, muss man aber nicht
Vor ein paar Tagen sah ich in meiner geliebten Nischen-Parfümerie mit Entzücken, dass endlich der neue Duft von Pernoir im Regal stand. Ich liebe "Mansa | pernoire" und "Amoral | pernoire" und ich wollte diesen Neuzugang unbedingt riechen, seit ich das erste mal von Kama gehört hatte. Der erste Schnüff am Atomizer - ich war begeistert. Intensiv, kräftigt und ein bisschen gourmand. Und ich freute mich auf den Test zu Hause in Ruhe und olfaktorischer Neutralität.

Endlich angekommen sprühe ich ihn auf die Haut auf und… ich bin schockiert. Was… ist denn ist das? Ich wedle die Alkoholfahne beiseite. Immer wieder halte ich die Nase dran, es wird nicht besser.

Wieder mal nehme ich eine synthetische und für mich aggressive Frucht-Moschus-Mische a la "Erba Pura | XerJoff" wahr - dieses Mal noch mit rauchigem Birkenteer unterlegt und "Baccarat Rouge 540 (Eau de Parfum) | Maison Francis Kurkdjian" Zuckerwasser übergossen. Später kommt noch künstliches Leder nach "Sillage | Kinetic Perfumes" Manier dazu.

Wieder mal bin ich maßlos enttäuscht. Auf dem Papier und nach den Noten ein Traum. An der Flasche super verheißungsvoll. Auf der Haut aber (und nicht nur meiner) hinterlässt Kama den unschönen Gedanken, dass die sympathischen Herren aus der Schweiz - oder vielleicht war es auch ihr Parfumeur - die DNA der oben genannten über-erfolgreichen Düfte genommen und zusammen gemischt hatten. Und raus kam - Abrakadabra: Kama. Ging halt leider nur schief.

Der Flakon natürlich wundervoll wie eh und je - absoluter Handschmeichler, der Zerstäuber hat schweizer Präzision.

Performance, Projektion und Sillage ebenfalls top.

Der Duft an sich leider unrund, enttäuschend und irgendwie 2023.
12 Antworten
Bix1602 vor 4 Monaten 19 11
Weihnachtsnachmittag im Schweizer Chalet
Gleich vorneweg: ich habe den Vorgänger "Les Élixirs Charnels - Gourmand Coquin | Guerlain" leider nie bewußt unter die Nase bekommen. Somit kann ich auch keinen Vergleich ziehen - auch wenn ich es unglaublich gerne würde.

Aber immerhin bin ich so dem Duft unvoreingenommen gegenüber. Und spare mir eine mögliche Enttäuschung, dass dem "lausbübischen Schlemmer" die Ecken und Kanten genommen wurden, wie ich hier schon gelesen habe... denn diese finde ich in "Fève Gourmande | Guerlain" wahrlich nicht.

Eher im Gegenteil. Für mich ist er ein absolut runder Wohlfühl-Duft und genau das, was ich in der dunklen kalten Jahreszeit möchte. Er ist keine olfaktorische Herausforderung, sondern hüllt mich ein in eine perfekt ausbalancierte warm-würzige Decke. Er ist gourmandig und durchaus süßlich, aber weit davon entfernt, pappig zu sein. Ich rieche echten Kakao (keine Pseudo-Schokolade) und ganz leicht geräucherten Tee, der aber keine Frische ausstrahlt. Zusammen mit einer kaum wahrnehmbaren Vanille, den Gewürzen und (komplett unmuffigen) Rum entsteht etwas, was ich nur mit "vollmundig" umschreiben kann. Die Rose ist sehr dezent, bringt aber eine minimale Blumigkeit und Lieblichkeit mit hinzu. Patchouli ist für mich nicht einzeln wahrnehmbar.

Das Parfum versetzt mich in ein Schweizer Chalet zur Weihnachtszeit... Dunkelheit hat sich über die Berge gelegt, Kaminfeuer und Kerzen brennen und man sieht langsam große Schneeflocken vor dem Fenster fallen. Es gibt selbst gemachten Punsch mit einem großzügigen Schuß Rum, Kakao und vom Weihnachtsmarkt mitgebrachte Lebkuchen und Vanillekipferl. Die Hände wurden mit der teuren Rosenseife gewaschen ...

Guerlain hat mit diesem neuesten und zugleich alten Parfum einen absolut würdigen Neuzugang in die L‘Art et la Matière Kollektion geschaffen: einen wunderschönen gefälligen winterlichen Gourmand Duft ohne jeglichen Kitsch und Klimbim.

Die Haltbarkeit auf der Haut ist mit ca. 5h gut. Die vier Sprüher auf meinem Schal konnte ich tagelang noch wahrnehmen. Dennoch möchte er, wie die meisten Parfums dieser Kollektion, kein "Sillagemonster" mit "Beastmode" sein. Und ich eigentlich bin froh drum. Dennoch projiziert er - gerade zu Anfang - recht gut.

Der Flakon: elegant, luxuriös und mit einem für Guerlain üblichen bombastischen Sprüher.

Ich habe mich in diesen Duft blitzverliebt und er durfte bei mir in meine kleine Sammlung einziehen.
11 Antworten
Bix1602 vor 5 Monaten 9 8
Eine Nacht in der Sahara
Die Nacht bricht an in der Wüste von Marokko. Ich sitze am Eingang des Khaimas. Der Tag war heiß, meine Wangen glühen und ich bin erschöpft. Vor mir flackert ein gerade entzündetes Feuer und der der Älteste bereitet in jahrhundertealter Zeremonie schwarzen Tee zu. Das vom Tag erwärmte Leder und Holz des Zeltes verströmt einen aromatisch holzig-ledrigen Duft. Während ich der Sonne beim rot-goldenen Versinken zusehe, spiele ich mit den nackten Füßen im weichen Sand und spüre ich noch die Wärme des Tages im Boden. Kleine Rauchschwaden in der staubtrockenen Luft kitzeln mir in der Nase … und ich spüre Fernweh in der Ferne.

Dieses Parfum macht mir wieder einmal auf eindrückliche Art und Weise die riesige Macht der Düfte bewusst. Denn "№ 02 - L'Air du Désert Marocain (Eau de Toilette Intense) | Tauer Perfumes" berührt mich emotional auf eine und sonderbar tiefe Art und Weise, die ich nicht nachvollziehen kann. Er löst in mir eine solche Sehnsucht und Melancholie aus, dass es mir kitschiger Weise Tränen in die Augen treibt... und den Duft für mich im Alltag damit untragbar macht.

Meine kleine Abfüllung bewahre ich sorgfältig zusammen mit meinen anderen Duftschätzen auf und wird das nächste mal hervor geholt, wenn ich wieder eine Nacht voller Sehnsucht in der Wüste von Marokko verbringen möchte.

Hr. Tauer, ich verneige mich für dieses Meisterwerk an in Duft gegossenem Spielfilm.
8 Antworten
Bix1602 vor 5 Monaten 16 6
7
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Brief an den Grünen Schmetterling
Lieber Grüner Schmetterling,

auf dem Papier sind wir Feinde. Denn ich mag keine Schokolade in Düften, bitte keine Orangenblüte, geh mir weg mit Neroli. Die Kombi aus Zitrusfrüchte und Vanille verursacht mir Übelkeit. Auch Wildleder verzieht sich auf meiner Haut zu einem scharfen Etwas, Vetiver macht Düfte für mich schnell zu maskulin. Und all diese Noten vereinen sich nun in dir. Da kann doch Iris und weißer Moschus auch nichts mehr retten...

Nun legte mir aber eine großzügige Parfuma eine kleine Abfüllung von dir zu einer Bestellung bei. Ich sprühte mit großem Interesse ein paar Tröpfchen auf. Verwirrung pur….

Warum bist du wie eine vollendete Kombination aus einem erwachsenen Gourmand und pudriger Klassik im modernen Gewand? Wieso bist du so dicht und zart zugleich? Kühl und frisch aber dabei warm und rund? Du bist ein Duft mit Schoko-Vanille, der nicht nach Essen riecht. Süß aber nicht klebrig. Du balancierst perfekt zwischen Kitsch und Eleganz... umschwebst mich und kuschelst mich mit zarten Armen ein. Du bist der Duft einer Waldelfe, die zwischen Bäumen tanzt und deren Flügel golden in der Sonne glitzern.

Alle Duftnoten sind so meisterhaft dosiert und miteinander verwoben, dass nichts heraussticht oder piekst

Auch wenn gerade zu Anfang eine bisschen Synthetik mitschwingt, gelingt dir eine wunderbare Reise auf der Haut. Du wirst immer runder, weicher und balsamischer - ohne den Hauch an Frische zu verlieren.

Deine Haltbarkeit und der Haut ist mit ca. 7h wirklich gut. Zum Flakon kann ich leider noch nichts sagen – aber ich hoffe sehr, dass du bald in aller Pracht bei mir einziehen kannst.

Du wirst sicher nicht jedem gefallen und bist auch kein Duft für alle Tage - aber für mich bist du was besonderes.

Bis bald,
Bix
6 Antworten
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