BunteHexe27

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1 - 5 von 26
BunteHexe27 vor 25 Tagen 4 5
8
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8
Haltbarkeit
8
Duft
Lustspiel
Ich dachte, ich komme mit einer Rezension davon, aber der Duft hat sich als komplexer erwiesen und mein Statement reicht mir nicht mehr. "Collection Privée - Oud Rose | Galimard" aus der exklusiveren Reihe von Galimard aus Grasse, die sich kostbaren Essenzen widmet, weniger modeorientiert das ganze Können zeigen und intensive Dufteindrücke schaffen will, ist einer von vier Düften, die Oud im Namen tragen, aber sehr unterschiedlich sind. Dieser hier vermählt Oud mit Rose, ohne ihn zu listen, stellt also den Eindruck von Oud in der Komposition her, der sich aber erst mit der Zeit entfaltet. Und wie auch bei "Collection Privée – Aoud Jasmin | Galimard" wird es hier wild. Dass Galimard auch archaisch tief beruhigend kann, zeigen andere Kreationen dieser Reihe. Zunächst hat mich der starke florale Eindruck überfordert, zumal auch dieses Parfum eine intensive Wirkung erzeugen will, aber je länger ich mich auf ihn einließ, desto mehr nahm er mich für sich ein. Er erschlägt nicht, sondern beeindruckt durch Vielschichtigkeit und Dichte, wie die anderen auch, und hier durch ein allmähliches Erscheinen auf der Bühne.

Auftritt einer großen roten Rose, prächtig, kühl, begleitet von ihrem freundlichen orangegekleideten Safrangespielen, der ihr Wärme gibt und ihrer leuchtenden zartgelben Bergamottefreundin. Sie erheitern das Publikum mit munteren Tanzschritten und geistreichem Dialog im oberen hellen aufgeräumten Teil der Bühne.

Dann kommt Bewegung in einen eine Treppe tiefer gelegenen Teil der Bühne, ein Schlafzimmer, nicht ganz aufgeräumt, aber ebenso hell und freundlich wie oben. Auftritt einer kapriziösen Gardenie mit weißem stilvoll gefälteten Kleid, Hand in Hand mit ihrer Geliebten, der wilden honigsüßen Mairose aus Grasse, ihr rosa Kleid im Bohèmestil, beide sind barfuß und drehen sich ausgelassen im Tanz, bis sie das mitten im Raum stehende große Bett bespielen und sich dort zu küssen beginnen. Doch erst jetzt erkennt man es, da liegt schon der Nachtjasmin mit filigranem legeren Designergewand und wird ohne Umschweife einbezogen ins Liebesspiel. Das Sandelholzbett ist mit Osmanthusblüten bedeckt und so vereinigen sich die Blüten in intensiver Begegnung, während auf der oberen Bühne Safran und Rose einander cremen mit Essenzen ihrer Haut und in der unteren Bühne ein Vorhang von rechts nach links gezogen wird, der das Bett für den Moment verdeckt. Jetzt ist der Blick frei auf den Raum rechts, eine Tür steht offen und zeigt, wo wir sind: in einer blitzsauberen Autowerkstatt, an der Wand ein Stapel neuer Reifen. Der Gummigeruch zieht durch die Tür ins Gemach. Derweil dunkelt Rose oben den Raum ab, zieht samtene Vorhänge und tanzt nun mit einem älteren Gefährten im braunen Gewand, dem resoluten, aber warmherzigen Oud, einen leidenschaftlichen Walzer.

Ich finde das sehr gewagt, aber die Noten sind im Takt, sie harmonieren und dieses Spiel ist eine Komödie, ein Lustspiel von Blüten und Holz.

Mit Dank an @Duftgroupie für das Wort "Gummi", ich hatte erst kein Wort für meine Wahrnehmung.
5 Antworten
BunteHexe27 vor 25 Tagen 6 8
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Im heiligen Rauch
Ein heiliger Wald. Die Bäume stehen licht und tragen grüne Blätter, der Boden ist trocken. Schafe suchen nach Büscheln von Gras. Ich gehe barfuß, meine Füße sind staubig, bin schon den ganzen Tag gegangen und erschöpft. Da nehme ich das heilige Feuer wahr. Ein feiner Rauch entsteigt einer Schale mit Kohlenglut und Spänen eines grauen Holzes. Ich nähere mich respektvoll einer kleinen Gruppe Frauen und Männer und grüße sie mit einer Geste. Sie grüßen mich ebenso und ich setze mich zu ihnen an das Feuer. Ein Bündel frische Kräuter und Blüten wird mir gereicht und ich reibe mir Gesicht und Hände ein. Ein leicht stechender Geruch blitzt hier und da auf, hier sind viele Tiere. Ich bekomme einen Lederbeutel, imprägniert mit einem erdigen Öl und lege ihn an meine Wange. Eine Frau steht auf und nimmt einen größeren Span, entzündet ihn an der Glut und verwedelt den Funken. Mit dem leicht qualmenden Span tritt sie zu mir und hüllt mich ein in den weichen Rauch, vorne, an den Seiten, von hinten. Ich schließe die Augen und spüre, wie die Schwere des Tages von mir abfällt und wir Menschen hier, die sich eben noch fremd waren, einander tief verbunden sind. Ich lege Stirn und Unterarme vor mich auf den Boden und spüre, wie sich die Spuren der Kräuter, des öligen Leders, der Ausdünstungen und der heilige Rauch miteinander vermengen und Teil des großen Atems der Schöpfung sind. Ich blicke hinab zu den Säulen der Erde, deren Felsen von warmem Licht umgeben sind und falle wieder weich hinauf auf diesen Erdboden, der mich trägt, in diese kleine Gemeinschaft, die mich, die Fremde, so willkommen geheißen hat.

"Collection Privée - Oud Intense | Galimard" ist ein großer, intensiver, dichter und weicher Duft. In der Collection privée, die sich kostbaren Essenzen widmet, gibt es vier Düfte, die Oud im Namen tragen. "Collection Privée – Aoud Jasmin | Galimard" und "Collection Privée – Aoud Rose | Galimard" listen Oud nicht, erreichen den Charakter von Oud in der Komposition der Essenzen. "Collection Privée - Oud Intense | Galimard" und "Collection Privée - Oud Vanille | Galimard" listen ihn. Inspiration ist die orientalische Verehrung des Duftes als Manifestation des Göttlichen.

Im ersten Moment erscheint eine frischer Hauch von Koriander und Rose, schon bald öffnet sich eine erdige sanfte Patchoulinote zusammen mit hauchdünnen Fäden von etwas Animalischem, das ich für Bibergeil halte, und leicht süßem Sandelholz. In der Basis kann ich Leder und Oud wahrnehmen, Zistrose nicht. Der Duft bleibt lange warm, weich und aromatisch und hinterlässt irgendwann eine feine pudrige Spur. Ich inhaliere ihn wie ein Heilmittel und wie ein Gebet, er gibt mir einen Ort, wo ich sein kann.
8 Antworten
BunteHexe27 vor 25 Tagen 3 8
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
Ein hölzernes Schatzkästchen aus dem heiligen Wald
Da auf der hölzernen Kommode steht ein Kästchen aus Holz, graues Mittelbraun, ungemustert, fein geölt. Was mag es enthalten? Erinnerungen? Zettelchen mit Gedichten? Perlen? Doch der Wohlgeruch, den es entfaltet, lässt mich mit dem Öffnen warten. Ich nehme es in die Hände und halte meine Nase an die geölte Oberfläche. Erdiges Patchouliöl, ein Hauch frisch gemahlener Kreuzkümmel, Honigbalsam, ein halbes Tröpfchen Veilchenöl. Ich sehe eine junge Frau vor mir, die die Öle und Gewürze fein abmisst und sanft rührt und schwenkt, dann das fein geschliffene Holz liebevoll betrachtet und einen Lappen in ihr selbst zubereitetes Wachsöl taucht, erst ein wenig auf das Holz reibt und dann immer wieder ein wenig von dem Balsam aufträgt.

Was mag das Kästchen nun enthalten, denn da ist noch mehr Holz in dem Duft und noch etwas feines Herbes. Der Deckel schwenkt leicht im Scharnier. Der erahnte Duft enthüllt sich in einer sanften Wolke. Eine Schatzkiste voller edlem Räucherwerk. Da ist warmbraune Zeder neben rötlichbraunen Sandelholzspänen und da sind auch die graubraunen Späne des Holzes, das sie umhüllt. Da liegen zweierlei unvorstellbar kostbare Harze, weiße und unscheinbar graue kleine Klümpchen. Eine Vanilleschote gibt ein wenig Staub feiner Süße. Ich stelle das Kästchen auf der Kommode ab und verweile minutenlang, während Bilder eines uralten Waldes, eines heiligen Feuers, feinen Rauchs und tiefes Schweigen mich erfüllen. Dann schließe ich es wieder, lege meine Wange an das Holz. Dann lege ich es zurück und gehe, trage das Schweigen in mir mit.

"Collection Privée – Gaïac Précieux | Galimard" ist der vierte Duft der Reihe, der sich kostbaren Essenzen widmet. Und auch dieser Duft ist sorgfältig komponiert, kommt zunächst mit Kreuzkümmel und Honig warm, hell und leicht süß daher, entfaltet dann einen erdigen Ton mit nur einem Hauch von Blüte, Patchouli und Veilchen, um dann einen Schatz edler Hölzer, Guajak, Zeder, Sandelholz, und Harze - Amber und Moschus nannte ich noch nicht - zu offenbaren, der gut ausbalanciert ist zwischen der warmen Holznote und einem feinen Hauch Rauch. Ein heller, aber nicht zitrischer oder blumiger, sondern eher öliger warmer tröstender Duft, der sich nicht aufdrängt, aber lange auf der Haut bleibt und beruhigt.

Guajakholz, das hier im Mittelpunkt steht, ist ein graubraunes helles tropisches Holz aus Lateinamerika, das einerseits sehr hart ist und in der Industrie verwendet wird, andererseits entzündungshemmende Wirkungen hat und schon vor Urzeiten geräuchert wurde. Es soll eine rauchige Note haben. Ich kann es so nicht aus dem Akkord mit Sandel- und Zedernholz herausriechen, aber dieser Holzakkord ist sehr harmonisch, auch mit den Harzen. Eine äußerst gelungene Komposition.

Der Flacon hat inzwischen das gleiche hellbräunliche Design wie die anderen der Collection privée und nicht mehr das abgebildete.
8 Antworten
BunteHexe27 vor 26 Tagen 6 8
7
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
7.5
Duft
Vom Kuchen geküsst
Die Nischenboutique Evanescence entdecke ich am Ende eines Tages voller Dufteindrücke in Grasse. Das ist eher ungewöhnlich, denn hier haben zumeist die großen oder kleinen Marken ihre eigenen Läden. Versatile aus Paris gibt es hier, eine Marke, die anders sein will. Die Düfte sind Extraits in 15 ml-Flacons als Roll-on, zum Einreiben, um die Intensität zu erhöhen. Die Namen sind allesamt Wortspiele, "Accrodisiaque | Versȧtıle" spielt mit accro, süchtig, und aphrodisiaque. Er riecht fremd und geheimnisvoll und hat etwas Süßes, aber nicht blumig oder gourmand, etwas Balsamisches mit etwas leicht Herbem. Von den 35 Ingredienzien tragen die meisten für mich unbekannte chemische Namen. Rose kommt dreimal vor, plus Damascenone. In der Kopfnote ist Rosenoxid angegeben - also verbrannte Rosenblätter? Die Rose erscheint mir zunächst wie eine zarte Erinnerung. Woran kann ich mich noch festhalten? Schwarzen Tee kann ich wahrnehmen.

Eine Party zu vorgerückter Stunde, die Band hat sich längst zurückgezogen, Musik plätschert aus der Konserve, die Tische sind klebrig, im Bowlerest schwimmen eine Traube und Ananasstückchen, in Bechern Teebeutel in ihrer kalten bitteren dunklen Brühe. Das Kuchenblech ist leer bis auf ein paar Krümel, die ich mit den Fingern auflese. Feines Zitronenöl, geriebene Mandeln, Rosenöl, etwas Zimt. Es wird geschmust, umschlungen getanzt, gekichert. Leere Likörflaschen geben noch einzelne Moleküle an die Luft, etwas süßes Spanisches, Aperol, Pastis. Ich sinke in ein Kissen, träume von einem ausgedehnten Kuss mit feinem Muffinteerosenblattgeschmack.

Der Duft ist also doch blumig-gourmand, aber anders, als ich es bisher kennengelernt habe, ein samtiger Gebäckduftbrei mit herben und grünen Noten. Dill sollen es sein, Fenchel, Citronellol, Anis, Veilchen, Patchouli, Benzoe, der schon genannte schwarze Tee und Mate. Rose Absolue ist dabei und die wird später zu einer sanften Hülle um das Süße herum. Das Gebräu ist neu für meine Nase, wohlig, frisch, fein würzig. Eine echte Alternative zu Süßigkeiten. Aber der Untertitel "La nuit de sexe" passt für mich nicht.
8 Antworten
BunteHexe27 vor 1 Monat 5 5
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
I will build my love a tower
Ich habe mich schon den ganzen Tag auf den Besuch bei Jessica Buchanan und ihrer Marke "1000 Flowers" gefreut, weiß schon, dass ich ihren "Pink Pepper Wood | 1000 Flowers" haben möchte und komme mit ihr lange ins Gespräch, fühle mich wohl in ihrer liebevoll gestalteten kleinen Boutique an der Place aux Aires in Grasse. Ganz am Schluss entdecke ich "Ode (2021) | 1000 Flowers" und bin sofort davon eingenommen. Dieser Duft ist viel komplexer als der viel einheitlichere, aber auch sehr gut komponierte Rosa Pfeffer. Ich entscheide mich genauso schnell für "Ode (2021) | 1000 Flowers".

Gestern und heute tauche ich immer wieder ein in diese Welt. Sie öffnet sich warm und weich, aber sie hat Geheimnisse. Muskatellersalbei spielt auf den Saiten einer akustischen Gitarre, nach einem heiteren Bergamotteoboenintro, Majoran und Thymian spielen Basslinien dazu, Weihrauch und Labdanum, feines Oud erzeugen eine zarte Reibung wie mit feinen Besen auf den Floortoms. Ich nehme die Schwingungen im Zedersandelholzboden wahr, auf dem meine Wange liegt, Vétiver reibt sanft Stöckchen aneinander. Eichenmoos spielt eine ruhige Basslinie. Da erhebt Myrrhe eine zarte tröstende Melodie, verklingt. Stimmt später wieder ein. Hier liegen Wehmut, Heiterkeit, Ruhe, Leidenschaft, Wärme, Sehnsucht beieinander, eine leise Traurigkeit, Dankbarkeit.

"Ode (2021) | 1000 Flowers" gehört zur ersten "Collection Originale" von Jessica Buchanan. Sie hat sie 2012 komponiert und anscheinend 2021 neu formuliert. Über Letzteres habe ich mit ihr noch nicht gesprochen und nehme es mir vor. Eine Ode ist ein feierliches Gedicht. Sie sei dazu von einer Liebesgeschichte inspiriert, in der sich verschiedene Kulturen begegnen und miteinander verschmelzen, heißt es auf ihrer Website. Ich sehe grüne Winterwälder Kanadas und orientalische Dufthandlungen vor mir, deren Essenzen sich in einem südfranzösischen Bergstädtchen begegnen. Da ist Leidenschaft und zarte Annäherung, Fremdheit und Verschmelzen und viel Beziehungsarbeit. Nun ist dort Harmonie und Leidenschaft, entstanden aus langjährigem Aufeinanderzugehen. Standen in der Kreation von 2013 anscheinend noch Immortelle, Myrrhe und Weihrauch mehr im Mittelpunkt, ist es nach acht Jahren Beziehung dieses kleine Orchester grüner, harziger und hölzerner Klangfarben. Die herben Noten von Muskatellersalbei und Harzen werden mit der Zeit stärker, die Myrrhe klingt immer wieder an. Es ist ein Duft, in den ich mich versenken kann, der mir mit seiner gesunden Vitalität Sehnsucht erlaubt, der mir Mut macht, der Liebe eine Tür zu öffnen.
"I will build my love a tower
by the foot of yonder fountain
and on it I'll put
all the flowers of the mountain
will ye go, lassie, go"
heißt es in dem irischen Folk Song "Wild mountain thyme". In Jessica Buchanans Ode ist die Sommerliebe zu einer erfüllten, lebendigen Bindung gereift, die miteinander spricht und deren Geheimnisse etwas Erhebendes ausstrahlen.

Der abgebildete Flacon ist übrigens die Miniatur. Der große Flacon ist wie ihre anderen gestaltet.
5 Antworten
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