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vor 10 Jahren - 31.01.2014
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Wissenswertes über Guerlain - Petit Guerlain

Die Nachricht ist nicht weltbewegend, dürfte aber Liebhaber von Guerlain Düften erfreuen. Petit Guerlain kehrt zurück. Der Duft- bislang nur in Paris erhältlich—dürfte in wenigen Wochen auch in hiesigen Regalen stehen.

Und auch bei Petit Guerlain lässt sich einiges Wissenswerte berichten.

Jean-Paul Guerlain fungierte 1994 als kreativer Kopf für diese Duftlinie, die neben dem Eau de Toilette auch eine alkoholfreie Version „Eau de Senteur pour Bébé“ beinhaltete. Werbetechnisch zielte der Duft auf Kinder ab. Zu schön ist das Plakat mit dem kleinen Jungen, der auf seiner Trommel auf Zehen steht, um nach dem auf der Kommode befindlichen ‚Petit Guerlain‘ zu greifen. Auch die Derivate (von der Seifendose, die im Planschbecken als Spielzeug diente, über das flüssige Seifengel bis hin zum feinen Haarshampoo) waren alle recht kindgerecht.

Ich fragte mich damals, ob es denn notwendig sei, Düfte für Kinder zu entwickeln. ‚Ptisenbon‘ von ‚Tartine et Chocolat‘, damals im Vertrieb von Parfums Givenchy, war schon einige Jahre auf dem Markt und behauptete sich wohl auch. ‚Petits et Mamans‘ von ‚Bvlgarie‘ zog wenige Jahre auch in den Wettbewerb. Offensichtlich öffnete sich hier eine weitere Komponente zu einer neuen heranwachsenden Zielgruppe.

Mit ‚Petit Guerlain‘ wurden primär liebende Mütter angesprochen (vielleicht aber auch die stolzen Väter!), die den klaren, reinen, frischen sauberen Duft von Mimosen gemischt mit Tonka und Vanille mochten.

Laut lachend nahm ich hier an anderer Stelle Kommentare zu dem neuen ‚Petit Guerlain 2014‘ wahr, die den Eindruck erweckten, Petit Guerlain wäre ein Penaten-Ersatz und würde auf der Wickelkommode das Baby-Öl vertreiben. Trennen wir uns von dem Gedanken, dass der Duft für Säuglinge oder Kleinkinder wäre. Denken wir eher an 2.oder 3.-Kläss‘ler, die zwar vielleicht noch mit der Trommel um den Weihnachtsbaum rennen, die aber schon bestimmend ihre Welt mit eigenen Wahrnehmungen erobern.

Meine eigene Duft-Welt wurde als ca. 7jähriger Knirps begründet und so mag es nahe liegen, dass auch mit ‚Petit Guerlain‘ erste ‚Leidenschaften‘ erschaffen werden.Übrigens bietet Guerlain auf den Champs- Élysées für die Zielgruppe ab 10 Jahren bereitsein zweistufiges Duftseminar an. Die Frage, ob es diese Seminare wirklich geben muss, lässt sich klar mit Nein beantworten. Nichts muss! Aber es ist schön, dass es sie gibt. Hätte es zu meiner Zeit eine solche Möglichkeit der Teilnahme gegeben und hätten mich meine Eltern dazu befragt, hätte ich unter Garantie nicht Nein gesagt.

Nochmal zurück, der Sprung in die Historie: Im Laufe der Jahre reduzierte sich die Körperpflegeserie und zurück blieben nur noch das Eau de Toilette und das Eau de Senteur. 2001/2002 zog dann das Eau de Toilette in den 100ml Bienen-Spray Flakon, bis 2006 wurde der Vaporisateur angeboten. Die Produktionskosten waren nicht hoch, ‚Petit Guerlain‘ war der preiswerteste Duft im gesamten Guerlain-Sortiment; 2006 kosteten 100 ml 42,50 Euro.

Guerlain wäre nicht Guerlain, würde das Haus es nicht immer wieder schaffen, mit einem ach auch so einfachen Duft für Verwirrung und Verwechslung zu sorgen:

2005 Eröffnung des Maison Guerlain Champs-Élysées! Obwohl ‚Petit Guerlain‘ noch in die neuen Regale einzog, präsentierte das Haus stolz eine weitere neue Version eines Kinderduftes: ‚Baby Guerlain‘. Abgefüllt im 250ml-Bienenflakon mit rosa oder hellblauem Etikett, auf Wunsch auch mit Gravur.Für den Duft war nunmehr Olivia Giacobetti verantwortlich. Der Preis belief sich auf 140 Euro zzgl. eventueller Kosten für die Gravur.

Ich habe ‚Baby Guerlain‘ damals links liegengelassen. Es gab Spannenderes im seiner Zeit einzigen Maison zu entdecken. Es muss vielen Kunden so gegangen sein, 2008 waren die Flakons bereits wieder aus den Verkaufsräumen verbannt. Auch auf Parfumo wird der Duft nur bei einem amerikanischen User gelistet.

So wirklich verwirrend wird es nun aber erst in 2014. Hier verwendet Guerlain die gleichen Flakons mit den Etiketten in hellblau und rosa wie bei ‚Baby Guerlain‘, nur steht jetzt wieder ‚Petit Guerlain’ drauf. Auch die kleine schwirrende Biene findet wieder ihre Flugbahn. Jetzt wird aber noch ein Taschenzerstäuber und ein kleiner Trichter beigelegt und der Kaufbegeisterte muss 250 Euro bezahlen. Kaufmännisch wurde hier sicherlich knallhart kalkuliert!

Ich konnte das neue Petit Guerlain 2014 noch nicht testen und warte schon mit Spannung darauf.

Vielleicht ist der Duft ja dem älteren Bruder ähnlich. Ich fühlte mich mit ‚Petit Guerlain‘ immer recht wohl. Speziell in Zeiten, in denen man sich wenig parfümieren wollte, keine Duftpräsenz zeigen wollte; an diesen Tagen kam mir ‚Petit Guerlain‘ wie gerufen; einfach, reduziert, diskret, zurückhaltend.

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Wer sich auf den Parfumo-Seiten nun die Alt-Version anschauen wird, stößt (leider) auf falsche Daten und Fakten. Petit Guerlain (1994) wird nicht mehr produziert und Olivia Giacobetti wird alles andere getan haben, aber unter Garantie nicht 1994 Jean-Paul Guerlain die Hand geführt.

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