Daffy089

Ich weiß, ich weiß. Grenzwertiger Titel. Aber wenn das Edelkaufhaus Ludwig Beck in München einem einen Duft dermaßen hinterherschmeißt, dann kann da doch was mit dem Parfüm nicht stimmen. Oder etwa doch?

Genauer gesagt steht Bernadette Margaret Evelyn Theresa da gerade für 60 Euro rum, also für die Hälft des Originalpreises. Zusätzlich gab's dann letzte Woche noch 20% drauf, da konnte man den Flakon für 48 Euro mitnehmen. Unglaublich eigentlich für so einen Nischenduft.

Aber wieso habe ich ihn dann denn nicht mitgenommen, gerade hinsichtlich der Tatsache, dass ich ihn ja echt gut bewerte? Kurz und knapp: der riecht mir zu funky, um den Aufsprühen zu können in meinem täglichen Leben.

Ich habe wirklich lange überlegt, aber mir ist kein alltagstauglicher Tragemoment eingefallen. Meine Bekannte, die mich an dem Tag zum Sale-Schnuppern begleitet hat, meinte er erinnere sie an die Tempel in ihrer Heimat Bali. Da ich nie auf Bali war, kann ich das nicht nachvollziehen, kann es mir aber bei der Mischung aus Hölzern, Zimt, Gewürznelken und Patchouli gut vorstellen.
Für mich riecht er nach getrockneten Früchten mit einer gewissen animalischen Note, die mich leicht an Zoo-/ und Zirkusduft erinnert. Das geht aber schnell weg und übrig bleiben die Früchte und der Zimt und die Blüten. Und das für sehr lange Zeit, ich konnte den Duft selbst nach dem Duschen noch auf meinem Arm wahrnehmen. Immer wieder habe ich mich ertappt, dass ich den im Laufe des Tages gerochen habe. Dabei bin ich immer geschwankt zwischen "boah riecht der übel" und "ich muss unbedingt heute noch einmal zu Ludwig Beck fahren um den zu Kaufen".
So etwas habe ich noch nie erlebt bei einem Duft. Gleichzeitig hat er mich von sich weggeschoben und zu sich hingezogen.
Die Duftwolke, die ich in der Sbahn auf dem Weg nach Hause hinter mir hergezogen habe, war sicherlich enorm. Vielleicht habe ich bei einigen dadurch tolle Erinnerungen an ihre Zeit auf Bali geweckt. Andere haben wohl eher an ihren Besuch im Tierpark Hellabrunn denken müssen. Ich denke immer noch an den Duft und seinen Preis. Bernadette Margaret Evelyn Theresa - du bist so viel mehr wert!

...(zumindest am Nishane Stand).
Eventuell ja auch in der Xerjoff Lounge im sechsten Stock, wahrscheinlich auch bei Floraiku daneben. Definitiv aber bei Nishane. Schon drei Mal bin ich bei Harrods gewesen, um am Nishane Stand den für Harrods exklusiven Duft Favonius zu probieren. Immer als genial empfunden, aber nie gekauft aufgrund des doch sehr happigen Preises.

Die letzten Tage war ich wieder in London und dieses Mal habe ichs getan. Es hat sogar kaum weh getan (die Kreditkartenabrechnung folgt erst in ein paar Tagen, dann fließen wahrscheinlich die Tränen). Vorerst gab es aber nur Tränen der Freude. Freude über diesen Duft, der für mich nicht nur zu Nishane's besten gehört, sondern wahrscheinlich eine der schönsten Rose-Oud Kombis ist, die man so kaufen kann. Wäre das Teil nicht so teuer und umständlich zu kaufen (nur im Harrods oder per Bestellung aus Istandbul), ich bin mir sicher, dass das Nishane's Flagschiff wäre. So bleibt es ein kleines Geheimnis der Marke.

Als ich ihn das erste Mal probiert habe, war es jedoch keine Liebe auf den ersten Blick (wohl eher "auf den ersten Nasenhochzieher"). An dem Tag hatte ich eine kleine Parfumtour durch London gemacht und nicht nur meine Beine waren nach den 40000 Schritten platt, sondern wohl auch meine Nase. Jedoch habe ich mich dabei ertappt, von den ganzen Teststreifen die ich erhalten hatte, an den folgenden Tagen immer wieder Favonius zu beschnuppern. Zurück in München, habe ich den Tester erst einmal im Auto liegen lassen. Am nächsten Tag erwartete mich die volle Inhalation Favonius beim Einsteigen. Damit ist wohl auch schon alles gesagt zur Performance des Duftes. Das Teil hält auf Kleidung locker ne Woche, auf der Haut strahlt er den ganzen Tag.

Ja und wonach riecht er? Irgendwie kann ich das immer noch nicht so genau sagen. Ich rieche Kirsche und Beeren, obwohl dort keine sind laut Duftpyramide. Weihrauch könnte man erschnüffeln und definitiv den Blumenstrauß der angegeben ist. Rose und Oud kommen eher in der Kombi vor, die man von meinem sehr geliebten Oud Satin Mood kennt (nur in weniger aufdringliche Brechstange als bei Maison Francis Kurkdijan). Gott sei Dank nicht in käsig muffig wie bei Oud Silk Mood, damit kann man mich jagen.

Alles in allem perfekt rund und ausbalanciert, vermutlich unisex (zumindest sprühe ich mir den als Mann jetzt fleißig drauf) und irgendwie schade, dass er so wenig Beachtung findet. Aber eventuell treibt es ja jetzt noch einige von Euch in den Harrods - die haben übrigens auch super Säfte und Sandwiches, die den Geldbeutel nicht ganz so überstrapazieren wie Favonius. Eventuell seht ihr mich ja dann im 6. Stock bei Xerjoff oder Favonius. Definitiv aber bei Nishane im Erdgeschoss.

...das viele Geld nicht wert. Das ist leider das Erste, was mir zu diesem Roja einfällt. Glücklicherweise habe ich den im Nach-Weihnachts-Sale im Fenwick in London für einen sehr guten Preis erhalten: 180Euro für die 100ml inklusive 8ml Travelsize. Doch auch hier muss ich rückblickend sagen: 180Euro ist er für mich persönlich auch nicht wert.

Ein toller Duft, keine Frage. Ob er Top14 der Männerdüfte hier auf Parfumo ist, bin ich mir jedoch mehr als nicht sicher.

Der Elysium ist in beiden Konzentrationen ein schöner Duft für eher wärmere Tage, der in der Kopfnote alles hat, was die Zitrusfrüchtewelt so zu bieten hat. Dazu noch ein bisschen Apfel (vermutlich der Grund für die Aventus Vergleiche die man ab und an liest) und in die Basisnote ein paar Zutaten gepackt, die wohl für ein bisschen Wumms und Haltbarkeit sorgen sollen. Betonung liegt auf "sollen".
Leider ist hier der größte Kritikpunkt an diesem Roja (und seiner noch teureren Ausführung) zu finden: die Performance. Ich habe dem Duft und seiner Performance jetzt mal eine 7/10 hierfür gegeben, aber eigentlich ist sie noch etwas schlechter an manchen Tagen. Die Freude über den wirklich schönen Geruch ist bei vielen der frischeren Roja Parfums leider in den meisten Fällen immer recht kurz. Gerade im Hinblick auf den Preis erwarte ich da dann doch ein bisschen mehr. Der mittlerweile nicht mehr erhältliche "Oligarch" schafft es ja auch mit ähnlicher Inhaltsliste stundenlang zu performen. Davon kann man mit dem Elysium nur Träumen - ein sehr kurzer Traum. Eher der Powernap als der 8-Stunden Schlaf.

Crystal Saffron riecht wie Baccarat Rouge, nur halt ohne die Süße!

Den Satz hört oder liest man gerne mal in Rezensionen, wenn es um Crystal Saffron geht. Ich würde sagen, dass das zu einfach gedacht ist. Parfümliebhaber lesen Safran und denken sofort an Baccarat Rouge. Grundsätzlich spricht das natürlich erst einmal für Francis Kurkdjian und seinen Bestseller, dass da eine Zutat so sehr mit dem Duft assoziiert wird. Mir fällt eigentlich sonst kein Duft ein, bei dem das so ähnlich abläuft, maximal mit Honig/Tabak und Naxos.

Ja aber hat der Crystal Saffron denn Ähnlichkeit mit Baccarat Rouge? Jein

Anders als bei anderen "Safrandüften" kann ich die Assoziation mit BR540 verstehen. Irgendwie haben die schon eine Gemeinsamkeit. Da ich bis auf Paella wenig mit Safran zu tun habe, schiebe ich diese Pflaster und Krankenhaus-Vibes die Baccarat Rouge hat mal auf das gelbliche Gewürz. Und auch bei Crystal Saffron bekomme ich die Assoziation. Der gravierende Unterschied ist, dass der Duft von Maison Francis Kurkdjian mit seiner Zuckerwatten-Süße die Arztzimmer-Note stärker überspielt.
Crystal Saffron hat das nicht im Angebot. Da gibt es den medizinisch riechenden Safran, dazu eine Prise Weihrauch (rieche ich nicht) und viel Chemie (Habanolide = Moschus und Ambroxan = Ambra). Wenn Baccarat Rouge die süße Nachspeise nach der Mandel-OP im Krankenhaus ist, ist Crystal Saffron das Kühleis-Pack das man sich danach hinhält.

Dennoch ist Crystal Saffron ein toller Duft, aber meiner Erachtens schon sehr nischig. Ich kann mir gut vorstellen, dass der auf das Umfeld des Trägers ein bisschen befremdlich wirkt. Da gibt es sicherlich Düfte des Hauses, die etwas zugänglicher sind. Nichtsdestotrotz ist Crystal Saffron bei mir definitiv in den Top 3 von Matiere Premiere (neben Encens Suave und Radical Rose). In einem Interview habe ich mal gehört, dass der Duft auf dem Weg zum Topseller des Hauses ist. Dafür sprechen würde, dass ich den Duft weder im Selfridges noch im Harrods in London ergattern konnte. Verständlicherweise! Ungeachtet ob man den Duft mag oder nicht. Die Sillage und Haltbarkeit sind fantastisch. Hinzu kommt, dass die Marke meiner Erachtens nach für Nischendüfte noch einigermaßen fair bepreist ist.

Crystal Saffron riecht also nicht 1:1 wie Baccarat Rouge, aber macht sich auf den Weg, eventuell ähnlich erfolgreich wie sein Hansaplast-Idol zu werden.

Achso, es geht gar nicht um Ozzy Osbourne. Aber irgendwie ja doch. Tony Iommi ist scheinbar der Gitarrist der Band rund um Ozzy.
Ja aber wieso macht der denn jetzt Parfums? So ganz sicher bin ich mir immer noch nicht, wieso genau er ein Xerjoff Spezial kreieren durfte. Aber ich bin dankbar, dass er es getan hat.

Von der reinen Duftpyramide her, hätte ich ihn wohl eher nicht gekauft. Rum und Leder finde ich oft einfach zu derb in Parfums, mir als absoluter unisex-Duft-Liebhaber meistens auch zu maskulin. Balkan Storchnschnabel sagt mir auch nichts, klingt aber immerhin witzig. Ansonsten Patchouli, welches ein "Fifty-Fifty" Ding in Düften ist. Teilweise faszinierend, in manchen Düften aber dann doch eher mit Katzenurin Charme. Dazu dann noch die üblichen Verdächtigen Bergamotte, Vanille, Ambra, Moschus. Fertig ist der Standard-Herrenduft.
Aber was bei dieser Duftpyramide rausgekommen ist, ist nichts anderes als einer der besten Düfte der letzten Jahre. Wahnsinnig interessantes Opening (im positiven Sinne), dazu ein noch wahnsinnigerer interessanterer Drydown. Brutale Performance wie Ozzy an seinen besten Fledermaus-Tagen. Dazu eine Sillage wie Rock and Roll - rau und voll auf die Zwölf.

Gespannt warte ich nun auf ein eventuelles Ozzy Osbourne Fledermaus Special. Bis dahin bleibt mir nur zu sagen: Einfach Brutal dieser Tony!