Chillkröte

Chillkröte

Rezensionen
Chillkröte vor 12 Jahren 6 2
5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
7
Duft
L'Eau de Sprudel
Man stelle sich einen Privatpool mit frischem Wasser ohne Chlor an einem heissen Sommertag vor. Auf der grünen Wiese steht ein Liegestuhl, indem jemand erfrischendes Sprudelwasser mit leichtem Fruchtgeschmack trinkt. Einfach nur entspannend. Wäre da bloss nicht der kleine, übermässig laute, nervige Bruder mit seinem klebrigen Pfirsicheistee, dann befände sich die Chillkröte hier wirklich im Paradies… Aber der Reihe nach:

Der Start von L’Eau 2 Kenzo lässt Menschen, welche ein Marry Me!-Trauma à la Lanvin haben, erstarren – auf meiner Haut zumindest gleichen sich die beiden Kopfnoten nämlich wie ein Ei (oder besser Pfirsich) dem andern: Sehr dominanter Pfirsich, der allerdings nicht wirklich fruchtig oder gar frisch wirkt, sondern eher die süsse, künstliche Präsenz zeigt, welche man aus Pfirsichjoghurts oder eben Eistee kennt. Nett, aber für mich mit der Zeit zu nervig. Glücklicherweise dauert diese Zeit bei Kenzo aber nicht allzu lange.

Kaum hat sich der Auftakt gelegt, kommt man in den Genuss einer sehr speziellen Note, die mir so noch nicht untergekommen ist. Kenzo schafft es nämlich, in diesem Duftabschnitt etwas riechbar zu machen, wovon ich bisher immer dachte, dass man dies gar nicht riechen kann: Kohlensäurehaltiges Mineralwasser. Ihr kennt doch sicher dieses Mineralwasser, welchem eine geringe Konzentration an Fruchtsäften beigemischt wird. Ich hatte den Eindruck, nicht an meinem Arm, sondern an einem solchen Getränk zu riechen. Nicht nur erfrischend, sondern auch im wahrsten Sinne des Wortes prickelnd.
Anfangs tendiert der „Fruchtsaft“ eher in Richtung Pfirsich, wird aber später von Zitrone abgelöst.

Leider ist dieses Zwischenstück nach einer halben Stunde schon wieder vorbei. Ich kenne den ursprünglichen Eau-Duft von Kenzo zu wenig, um dies sicher sagen zu können, doch ich vermute mal, dass sich der Duftverlauf nun auf den Weg „back to the roots“ begibt: die Zitrone wird immer aquatischer und schlussendlich bleibt ein sehr feiner, aquatischer Duft, welcher auf mich nett, aber nicht sehr speziell wirkt.

Fazit: Schade, dass der Mittelteil nicht länger anhält, denn dieser vermochte mich wirklich zu begeistern. Ich weiss nicht so ganz, ob das Konzept mit L’Eau 2 Kenzo wirklich aufgehen wird, denn der Auftakt dürfte den Liebhabern von dezenten, aquatisch-frischen Düften zu heftig sein, während der Ausklang für die Liebhaber kräftigerer Düfte zu belanglos sein dürfte. Als Angehörige der ersten Gruppe wird der Duft bei mir jedenfalls kein neues Plätzchen finden.
2 Antworten
Chillkröte vor 12 Jahren 6 5
2.5
Flakon
2.5
Sillage
2.5
Haltbarkeit
6
Duft
Duft im falschen Flakon
Hm, was weiss ich eigentlich von der Marke Guess? Nicht sehr viel, muss ich gestehen. Im Prinzip weiss ich nur, dass es sich bei Produkten aus diesem Haus meist um relativ überteuerte, kitschige Dinge handelt, welche mit einem grossen, goldenen G verziert werden. Vermutlich, um besagtem Kitsch den letzten Schliff zu verleihen. Wie auch immer, man merkt beim Lesen vermutlich, dass ich mit Guess-Produkten bisher nicht sehr viel anfangen konnte. Anders eine Bekannte von mir, welche mich in regelmässigen Abständen in eine Guess-Boutique zu zerren pflegt - sehr zu meinem Leidwesen, da ich mich dort immer ausgesprochen deplaziert fühle. Tja, bisher dachte ich immer, ich wäre da die einzige - bis ich auf Seductive Wild Summer traf. Denn, auch wenn sie sich verkleidet, um sich der restlichen Kollektion anzupassen: die Gute kann sich dort unmöglich wohl fühlen.

Guess Seductive Wild Summer kommt natürlich in einem rosanen Flakon mit Goldaufdruck, Goldkettchen und goldenem Sprühkopf daher. Das in Kombination mit diesem Produktnamen? Oje, was dabei wohl rauskommen mag? Sicher? Nein, es ist was ganz anderes.

Der Sommer startet erstmal mit einer grünen Wiese. Zumindest ist dies der Eindruck, welchen Birne und rote Beeren zusammen erwirken. Litschie kann ich nicht wirklich herausriechen. Nichts also mit schwerer, fruchtiger Süsse - dies hier ist zunächst ein sehr zarter, grüner, femininer Duft, welcher (da eher seifig) eher an ein Duschgel als an ein Parfum erinnert.
Oh... plötzlich merke ich, auf dieser Wiese scheint ein Orangenbaum zu stehen. Ganz ohne Frucht kommt der Duft eben doch nicht aus. Aber auch diese Note fügt sich sehr dezent ins Gesamtbild ein. Gleiches gilt auch für die Rose, welche etwas später auf den Plan rückt. Hm, wenn man sich die Wiese so bildlich vorstellt, wirkt sie vielleicht ein bisschen skuril... Aber egal, solange die Rose nicht zum Rosenknüppel greift, um auf mich einzuprügeln, darf sie gerne bleiben. Danach tut sich nicht mehr viel, die Rose wird mit der Zeit vielleicht noch ein bisschen holziger, aber das war's dann schon.

Fazit: Seductive Wild Summer habe ich im Drogerieregal zwischen Beyoncé und Puma entdeckt. Da es sich hierbei aber um einen wirklich guten Duft (keine störenden Haarspray-Nebengerüche, passable Haltbarkeit) aus dieser Kategorie handelt, ist er sicher auch für Leute über 20 einen Riecher wert. Wie oben beschrieben ist die Duftkombination vielleicht ein bisschen Kraut und Rüben, aber wer einen nicht überteuerten, natürlich dezenten Freizeitduft sucht, welcher ein frisch-geduscht-Gefühl vermittelt, der ist hiermit sicherlich nicht schlecht beraten.
5 Antworten
Chillkröte vor 12 Jahren 10 3
5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
5
Duft
Szenen einer Ehe
Eigentlich startete alles ganz harmlos: es war anfangs Februar und ich flüchtete vor der Kälte in die nächstgelegene Parfumerie. Durch die Regale schlendernd fiel er mir schliesslich ins Auge - von Liebe auf den ersten Blick konnte man nicht gerade sprechen, dafür war er mir zu pink und das Schleifchen am Hals machte den allzu mädchenhaften Eindruck auch nicht gerade besser. Aber die dazugehörige Schachtel mit den Cartoon-Figuren war witzig, also riskierte ich einen Riecher. Und wow... das roch gut.

Der erste Eindruck, welcher meine Nase gewinnen konnte, war fruchtig. Damit meine ich jetzt aber kein prickelndes fruchtig, wie man es von der Inhaltsangabe "Bitterorangen" erwarten könnte. Tatsächlich erscheint mir die Kopfnote in diesem Duft irgendwie fast ein wenig melancholisch, tiefgründig. Wahrscheinlich liegt dies am Jasmin, welcher dem Duft etwas Seifiges zu verleihen scheint.

Nun, ich bin ein spontaner Mensch und so beschloss ich, etwas zu tun, was sonst nur Prominente in Las Vegas tun: ich beschloss, dem Drängen meines Gegenübers nachzugeben und einfach "Ja" zu sagen - der Duft landete in meinem Warenkorb.

Nun, wie es halt so ist - kaum waren wir beide zusammengezogen, begann der zuvor so Geschätzte sein wahres Gesicht zu zeigen. Und dieses Gesicht war ausgesprochen blumig. Nun, ich mag Blumen - auf einer schönen Wiese, im Garten oder auf einem Blumenmarkt. Aber auf meinem Arm wirken sie meist sehr deplatziert. Anfangs ging es ja noch, da war Marry me! zu einem dezenten, blumigen Parfum geworden - doch mit zunehmender Dominanz der Blumen aus der Herznote nahm leider auch die Intensität des Duftes zu, sodass ich schlussendlich das Gefühl hatte, in einer sehr penetranten Jasminduftwolke zu wandern. Nein, das ging ja wohl gar nicht - wir mussten uns eingestehen, dass wir einfach nicht zueinander passen.

Tja, drum prüfe, wer sich ewig bindet - eben nicht nur hohle Floskel: zurzeit befinden wir uns in den Scheidungsverhandlungen.

Fazit: Man sollte sich von der fruchtigen, dezenten Kopfnote von Marry me! nicht täuschen lassen - hier handelt es sich um einen sehr blumigen, präsenten Duft, welchen ich zudem als leicht seifig einordnen würde. Die Haltbarkeit ist gemessen am Preis sehr gut und auch qualitativ habe ich nicht wirklich etwas zu bemängeln. Für Leute, welche Chloé mögen sicher einen Riecher wert - vor dem Kauf aber unbedingt ausführlich testen, da der Duft durchaus einen wahrnehmbaren Duftverlauf vorzuweisen hat.
3 Antworten