08.06.2021 - 07:04 Uhr
Serenissima
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Serenissima
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26
das Herz als Schale
Für seinen 1969 erschienen, wie immer äußerst liebevoll komponierten Duft wählte Jean-Paul Guerlain ganz bewusst die Flacon-Form des umgedrehten Herzens.
Dieser wurde als Kult-Flacon bereits 1912 für das Unternehmen entworfen; als Sinnbild der ewigen Weiblichkeit: eine subtile Verschmelzung von Geraden und Kurven, mit einem herzförmigen Verschluss.
Aber vor allem wünschte er, dass diese Form als Schale ein bewahrendes und behütendes Gefäß für alle Gefühle sein soll, die ein Herz berühren.
Nichts davon sollte verloren gehen, was bei einem üblichen spitzzulaufenden Herzen gut möglich wäre.
Ich denke dabei z.B. an das "Tränende Herz", dessen rosa Blüte weiße Tränen weint.
Für Jean-Paul Guerlain, einem Liebhaber alles Schönen, sollten Hoffnung, Liebe, Leidenschaft und natürlich auch Trauer und Tränen als Bestandteil des Lebens sicher verwahrt sein.
So, wie sein Eau de Parfum "Chamade" in seinem speziellen Flacon; von ihm selbst als "Parfum mit dem pulsierenden Rhythmus eines schlagenden Herzens" bezeichnet.
Eine vom Haus Guerlain autorisierte Aussage gibt es zu diesem Duft, die ich nicht unterschlagen möchte.
"Der Begriff "Chamade" kommt aus der napoleonischen Zeit.
Die Trommel, als Kommunikationsmittel zwischen General und Truppen, gab im verschiedenen Wirbeln wichtige Informationen weiter: so kündigte z. B. die "Chamade" die Kapitulation einer Stadt an." (Zitat!)
Diese Art der Kommunikation war notwendig; genauso wie "Trooping the colour" oder der "Zapfenstreich". Beide sind heute noch üblich.
Die aus unterschiedlichen Regionen zusammengewürfelten Truppen konnten meist weder lesen noch schreiben; so zeigte ihnen die Regimentsflagge, wo sie wohnten (Straßennamen und Hausnummer gab es damals in vielen Dörfern und Städten nicht) oder der "Zapfenstreich" rief zur Nachtruhe.
Das zeigt der etwas laxe Text des deutschen Zapfenstreichs:
"Soldaten müssen zu Bette geh'n und nicht so lange beim Mädchen steh'n! - Der Hauptmann hat's gesagt!"
Heute steht der Begriff "Chamade" einfach nur als Sinnbild für das "Pochen des Herzens".
Und dieses blumig-orientalische Duftherz pocht auf eine besonders schöne Weise:
"Es ist eine Ode an die Liebe, die wie Frühlingsblüten aus den Zweigen bricht."
Dieser Jean-Paul Guerlain war nicht nur ein begnadeter Parfümeur; er war auch ein Poet!
Denn dieses Zitat geht auf ihn zurück.
Strahlende Aldehyde begrüßen nicht nur in Gesellschaft der Bergamotte; sie bleiben diesem Kunstwerk bis zum Schluss treu.
Die immer sehr kräftig duftende Hyazinthe tritt gleich darauf mit den klassischen Blütenschönheiten Rose und duftintensivem weißen Jasmin auf.
Sie breiten sich genüsslich auf der Haut aus, bevor große Fliederdolden und das liebreizende, etwas vorlaute Maiglöckchen ihr würzig-blumiges Aroma beifügen, das durch Gewürznelken noch zusätzlich duftende Gestalt erhält.
Nach dieser Duftexplosion ist die sich jetzt entwickelnde Basis wunderbar balsamisch; dazu tragen hauptsächlich Tolubalsam und die sämig cremeweiße Vanille bei.
Doch die immer noch strahlenden Aldehyde locken Benzoe und Ambra; sie möchten ihr Leuchten und Strahlen noch unterstreichen - das gelingt ihnen auch: ein finales Duftfeuerwerk wird gezündet!
Es entsteht eine eindrucksvolle Duftsymphonien mit dem Original Guerlain-Klang!
Denn auch hier findet sich das wohlduftende Dreigestirn der "Guerlinade" aus Jasmin, Vanille und Sandelholz.
So wird "Chamade" durch die vielen unterschiedlichen Duft- und Farbnuancen zu dem Duft einer jeden Frau, die ihren Neigungen mit gutem Gewissen nachgeht und sich nicht von außen beeinflussen lässt.
(Unter dem Aspekt des Erscheinungsjahres 1969 ist das schon ein sehr emanzipierter Duftansatz!)
Aber genug getrommelt:
"Chamade" ist eine ebenso weibliche wie lebendige Begleitung für mehrere Stunden mit dem bekannten charmanten Guerlain-Duftverlauf, der keine Wünsche offenlässt.
Aus dieser Familie mit fünf Generationen Duftzauberern ist Jean-Paul Guerlain für mich immer noch die faszinierendste Persönlichkeit.
Er hat nicht einfach nur weiterentwickelt, was seine Vorfahren schufen; er verfügte über eine ganz eigene Signatur, die noch heute deutlich seine Schöpfungen durchzieht.
Auch "Chamade" gehört zu diesen mit großer Liebe für Frauen und Blumen geschaffenen Kunstwerken. Ich bedanke mich bei Marieposa, die mir eine Abfüllung dieses Duftes anbot.
Meine Liebe: Wie hätte ich diese ausschlagen können?
Dieser wurde als Kult-Flacon bereits 1912 für das Unternehmen entworfen; als Sinnbild der ewigen Weiblichkeit: eine subtile Verschmelzung von Geraden und Kurven, mit einem herzförmigen Verschluss.
Aber vor allem wünschte er, dass diese Form als Schale ein bewahrendes und behütendes Gefäß für alle Gefühle sein soll, die ein Herz berühren.
Nichts davon sollte verloren gehen, was bei einem üblichen spitzzulaufenden Herzen gut möglich wäre.
Ich denke dabei z.B. an das "Tränende Herz", dessen rosa Blüte weiße Tränen weint.
Für Jean-Paul Guerlain, einem Liebhaber alles Schönen, sollten Hoffnung, Liebe, Leidenschaft und natürlich auch Trauer und Tränen als Bestandteil des Lebens sicher verwahrt sein.
So, wie sein Eau de Parfum "Chamade" in seinem speziellen Flacon; von ihm selbst als "Parfum mit dem pulsierenden Rhythmus eines schlagenden Herzens" bezeichnet.
Eine vom Haus Guerlain autorisierte Aussage gibt es zu diesem Duft, die ich nicht unterschlagen möchte.
"Der Begriff "Chamade" kommt aus der napoleonischen Zeit.
Die Trommel, als Kommunikationsmittel zwischen General und Truppen, gab im verschiedenen Wirbeln wichtige Informationen weiter: so kündigte z. B. die "Chamade" die Kapitulation einer Stadt an." (Zitat!)
Diese Art der Kommunikation war notwendig; genauso wie "Trooping the colour" oder der "Zapfenstreich". Beide sind heute noch üblich.
Die aus unterschiedlichen Regionen zusammengewürfelten Truppen konnten meist weder lesen noch schreiben; so zeigte ihnen die Regimentsflagge, wo sie wohnten (Straßennamen und Hausnummer gab es damals in vielen Dörfern und Städten nicht) oder der "Zapfenstreich" rief zur Nachtruhe.
Das zeigt der etwas laxe Text des deutschen Zapfenstreichs:
"Soldaten müssen zu Bette geh'n und nicht so lange beim Mädchen steh'n! - Der Hauptmann hat's gesagt!"
Heute steht der Begriff "Chamade" einfach nur als Sinnbild für das "Pochen des Herzens".
Und dieses blumig-orientalische Duftherz pocht auf eine besonders schöne Weise:
"Es ist eine Ode an die Liebe, die wie Frühlingsblüten aus den Zweigen bricht."
Dieser Jean-Paul Guerlain war nicht nur ein begnadeter Parfümeur; er war auch ein Poet!
Denn dieses Zitat geht auf ihn zurück.
Strahlende Aldehyde begrüßen nicht nur in Gesellschaft der Bergamotte; sie bleiben diesem Kunstwerk bis zum Schluss treu.
Die immer sehr kräftig duftende Hyazinthe tritt gleich darauf mit den klassischen Blütenschönheiten Rose und duftintensivem weißen Jasmin auf.
Sie breiten sich genüsslich auf der Haut aus, bevor große Fliederdolden und das liebreizende, etwas vorlaute Maiglöckchen ihr würzig-blumiges Aroma beifügen, das durch Gewürznelken noch zusätzlich duftende Gestalt erhält.
Nach dieser Duftexplosion ist die sich jetzt entwickelnde Basis wunderbar balsamisch; dazu tragen hauptsächlich Tolubalsam und die sämig cremeweiße Vanille bei.
Doch die immer noch strahlenden Aldehyde locken Benzoe und Ambra; sie möchten ihr Leuchten und Strahlen noch unterstreichen - das gelingt ihnen auch: ein finales Duftfeuerwerk wird gezündet!
Es entsteht eine eindrucksvolle Duftsymphonien mit dem Original Guerlain-Klang!
Denn auch hier findet sich das wohlduftende Dreigestirn der "Guerlinade" aus Jasmin, Vanille und Sandelholz.
So wird "Chamade" durch die vielen unterschiedlichen Duft- und Farbnuancen zu dem Duft einer jeden Frau, die ihren Neigungen mit gutem Gewissen nachgeht und sich nicht von außen beeinflussen lässt.
(Unter dem Aspekt des Erscheinungsjahres 1969 ist das schon ein sehr emanzipierter Duftansatz!)
Aber genug getrommelt:
"Chamade" ist eine ebenso weibliche wie lebendige Begleitung für mehrere Stunden mit dem bekannten charmanten Guerlain-Duftverlauf, der keine Wünsche offenlässt.
Aus dieser Familie mit fünf Generationen Duftzauberern ist Jean-Paul Guerlain für mich immer noch die faszinierendste Persönlichkeit.
Er hat nicht einfach nur weiterentwickelt, was seine Vorfahren schufen; er verfügte über eine ganz eigene Signatur, die noch heute deutlich seine Schöpfungen durchzieht.
Auch "Chamade" gehört zu diesen mit großer Liebe für Frauen und Blumen geschaffenen Kunstwerken. Ich bedanke mich bei Marieposa, die mir eine Abfüllung dieses Duftes anbot.
Meine Liebe: Wie hätte ich diese ausschlagen können?
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