Caligari

Caligari

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16 - 20 von 75
Caligari vor 3 Jahren 31 9
10
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Deep Black Sedation Coffee Oud
Beim ersten Angeruch meinte ich "Oud Luwak", zumindest sein Zwillingsbruder wäre wieder auferstanden. Aber "Agar de Noir" ist weit mehr als eine Ergänzung. "Oud Luwak" ist zwischenzeitlich nicht zuletzt aufgrund von Möhrensaft auf der einen und Narde auf der anderen Seite zu einer Oud-Ikone geworden, die unverwechselbar ist. Er ist laut, auffällig und ungestüm. Verhaltensgestört, aber nicht lästig. Und auch er enthält Kaffee, aber…

"Agar de Noir" hat die Kraft der Wärme. Das Besänftigende, was "Oud Luwak" fehlt. Die Ausreißer werden hier durch eine sehr große Portion Kaffee eingefangen. Keine Frage. Die beiden hier verwendeten Ouds sind ebenso non-konformistisch wie bei "Oud Luwak", aber sie lenken nicht von der grundlegenden Ruhe ab, die dieser Duft ausstrahlt. Es ist ein Oud-Duft, der den schwärzesten Kaffee den ich kenne in sich trägt. Und auch wenn man sie nicht direkt wahrnimmt, die Basisnoten aus Balsam, Labdanum und Tonkabohne potenzieren die von den beiden Hauptprotagonisten ausgebreitete Ruhe und lassen eine schwarz-braune, kuschelige Decke entstehen.

Es dauerte einige Stunden, bis ich die sublime Wirkung dieses Duftes erkannte. Ohne überhaupt sein Augen- bzw. vielmehr sein "Nasen-Merk" auf den Duft zu richten, vereinnahmt er dich und hüllt dich in Wohlbefinden.

Es gibt einige Oud-Öle und auch Attars, die diese Entspannung bei mir hervorrufen. Bei sprühbaren Düften ist das aber sehr selten der Fall. In "Agar de Noir" treffen sich Dunkelheit, Wärme und Kraft, ohne jedoch Aufmerksamkeit zu wollen. Und das ist schon eine Kunst, bei einem so potenten Duft, der locker einen ganzen Tag überdauert.

Vielen Dank liebe PallasCC für diesen wunderschnönen Duft, den ich nie auf dem Schirm hatte und der mich nun in seinen Bann gezogen hat.

PS: Obwohl ich nicht sonderlich viel Wert auf das Äußere, in diesem Fall auf den Flakon lege, muss ich hier mal meine Begeisterung zu diesem Kunstwerk zum Ausdruck bringen. So sollten alle hochwertigen Extraits verpackt sein! Der Flakon sieht nicht nur sehr hübsch aus, sondern er funktioniert tadellos und liegt optimal in der Hand, was nicht zuletzt auf das sehr dicke Glases und den massiven Metalldeckel zurückzuführen ist.
9 Antworten
Caligari vor 3 Jahren 24 11
9
Flakon
9
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
trocken, wenig Schatten, karge Landschaft, Lagerfeuer, Pferd mit Ledersattel, kaum Gelegenheit sich zu waschen... Freiheit!
Desperado. Wie passend!

So riecht man, wenn man wochenlang in der Prärie umherzog und sich die Gerüche von Pferd, Leder, Lagerfeuer, Wüste, Holz und Harz in den Kleidern verfangen haben und die Patina aus diesen Gerüchen sich mit der Zeit in die Haut frisst.

Wer, wie ich es tue, der Natur in ihrer eher vegetationslosen, minimalistischen und niederschlagsarmen Form nahesteht, dem werden sich beim Genuss dieses Duftes entsprechende Bilder vor die Augen schieben. Die Schönheit einer "entkleideten", "ungarnierten" Landschaft, die die Sinne auf das Wesentliche reduziert und dadurch die Aufmerksamkeit wie einen Schirm aufspannen lässt. Der weitgehende Wegfall akustischer Reize lässt die Gerüche mit dem Sichtbaren verschmelzen. Ich befinde mich im Südwesten der USA, den Steppen Sibiriens oder der Wüste Gobi in der inneren Mongolei und die Sehnsucht nach diesen Orten macht sich in mir breit.

Die schweren, dunklen Ouds sind die Basis dieses lauten und unbequemen Duftes. Raffiniert ist die Beimengung von Zeder, Bergamotte, Zitrone und Ingwer, die aber nicht die Kraft haben, diese unerschütterliche Grundlage zu verändern. Sie ergänzen sie, in dem Sie einen scharfen Rauch generieren, wie man ihn von versotteten Kaminen her kennt.

Die Basis aus Amber, Sandelholz und Tolubalsam ist glücklicherweise angenehm schwach. Sie kappt nur die Spitzen dessen, was ansonsten zu laut verbrannt oder verglüht wäre. Darüber hinaus bewahren sie die von den potenten Ouds ausgehende Wärme, indem sie sie in ein trockenes Fell schlagen.

Durch das Guajakholz wird schlussendlich noch eine Schaufel feuchen Drecks bzw. Torfs ins Feuer geworfen. Die dadurch animalisch wirkenden Noten suggerieren das Vorhandensein von Zibet und Hyraceum.

Hans Georg Staudt hat einmal eine Geschichte zu einem Duft geschrieben, in der es um eine Figur geht, die monatelang durch den Orient und die Steppen Asiens zieht, um dabei Rohstoffe für seine Duftkreationen zu sammeln. Diese Figur erscheint vor meinem Auge, wenn ich dieses trockene, harsche und blumenlose Extrait genießen darf. Tagelang auf dem Rücken seines treuen Begleiters durch die trockene Steppe, nachts vorm Lagerfeuer und nur selten die Gelegenheit für eine ausgiebige Wäsche. Ich fühle mich an meine Reisen in die oben beschriebenen Gegenden zurückversetzt.

Vielen Dank für diese in Flaschen abgefüllten Erinnerungen und Sehnsüchte. Und danke, dass dem Meisterwerk Pallas nun die zweite Figur der Geschichte zur Seite gestellt wurde.
11 Antworten
Caligari vor 3 Jahren 30 11
10
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Unverhofft kommt...
... bei mir, was Düfte anbelangt, eigentlich leider nicht oft, sondern eher ziemlich selten.

Die Probe davon hatte ich vor ca. einem halben Jahr schon unter der Nase. Ich mochte Bortnikoff (am Anfang) sehr. Aber irgendwie wurde dann offenbar recht schnell eine hauseigene Hobelmaschine und einige Bögen Sandpapier angeschafft, um das zu glätten, was für mich die anfangs sehr geschätzte Urwüchsigkeit der Bortnikoffs ausmachte.

Als ich dann jedoch eine Probe von Sayat Nova unter die Nase bekam, war ich wirklich überrascht. Ich dachte nicht, dass Dimitry noch mal so rücksichtslos mischen und auch noch abfüllen würde. No h mehr überrascht war ich dann von den, für botnikoff'sche Verhältnisse, unterdurchschnittlichen Bewertung hier auf Parfumo.de. Sayat Nova und ich, sind wohl etwas aus der Zeit gefallen. Nach nur zwei Jahren? Für mich war und ist es nach Mysterious Oud (Extrait de Parfum) der einzige Blrtnikoff, den ich sehr gerne hätte.

Sayat Nova ist ein extrem oud-lastiger Duft. Im Prinzip könnte er so auch als reines Oud-Öl existieren. Mit zwei Ausnahmen. Der Spagat zwischen mittlerer Holzigkeit und gleichzeitig extremer, etwas heller Rauchigkeit ist mir so von keinem einzelnen Oud-Öl bekannt, weswegen die drei aufgeführten Oud-Sorten sehr nachvollziehbar sind. Dazu kommt noch eine scharfe, fast ätherische Note, die sich bis ins Hirn hinaufzieht. Mutmaßlich von der Aprikose, verbunden mit eben diesen Ouds. Ich mag diese Holzqualm-Düfte, wie sie in zahlreichen Varianten z. B. von Kerosene angeboten werden. Aber Sayat Nova tritt deren gesamtes Sortiment in die Tonne. Hier überflügeln die natürlichen Ingredienzien die Vorgenannten um ein Vielfaches. Dazu kommt noch die kompromisslose Kraft, der beinahe schwarzen Flüssigkeit. Ihn zu tragen ist für mich bewusstseinserweiternd, weil Anspruch, Qualität, Leistung und Alleinstellung einhergehen. Der Duft vereinigt so viele gute Eigenschaften von Oud, dass ich ihn als einen der besten Oud-Düfte einstufen möchte. Jeder, der Oud an und für sich mag, jedoch mit dem tupfen von Oud-Ölen "Berührungsängste" hat, sollte vielleicht hier mal seinen Frieden damit schließen, um so die Kraft von Oud an sich heran und wirken zu lassen.

Kennt ihr das? Es gibt die Düfte, die man unbedingt gleich haben will, damit sie flux von der Wunschliste verschwinden und diese endlich verkürzen. Und die anderen, bei denen man an eine solch rasche Lösung nicht so recht glauben mag. Aber kann man so einen Duft wie all diejenigen behandeln, die gar keine Begehrlichkeiten weckten? Wohl kaum. Für solche Düfte habe ich eine eigene Rubrik. Und wenn du dann ein Paket erhältst, dieses öffnest und darin dann völlig unverhofft einen Duft von dieser "möcht' ich gern, krieg ich aber eh nie"-Liste entdeckst, dann ist das um ein Vielfaches schöner als deine # 1 der Most-Wanted-Liste ganz unsexy im Onlinehandel zu bestellen, wie geplant vom Paketboten entgegenzunehmen und abzuhaken.

Danke PallasCC für die Erfüllung von dem, was für mich kaum erreichbar und noch mehr als ein Wunsch war. ♥
11 Antworten
Caligari vor 3 Jahren 22 8
6
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Bester Fehlkauf ever
Na gut. Also ein völliger Fehlkauf war's nicht, aber als ich nach intensiver Recherche in diversen Fachforen erfahren habe, dass "EO N°1: Manipur (Pure Perfum)" doch nicht der von mir sehr geschätzte "EO Nº1 (Pure Parfum)" ist und mir nicht nur von PallasCC, sondern auch noch vom eigens von ihr hinzugezogenen Adam selbst geraten wurde, stattdessen eher zum "Tigerlust (Pure Parfum)" zu greifen, wurden meine Füße schon etwas kalt. Ehe ich jedoch meine Bestellung noch revidieren konnte, war es schon zu spät und die Sendung bereits auf dem Weg zu mir. Ich fand mich also damit ab, gegen eine geringfügige Geldeinbuße den Gang zum Souk anzutreten. Die vor der Bestellung rasch noch erbetenen Probe war zu allem Unglück auch nicht mehr aufzuhalten. Manchmal scheint es so sein zu müssen.

Ich bekam die Proben einige Tage (Danke an dieser Stelle an den wunderbaren Max1403, für seine schnelle Unterstützung) vor dem Flakon und konnte die Zurückhaltung aus den Foren nicht mehr ganz so nachvollziehen. Mir reichte es zu diesem Zeitpunkt erst mal zumindest positiv überrascht worden zu sein. Eine Beruhigung/Rechtfertigung hinsichtlich der Ausgabe von $ 350 konnte ich darin jedoch nicht erkennen.

Also musste tatsächlich ein "Ganzkörper-Test" her und der Flakon entjungfert werden. Und nun verstand ich die Aussagen aus den Foren überhaupt nicht mehr. Was für eine urwüchsige Kraft trat mir da entgegen. Selten bis nie habe ich Oud so genial von Bibergeil und Zibet flankiert gesehen. Die Rose ist so nachrangig eingebaut, dass man sie nur nach dem Lesen der Noten erkennt. Dunkelstes Oud mit würziger und scharfer Animalik. Genau mein Ding. ☺

Ich weiß nun nicht, ob meine Erleichterung über die positive Überraschung bei mir zu einer verzerrten Einschätzung führt, aber der Duft ist für mich einer der heißen Kandidaten für den zweitbesten Duft 2020. Danke an PallasCC, dass du so schnell bestellt hast. ♥
8 Antworten
Caligari vor 3 Jahren 17 8
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Amber-Brett
Amber ist bei den meisten namengebenden Düften eingebettet in einen orientalischen Schmelz, wo er mehr oder minder eine leicht animalische, verruchte Note hinterlässt. Es geht um bernstein-/honigfarbene Melasse zum Wohlfühlen mit einer konterkarierenden, jedoch zurückhaltend dosierten Textur. Das (wenige) Salz in der Suppe, sozusagen.

In einem robustem Umfeld findet man Amber mit tragender Rolle sehr selten. Eine willkommene Abwechslung ist für mich Ambra Al Andalous, bei dem glücklicherweise die zartschmelzenden und lieblichen Begleitnoten weitestgehend abwesend sind. Lediglich die darin enthaltene Vanille kappt die Spitzen der Rauheit. Dennoch ein rauchiger, extrem orientalischer und sehr breitbandiger Amber-Duft der meine Geschmack vollends trifft.

Ich danke Georg sehr, dass er nun mit MGO Amber die Zügel noch mehr angezogen hat. Angelikawurzel und Zeder, noch deutlicher jedoch Leder und Styrax, stellen dem Amber ein ungehobelte Matrix zu Seite, in die er sich passgenau hineinlegt und getragen wird. Noch mehr Rauch würde den Amber mutmaßlich der Unkenntlichkeit preisgeben.

Als jemand, der wie ich harzige und rauchige Düfte schätzt, kann ich mir eine Amber-Interpretation nicht noch besser vorstellen. Grandios!
8 Antworten
16 - 20 von 75