Caligari

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Caligari vor 2 Jahren 21 9
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Duft
New batch? - New scent! - Vom Problem konstanter Qualität bei Artisandüften
Was gab es nicht schon im Forum für Diskussionen, über die Sinnhaftigkeit bezüglich des Aufnahmebegehrens in die Datenbank, wenn ein Hersteller unter gleichem Namen einen neuen Batch herausgebracht hat?

Vielen Artisan / Independent Parfümeuren ist es wichtig eine Unterscheidung zu treffen, da sie sich, im Gegensatz zur synthetischen Industrie, sehr wohl dessen bewusst sind, dass A + B nicht jedes Mal C, sondern meist D, E, F usw. ergibt. Wie sollte es auch anders sein, bei natürlichen Ingredienzien aus verschiedenen Ernten, Quellen, Destillationen, Chargen?

Warum "Jeke | Slumberhouse" so lange nicht mehr aufgelegt wurde, darüber kann man nur spekulieren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich Josh Lobb mehr Zeit als unbedingt notwendig gelassen hat, um endlich den vielen, vielen Nachfragen zu einer Neuauflage dieses Duftest nachzugeben. Zumal er ja an und für sich gegenüber Wiederauflagen seiner "Klassiker" sehr offen gegenübersteht. Also nehme ich schon an, dass er Schwierigkeiten hatte, die Ausgangsstoffe zusammenzusuchen, die ihm für seinen ersten Batch noch zur Verfügung standen.

Und dennoch hat sich nach meiner Nase das lange Warten nicht gelohnt. Ein direkter Vergleich zwischen der Erstauflage und dem jüngst erschienenen Batch offenbart eine erhebliche Diskrepanz. Verschlimmert wird so eine Entdeckung, wenn es sich dabei um einen der absoluten Lieblingsdüfte handelt. Und in diesem Fall einen, der sich schwer oder gar nicht mit anderen Düften vergleichen lässt.

Tatsächlich dachte ich nach der ersten Probe vom jüngsten "Jeke | Slumberhouse" Batch, es handle sich um einen Etikettierungsfehler. Rief er in mir doch Assoziationen zu "Baque | Slumberhouse" bzw. "Ore | Slumberhouse" hervor. Über den prominenten Tabak ergießt sich ein breiter, unaufhörlicher Schwall an Honig. Viel zu zahm für einen Duft, der den Namen "Jeke | Slumberhouse" tragen darf.

Was erschwerend hinzu kommt, ist die bereits oben angedeutete eingeschränkte Beliebigkeit, die sich durch die zahlreichen vergleichbaren Düfte bei mir breit macht. Zu häufig hatte ich in den letzten Monaten die Kombination von Tabak und Honig in der Nase. Nicht, dass sie mir nicht bekommen würde, aber irgendwann kann man sich selbst an Ikonen wie "Tabac Grande | Sultan Pasha Attars" satt gerochen haben.

Wo ist all der Rauch, die Düsternis, das Verfaulte, Gärige, was Jeke über das Meer an angepasster Harmonie heraushebt? Hier jedenfalls nicht.

Sehr, sehr schade, dass hier eine große Chance verpasst wurde, diese Urgewalt wieder aufleben zu lassen. Und Glück für die, die den ursprünglichen und zugleich urwüchsigen Jeke ihr Eigen nennen können. In unserem Fall sogar den 100 ml Flakon.
9 Antworten
Caligari vor 2 Jahren 43 12
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Duft
Mit voreiligen Schlüssen im Wechselbad der Gefühle
Angesichts der jüngsten Elaborate der beiden Künstler waren meine Erwartungen merklich gedämpft. Wo einige "Weiterentwicklung" und "endlich mal was anderes" fordern, halte ich seit Monaten mit einem "Back to the roots!" dagegen. Dabei kann ich Tahas Vorstöße in neue Gefilde besser verstehen, als Russian Adams "Ausflüge" der letzten Monate. Unabhängig davon läuft mir dieser Drang, einen Duft in Kollaborationen zu entwickeln, extrem zuwider. Ein Parfüm ist kein Produkt mit verschiedenen Bereichen, Teilen, Kapiteln oder Feldern, die für sich gesehen alleine stehen. Vielmehr sollte es "aus einem Guss" sein und nur EINE Handschrift tragen. Und daher sehe ich es bei Düften wie beim Brei, den viele Köche eher verderben, denn verbessern.

Endgültig desillusioniert, mit diesem Duft die Addition beider Talente zu erhalten, hat mich dann aber das dem Parfüm zugrundeliegende gemeinsame Zwiegespräch. "Unglücklich" ist wohl die wohlmeinendste Vokabel, die ich hier absetzen kann. Und so war für mich der Fall dann auch schon erledigt und der Flakon abgeschrieben und ich hätte mich damit begnügt, dass der Zufall vielleicht irgendwann einmal eine kleine Probe in unseren Briefkasten spülen wird.

Falsch gedacht! Noch schneller als ich "P-A-Y-P-A-L" buchstabieren kann, hatte meine bessere Hälfte schon eine Bestellung ausgelöst. Und ich dachte für mich im Stillen: "Was soll's? ALD-Düfte gehen im Souk immer gut weg." Und als ob das bloße Bangen, hiermit einen doch recht kostspieligen Griff ins Klo getätigt zu haben, nicht schon Pein genug gewesen wäre, zog sich die Zustellung in eine noch nie dagewesene Länge hin. Zwischenzeitlich tauchten schon die ersten, nahezu unbenutzten, Flakons im Souk auf. Aber nicht nur einer, sondern so viele, wie, nach meinem Dafürhalten, noch bei keinem Duft, so kurz nach seinem Erscheinen. Der Schweiß stand uns sprichwörtlich auf der Stirn. Nach einer halben Ewigkeit und zu einem Zeitpunkt, an dem wir gefühlt die Einzigen auf diesem Erdball waren, die "Aquilaria Blossom | Areej Le Doré" noch nicht unter der Nase hatten, trudelte dann doch noch die unheilige Sendung bei uns ein. An einem Tag, an dem wir uns noch nicht mal mehr an den Hauch einer zurückhaltenden Vorfreude erinnern konnten. Und da saßen wir nun, mit dem Gefühl, vor uns stünde ein Lostopf voller Nieten. Wem wird jetzt die vermeidliche Ehre zuteil, diesen Duft als Erstes riechen zu dürfen... ZU MÜSSEN, den die Mehrheit offenbar lieber wieder aus ihrem Haus verbannt sehen möchten?

Um es kurz zu machen: Ich habe mich geopfert! Von Euphorie zu schreiben wäre jetzt tatsächlich deplatziert, aber ein wenig Erleichterung machte sich doch ziemlich schnell breit, als sich der Duft seinen Raum nahm. Er ist still. Kein Krawallbruder, wie die Legenden, die die beiden Kreateure zu ihren Anfängen erschufen. Und "Chinese Oud / 中國沉香 | Areej Le Doré" war ja schließlich der Beweis, dass man Oud-Genuss auch in den leiseren Tönen finden kann. Und tatsächlich ist "Chinese Oud / 中國沉香 | Areej Le Doré" auch der einzige Duft, der mir hier in den Sinn kommt. Das Oud in "Aquilaria Blossom | Areej Le Doré" ist weitaus höher konzentriert, als es sich z. B. aus dem oben erwähnten Zwiegespräch herleiten ließ. Und dieser Umstand rettet (für uns) dann auch den Duft und bewahrt den Flakon von einer Abschiebung in den ohnehin übersättigten Souk.

"Aquilaria Blossom | Areej Le Doré" ist ein etwas süßerer und glatterer "Chinese Oud / 中國沉香 | Areej Le Doré", der sehr gut tragbar und zu aller Überraschung, extrem potent ist. Ein Sprüher hat mich einen ganzen Tag lang wunderbar versorgen. Anstatt, wie "Chinese Oud / 中國沉香 | Areej Le Doré", mit trockener Holzigkeit zu eröffnen, begegnet einem "Aquilaria Blossom | Areej Le Doré" mit erwachsenen Früchten, die glücklicherweise weder zu süß noch zu klebrig sind. Ambra oder gar Animalik kann ich hingegen so gut wie gar nicht wahrnehmen. Dreh- und Angelpunkt ist für mich erfreulicherweise das chinesische Oud, welches in Honig und Sandelholz gewickelt scheint.

Kein "Kracher" und in beiden Fällen sicherlich nicht Highlight der Schaffenskraft der zwei "Väter". Aber für alt eingesessene ALD- und Agar Aura-Anhänger, oder Oudduftfans im Allgemeinen, beileibe kein Reinfall, sondern vielmehr eine Bereicherung, für den stillen, langanhaltenden Genuss.

Vielen Dank an PallasCC, dass du hier mal wieder nicht auf mich gehört hast.
12 Antworten
Caligari vor 2 Jahren 27 12
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Flakon
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Duft
Areej le Doré goes Niche
Die Noten (vor allem Aldehyde und Cashmeran) haben erste Zweifel gestreut und was dann passierte war ein Novum. Noch nie trennten sich gleichzeitig so viele Parfumos, schon so kurz nach dem Erscheinen von einem Artisan-Duft, aus einem derart renommierten Haus. Zu Spitzenzeiten buhlten bis zu acht Verkäufer um die Gunst derer, an die sie das Parfüm endlich weitergeben können. Und das ausgerechnet bei einer Marke, bei der sehr viele Menschen aus rein "kapitalanlagestrategischen" Gründen kaufen. Auch hier zeigte die lange vor dem eigentlichen Verkaufsstart auf allen verfügbaren Kanälen sehr laut geschlagene Werbetrommel, die vom Verkäufer beabsichtigte Wirkung. Russian Adam muss sich glücklich schätzen, dass man ihm seine Produkte, ohne, dass man sie vorher überhaupt testen könnte, aus den Händen reißt.

Tatsächlich erachte ich die meisten seiner Arbeiten, ganz ungeachtet der eingeschlagenen Duftrichtung, für außerordentlich. Es ist ein offenes Geheimnis, dass mir synthetische Düfte im Allgemeinen und überteuerte, sogenannte Nischen-Düfte im Besonderen, ein Graus sind. Nicht, dass hochwertige, natürliche Artisan-Düfte gegenüber Hautevolee-Düften monetär günstiger wären, aber beim Preis-Leistungs-Verhältnis haben sie bei mir die Nase vorn. Weswegen ich deren Preise wesentlich ehrlicher finde, als die der Bling-Bling-Fraktion, welche nicht selten schon kurz nach Erscheinen für nur noch einen Bruchteil des ursprünglichen Verkaufspreises angeboten werden.

Ein Vollholztisch, gefertigt vom örtlichen Schreiner, erfüllt keine andere Funktion, als sein Pendant vom Möbeldiscounter. Und dennoch würde in diesem Fall niemand das Vorhandensein eines gehörigen Gefälles bei der Wertigkeit leugnen.

Für mich klingt es nur allzu logisch, dass man (im Allgemeinen), Parfümeure und die Kosmetikindustrie versucht ist, in den meisten Fällen die Natur möglichst authentisch nachzubilden. Bis heute war es für mich weder bekannt, noch nachvollziehbar und schon gleich gar nicht erstrebenswert, dass ein Artisan-Parfümeur den umgekehrten Weg gehen möchte.

"Was erlaube Adam!" möchte man schreien. Es gibt nicht viele Areej le Doré Düfte, die ich nicht probiert habe und bei weitem fanden nicht alle mein Gefallen. Aber noch nie war ich so enttäuscht vom handwerklichen Anspruch bzw. meinen diesbezüglichen Erwartungen. Für mich ist #Manly beispiellos in der gesamten Artisan-Szene. Nach vielen hundert Independent Düften aus aller Welt, die ich bisher probiert habe, ist das der erste, der mich richtiggehend anwidert. Nicht wegen der Duftrichtung, sondern wegen seinem synthetischen Erscheinen.

Das erste was mir in den Kopf kam war die Amouage Man Serie. Erst dann kam die Assoziation: #Interlude Man. Selbstverständlich ist es kein Dupe oder Klone dessen, aber für mich ist die Verwandtschaft sehr deutlich. Genauso deutlich wie der Abstand zur Natürlichkeit der anderen Areej le Doreé Düfte.

Die Performance von #Manly lässt nicht zu wünschen übrig und möglicherweise würde ich ihn einem #Interlude Man vorziehen, wäre da nicht die identische Synthetik-DNA. Diese altbekannte und weit verbreitete, scharfe Ledrigkeit (Leder + Safran), wie sie in unzähligen Nischendüften, orientalischer Provenienz verbaut wird, verbunden mit einer dumpfen Gewürzigkeit (Zimt, Cashmeran, Muskat) disqualifizieren nach meinem Dafürhalten #Manly , den Namen dieser Marke zu tragen.

Ein "Ausnahmeduft" im schlechtesten Wortsinn, weswegen ich mich zwischen Ungläubigkeit, Fassungslosigkeit und Entsetzen nicht entscheiden kann.
12 Antworten
Caligari vor 3 Jahren 69 17
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Duft
Der Anwalt des Ouds
Ich spreche hier im Namen meines Mandanten. Herr Oud bat mich Ihnen Folgendes mitzuteilen:

Meine Verärgerung, nicht nur über die bloße Erwähnung, sondern darüber, dass meinem Namen auch noch das Adjektiv "Pur" vorangestellt wurde, möchte ich hiermit entschieden zum Ausdruck bringen. Von "purem Oud" zu sprechen, und mir dann als einen Vertreter der natürlichen Ingredienzen dennoch zwei Chemikalien zwangsweise zur Seite zu stellen, ist nicht nur unangenehm, sondern rufschädigend.

Ich bin in keiner Weise auf die Begleitung derartiger Substanzen angewiesen und finde das Verhalten der Beklagten nicht nur irrenführend, sondern ingredienzistisch. Ich kann alleine für die in Ihrer Werbung prosaisch ausgeschmückten Noten sorgen, wenn Sie mir dazu nur die entsprechende Freiheit gegeben hätten.

Nicht nur, dass Sie sich auch noch auf Ihrer Webseite damit brüsten, mich in einer Konzentration von 10 % beizumengen, nein, Sie besitzen doch tatsächlich noch die Dreistigkeit bei diesem Anteil noch von einer "immoderate dose" (= maßlosen Dosis) zu sprechen. Diejenigen Artisan-Künstler, die mich mir viel Aufwand und Liebe in langwierigen Verfahren aus dem Holz extrahieren, lassen mich in hochwertigen Oud-Düften mit Anteilen bis zu 30 % zur Geltung kommen. Und sie haben es dabei nicht nötig derartiges Verfahren noch mit dem Wort "Pur" zu apostrophieren, sondern lassen einfach nur mich zu den Nasen der Duftliebhaber sprechen.

Sie spannen mich als Zugpferd vor Ihren Werbekarren und halten es dennoch nicht für notwendig mich, oder wenigstens meine Provenienz angemessen zu beschreiben und bürden somit den arglosen Käufern ein hohes Risiko auf. Angesichts des derzeit aufgerufenen Verkaufspreises von umgerechnet ca. 1.250 € je Flakon erachte ich Ihr Verhalten für unverantwortlich.

Aus den oben genannten Gründen distanziere ich mich ausdrücklich vom Produkt "Pur Oud | Louis Vuitton".

08.05.2021
Oud

Nachbemerkung des Oud-Anwalts:
Tatsächlich ist der Duft für eine Nischenmarke (Achtung!!! Ich rede hier ausdrücklich nicht von Artisan- oder Independent-Marken, in deren Händen Oud eigentlich bleiben sollte und mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch viel angemessener und hochwertiger verarbeitet werden würde) nicht bodenlos schlecht. Ich würde ihn mit z. b. "The Spirit of Dubai - Baz | Nabeel" vergleichen. Er ist ziemlich animalisch, aber nicht Barnyard. Wird dann holzig und leider auch etwas seifig, was diesen furchtbaren Noten Helvetolide®, Ambrettolid zuzuschreiben sein dürfte. Das wäre so, als würde man einen fein geschliffenen Querschnitt wundervoll gemaserten Wurzelholzes mit grauer Acrylfarbe deckend streichen.

Was erschwerend hinzukommt ist der astronomische Preis, der sicherlich zum großen Teil nur des klangvollen Markennamens wegen und mit dem Wissen, um eine sehr solvente Käuferschaft aufgerufen wird, die sich wiederum eh nur zufrieden gibt, wenn der Duft diesen und keinen anderen Markennamen trägt und auch sichergestellt ist, dass der Preis so hoch ist, dass ihn nicht jeder Krethi und Plethi kauft. Sie würden wahrscheinlich auch noch mehr ausgeben. Dahingehend ist die Preisgestaltung aus Sicht des Produzenten nachvollziehbar und alles andere wäre aus seiner Sicht dumm und entgangener Gewinn.

Wer einen alten Eichentisch aus Vollholz sucht, der sollte das nicht bei einer sehr großen skandinavischen Möbelhaus-Kette tun und unabhängig davon zudem prüfen, ob es sich auch tatsächlich um reines Eichenholz handelt.
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Caligari vor 3 Jahren 17 9
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Haltbarkeit
8.5
Duft
Die Metamorphose des Tanoishi
Liebhaber von blumen- und weitestgehend fruchtlosen, eher dunklen Düften stellen sich oft die Frage, was eigentlich dieses "Oud" ist, welches so häufig in Düften als Ingredienz angegeben wird. Und die Frage, gerade angesichts dessen, dass in den allermeisten Düften Oud ja nicht mal in natürlicher Form vorliegt konkret zu beantworten, wäre so, als würde man eine griffige Antwort auf die Frage "Wie schmeckt Wein?" geben.

Oud umfasst nicht nur ein riesiges Spektrum an extrem facettenreichen Erscheinungsformen, sondern auch innerhalb eines einzigen Öles zeigen sich wiederum zahlreiche Noten, die in unterschiedlicher Stärke, Dauer, Frequenz mit anderen Noten interagieren. Wer eine große Bandbreite der von mir bevorzugten Noten, die in echten Oud-Ölen vorkommen erleben möchte, kann sich gern mit mir auf die Reise mit und in "Tanoishi" begeben.

Wie so viele Ouds ist "Tanoishi" weitestgehend um das Thema "Holzigkeit" aufgebaut. Welch Wunder, wurden diese Öle ja schließlich im Holz "geboren". Und wie die meisten Oud-Öle verläuft auch "Tanoishi" mit der Zeit von dunkel nach hell. Dies ist sicherlich auch dem Nachlassen der Strahlkraft geschuldet. Wobei gute Oud-Öle sehr anhaltend und nicht selten weit länger als 24 Stunden detektierbar sind.

"Tanoishi" startet dumpfholzig, leicht animalisch, mit wenig Rauch und einer Spitze ätherischer Harze, die einem tief in die Nase steigen. Immer mehr dieser ätherischen Schlieren mittleren Grüns durchziehen das dunkelbraune Holz und lösen sich. Übrig bleibt ein Stück zerfurchter alter Wurzel, welche im Morast eines schattigen Waldsees verrottet.

Eine kurze Phase die an feuchte Holzspäne und herbes Leder erinnert folgt und leitet die nicht mehr zu stoppende Aufhellung ein. Das Holz wird nun rot. Weitere ätherischen Schwaden wecken Assoziationen an Rotwein auf dem Grund eines alten Holzfasses. Mit dem Duft, der an eine Mischung aus Pflaumenmus und -wein erinnert, wird die Beteiligung von Früchten vorerst abgeschlossen.

Denn jetzt folgt der Mittelteil aus dunkelholzigem, kräftigem Oud, wie ich es mittlerweile nicht anders beschreiben kann, so einzigartig ist dieser Duft. In diesem Stadium der Metamorphose hält sich der Duft längere Zeit auf, ehe eine weitere Aufhellung erfolgt. Es gesellen sich Honig und Röstaromen einer frischen, röschen Schwarzbrotkruste hinzu.

Bevor der Duft mit einem Geflecht aus trocknerem, hellem Holz, etwas Trockenobst und mittelbraunem Leder endet, werden in der Übergangszeit immer wieder Noten von Sherry- und Whiskey-Fässern laut.

Viele werden anhand dieser Schilderung verstehen können, warum Oud die einzige Ingredienz ist, die bei Parfumo für sich allein als Duft aufgenommen wird.

Wie ich an den Duft kam – Ein kleiner Exkurs:
Der Trauer darüber, dass es Koishi, von dem ich eine Probe habe und der mich so vom Hocker gerissen hatte, nicht mehr gab, folgte die Freude über ein Mitbringsel von PallasCC. Sie setzte sich, ohne mein Wisse, just mit Adam von EO in Verbindung. Er empfahl ihr den mindestens zu 95 % identischen Tanoishi welchen sie mir dann anlässlich unseres kleinen Oud-Festivals geschenkt hat. Vielen Dank liebe PallasCC, der großen Oud-Expertin ♥.
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