Chanelle

Chanelle

Rezensionen
1 - 5 von 750
Chanelle vor 4 Monaten 27 12
Eine Königin, die einen Hofknicks wert ist
Mit Shalimar (ich meine das jetzt pauschal, alle Flanker, Darreichungsformen, Konzentrationen, Batches und Jahrgänge) hatte ich meistens keine gute Beziehung.
Das klassische EdP zum Beispiel kommt mir nicht ins Haus, zu ledrig, zu atemraubend (not in a good way) harzig, uvm.
Die Souffles hatten nichts, was mich nachhaltig beeindruckte; das noch erhältliche Extrait hat nicht die Rasse der frühen Chargen und piekst in der Kopfnote zu zitrisch in meiner Nase.
Es gab aber immer wieder sehr gute Flanker oder überhaupt Düfte, die das Wort Shalimar im Namen trugen, auch wenn man auf Anhieb nicht viel Ähnlichkeit zur Urform ausmachen konnte: Fleur D'Oranger war wunderschön spanisch-orangig, die zitronencremige Fluffyness von Parfum Initial sucht immer noch Ihresgleichen, die "Route de..." Trilogie war ein Beispiel von 3 wunderbaren Vanille-Spielarten.
Jetzt kommt eine weitere hinzu.
Und ist dem Anlaß angemessen (100 Jahre Shalimar) gut und mainstreamig.
Wieder werde ich an Räucherstäbchen, Nagchampa, Bois d'Armenie, Fumerie Turque erinnert, eine rauchige, knackige Vanillenote spielt die Hauptrolle.
Hält lange auf der Haut und wird auf der "Wenn ich einmal reich wär"- Liste direkt oben eingetragen.
12 Antworten
Sophie's süße Geheimnisse
Sophie ist mir ein Rätsel. Frauchen umgeben sich ja gern mit ein wenig Undurchschaubarkeit, und da Sophie mit Nachnamen Guerlain heißt, potenziert sich das noch. Zum Beispiel, warum steht auf meiner kürzlich erworbenen, scheinbar super seltenen Flasche "Secrets NOIR de Sophie"? Finde dazu keine Infos, ob es sich um eine Variante (neudeutsch Flanker) des ursprünglichen "Secrets de Sophie" handelt, und warum Parfumo beide zusammenfasst.
Aber nun zum Duft:
Liebe.
Aber keine dunkle, schwarze, geheimnisvolle, wie das kleine Wörtchen "noir" uns glauben machen will.
Dazu ist Sophie's kleines Geheimnis im niedlichen Quadrilobe-Flacöngschen viel zu süß.
Nicht zucker- oder pappsüß, nicht synthetisch anmutend, sondern in der Kopfnote fruchtig und dann pudrig-mandelig. Wenn nicht die Ylang- und Orangenblütennoten wären, wäre Sophie's schwarzes Geheimnis mit L'Instant Magic verwandt. Wenn mehr Vanille untergemischt worden wäre, eher mit Metallica.
Man spürt aber die pre-Jelk-Ära. Ich hätte gedacht, Sylvaine Delacourte stecke dahinter, aber da sagt Parfumo etwas anderes und ich bin leider nicht besser informiert, um das in Frage zu stellen.
EGAL. Der Duft ist traumhaft schön, oldschool-Guerlain und ein Must have.
Bin sehr froh, ihn noch gefunden zu haben.
11 Antworten
Süßholzraspeln für Fortgeschrittene
Immer noch traurig darüber, daß es mir nicht vergönnt war, die Dior-Musikbox zu Weihnachten zu bekommen, nahm ich die Gelegenheit beim Schopfe, einen Dior-Counter, bei dem ich noch nicht danach gefragt hatte, anzupeilen. Bevor dort der schönste Mann von Manchester (nicht Becks!) sich mir widmen konnte, nahm ich die Auslagen in Augenschein und entdeckte diesen von mir noch unbeleckten Duft. Der Standard-Flacon der Dior-Exclusive-Linie ist zwar wertig, aber spricht mich - als alten Flaconsuchti - nicht an. Der Inhalt hat eine schöne, dunkle Holzfarbe, und ich hoffte, daß er nicht so holzig riecht, wie er aussieht. Ich hatte Glück, sogar doppeltes: Kein "Ich und mein Holz", sondern weiches, schönes, gourmandiges. Shades of dem von mir sehr verehrten Fumerie Turque, aber auch Babycat-Assoziationen. Wunderbar! Süßes, rauchiges, oldschool-orientalisches, un-oudiges, (ich finde sogar Vintage-lagerfeldiges Sandel-) Holz.
Wie erwartet: gut haltbar und tragbar. Atemlähmung oder Karies nicht zu befürchten.
Hit!
9 Antworten
Angekommen nach 30 Jahren..
Düsseldorf, frühe 90er Jahre. Ich armes Hascherl muß jeden Morgen mit der überfüllten U-Bahn fahren, und das im Sommer; noch schlimmer: Dune und Chloé Narcisse haben den Markt unter sich aufgeteilt, so scheint es. Nicht nur meine Freundinnen riechen entweder nach dem Einen, oder dem Anderen - nein, die ganze Bahn riecht danach. Gepaart mit menschlichen Ausdünstungen, die im Sommer scheinbar nicht genug eingedämmt werden, ist das schon eine schwer zu ertragende Melange. Was mich ja eigentlich nicht weiter tangiert hätte, wenn ich nicht gerade schwanger mit meiner ersten Tochter gewesen wäre, und die Morgenübelkeit mir das Leben zusätzlich erschwerte....
Eines sonnigen Morgens versuchte ich mich mal wieder in die Bahn zu drücken, wie man es vielleicht aus Japan kennt. Kaum hatte ich ca. 10 cm2 Stehplatz ergattert und wollte gerade einatmen, da merkte: Geht nicht. Luft zum Schneiden. Befinde mich in einer Wolke aus komprimiertem Dune, aber überlagert von B.O.
Das ist zuviel.
Ich steige eine Haltestelle weiter aus und kämpfe erfolglos gegen aufsteigende Übelkeit.

Düsseldorf, wir schreiben das Jahr 2024. Meiner "Dune-" Tochter geht es fabelhaft, ihr erster Duft war Petit Guerlain. Die zweite Tochter ist auch sehr gut geraten (ohne Morgenübelkeit und Dune).
Ich bin u.a. Sammler von Großfacticen und Geants (Riesenflacons mit Originalduft) und besitze schon ein paar, bin aber Dune immer aus dem Weg gegangen, wenn mir der Flacon meinen Weg kreuzte; egal in welcher Größe.
Bis heute.
Vor wenigen Stunden lieferte der arme Paketbote mir einen 1000ml-Flacon Dune, der mit 500 ml separater Flüssigkeit (Eau de Toilette) verschickt worden war. Ich musste also den Flacon damit füllen, um ihm dann ein Plätzchen in der Sammlung zu suchen.
Aber ein paar Tröpfchen fanden den Weg auf meine Hand und ich hielt inne. "Was ist das für ein wundervoller Duft?", dachte ich... Himmlisch, so warm, holzig, süß, altbekannt und unverwechselbar? So kraftvoll und doch wie eine Nase voll Meeresbrise?
Ich war sprachlos.
Was war passiert?
Der globale Parfummarkt war passiert.
Wenn man nicht tief in die kostspielige Nischenparfümerie geht, findet man nicht mehr viel Individuelles.
Dune ist ein Mainstream-Meisterwerk.
13 Antworten
Leider kein Coromandel...
...sondern eher ein schwarzer Baccarat Rouge. Nachdem ich den Pariser Patch zuerst auf einem Teststreifen gerochen habe, der mit einer erdigen (also nicht mir freundlich gesonnenen) Patchouliwolke aufwartete, benötigte die nette Verkäuferin in der Guerlain Boutique ihren ganzen Charme, damit ich dem Duft auf der Haut eine Chance geben wollte.
Ich bereute es nicht, denn auf meiner Haut war das Erdige viel weniger und es kamen relativ rasch die Aldehyde durch und eine blumige, nicht karottige Iris.
Nach und nach gefiel mir PP.
Allerdings kam er mir auch immer mehr bekannt vor, denn er entwickelte eine cremigsüße Komponente, die mir in mehreren Düften schon begegnet ist. Zum ersten Mal beim guten alten Baccarat Rouge und vor nicht allzu langer Zeit beim hauseigenen Cheval Blanc.
PP ist also kein Angstgegner, wenn er auch für mich nicht der liebste aller Patches werden wird, das ist immer noch Coromandel.
Aber insgesamt eine schöne, neue, erfolgversprechende Variation dieses Themas aus dem Hause Guerlain.
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