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Caligaris Blog
vor 5 Jahren - 01.12.2018
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Der Sweet Tobacco Tabac Tabacum Vanille Rouge Vergleich

Als ich hier anfing, hab ich versucht mich aufgrund von Desorientierungs- und Hilflosigkeit an der Top 100 Liste für Männchen zu orientieren. Ich hätte es mir sparen können. Ich fand mich da genauso schlecht repräsentiert wie in aktuellen Musik-Charts.

Nur einer von den vorderen Plätzen hat mich fasziniert. Es war die Kombination aus, selbst für Laien wie mich, bekannten Duftkomponenten und ich fand Idee und Ergebnis genial. Es war Sweet Tobacco von Francois Delì. Mit der Zeit bin ich dann dahinter gekommen, das sich diese "Masche" auch andere Parfümeure zunutze gemacht haben.

Tatsächlich bin ich nach der ehrgeizigen Beschaffung des harten Kerns der zu dieser Gruppe zählenden Düfte in eine andere Richtung abgedriftet, sodass die nachfolgende, momentane Einschätzung vor zwei Jahren vielleicht noch ganz anders ausgefallen wäre.

In den letzten Tagen traten gegeneinander an:

Sweet Tabacum von Dua Fragrances

Sweet Tobacco von Francois Delì

Tabac Rouge von Phaedon

Tobacco von Franck Boclet

Tobacco Vanille von Tom Ford

Jeden Tag wurde einer der Düfte auf den Oberkörper, dem Shirt und ins Haar gesprüht. Es wurden früh zwischen 0,4 und 0,6 g aufgetragen und nachmittags nochmal 0,3 bis 0,5 g nachgelegt.

Ohne direkten Vergleich, sondern nur anhand der Übertragung der Erfahrungen von den Vortagen haben sich drei für mich unterscheidbare Gruppen dargestellt:

1.) Sweet Tabacum von Dua Fragrances = rauchig

2.) Tobacco Vanille von Tom Ford = Bourbon/Wiskey

3.) die anderen drei = Honig

Ich habe dann die Gruppe 3 auf dem Unterarm getestet, wonach ich zur folgenden Einschätzung gekommen bin:

3.1) Tabac Rouge von Phaedon = Honig, leicht harzig, etwas pudrig

3.2) Tobacco von Franck Boclet = Honig, leicht harzig

3.3) Sweet Tobacco von Francois Delì = Honig, würzig, leicht rauchig

Am langweiligsten ist tatsächlich der Tabac Rouge von Phaedon. Dieser wird, und ich hab's ehrlich grad erst gelesen, tatsächlich mit "pudrigen Noten" beschrieben.

Wenn man jetzt von Tobacco Vanille als Referenz ausgeht, so kommt wohl Franck Boclets Tobacco dem am nächsten. Wobei Letztgenannter auf dem Unterarm in der Kopfnote etwas herber (mehr Tabak) sein dürfte. Gegenüber dem Tom Ford verblasst diese Herzhaftigkeit jedoch schnell, weshalb Tobacco Vanille nach ein bis zwei Stunden die Oberhand gewinnt.

Sweet Tobacco von Francois Delì liegt beim Unterarm-Test am weitesten von den drei Vorgenannten entfernt. Tatsächlich nehme ich hier die Gewürze sehr stark wahr. Beim Ganzkörpertest kam das (leider!) nicht so gut raus und wurde von den "süßen Hölzern" überdeckt.

Diesen Test habe ich Monate lang vor mich hergeschoben, weil ich, wie oben bereits erwähnt, dieser Duftrichtung nicht mehr sehr anhänge. Eine Woche sehr ähnliche Düfte tragen, die man nicht sehr leiden mag, ist schon wirklich keine schöne Vorstellung und kostet Überwindung. Vor allem, wenn da zig andere toller Düfte in Reichweite stehen.

Angefangen hat die Woche jedoch mit Sweet Tabacum. Und dieses Parfüm hat mir tatsächlich das Thema wieder näher gebracht und mich doch noch zum Verfassen dieses Blogs animiert. Sweet Tabacum weicht deutlich von den vier anderen ab. Er überbetont den Rauch gegenüber der Vanille sehr stark. Dazu noch eine trockene Holzigkeit, die ihn weniger lieblich, sondern eher rau und archaisch wirken lassen. Zudem stellt er alle anderen Düfte bezüglich Haltbarkeit und Sillage in den Schatten, trotzdem ich hier mit Abstand die geringste Dosierung angewandt habe.

Somit ergibt sich in meiner persönlichen Wertung folgende Rangordnung (Duft/Haltbarkeit/Sillage/Flakon):

1.) Sweet Tabacum von Dua Fragrances (8,5/10/10/6)

2.) Sweet Tobacco von Francois Delì (7,5/8/8/7)

3.) Tobacco Vanille von Tom Ford (7/8,5/8,5/7)

4.) Tobacco von Franck Boclet (7/7,5/7,5/8)

5.) Tabac Rouge von Phaedon (6,5/7/7/7)


PS: Neben mir steht noch eine halbe Schrankwand mit Black Afgano und seinen Derivaten. Ich hoffe das mal in den Weihnachtsferien angehen zu können. Der Duft liegt mir sehr, aber die Vielfalt ist mit 15 bis 20 Düften ungleich größer als bei der oben beschriebenen Gruppe.

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