Boomer

Wer kennt noch den gleichnamigen Film von Stephen Frears mit der eiskalten Glenn Close und dem süffisant lächelnden John Malkovich in den Hauptrollen?
Frankfreich im Zeitalter des Rokoko. Der Adel sucht den Sinn und Zweck seines Daseins im Intrigieren, Amüsieren und Verführen:
Die Marquise de Merteul schlägt dem galanten Vicomte de Valmont vor, die Braut Cécile de Volanges (Uma Thurman) ihres früheren Geliebten noch vor der Hochzeitsnacht zu entjungfern. Und für die Verführung der verheirateten sittsamen Marie de Tourvel (Michelle Pfeiffer) verspricht sie ihm sogar eine Liebesnacht.
Hinter der kühlen, maskenhaft aufrecht erhaltenen Fassade unterdrücken die Hauptfiguren gekonnt ihre Emotionen, es knistert und brodelt jedoch ganz herrlich unter der dicken Schminke...
Der Film ist amüsant, elegant und ausschweifend und zählt definitiv zu meinen Lieblingsfilmen.

Ihr könnt Euch denken, auf einen Duft dieses Namens war ich daher sehr gespannt!

Üppig, saftig-süß, berauschend: Keine Frage, dieser Duft strotzt geradezu vor überreifen Pflaumen! Pfirsich, Zimt und Damaszener-Rosen runden dieses üppige Bouquet auf sinnliche weise ab.

Obwohl L.D. sehr gekonnt eine dekadente Epoche wiederspiegelt (oder gerade deshalb) dürfen raschelnde Roben auch heute so riechen.
Ich bin ganz bestimmt kein Freund der Geschlechtertrennung, doch diesen, als unisex deklarierten, schwülen Duft würde ich kampflos dem weiblichen Geschlecht überlassen.
Da passt das mit den reifen Pflaumen einfach besser ;-)

Karlsbad, Hotel Pupp, gegen 22 Uhr betrete ich das Casino, die Kronleuchter funkeln, dicke Teppiche dämpfen meine Schritte. Mein Smoking sitzt wie angegossen, ihre Majestät kann zufrieden sein. Alle Blicke sind auf mich gerichtet, ich kann sie in meinem Rücken spüren...

Wer diesen Traum erleben möchte, dem sei hiermit "Lui" ans Herz gelegt. Kraftvoll, unangepasst, herausfordernd und elegant entfaltet sich dieser animalische Herrenduft. "Lui"fackelt nicht lange, sondern kommt sofort zur Sache: eine unzähmbare Gewürzwoge spült einen beim ersten Spritzer hinfort! Ambra und rauchiges Sandelholz prägen den weiteren Duftverlauf, geschmeidig, zügellos, stolz und eindeutig männlich (obwohl er einer femme fatale auch gut zu Gesicht stünde...).

Dieser Duft ist ganz klar ein Spalter: Die Einen werden ihn lieben, die Anderen hassen. "Lui" erfordert Mut, obwohl er nicht zur extrem aufdringlichen Fraktion gehört, dazu hat er zu viel Klasse.

Genug der Worte, ich schnuppere nochmals an meinem Handgelenk.
... Mit einem Blick habe ich die Lage erfasst: Am Roulette-Tisch ist noch nicht viel los, der Barkeeper schaut zu mir herüber, er rührt bereits meinen Martini...

"La Bürsch - das Valle del Cervo ist eine 20 Kilometer lange Talsenke in der Landschaft um Biella. Seit Jahrhunderten dient sie den Menschen als natürlicher Weg aus den Dörfern der Gegend zu den Märkten von Biella, Cacciorno und Oropa. Durchzogern von alten, steinernen Brücken, Raststätten für Mensch und Tier und kleinen Kapellen zeigt sich diese Landschaft in einer atemberaubenden, ursprünglichen Schönheit."

Der Duft der den Namen dieses Landstrichs trägt beginnt zunächst mit einer klassisch würzigen Zitrus-Bergamottenote und entwickelt sich mit der Zeit in einen pfeffrigen Waldduft.

Für mich repräsentiert er in idealer Weise den hochwertigen Büroduft schlechthin. Keinesfalls aufdringlich, feinfühlig ausgewogen, qualitativ hochwertig, kurz: Man kann ihn vewenden, muß es jedoch nicht.

Dieser Duft wurde hier schon merhfach treffend beschrieben und so kann ich mich darauf beschränken, meine Begeisterung mitzuteilen!
Kräftige Ledernote!! Da sich diese weich und rund präsentiert denke ich dabei eher an helles (Wild-)Leder.
Auf der Haut duftet er sexy (ohne Pornoaggressivität) und strahlt eine gewisse Souveränität aus.
Bei ALZD hatte jemand den Geruch von Mullbinden mit ins Spiel gebracht und auch wenn sich das eher abschreckend anhören mag, kann ich diese auch wiederfinden.
Allen Nasen, die männlich robustem Leder etwas abgewinnen können, möchte ich ein Probeschnuppern empfehlen! Blumenkinder jedoch seien hiermit ausdrücklich gewarnt ;-)

I like it! rrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr!

Die widersprüchlichen Kommentare hier zu diesem Duft haben mich sehr neugierig gemacht und bei der letzten Probenbestellung war daher auch ein Röhrchen "Tirrenico" dabei.
Habt ihr wirklich den gleichen Duft geschnuppert? Oder hat da jemand vergessen, nach dem Essen sich die Hände zu waschen? grins

Vorweg kann ich sagen, dass dieser Duft sehr speziell ist ohne extrem zu sein. Mein erster Eindruck ist: Schuhcreme und eisgekühlter Kräuterschnaps. Nein, Schuhcreme ist das nicht sondern Imprägnierspray! Ich finde die Pernod-Fenchelnote sehr prägnant. Nach Verklingen der Kopfnote bekommt der Duft etwas schwerelos Balsamisches.
Was die aquatischen Noten betrifft kann ich diese in einer gewissen Kühle entdecken, die für mich nur schwer zu identifizieren ist. Vielleicht ein Hauch Menthol?
Ich mag diesen Duft, auch wenn er nichts für mich ist. Gern würde ich ihn einmal an einer anderen Person riechen...

DeGe: Ich bin sehr gespannt auf Feldforschung 2! Bleib dran, es gibt hier noch viel zu entdecken.