Chizza
Gedankenspiele
vor 4 Jahren - 27.09.2020
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Die Nasen der Kinder oder kindliche olfaktorische Impressionen

Die Sinne von Kindern sind ja durchaus spannend und so empfinde ich den kindlichen Geruchssinn als faszinierend. So pflegen meine Kinder aus Neugier es, Düfte auszuprobieren und bewerten diese ganz anders als man selbst das tun würde. Es wird gelayert was man nicht erwarten würde, es werden mitunter merkwürdige Wünsche geäußert wonach man duften möchte. Vielleicht hat das jemand von euch auch schon beobachtet. In gewisser Weise darf man diesen Blog gerne als Hommage an einen nicht mehr existenten User lesen welcher desöfteren Tests mit seinen Kindern durchgeführt hat.



Angefangen hat alles natürlich mit dem einfachen Riechen, dem Wahrnehmen von Düften wenn Mama und Papa etwas aufgetragen hatten. Dabei war und ist Ihnen egal ob es meinetwegen Boss Bottled ist oder Tyrannosaurus Rex von Zoologist, für sie duftet beides total anders aber beides gut. Düfte scheinen ihre Phantasie zu beflügeln, was ich spannend finde. Fast jeder Duft ist interessant bis auf einer, welcher bei meiner dreijährigen Tochter gnadenlos durchfiel: Antaeus. Bemerkenswert, wie später klar wird und wenn man bedenkt dass Broken Theories und die Beauforts kein Thema waren. Gut, der Auftakt ist natürlich auch heftig.




Das erste Mal dass die beiden (ich habe auch einen fünf Jahre alten Sohn) dann experimentierfreudiger wurden, war als ich nach Hause kam und das ganze Haus nach Interlude Man duftete. Wie meine Frau mir berichtete, kaperten die beiden den Duft und trugen beide großzügig auf. So schön der Duft auch ist, zehn Sprüher Interlude Man sind etwas viel im geschlossenen Raum. Betonung auf etwas. Ein besseres Beispiel für ein Zuviel eines von mir sehr geschätzten Parfums gibt es wohl nicht. Meine Frau nahm anschließend übrigens eine Kopfschmerztablette.




Doch es ging rasch weiter. Alleine der Name des bereits weiter oben genannten Zoologist-Erzeugnis beflügelte die Phantasie und ich erwarb eine Abfüllung vom T-Rex den mein Sohn gerne aufträgt wenn er Dino spielt respektive mit Dinos spielt. Den Duft selbst finde ich gut, aber nicht so leicht tragbar denn ein Sprüher kontaminierte bereits das Kinderzimmer. Da Tyrannosaurus Rex sehr kupferhaltig erstrahlt, riecht es im Kinderzimmer exakt so und da ertappte ich mich bereits, wie meine Hände den Fenstergriff erfassten und ich Abhilfe schaffen musste. Meiner Tochter schien es allerdings nichts auszumachen, vielleicht war es für sie bereits Bestandteil des Spiels.




Spannend wurde es als man auf die Idee kam, zu layern. Ergebnis: Journey Man mit Prada Luna Rossa Black gefiel kurioserweise sogar meiner Frau, welche den zweiteren aber auch so schätzt. Mein Sohn hatte seinen Signature gefunden. Dies versuchte er mit einem dritten Duft zu übertrumpfen, was misslang. Meine Tochter hingegen hat sich irgendwann auf das bloße Riechen und das Probieren von den Düften meiner Frau verlagert was ich mal auf das töchterliche Nacheifern der eigenen Mutter schiebe.




Im Nachgang wurden immer wieder Wünsche oder Gedanken geäußert wonach man riechen möchte. Ideen wie nach frisch bezogenem Bett und nach Regenwetter sind durchaus bekannt und es gibt hier Düfte aber dass sich diese Gedankengänge bei so jungen Kindern abspielen, empfand ich als ungewöhnlich.

Sein neuster Streich war Ombre Leather 16 von Tom Ford. Den fand er sehr gut und für ihn roch das nach Vanille. Tatsächlich kann man das so sehen, wobei ich selbst nicht auf diesen Gedanken kam. Wird nicht sein Leder-Liebling, da sind wir schon zwei.




Insofern schließe ich mit der Anekdote, denn ich finde es äußerst spannend wie Kinder einzelne Dufteindrücke olfaktorisch wahrnehmen. Parfums, welche hier für das Gros nichts sind da sie beispielsweise extrem rauchig oder ledrig erscheinen, beeindrucken beide nicht. Starke Düfte wie Interlude oder Tyrannosaurus stoßen sogar auf Wohlgefallen. Was bedeutet das? Weniger Voreingenommenheit oder mehr Offenheit? Ich denke, es ist reine Neugier denn von einer Vorliebe kann man da nicht reden da auch absolute Mainstreamdüfte wie Boss Bottled das kindliche Gusto treffen. Sie müssen nur gut riechen oder die Phantasie beflügeln. Manchmal ist es wohl so einfach.

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