Blaugrün

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Blaugrün vor 6 Jahren 16 1
Die Tuberose
"Der ist sooo schön", schwärmt meine Schwester am Telefon.
Ich liebe meine Schwester, ich vertraue ihr auch, aber ein Duft mit Tuberose? Mit Tuberose an prominenter Stelle in der Duftpyramide? Die Tuberose ist mein Angstgegner, mein erklärter Feind. Nicht, dass ich ihr jemals wissentlich etwas angetan hätte, aber wo auch immer sie mir begegnet, versucht sie, mich zu überwältigen, mir die Luft abzudrücken. Dabei weiß ich noch nicht einmal, wie sie aussieht.
Nein, "La Fenice" werde ich keinesfalls probieren. Zu viele schlechte Erfahrungen. Ich habe meine Lektion gelernt: Tuberose = Luftnot = Kopfschmerz
Und dann schickt mir meine Schwester ohne Ankündigung ein kleines Proberöhrchen. Sie kennt mich. Sie weiß, dass ich neugierig bin wie eine Katze.
Und natürlich schraube ich das Röhrchen auf. Ich werde doch nicht sprühen! Da kommt doch immer viel zu viel raus! Ich tupfe, ich schnuppere ... und jetzt ratet mal, was ich mir zu Weihnachten schenke.
Ein großes Dankeschön an meine Schwester, ohne die ich diesen Duft nie kennengelernt hätte.
Und Weihnachtsfrieden zwischen mir und dieser Tuberose, die mir zeigt, dass sie auch zart sein kann, cremig, unaufdringlich.
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Blaugrün vor 6 Jahren 4 1
Gut - aber nicht ohne Konkurrenz
Das wohl berühmteste Gebäck der Literaturgeschichte - zu Proust und seiner „Suche nach der verlorenen Zeit“ ist schon viel geschrieben worden, besser und kenntnisreicher als ich es könnte. Ich hatte nicht den Vorzug, als Kind Madeleines zum Tee zu genießen - ein dick bestrichenes Butterbrot in der Küche meiner Großmutter war das Höchste der Gefühle. So nähere ich mich der Tendre Madeleine völlig unbefangen.
Während sich das Romanwerk Prousts doch streckenweise als etwas zäh erweist und der Genuß auch in der Überwindung gewisser Rezeptionshindernisse liegt, ist Tendre Madeleine sehr leicht zugänglich.. Bei sparsamster Verwendung gut über den Tag zu tragen, Zimt und Mandel sehr deutlich, angenehm, süß, leicht rauchig.
Doch, ich mag den Duft, aber meine kleine Restabfüllung genügt mir. Während Prousts „Recherche“ einen monolithischen Höhepunkt darstellt, hat die kleine Madeleine zu viele Konkurrenten, die ähnlich duften.
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Blaugrün vor 6 Jahren 14
Auch für Sünder
Düfte von Caron kenne ich seit meiner Jugendzeit. "Fleurs de Rocaille" begleitete mich durch das letzte Schuljahr, "Bellodgia" trug eine etwas üppiger gebaute Nachbarin, "Nocturnes" wollte ich immer besitzen - ich konnte ihn aber nie erwerben.
Nun also "Parfum Sacré":
Der Name verspricht einen "heiligen Duft". Auch "geistlich" oder "sakral" sind zutreffende Übersetzungen, oder "unantastbar". Letzteres gefällt mir im Zusammenhang mit diesem Duft am besten. Er ist nicht "kuschelig", nicht "sexy", nicht "girly" - er legt eine Aura der Unberührbarkeit um seine Trägerin oder seinen Träger.
Zimt und Gewürznelke treten zu Beginn deutlich hervor, dann rieche ich deutlich die zitrische Anmutung der Orange und leicht bittere Myrrhe. Blumennoten bleiben zurückhaltend im Hintergrund. Es gibt keine raumfüllende Sillage, dennoch ist der Duft auf Armlänge wahrnehmbar.
Ich würde ihn dort tragen, wo ich mich "geschützt", "gewappnet" fühlen möchte. Er wird nicht jedem gefallen, aber ich bin sicher, dass nach den fruchtig-übersüßen Neuerscheinungen der letzten Jahre, den Vanille-Moschus-Ambra-Düften der jüngsten Zeit auch wieder eine Periode kommen wird, in der Düfte nicht in erster Linie "lecker" sein sollen.
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Blaugrün vor 6 Jahren 5 3
Schwierig, schwierig ...
Schwierig, diesem Duft gerecht zu werden.
Ich habe in den letzten Wochen einige Amber-Düfte kennen gelernt und war erstaunt über die Bandbreite.
Würde ich nur diesen kennen, fiele mir die Beurteilung leicht. Er ist schön, keine Frage: süß, aber nicht zu süß, warm, ein wenig holzig, nicht erschlagend - ich mag ihn. Bei mir hält er nicht so gut, aber angesichts des Preises kann man getrost im Laufe des Tages nachsprühen. Nichts nervt, nichts stört. Aber warum denke ich nicht daran, mir einen Flakon zuzulegen?
Beeinflusst mich vielleicht die Tatsache, dass L'Occitane-Düfte relativ preiswert und leicht zu bekommen sind? Ich trage den Duft immer mal wieder - meine Abfüllung gibt das noch her. Am schönsten finde ich ihn draußen, wenn ich spazieren gehe und mich immer wieder dieser warme Amberhauch umweht. Aber brauche ich ihn in meiner Sammlung?
Das Bessere ist der Feind des Guten. Die Entscheidung ist gefallen:
Es gibt elegantere Amberdüfte, facettiertere, vielschichtigere. Ich werde meine Restabfüllung weitergeben an jemanden, der sich erst an diese Richtung herantastet.
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Blaugrün vor 6 Jahren 9 4
Meine Rose

Ich besitze einige Rosendüfte, aber mit „White Rose“ habe ich meine Lieblingsrose gefunden.
Im Auftakt Aldehyde, dann grüne Noten, verschiedene Blumen, darunter natürlich auch die den Namen gebende weiße Rose.
Nach einigen Minuten entwickelt sich der Duft cremig, sanft pudrig, etwas würzig.. Die Süße bleibt zurückhaltend, die Sillage moderat. Die Haltbarkeit auf der Haut und in den Haaren allerdings ist beachtlich.
„White Rose" ist ein eleganter, feiner Duft, der durchaus wahrgenommen wird, aber nie aufdringlich wirkt - wenn er nicht grotesk überdosiert wird. Er passt in den Alltag wie zu festlichen Gelegenheiten. Mit den heute so angesagten Gourmands kann und will er nicht konkurrieren - er weiß, er wird die meisten von ihnen überdauern.
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