Boje

Boje

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1 - 5 von 8
Boje vor 3 Monaten 4
8
Sillage
9
Haltbarkeit
7
Duft
Eine unbekümmerte Duftreplik.
Bewertungsgrundlage / In der zweiten Januarhälfte 2024 hab ich 3 bis 4ml einer Abfüllung namens "Orange Flamingo R. Gebauer" verbraucht. Das Parfum hab ich öfters getragen, jeweils etwa 2 Sprüher.

Über den Duft / Die Haltbarkeit und Sillage sind überbordend. Der Duft dringt in die Klamotten und ist beispielsweise Tage später noch deutlich am Schal wahrnehmbar / Die Duftwolke mutet dicht an, ist aber dennoch luftig gestrickt / Zur Entwicklung fällt mir nichts ein, darum ist es vermutlich nichts aufregendes.

Der Duft an sich / Die frisch-herbe Waschmittelnote ist Bühne und Vorführung zugleich. Florale Rüschen in weiß liefern Beiwerk und die Orangenfrucht und -blüte beleuchten die Situation allorange.

Interpretation / Es handelt sich meiner Meinung nach um einen "echten" Waschmittelduft. Man riecht wohl wie frisch eingekleidet. Die Massivität und der Grad der Ausarbeitung gehen aber über das Duftvorbild weit hinaus. Die heitere Stimmung durch das fruchtigblütige ist ebenfalls erwähnenswert. Für ein Parfum ist die extreme Gefälligkeit besonders und dass man sein Duftvorbild ziemlich stur nachgebaut hat.

Meinung / Ich mag ihn ganz gerne, da mir Waschmittel immer sympathisch ist. Doch beim Flamingo fehlt der Mehrwert und die aufdringliche Gefälligkeit kratzt manchmal an den Nerven. Das liegt auch an Mängeln in der Verarbeitung: Die Noten sind etwas hart, etwas ungelenk, als ob hier und dort "was übersteht". Wichtig wäre es noch, das Waschmittelthema nicht nur auszuarbeiten oder auszubauen, sondern gänzlich neu zu interpretieren. Schließlich soll Parfum etwas bedeutungsvolles über den Träger sagen und nicht als Auskunft über die Waschmitteldosierung verstanden werden.

Bewertung / Mein persönlicher Geschmack wertet den Flamingo auf 7 Punkte auf. Eine objektive Bewertung läge bei 6 oder 6,5 Punkten im Sinne von "passabel-angenehm, etwas zu simpel".
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Boje vor 3 Monaten 9 3
8
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft
Das Grübchenparadox. Makel, die schöner machen würden.
Bewertungsgrundlage / Der Verbrauch einer geschenkten Abfüllung "Initio Rehab" der Größe 1,2ml in Dezember und Januar '24. Gelegentliches Tragen mit 2 bis 4 Spritzern je Tragetag.

Drei Erinnerungen an den Duft // Am Silvesterabend '23 machte mir der Nebensitzer ein schönes Kompliment. Ich war überrascht, dass man den Duft so deutlich gerochen haben musste / Ein parfumbegeisterter Schulfreund bat mich, ihn zu besuchen, wenn ich "den Rehab" aufsprühen würde. Er mochte den Dufteindruck, am Gefäß der Abfüllung gerochen, sehr / Just nach dem Verfassen meines Statements zum Duft, erkannte ich Rehab an einer Studentin, die mit im Aufzug stand. Der Rehab war klar erkennbar und sehr überzeugend im Dufteindruck. Ich korrigierte mein Statement.

Duftbeschaffenheit // Die Duftqualität erscheint mir feinkörnig, glatt und konzentriert. Wäre Initio Rehab ein Kuchen, dann wäre er feinporig, aromatisch und dicht / Das Notenbild wirkt sehr rund, geglättet und ineinanderfließend. Wäre I. R. eine Fotografie, wäre er sehr weichgezeichnet / Eine zeitliche Entwicklung ist für mich nicht erkennbar geworden, obwohl wahrscheinlich ein Verlauf zu sehen wäre [siehe Kommentar @Serenus71] / Haltbarkeit und Sillage lobenswert.

Duft an sich / Der Dufttyp ist nach meiner Auffassung kühl und holzig. Ein aromatisch würziger Beiklang belebt den Duft / Es fällt mir schwer Rehab in Noten zu beschreiben. Der Duft ist so in sich kohärent, dass ich es nicht als Anmischung verschiedener Zutaten beschreiben würde. Gäbe es ein einziges Material, das den Duft von Initio Rehab tragen würde, dann wäre es ein seltenes Holz in einer lebendigen Farbe mit feiner, aber auffälliger Maserung.

Interpretation / Sein Duft verleiht schmuckloses Prestige, den für mich auch weiße Fertighäuser ausstrahlen. Rehab verneint das Traditionelle, sein Fundament besteht in der Hochwertigkeit seiner Zutaten. "Selbst, wenn alles wankt, die Lust auf Luxus bleibt gewiss" – Das Mantra des Rehab ist ein Akt der Selbstvergewisserung, wie es unsere irrwitzige Zeit manchmal nötig macht. Der Rehab lädt zum Winterschlaf im Zweitwohnsitz, ist meine Zusammenfassung.

Meinung // Ich trug den Duft ziemlich gerne, aber das angebotene Rehabilitierungsprogramm spricht mich als Mensch nur wenig an. Die exklusive Anmutung des Rehab und die Einladung zur Abschottung von der Welt lehne ich kategorisch ab. Es ist lobend zu bemerken, dass der klandestine Charakter vollends zum Ausdruck gebracht wird. Unklar bleibt jedoch, wie Rehab als Parfum der "Hedonist"-Serie auch die Lebensfreude stimulieren möchte. Sich zu sedieren kann einen Schmerz lindern, wobei dies auch eine Abstumpfung für Freudgefühle mit sich bringt. "Wo sind die Grübchen?" wäre meine Frage an den Scheinhedonisten, der den Unwägbarkeiten des Lebens mit einer gepflegten Auszeit begegnet. "Schönheit im Makel? Chance in der Krise? Ordnung im Chaos? träum weiter..."

Bewertung / 7,5 Punkte. Wegen der Leere und Kühle, die ich bei ihm empfinde gibt es Abzüge. Ohne den persönlichen Geschmack würde ich 8 bis 8,5 Punkte geben. Für eine Bewertung über 7,5 fehlt es am emotionalen Aussdruck, Selbstironie und Menschlichkeit. Für eine Bewertung unter 7,5 ist die Qualität zu gut.
3 Antworten
Boje vor 4 Monaten 10 2
10
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Von einem wuchtigen Doppel und stiller Eloquenz.
Prada Prada (so heißt er wirklich) gehört zu den besten Pferden in meinem Stall. Und das kommt nicht von ungefähr.

Die Performance des Prada Prada ist erster Güte, sodass manchmal schon ein Sprüher genügt, um sich für den Tag ausreichend zu beduften.

Der Flakon? – ist ein Werk für sich. Das Gefäß ist solide gebaut und sehr gut verarbeitet; minimalistisch designt, aber nicht seelenlos; edel, aber nicht exklusiv. Für mich ist das die volle Punktzahl – schließlich bleibt die Funktionalität des Designobjekts nicht auf der Strecke.

Nun zum Duft – es handelt sich im Wesenlichen um einen geradlinigen Vanille-Patchouli.

Nennt mich vanillophob, boykottiere ich die Schote doch so weit es geht. Im Prada Prada aber ist die betuliche Vanille mit dem kaltmodrigen Patchouli gewinnbringend kombiniert. Die zwei anstrengenden Noten geraten zu einem harmonischen Zweiklang. Besonders wird es dann durch die Inszenierung des wuchtigen Doppels.

Schon bald nach dem Aufsprühen beginnt es leicht und weiß zu blümeln. Das erfrischt und lichtet den behäbigen Vanillepatchouli, ja hebt ihn in den Himmel. Die blumige Umrandung ist gottseidank lange wahrnehmbar.

Der Duftverlauf ist nicht weniger gekonnt arrangiert. Die Eröffnung von einer ledernen Bitterkeit (–Labdanum?) weckt die Vorfreude auf die folgenden wärmeren Duftnoten: der Hauptakt, wie bereits beschrieben. Das Ende besteht dann in einer süß-gourmandigen Nachglut aus Tonka und Vanille, was man zu gerne mit der markanten, bitterledrigen Kopfnote eines erneuten Sprühers ablöschen möchte.

Über die Verwendung – Prada Prada ist ein Damenduft ohne Blütenpink und Make-Up-Iris. Deshalb finde ich ihn auch für Männer tragbar, heutzutage allemal.

Die Attitüde des Parfums dürften die allermeisten mögen: mondän/nahbar. Klassisch/modern. Eloquent/introvertiert. Attraktiv, aber unabhängig. (Die junge Dame im Werbespot verkörpert den Duft perfekt)

In den abschließenden Gedanken wollte ich Etro Patchouly als Alternative nennen. Problem, die überzeugende Darbietung des Prada Prada lässt keine Wünsche offen – bei einer sehr guten Preisleistung.

Wer die Chance hat, einen der letzten fabrikfrischen Flakons zu ergattern, der greife zu! Vielleicht schon demnächst wird das Parfum zu einem Sammelgut unter vielen.

Bevor Prada Prada als der nächste Pradasaurus stolz und unverbraucht aus dem Markt scheidet, möchte ich jeden der verbleibenden Sprüher mit der verdienten Würde tragen und wertschätzen.
2 Antworten
Boje vor 5 Monaten 9 3
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8
Duft
Kein Geruch nach Katzenbaby – aber wer hätte das schon gewollt ?
Babycat – woran ich da denke? An ein kleines Fellwesen, mit großen Augen, das sich schwer tut, sich zu kontrollieren. Es kugelt durch die Gegend und krallt im Spiel den Finger des Versorgers.

Babykatzen sind niedlich! Und darum verzeiht man ihnen auch die anderen Seiten: sie machen nicht immer ins Katzenstreu, sie beißen, sie klettern an der Klamotte empor und zerpieksen dabei die Haut des gekleideten. Die Wassernase und die krustigen Augen dürfen in der Aufzählung nicht fehlen.

Auch ihr Geruch ist nicht nur angenehm. Neben dem felligen, zarten, babyhaften Katzengeruch, bringen sie einen Hauch von Katzenfutter mit.

Dahingehend finde ich das Konzept des YSL Babycat nicht ganz stimmig. (Ob es eines anderen Namen oder eines anderen Inhalt bedurft hätte – ist ja egal) Der Duft des Parfums ist nicht ambivalent, nicht unbeholfen, nicht babyhaft, nicht animalisch, nicht verspielt. Zu riechen ist ein durchgehend gefälliger, leicht maskuliner, Vanillegeruch.

Aber hier im Detail: Die Vanille ist immer präsent, aber spielt sich nicht in den Vordergrund. Sie ist mit Pfeffer und Zeder aufgerauht, was ein sehr harmonisches Zusammenspiel ergiebt. Das stark Süße findet nach dem Verfliegen der Kopfnoten in eine interessante Balance mit dem harten Weihrauch. Am Ende ist es nur noch süß-gourmand.

Die Assoziation mit dem geschmolzenen Gummi, die jemand beschrieb, kann ich sehr gut nachvollziehen. Das ist aber etwas gemein beurteilt. Denn dieser Geruchseindruck in seiner Intensität driftet dennoch nicht ins Unangenehme oder synthetische ab.

Mir persönlich ist die präsente Vanilin-Note und das sehr Süße nicht so lieb. Die Performance des Babycat ist mir positiv aufgefallen und die Entwicklung gefiel mir auch. Ist nicht mein Geschmack, aber wer Vanille mag, wird den hier gerne haben.

Zur Preisleistung kann ich leider nichts sagen, da ich mich in diesem Preissegment nicht auskenne. Eine Alternative wäre eventuell der Prada Luna Rossa Black, der viel günstiger ist, aber m. M. n. nicht viel schlechter ist.

Bedingte Empfehlung – wenn man Vanille mag und das Geld egal ist.
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Boje vor 6 Monaten 5
8
Duft
Techno-Moschus
Eigentlich sollte das EDT Prada Luna Rossa (folgend: PLR) an meinen Bruder gehen.

Selbstverständlich musste die Abfüllung noch durch meine "Qualitätskontrolle" gehen.

Also sprühte ich. Sofort versah ich mich an den Sommertag zurückversetzt, als ich PLR zum ersten Mal trug.

Es war derselbe Duft, aber meine Nase hatte sich inzwischen verfeinert, sodass ich den PLR nun besser "lesen" konnte:

Das Moschus (aus dem Ambrettsamen) und das Ambroxan schaffen einen weichen, süßlichen Grundgeruch, der einläd und umschmiegt.

Die Minze ist da, um einen frischen, kühlen Gegensatz zu bilden.

Der aromatische Salbei, der beinahe etwas Florales an sich hat, legt sich in das warm-frische Drumherum.

Er belebt den Duft, wie eine Art Regenbogen der zwischen den Polen der Wärme und der Frische schwebt und schillert.

Soviel zur Duftkonstruktion und hier die Interpretation: Das Animalische wurde, mit technischen Duftnoten kontrastiert, in unsere Zeit gehoben.

Summasummarum, den Duft halte ich für ein sehr gutes und überzeugendes Werk.

Und trifft nebenbei bemerkt auch meinen Geschmack. Aber für meinen Bruder ist es dann doch nichts, glaube ich.

(– dem Duftgedächtnis bin ich hier wohl auf den Leim gegangen.)
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