Condorpilot1

Die niederländische Modemarke BALR., gegründet vom ehemaligen Fußballer Demy de Zeeuw, hat sich vor wenigen Jahren in die Parfümwelt gewagt. Mittlerweile hat die sich selbst als "Luxury Lifestyle Brand" bezeichnende Marke vier Herrendüfte herausgebracht, mit den superkreativen Namen "Homme", "1", "2" und "3". Blickt man auf die Duftpyramide von BALR.2, klingt es zunächst einmal nach einem schicken Herrenduft. Bei 55€ für 50ml und 80€ für 100ml ist das Parfüm preislich schonmal bei den höherpreisigen Designern angesiedelt.

BALR schreibt auf seiner Website über den Duft u.a.: "Vom Fahren der schnellsten Autos bis hin zum Segeln im Mittelmeer auf einer stilvollen Yacht - jede Erfahrung wird besser, wenn man BALR trägt" - klingt ja schonmal nach etwas für Möchtegern-Protze und nicht gerade elegant... Des Weiteren heißt es: "[...] dieses Eau de Parfum mischt helle Aromen mit warmen Basisnoten und hinterlässt einen Eindruck, den man so schnell nicht vergessen wird." - na, das werden wir ja am Ende sehen...

Die Komposition, die ich sofort nach dem Aufsprühen gerochen habe, hat mich zu null Prozent überrascht. Eine Marke, die einen sportlichen Hintergrund hat und sich als Luxury Brand bezeichnet, kann vermutlich nichts besseres als 0815-Duschgeldüfte. Und diese Erwartung hat BALR.2 voll getroffen! Es erinnert mich total an Adidas Parfüms, die ich hin und wieder als Teenager trug. Frisch, unkompliziert, synthetisch und irgendwie nach "Sport" riechend. Im Grunde genommen, hätte man diesem Duft auch den Namen "Sport" geben können, dann wüsste man sofort vor dem Kauf, worauf man sich einlässt.

Der Duftverlauf ist so eintönig wie der Name. Von der schön anzusehenden Duftpyramide ist in meiner Nase ein fieser Mischmasch entstanden, der nach allem und nichts riecht und sich mit der Zeit nicht verändert. Die Haltbarkeit ist für ein EDP auf meiner Haut schlecht, mehr als vier Stunden war nicht drin.

Also? - Nein, mit BALR.2 will ich sicherlich nicht mit meiner imaginären Luxusyacht über die Meere der Welt cruisen oder schnelle Runden mit meinem Sportauto drehen. Wenn ich mir sowas jemals leisten könnte, wäre ich arm dran, wenn mein Duftgeschmack dann nur für BALR.2 reicht. Mit Luxusduft hat dies absolut nichts zu tun. Die angeblichen warmen Basisnoten hinterlassen bei mir nur einen Eindruck, dass ich dieses Parfüm schnellstmöglich vergessen will. Ein Glück, dass ich nur eine Abfüllung davon habe.

Um einen angemessenen Kommentar über Aaron Terrance Hughes "Animalix" überhaupt erst zu verfassen, habe ich mir reichlich Zeit genommen. Zeit, die meiner Meinung nach auch notwendig ist, um diesen Duft in seiner Pracht kennenzulernen - einerseits, um ihn als eigenständiges Parfüm wahrzunehmen, andererseits um ihn so anzuwenden, wie er gedacht ist: zum layern.

Auf YouTube erklärt Aaron Terrance Hughes das Konzept von Animalix in einem zweieinhalbminütigen Video verständlich und präzise. Konzipiert wurde diese Kreation als etwas, was der Träger nicht eigenständig als Tages- oder Abendduft auftragen soll, sondern als Basis um seine eigenen schwächeren oder langweiligeren Düfte zu pushen, diesen Körper zu verleihen und v.a. länger haltbar zu machen. Dafür hat er für die Entwicklung von Animalix sich ausschließlich an typischen Basisnoten animalischer Art (wie der Name schon verrät) bedient. Das zunächst einmal die Ausgangslage.

Tatsächlich fiel es mir nicht ganz leicht zu überlegen, wie ich diesen Kommentar aufbauen soll. Zunächst einmal sei gesagt, dass mein Flakon von Animalix auf dem ersten Batch und der alten transparenten Flasche beruht, nicht auf dem aktuellen mattschwarzen Design. Vielleicht fange ich zunächst einmal mit meinen allerersten Gedanken und Eindrücken zu Animalix an, welche ich hatte, nachdem ich den Duft zunächst eigenständig, ohne zu layern, auf die Haut aufgetragen habe. Nach dem allerersten Aufsprühen und schnuppern brüllte mein Innerstes erstmal "HALT STOP! ZU BRUTAL! STOP, STOP, STOP - alles auf Anfang", denn meine Nase wurde nahezu überwältigt von schweren, animalischen Noten, die gefühlt alles in meiner Umgebung vernichtet haben. Eine solche brachiale Gewalt von Parfüm (einer meiner ersten Gedanken war auch, ob das hier überhaupt als Parfüm zu bezeichnen ist), war einfach zu viel auf einmal. Also musste ich nach und nach mich an das rantasten, was da auf meinem Handgelenk zunächst in großen Duftwellen um mich herumschweifte. Ich verschloss die Augen und dachte an die erste Assoziation, die mir in den Sinn kam: Es war Nacht, kalt und nass, Nebel hing über den sanften Hängen und zwischen den Bäumen des dunklen Waldes, den ich durchstreifte. Ohne zu ahnen, auf welche Gefahren ich in diesem Wald treffen könnte, beschloss ich weiterzugehen und die Umgebung v.a. nicht nur mit den Augen, sondern auch mit meiner Nase zu erkunden. Dann plötzlich roch ich es, es musste ganz nah sein. Der Geruch der mir mit einem Mal so stark entgegen kam, dass mir ein Schauer den Rücken runterlief, stand für all das, was ich dann mit meinen Augen sah - ein großes, haariges Biest. Wenn ich mir also vorstelle, wie ein Fabelwesen in Gestalt eines großen, haarigen und aggressiven Biests aussieht, dann ist Animalix einfach genau diese Umsetzung davon in Form eines Parfüms. Tierisch, mit langhaarigem, dreckigen, feuchten Fell - jap, das kam mir in den Sinn.

Die Frage ist natürlich, ob man so riechen möchte. Ich sag mal so, wenn man ganz ganz mutig ist, kann man das gerne versuchen, sollte sich aber darauf einstellen die nähere Umgebung mit seiner Präsenz schnell zu verjagen, so wie es ein großes Biest wohl auch tun würde.

Stattdessen habe ich mir die letzten Wochen Zeit genommen, um einfach mal meine gesamten Herbst- und Winterparfüms mit Animalix zu layern. Warum nur Herbst und Winter? Da die leichten Frühlings- und Sommerdüfte gegen Animalix nicht den Hauch einer Chance haben, das habe ich bereits nach ein paar Versuchen aufgegeben. Frische Düfte halten ein paar Minuten durch, danach ist es vorbei und Animalix verdrängt sie komplett. Für die Experimente mit meinen Herbst- und Winterdüften möchte ich es jetzt so handhaben, dass ich einfach mal eine Auflistung mache, welche Parfüms ich mit Animalix kombiniert habe und stichpunktartig darstellen, was sich auf meiner Haut dabei ergeben hat. Dabei werde ich nicht in die Details zu den einzelnen Düften gehen, das sprengt hier sonst den Rahmen. Das Layering fand im Verhaltnis 1:2 statt - ein Sprüher Animalix und darüber 2 Sprüher des anderen Parfums. Vielmehr soll es eine Art Guideline sein, um aus meiner subjektiven Sicht zu beschreiben, welche Düfte gut mit Animalix kombinierbar waren und welche nicht. Dabei folge ich keiner bestimmten Reihenfolge, sondern liste sie einfach mal nacheinander auf:

- Mugler Pure Havane: Funktioniert gut, nimmt Süße etwas raus und macht den Duft maskuliner
- Davidoff Amber Blend: Funktioniert super, es entsteht eine interessante Weihrauchnote
- Roberto Cavalli Uomo: Keine Chance für Cavalli, wird von Animalix erschlagen
- Aaron Terrance Hughes Chocolate, Rose & Oud: Zu brutal, die Düfte heben sich fast gegenseitig auf
- Rasasi La Yuqawam: Beastmode Mal 2, harmoniert gut, evtl. ein Indiz, dass Lederdüfte gut passen
- Tom Ford Noir Extreme: Überraschung - Noir Extreme schlägt Animalix nach einer Zeit
- Tom Ford Noir EDP: Alphatier-Kombination, doch Noir verschwindet stetig nach 2 Stunden
- Montale Chocolate Greedy: nein, nein und nochmal nein - passt überhaupt nicht zusammen
- Margiela By the Fireplace: Duft wird rauchiger, holziger, leichter Weihraucheinschlag
- Margiela Jazz Club: Weniger süß, leicht animalisch, sehr männlich, angenehm
- Mugler Pure Tonka: Sehr dunkel, leicht animalisch, Beastmode Mal 2
- Valentino Uomo Noir Absolu: kaum Veränderungen gemerkt, kann man sein lassen
- Dunhill London: hat keine Chance gegen Animalix
- Swiss Arabian Shaghaf Oud: Naja, zu viel des Guten, strengt einen selbst und die Umgebung an
- Fragrance One Date for Men: Date übertüncht für lange Zeit sogar Animalix, sodass Animalix kaum zu riechen ist. Danach harmoniert es gut und drosselt die Süße. Starke Sache, Jeremy ;-)
- Mugler A*Men: A*Men ist Beastmode und übertüncht sogar Animalix
- Montale Ristretto Intense Cafe: Gute Kombination, harmoniert
- Salvatore Ferragamo Uomo: Obwohl Ferragamo Beastmode an sich ist, wird's erschlagen von Animalix
- Calvin Klein CK Shock: Unharmonisch, v.a. im Auftakt
- Gucci Intense Oud: Passt nicht gut und nimmt Gucci das "Elegante"
- Polo Green: Polo Green dominanter als Animalix, jedoch mit unangenehmen Touch
- Bond No.9 Success is a Job in New York: Gute Harmonie, holzig, dunkel
- JPG Ultra Male: lass es bleiben, wird nix
- Penhaligon's Sartorial: nein, nicht harmonisch
- Armaf Craze: Mix aus bitter animalisch und cremig-dunkel, ganz gut zusammen und Beastmode
- Valentino Uomo EDT: nope, keine Chance
- Jacques Zolty Severo: keine Chance gegen Animalix
- Gisada Ambassador for Men EDP: nicht harmonisch

Nun denn, das ist also meine Liste, vielleicht ist es eine kleine Hilfestellung. Ich betone nochmal, dass das eine rein subjektive Einschätzung ist in der Kombination mit ATH Animalix. Klar ist, Halbarkeit und Sillage sind mega. Eines fällt mir jedoch auf, nun da ich Animalix seit ein paar Monaten in Besitz habe: Das Biest scheint ein wenig gezähmt zu sein, d.h. diese Brutalität vom Anfang ist nicht mehr so sehr gegeben, stattdessen wirkt er auch mich nun süßer und ausbalancierter. Trotzdem würde ich ihn nicht alleine tragen.

Muss man ihn nun haben, den Animalix? Nicht zwingend aber wer das Experiment wagen will, kann sich ruhig mal eine Abfüllung gönnen. Auf einen zweiten Kauf verzichte ich aber gerne, erkenne jedoch den Gedanken und die Idee von Aaron Terrance Hughes definitiv an :-)

Valentinos Flakons sind ja grundsätzlich ein Hingucker, gleichsam schick und ein wenig dekadent wirkend. Bei Valentino Uomo EDT ist aber auch nicht nur was Gutes von Außen zu sehen, sondern auch was gutes darin.

Das erste Sprühstoß ist sehr frisch, beinahe sportliche Bergamotte bekommt man zu schnüffeln, die aber auch binnen Sekunden komplett verfliegt. Sehr schnell wird anschließend klar, dass es diese Art von Parfüm schon mehrfach auf dem Markt gibt - nämlich durch die Dior Homme und Prada L'Homme Reihen. Das verrät sehr schnell die Leichtigkeit und Pudrigkeit, die dieser Duft vermittelt und somit als direkte Konkurrenz angesehen werden kann (ähnlich verhält es sich auch bei der Eau de Parfum Version, das Noir Absolu hingegen ist anders gestrickt). Im Grunde genommen, ist die Duftpyramide von Dior Homme EDT ja auch gar nicht so verschieden.

Valentino Uomo bleibt eine lange Weile ein sehr cremiger und pudriger Duft ohne Ecken und Kanten. Dieser Duftverlauf bleibt durchgehend bestehen und wirkt beinahe unisex. Ein gourmandiger Touch mit einem Hauch von Milchkaffee in meiner Nase breitet sich aus. Gianduja-Creme habe ich nie probiert. Scheint eine Art Nuss-Nougat Creme zu sein. Für mich impliziert das, dass Valentino Uomo vielleicht ein paar schokoladige Noten haben soll - leider suche ich sie vergebens.

Eine elegante holzige Basis lässt den Duft über die Zeit abklingen. Eine starke Haltbarkeit darf man nicht erwarten, auf meiner Haut lag sie bei maximal 6 Stunden, die Sillage eher mittelmäßig. Nichtsdestotrotz ist dieser Duft rundum gelungen. Wer entweder einen eleganten Date-Duft sucht, entweder für sich selbst oder als Geschenk, der sollte hier durchaus zugreifen. Empfehlenswert ist er auf jeden Fall, wenn man in die Valentino Uomo Parfümreihe einsteigen will.

Ich war jetzt bereits eine Weile nach einem guten Duft, den ich entweder in casual Settings oder auch im Büro tragen kann, ein Duft der sauber und frisch ist und dabei gleichzeitig meine Umgebung nicht zu starkt einnebelt. Dazu am liebsten etwas floral und nicht zitrisch und auch gerne unisex.

Ein Klassiker auf dem Markt für eine Büroumgebung ist aus der Designerecke ja Prada L'Homme, vom deutschen YouTuber "JF" liebevoll gewürdigt als "best soap fragrance on the market with a luxury touch". Ja, Prada L'Homme riecht super, hält aber auf meiner Haut gleich null, weshalb meine Suche nach einem Duft mit vergleichbarem Profil begann. Mit Montale White Musk habe ich möglicherweise gefunden, was ich gesucht habe. Dabei ist die Duft-DNA von White Musk und L'Homme keineswegs miteinander vergleichbar, da reicht ein Blick auf die Duftpyramiden, um das zu verstehen. Worin sie aber vergleichbar sind, ist der "Typus" der Düfte: sanft, rein, floral, wie frisch gewaschene Wäsche.

Wie Moschus in seiner reinen Form riecht, davon habe ich nicht wirklich keine Ahnung. Ich las sogar, dass manche Menschen Moschus gar nicht wahrnehmen können. Immer wieder hat man in Parfüms Moschus in der Basisnote und immer habe ich mich gefragt, wie denn jetzt genau Moschus riecht? White Musk scheint mich ein bisschen aufzuklären, denn (weisser) Moschus soll hier ja viel drin sein. Zunächst einmal ist der Duft sehr deutlich weiss-floral in seinem Charakter. Die Linearität des Duftverlaufs scheint dabei nicht zu stören, das macht White Musk als Parfüm leicht verständlich. Obwohl Montale, insbesondere durch seine Affinität zu orientalischen Düften, oft echte Powerhouses auf den Markt bringt ( -> Oud Blablabla), so gehört White Musk zu denjenigen, die sich eher zurückhalten. Zurückhaltend bedeutet hier aber keineswegs direkt hautnah, zumindest für die ersten anderthalb Stunden projiziert der Duft auf meiner Haut noch spürbar gut.

Durch eine süßlich-florale und ganz dezent animalische Note, so würde ich diesen Moschus beschreiben, wird die Haltbarkeit von Montale White Musk nochmal spürbar auf bis zu 8 Stunden verlängert (das ist in etwa gefühlt 8 Mal so lange wie Prada auf meiner Haut). Genau diese Note macht den Duft auch für mich zu einem Unisex Duft, der im Grundsatz durch blumig-seifige Nuancen tendenziell feminin ist aber ich als Mann auf jeden Fall auch tragen würde.

Montale Vanilla Cake - ein Gourmandduft, wie er im Buche steht. Ein Duft, der bereits so süß und stark am Sprayer riecht, dass es dich beinahe umhaut oder auf Wolke 7 schweben lässt. Beim ersten Schnuppern ist nämlich klar, worum es hier geht: nichts anderes als saftigen Kuchen, der Name ist Programm. Das ist nicht bei jedem Montale so, manchmal sind die Namen irreführend.

Mir fällt es schwer diese Duftnuancen in eine Pyramide zu unterteilen, da kommt so viel einfach auf einmal zusammen: Vanille, Zucker, Sahne, ein bisschen geröstete Mandel, sowie dazwischen Erdbeere und Kirsche (auch wenn nicht gelistet). Es riecht eigentlich wie ein perfektes Erdbeertörtchen von Oma gemacht und mit Liebe zubereitet. Daneben noch eine heiße Milch mit Honig und das gemütliche Winterdessert ist perfekt. Man ist nach wenigen Minuten schon vom Riechen satt :-)

Vanilla Cake hüllt den Träger durchaus lange in eine starke Sillage ein, welche das Potential hat einen ganzen Raum zu füllen. Vielleicht sollte hier genau deswegen mit den Sprühstößen vorsichtig umgegangen werden. Der Duft verändert sich über Stunden kaum und bleibt weitestgehend linear. Die leichten fruchtigen Noten verschwinden langsam mit der Zeit und hinterlassen eine zuckrige Vanillebasis zurück. Irgendwie kann man seine Nase nicht davon lassen, man beißt sich am liebsten ständig in den Arm.

Ja, Vanilla Cake ist definitv femininer aber definitv als Unisexduft vorstellbar. Für den Winter bestens geeignet, vielleicht für ein Date, ist Vanilla Cake einfach zum Anbeißen verführerisch.