Calista

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6 - 10 von 102
Calista vor 9 Jahren 35 5
Zwischen Himmel, nassem Hund und Ääääd
In einem Duftpostpäckchen befand sich jüngst ein Pröbchen von Sécrétions Magnifiques.
Dieser Duft hinterläßt mich ebenso ratlos wie schockiert, emotional aufgewühlt wie erregt, angewidert wie sprachlos; oder mit anderen Worten: überrascht.

Ich mag es ja anders, und ich mag Überraschungen. Hier jedoch wurde ich auf die ultimative olfaktorische Probe gestellt.
Was in aller Welt ist das???
Ich rieche gebratene Blutwurst, die ich sehr liebte als Kind, bis ich mal dahinterkam, was es eigentlich ist. Himmel und Ääääd nannte sich das bei uns (gebratene Blutwurst mit Apfelmus und Kartoffelbrei).
Ich rieche nassen Hund.
Ich rieche kalten Angstschweiß.
Ich rieche Sex.
Ich rieche saure Milch.
Was für eine Kombination!!!
Ich habe sofort den leicht metallischen Geschmack von Blut auf der Zunge.
Zum Glück hatte ich, da unvoreingenommen, keine Sperma-Assoziation, dennoch hat dieser Duft eindeutig eine animalische, sexuelle Komponente.
Sex ist, streng genommen, der Austausch von an sich unappetitlichen Körpersäften. Sex ist aber auch die schönste Nebensache der Welt.
Und so bin ich wie magisch angezogen, man könnte sogar sagen, ich bin erregt. Gleichzeitig bin ich aber auch angewidert von nassem Hund nebst verschwitztem T-Shirt.
Und wie riecht Adrenalin? Ist das diese animalische Note?
Eigentlich möchte ich Sécrétions Magnifiques nie mehr riechen. Ich erwische mich aber immer wieder dabei, wie ich das Pröbchen beschnuppere.
Als Parfum im herkömmlichen Sinne KANN ich Sécrétions Magnifiques NICHT betrachten. Ich rieche hier nichts, das ich in einem Parfum haben möchte, darum kann und werde ich es auch nicht bewerten.
Zusammenfassend würde ich Sécrétions Magnifiques so beschreiben:
Ich trage ein völlig verschwitztes Shirt, auf dem Tisch vor mir steht eine dampfende Portion Himmel und Ääääd. Unterm Tisch liegt der nasse Hund. Ich beiße mir beim essen mit Schmackes auf die Zunge. Die Milch, die ich zum Essen trinken wollte, enthält Klümpchen. Und zu allem Überfluß bin ich auch noch wuschig.

Was für eine Dufterfahrung...
5 Antworten
Calista vor 9 Jahren 7 4
5
Sillage
2.5
Haltbarkeit
9
Duft
Pop Orange
Habe ich schon mal erwähnt, daß ich nicht zur Sonnenanbeter-Fraktion gehöre?
Die Hitze der letzten Tage hat mich nicht in die Natur oder gar in überfüllte Eisdielen getrieben.
Ich hatte nicht das Bedürfnis, mich im Bikini auf den Balkon zu legen oder an den Badesee.
Kurzum: Ich hasse den Sommer, würde ihn am liebsten abschaffen, einstampfen und auf ewig verdammen.
Alles über 25 Grad Celsius ist für mich eine Zumutung. Der Schweiß fließt in Strömen, die Klamotten kleben an mir, ich kann kaum richtig atmen.
Von Natur aus bin ich so was wie eine menschliche Heizung. Ich habe nie kalte Hände oder Füße und jeder, dem ich auch nur die Hand schüttle, fragt mich, ob ich Fieber habe.
So kann man sich in etwa vorstellen, was hohe Außentemperaturen mit mir anrichten: ja, ganz richtig: ich verglühe.
Meinem Mann kann es gar nicht heiß genug sein, er blüht ab 40 Grad Celsius erst so richtig auf; ich hingegen bin dann praktisch komatös.
Aber was willste machen? Ins Tiefkühlfach umziehen? Das Leben muß ja weitergehen.
Man geht arbeiten, einkaufen, setzt sich dem üblichen Alltag aus während man sich am liebsten am Südpol häuslich niederlassen würde um Pinguine zu züchten.
Was nun die Parfuma interessiert: was trägt man als Vanille-Junkie, während man theoretisch auf dem Asphalt Spiegeleier braten könnte?
Ich, der lieben Herzogin sei Dank (du bist die Beste), trage Vaniglia, Bourbon & Mandarino. Saftig-fruchtige, sehr natürliche Mandarine gepaart mit subtiler, absolut hochsommertauglicher Vanille. Ein Duft wie Vanille-Eis mit Orangensoße.
Pop-Orange.
Als Kind war das mein Lieblingseis.
Vanille-Orangen-Eis im weiß-roten Schieber.
Dieser schöne Duft zieht mir automatisch, trotz Hundstage-Hitze, die Mundwinkel nach oben.
Einziges Manko: er ist mir etwas zu sehr auf der Flucht...aber man sieht bzw. riecht hier, daß Vanille, in der richtigen Dosis und mit Mandarine vereint, recht erfrischend sein kann.
4 Antworten
Calista vor 9 Jahren 11 3
5
Sillage
5
Haltbarkeit
10
Duft
Eau de Desiderium
Denn da alle Liebenden innerlich immer noch Kind
und da die, die reinen Herzens handeln, unsre größten Helden sind
rett' ich die Welt mit deiner Liebe in mir
denn ich bin für Dich da, nein, ich bin wegen dir hier.
Da dir die Fähigkeit zu lieben geblieben ist
und die Kraft zu vergeben ein Bestandteil deines Lebens ist
wurde ich erweckt und was tief in mir schlief
führt nun Feder, und schreibt dir diesen Liebesbrief.

Ich bediene mich dieser Worte (aus einem der schönsten Liebeslieder überhaupt), da es die Sehnsucht, die Eau Duelle in mir hervorruft, am besten beschreibt.

Meine bessere Hälfte und meine Wenigkeit hatten nicht immer einfache Zeiten.
Wir waren sehr lange, viel zu lange durch viel zu viele Kilometer voneinander entfernt.
Wir sahen einander oft monatelang nicht, hatten beide wenig Geld und schwierige Widrigkeiten um uns herum.
Wir hatten das Telefon und den Computer um zu kommunizieren, aber es fehlte das Wesentliche.
Keine Berührungen, keine Blicke in seine lieben Augen, kein Ich-Bin-Daheim-Gefühl.
Schlimmste, alles verzehrende Sehnsucht.

Eau Duelle ist Sehnsucht; wunderschöne, bittersüße Sehnsucht.
Die Erinnerung an eine innige Umarmung mit einem geliebten Menschen.
Der Duft, den er an mir hinterließ, wenn er wieder gehen mußte.
So schön, so traurig. Wundervolle Erinnerungen, aber nicht wissen, wann ich ihn wieder bei mir haben werde.
Das Versprechen, das ich mir selbst und ihm gab, ihn nicht mehr loszulassen, wenn wir uns wiedersehen...und das Wissen, daß man dieses Versprechen nicht einhalten kann, so gern man auch würde.

Eau Duelle ist diese Umarmung, vanillig, warm, aber man muss wieder loslassen, ob man will oder nicht.
Die Leichtigkeit, die viele hier bei Eau Duelle empfinden, empfinde ich als Melancholie, Schwermut, Seeeehnsucht. Aber, nicht falsch verstehen, ich liebe es, daß dieser Duft das mit mir macht. Er erinnert mich.

Ich fiel kopfüber unter Wasser, etwas zog mich nach unten
und ich wär wohl ertrunken, hätt' ich dich nicht gefunden.
War am Boden zerstört, wie das den meisten geht,
aber du hast mich wiederbelebt.
Jetzt bin ich hungrig nach Leben, fütter' mich mit Erfahrung
jedes Wort von dir ist für mich Nahrung
und auch ich nähr dich als wär ich für dich unentbehrlich
siehst du mich an, und ich kann, bin ich ehrlich
dir gar nichts versprechen, denn das wäre Betrug
doch du sagst mit nem Lächeln "Jetzt und hier ist genug".
Du bist der Sand im Getriebe der Gedankenmaschine
und ich nehm dich mit auf einen Nachtflug.

Denn da alle Liebenden innerlich immer noch Kind
und da die, die reinen Herzens handeln unsre größten Helden sind
rett' ich die Welt mit deiner Liebe in mir
denn ich bin für dich da, nein ich bin wegen dir hier.
Da dir die Fähigkeit, zu lieben geblieben ist
und die Kraft zu vergeben ein Bestandteil deines Lebens ist
wurde ich erweckt, und was tief in mir schlief
führt nun Feder, und schreibt dir diesen Liebesbrief.

Leg deine Arme um mich, dass meine Narbe, die ich
hier auf meinem Herz trage, nicht mehr schmerzt.
Wenn du fragst "Warum mußte ich mich für dich gewinnen?"
dann sag ich "Straßenköter wie ich sind manchmal gerne drinnen"
und wenn einer von uns beiden wieder streunend verschwindet
ist die Liebe wie Gebell an den Mond, der uns verbindet
was er über mich weiß, ist: Du bist nicht mehr hier
und wie zum Beweis riecht mein Schweiß noch nach dir
und du fühlst dich fern an, Millionen Meilen von mir
und ich schreib auf Papier
Millionen Zeilen von dir.

Und ich trag mein Herz offen, damit jeder es sieht
und kann nur hoffen, du liest dieses Lied wie einen offenen Brief
dass all die andern versteh'n:
wir können in des andern Augen uns selbst seh'n...
(Liebesbrief, Thomas D)
3 Antworten
Calista vor 9 Jahren 15 3
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Epiphanie
Tut der 24. Kommentar zu Spiritueuse Double Vanille wirklich not?
Well, I don't care! Ich KANN ihn nicht unkommentiert lassen...

Die liebe Achilles hatte Erbarmen mit mir und meiner Vanille-Obsession und verehrte mir eine Abfüllung SDV.
Zu Eau de Missions, das sei gleich zu Beginn erwähnt, stelle ich eine nur SEHR oberflächliche Ähnlichkeit fest; hier kann man wirklich den metaphorischen Vergleich zwischen David und Goliath ziehen.

Der Auftakt von SDV verwirrt mich zunächst enorm.
Herb, bitter und nicht die leiseste Ahnung von Vanille. Er hat etwas beinahe medizinisches auf meiner Haut, und ich war versucht, ihn schleunigst abzuwaschen...einerseits.
Andererseits faszinierte mich diese seltsame Mixtur dermaßen, daß ich ihn gewähren ließ, auch wenn ihn mir die Kopfnote um ein Haar für immer und ewig verhagelt hätte.

Was aber dann kommt, stellt gänzlich alles in den Schatten, was ich an Parfum bis dato gerochen habe und es fällt mir schwer, auch nur ansatzweise passende Worte zu finden.
Es war wie eine Offenbarung, eine Epiphanie.
Mir erschien die Göttliche. Die unvergleichlich wunderschönste, wandlungsfähigste und (last, but not least) langanhaltendste Vanille ever.
Sie changiert zwischen verr(a)ucht-schmutzig und unschuldig-kleinmädchenäugig (and everything in between) mit einer Eleganz, die ihresgleichen sucht.
Ich frage mich ernsthaft, wie diese Vanille es schafft, daß ich sie an mir erst weit nach der Medizinschrank-Kopfnote wahrnehme; und wie schafft sie es, mir danach über so viele Stunden (abends aufgetragen und morgens NACH der Dusche noch zu riechen) ihre volle Aufmerksamkeit zu schenken???
Man kann überhaupt nicht damit aufhören, ständig die Handgelenke abzuschnobern, ungläubig (aber glückselig) über diese schier endlosen Facetten der Vanillegöttin.

Der Schlußakkord ist der längste und köstlichste Drydown, den man sich wünschen kann.
Die Göttliche geht nicht einfach so; es ist ein langwieriger, schmachtvoller Abgang mit Pauken und Trompeten und Engelsgesang.

Mir bleibt nichts anderes übrig als 100% zu vergeben; auch wenn SDV anfangs störrisch zu mir ist, macht alles was danach kommt den kleinen Medizinschrank-Fauxpas wieder wett.
3 Antworten
Calista vor 9 Jahren 33 2
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
Ich schäme mich nicht
Kürzlich war hier über Shalimar ein Kommentar zu lesen, in dem es hieß, dieser Duft sei scheußlich und der, der ihn verfaßt hatte, würde sich schämen, mit Shalimar auf die Straße zu gehen.
Nun, ich schäme mich nicht, im Gegenteil: ich trage Shalimar mit Stolz und erhobenen Hauptes, denn er ist von vorn bis hinten ein olfaktorisches Kunstwerk.
Es gibt heutzutage Düfte, die sind zwar nett, aber nett ist nur die kleine Schwester von mies. Sie haben weder Tiefe noch Durchhaltevermögen, sind weder Fisch noch Fleisch, sie sind austauschbar, eindimensional und ohne Wiedererkennungswert.
Shalimar ist anders. Ganz anders.
Dieses Elixier ist eine Lady, eine Königin, eine Diva, eine Femme Fatale, eine Grande Dame.
Sie betritt den Raum und zieht sofort alle Blicke auf sich. Sie genießt das Bad in der Menge, auch wenn es so wirkt, als sei sie streng oder desinteressiert oder gar unterkühlt. Aber in ihr lodert ein Feuer, sie ist wie ein Vulkan, der jeden Augenblick ausbrechen kann. Sie raucht Ziragetten, stilsicher mit langer Zigarettenspitze, und alle Männer im Raum sind versessen darauf, ihr Feuer zu geben, einen Blick von ihr zu erhaschen, und sei er auch noch so flüchtig.
Sie zieht jeden in ihren Bann, man kann sich ihr nicht entziehen, auch oder obwohl sie unerreichbar zu sein scheint.
Und sie duftet so gut...berauschend, betörend, umgarnend, einnehmend, sexy.
Bergamotte kitzelt in der Nase und erweckt das Interesse, während sich die rauchige Vanille nähert, die mit Iris eine schillernde, facettenreiche und unwiderstehliche Liaison eingeht.
Hach, ich könnte stundenlang so weiter schreiben und Shalimar belobhudeln...doch mir bleibt nur noch zu sagen: Shalimar ist einer der schönsten Düfte überhaupt und Guerlain's Liebeserklärung an die Weiblichkeit.
2 Antworten
6 - 10 von 102